Originaltitel: Inheritance Episodennummer: 7x10 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 22. November 1993 Erstausstrahlung BRD: 06. Juli 1994 Drehbuch: Dan Koeppel & René Echevarria Regie: Robert Scheerer Hauptdarsteller: Patrick Stewart als Captain Jean-Luc Picard, Jonathan Frakes als Commander William T. Riker, LeVar Burton als Lt. Geordi LaForge, Michael Dorn als Lt. Worf, Gates McFadden als Dr. Beverly Crusher, Marina Sirtis als Counselor Deanna Troi, Brent Spiner als Lt. Commander Data. Gastdarsteller:
Fionnula Flanagan als Juliana Tainer,
William Lithgow als Pran Tainer u.a.
Kurzinhalt:
Die Enterprise wurde zum Planeten Atreus IV beordert, wo sie die dortigen Wissenschaftler dabei unterstützen soll, das Magna des Planeten, welches abzukühlen und ihn damit unbewohnbar zu machen droht, wieder zu erwärmen. Eine der leitenden Wissenschaftlerin des Projekts, Juliana Tainer, kommt nach der Besprechung auf Data zu, und behauptet, quasi seine Mutter zu sein – war sie doch mit Noonien Soong verheiratet, und auch dabei, als dieser Data und seine Vorgänger-Androiden auf Omicron Theta entwickelt hat. Anfangs ist Data skeptisch und glaubt an eine Täuschung, doch ihre Angaben stimmen mit den wenigen Aufzeichnungen, die sich von der Kolonie noch finden lassen, überein. Dennoch kommt ihm etwas an seiner "Mutter" komisch vor. Sie berechnet komplizierte mathematische Modelle in Windeseile, und spielt ein kompliziertes Musikstück auf der Geige völlig makellos. Nach einem Unfall auf Atreus IV findet Data dann schließlich die Wahrheit heraus: Die echte Juliana Tainer ist beim Angriff des Kristallwesens gestorben; was er vor sich hat, ist ein Android, von Soong gebaut, und noch deutlich fortschrittlicher, als Data es war. Als er eine Nachricht seines Schöpfers entdeckt und ihm bewusst wird, dass Juliana nicht weiß, was sie ist, muss er eine schwerwiegende Entscheidung treffen…
Denkwürdige Zitate:"I am attempting to ascertain whether Doctor Tainer's story is true." "Don't you believe her?" "I neither believe nor doubt. I am simply attempting to verify her assertions."
(Data ist zu Beginn bezüglich Julianas Offenbarung noch skeptisch.)
"I'm not trying to justify leaving you behind. I'm just sorry I did."
(Juliana entschuldigt sich bei Data für ihre damalige Entscheidung.)
"If she knew she were an android, we would have something to share. I would no longer be alone in the universe." "I know how much that means to you, Data, but at the same time, by telling her you're robbing her of the one thing you've wanted all your life: To be human."
(Da hat Deanna – ausnahmsweise mal? – absolut recht.)
"On Atrea there is a saying, that a child born from parents who love each other will have nothing but goodness in his heart. I guess that explains you."
((Julianas wunderschöne Abschlussworte an ihren "Sohn".)
Review:
In der siebenten Staffel einer Serie erwartet man nicht unbedingt, noch mehr über die Herkunft bzw. Vergangenheit einer von Anbeginn dem Ensemble angehörenden Figur zu erfahren – und doch ist genau das der Weg, den die Macher bei "Soongs Vermächtnis" eingeschlagen haben. So stellt man uns hier nun die bisher unbekannte Ehefrau von Noonien Soong und damit quasi auch die Mutter von Data vor, was es ihnen erlaubt, sowohl ihm als auch uns bisher unbekannte Fakten und Details zu seiner Entstehung zu vermitteln. Die entsprechenden Einblicke in seine Vergangenheit fand ich dabei durchaus interessant – Herzstück der Folge sind jedoch die emotionaleren Momente, die damit einhergehen. Wie z.B., wenn Data seiner Mutter von Lal berichtet, und diese sich daraufhin an die früheren Prototypen erinnert, die allesamt nicht überlebt haben. Oder auch an den Tag, an dem sie schließlich keine andere Möglichkeit mehr sahen, als Lore abzuschalten. Und natürlich auch ihr Geständnis an Data, dass nicht einfach für diesen im Schiff kein Platz mehr war, sondern man ihn vielmehr ganz bewusst und absichtlich auf dem Planeten zurückgelassen hat – hatte Juliana doch Angst, dass sie ihn genauso abschalten würden müssen wie seinen "Bruder". Diese Momente waren wirklich stark.
Doch "Soongs Vermächtnis" verlegt sich nicht allein darauf, zusätzliche Hintergrundinformationen zu Datas Entstehung sowie den einen oder anderen emotionalen Moment zu liefern, sondern wartet zudem mit einer interessanten Offenbarung auf. Darin liegt zugleich jedoch insofern einer meiner Kritikpunkte, als man den Zuschauer etwas früher über Datas genauen Verdacht informieren hätte können. Wir sehen zwar seine skeptisch-kritischen Blicke, ich bin jedoch der Ansicht, dass man diese bei der Erstsichtung – gerade auch nach dem Einstieg, wo er gegenüber Julianas Behauptung, sie sei seine "Mutter", in meinen Augen grundlos skeptisch war – nicht wirklich einordnen kann. Dadurch präsentiert man uns zwar eine bei der Erstsichtung durchaus gelungene überraschende Wendung, macht es aber schwer, Datas Misstrauen nachvollziehen zu können, worunter der Mittelteil der Episode doch ein wenig leidet. Von den ganzen Handständen die nötig waren, damit ihre wahre Identität nicht schon viel früher auffliegt, ganz zu schweigen (wobei ich der Ansicht bin, dass es zumindest Deanna hätte auffallen müssen – und ich es recht schade und billig fand, dass nie thematisiert wird, warum dies nicht der Fall war). Unsicher bin ich mir auch, was die Szene gegen Ende mit Noonien Soong betrifft. Ich denke, es wäre für ihn wohl möglich gewesen, sein Hologramm auf alle möglichen Fragen und sogar eine Begegnung mit Data vorzubereiten, aber dennoch fühlte sich das alles irgendwie sehr verkrampft und künstlich an. Und letztendlich bin ich mir nicht sicher, ob man durch diese Interaktivität wirklich entscheidend gewonnen hat, im Vergleich zu einer simplen Videoaufzeichnung, die sich an welche Person auch immer richtet, die Julianas Geheimnis entdeckt. Zumal ich den gealterten Soong von der Maske her nur bedingt überzeugend fand – da hatte man in meinen Augen schon mal bessere Arbeit abgeliefert. Nett fand ich dafür dann wieder der Wahl, der sich Data am Ende gegenübersieht, sowie die Entscheidung, die er in dieser Angelegenheit letztendlich trifft. Und ihr Abschied bot "Soongs Vermächtnis" zum Abschluss dann noch einmal einen gelungenen emotionalen Moment.
Fazit:
"Soongs Vermächtnis" lebt in erster Linie von den netten Offenbarungen rund um Datas "Kindheit", sowie die eine oder andere emotionale Szene zwischen ihm und seiner "Mutter" Juliana Tainer. Was letzteres betrifft, stachen für mich vor allem ihr kurzes Gespräch über Lal, ihr Geständnis an Data, sowie ihr Abschied am Ende hervor. Gut gefallen konnte mir darüber hinaus die schwere Entscheidung, vor die Data gestellt wird. Abzüge gibt es in erster Linie für die meines Erachtens etwas verkrampft wirkende Hologramm-Szene mit Noonien Soong (eine stinknormale, nicht-personalisierte Videoaufzeichnung hätte ich hier vorgezogen), sowie den etwas abfallenden Mittelteil, der vor allem auch darunter leidet, dass man bei der Erstsichtung noch nicht weiß, was Data vermutet – damit den Zuschauer die Wendung rund um Juliana dann auch wirklich überraschend trifft. Und alles rund um die Rettung des Planeten trat dann ob der persönlichen Geschichte sehr in den Hintergrund, weshalb man sich fragen könnte, ob man diese Wiedervereinigung nicht auch unter anderen Rahmenbedingungen stattfinden hätte lassen können. Dank der gelungenen emotionalen Szenen und den interessanten Einblicke in Datas Vergangenheit konnte mir "Soongs Vermächtis" insgesamt aber gut gefallen.
