Originaltitel: Moments of Transition
Episodennummer: 4x14
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 19. Mai 1997
Erstausstrahlung D: 12. August 1998
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Tony Dow
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller:
Walter Koenig als Bester,
John Vickery als Neroon,
Bart McCarthy als Shakiri,
Christy Noonan als Businesswoman,
Scott Adams als Mr. Adams,
Carl J. Pfeifer als Guard u.a.
Kurzinhalt:
Auf Minbar ist die Kriegerkaste zunehmend auf dem Vormarsch, während die Hauptstadt von den andauernden Kämpfen zunehmend gezeichnet ist. Delenn und Lennier betreuen in einem halb zerstörten Tempel die Verwundeten und besprechen, wie es weitergehen soll. Schließlich sieht Delenn keinen anderen Ausweg, als der Kriegerkaste die Kapitulation der religiösen Kaste zu übermitteln. Doch dabei handelt es sich vielmehr um den nächsten Schritt in einem ausgeklügelten Plan, den sie zusammen mit Neroon ausgearbeitet hat. Als sie und der Anführer der Kriegerkaste sich dann schließlich an einem historisch bedeutsamen Ort treffen, um die Kapitulation der religiösen Kaste entgegenzunehmen, tritt sie in den Kreis des Sternenfeuers – und verlangt von Shakiri, ihr zu folgen. Der von oben herabregnende Strahl wird dabei immer stärker – und letztendlich zum Tod führen. Währenddessen stattet Alfred Bester auf Babylon 5 Lyta Alexander einen Besuch ab. Diese kann sich ihr Quartier nicht mehr leisten und ist daher verzweifelt auf der Suche nach einem Job – doch ohne Zulassung beim Psi-Corps gestaltet sich dies schwierig. In dieser Notlage unterbreitet ihr Bester dann schließlich ein unmoralisches Angebot…
Denkwürdige Zitate:
"As hard as it might be for you to grasp this: I do have a life that doesn't involve Babylon 5, Sheridan, Ivanova or anyone else on the command staff."
(Bester zu Zack bei seiner Ankunft.)
"Amazing… all those channels, and nothing worth watching."
(Wie oft haben wir uns schon dasselbe gedacht, wie Bester in diesem Moment?)
"Well, there is just no delicate way to say this… I want your body."
"What? Are you out of your mind?"
"You know, that's a very funny question to ask a telepath…."
(Ich kann Lyta's überrascht-entrüstete Reaktion ja durchaus verstehen.)
"Well, well… Mr. Garibaldi. I heard you'd retired, but I didn't believe it."
"Not retired. Just went independent, that's all. Why? You looking to hire somebody to find out what happened to your personality?."
(Bester und Garibaldi, wie immer ein Herz und seine Seele.)
"The ancients understood that in war, it is always the young and the powerless who are sent off to fight. Sent by leaders and warriors and generals who are not themselves engaged in the battle, who do not bleed on the front lines, do not die alone in the cold and friendless night."
(Delenn bringt die Überzeugungen des Autors zum Ausdruck.)
"Religion and war must act in the service of the people, not the other way around."
(Delenn nach ihrer Ernennung des neuen Grauen Rats.)
Review:
Wie mittlerweile allgemein bekannt sein sollte, ging JMS während der Produktion der vierten Staffel davon aus, dass diese die letzte sein würde – weshalb er einige Entwicklungen verkürzen bzw. beschleunigen musste. Und während uns dies insgesamt die packendste, intensivste und meines Erachtens auch beste Staffel von "Babylon 5" beschert hat, so gab es auch einen Handlungsstrang, der darunter in meinen Augen stark gelitten hat, und das volle dramaturgische Potential nicht ausschöpfen konnte. Denn alles rund um den Bürgerkrieg auf Minbar wirkt irgendwie überhastet und gehetzt, so als musste JMS diese Storyline rasch abschließen, um sich danach wieder auf den Konflikt auf der Erde konzentrieren zu können. Letztendlich denke ich, hätte es aber allein schon geholfen, die Geschichte noch 1-2 Episoden länger als B-Story laufen zu lassen, parallel zum Beginn des Erd-Bürgerkriegs. Denn so wie es ist, wirkt es schon ein bisschen konstruiert; so, als hätte der Autor nun das eine Thema abgehakt und würde sich nun aufs nächste stürzen. Ein bis zwei Episoden hätten sich die beiden Konflikte in meinen Augen aber ruhig überschneiden dürfen.
Dies ist jedoch nicht der einzige Grund, warum mich die Auflösung der Handlung auf Minbar nicht so recht überzeugen konnte. Denn ganz egal wie oft ich die Episode sehe, aber… irgendwie funktioniert die Szene im titelspendenden Kreis des Sternenfeuers für mich nicht so recht. Es geht ja darum, zu bestimmen, wer das Recht erhält, die Minbari in die Zukunft zu führen – wobei Delenn diesbezüglich ja ohnehin keine Ambitionen hat. Es geht ihr vielmehr darum, die Autorität zu haben, um eine neue Regierung bzw. einen neuen Grauen Rat zu etablieren. Ihr Ziel war somit an jenem Punkt erreicht, wo Shakiri den Kreis verließ. Warum es ihm also nicht gleich tun? Dass Delenn scheinbar grundlos und für nichts und wieder nichts ihr Leben wegwerfen würde, nur um ihre Message zu verdeutlichen, wollte mir zur Figur einfach nicht passen. Es hilft auch nicht, dass uns JMS – um uns in dieser Szene überraschen zu können – nicht an dem Pläneschmieden von Neroon und Delenn, oder auch Delenns letzten Vorbereitungen, teilhaben ließ. In einer Szene zwischen ihr und Lennier, wo sie ihm die Beweggründe schildert, warum sie bei dieser Begegnung ihr Leben geben wird, und sie sich voneinander verabschieden, wäre es vielleicht gelungen, mir ihre Motivation für diesen Schritt verständlich(er) zu machen. Leider aber war es JMS wichtiger, uns zu überraschen – in meinen Augen eine falsche Entscheidung. Der kurze Erklärungsversuch von Lennier war für mich jedenfalls zu wenig, und hat mich nicht überzeugt. Ich bleibe dabei: Delenn hatte keinen Grund, hier ihr Leben zu opfern, und angesichts der Tatsache, dass sie – so wie Sheridan – etwas hat, für dass es sich zu leben lohnt, leuchtete mir diese selbstmörderische Aktion einfach absolut nicht ein. Es will auch nicht zu Delenn passen – die, wie Shakiri zuvor so richtig festgestellt hat, das Leben in all seinen Formen über allem anderen schätzt – irgendein Leben, und sei es "nur" das ihre, derart sinnlos wegzuwerfen. Warum also das Ganze?
Die – produktionstechnische – Antwort darauf lautet natürlich: Damit sich Neroon ehrenvoll aufopfern kann. Leider hat aber auch das für mich nicht so recht funktioniert. In diesem Fall finde ich es insofern besonders schade, als dies eigentlich der triumphale Abschluss seiner Entwicklung und die heldenhafte Wiedergutmachung der Figur hätte sein sollen. Aber nicht nur war mir das mit "Ich wurde zwar als Krieger geboren, aber nun erkenne ich, dass mein Herz der religiösen Kaste gehört" (sinngemäß zitiert) viel zu dick aufgetragen, wie schon die Szene rund um Delenn litt auch dieser Moment unter JMS' Wunsch, uns um jeden Preis überraschen zu wollen. Deshalb kommt dieser – aus Sicht des Zuschauers neuerliche – Meinungsumschwung wie aus dem Nichts, und gab man weder der Figur noch ihrem Schauspieler die Gelegenheit, uns seinen Sinneswandel verständlich und begreiflich zu machen. (Und überhaupt, hätte sich wenn dann nicht eigentlich Lennier bereitwillig für sie opfern müssen?) Immerhin… so wenig mich die Szene im Kreis des Sternenfeuers überzeugt haben mag, aber Delenns Einberufung des neuen Rats hat mich dafür dann umso mehr begeistert. Der Arbeiterkaste hier fünf Plätze einzuräumen und sowohl die religiöse als auch die Kriegerkaste nur mehr beratend einzusetzen, ist eine großartige Entwicklung. Zudem war die Szene wunderbar geschrieben, gespielt und inszeniert. Der Rest der Minbar-Handlung in dieser Folge mag eine eher durchwachsene Angelegenheit gewesen sein… aber das war einfach nur phantastisch.
Überwiegend gut gefallen hat mir auch die Handlung auf Babylon 5. Dort fällt natürlich in erster Linie der Auftritt von Alfred Bester positiv auf – was vor allem an seinen wieder einmal süffisanten Kommentaren liegt, die zu Recht den Großteil der denkwürdigen Zitate dieser Folge ausmachen. Er möchte Lyta wieder fürs Psi-Corps anwerben und sich vor allem auch die Rechte an ihrer Leiche sichern, um diese analysieren zu können – in der Hoffnung, so herauszufinden, wie es den Vorlonen gelungen ist, ihre telepathischen Fähigkeiten zu verstärken. Erwartungsgemäß sagt ihm Lyta, er solle zur Hölle fahren, doch dann scheint sich die Galaxis gegen sie zu verschwören. Und das ist jener Punkt, wo leider auch die B-Story für mich nicht vollständig funktioniert hat. Die Art und Weise, wie hier alles auf einmal zusammenkommt, fand ich sehr konstruiert, und vor allem auch die Anweisung, ihr Quartier zu räumen, erschien mir seltsam. Sie hat Sheridan und der Allianz so oft und bereitwillig geholfen, und kaum mal ein Danke dafür bekommen. Man sollte meinen, ihr wenigstens ihr Quartier zu lassen, sei das Mindeste. Dann muss sie auch noch Garibaldi auf Geheiß von William Edgars feuern. Und so sieht sie keine andere Wahl, als Besters Angebot anzunehmen. Mein Problem an dieser letzten Szene, so gut sie auch gemacht war: Lyta und das Psi-Corps bzw. Bester haben eigentlich keine nennenswerte Vorgeschichte. Ok, wir wussten natürlich, dass sie wenig Liebe für das Corps empfindet, und sie eine unregistrierte, "wilde" Telepathin war. Aber sie hat keinen ähnlichen Background wie z.B. Talia – für die mir diese Wendung irgendwie gemacht scheint. Wäre sie es gewesen, die hier am Ende wieder zum Psi-Corps zurückkehren muss, hätte die Szene deutlich stärker gewirkt. Bei Lyta konnte ich ihre Verzweiflung aber nur bedingt nachvollziehen, da ihrem Hass auf das Psi-Corps bislang kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Und so machte letztendlich leider auch die B-Story auf mich einen etwas holprigen Eindruck.
Fazit:
Nach "Krieg der Kasten" hat mich leider auch die zweite Episode rund um den minbarischen Bürgerkrieg nicht so recht überzeugt. Dies liegt einerseits daran, dass mir dieser komplette Handlungsstrang sehr gehetzt und überhastet erschien, und andererseits an der Tatsache, dass der Schlüsselmoment der Episode für mich nicht so recht funktionieren wollte. So blieb zumindest mir unverständlich, warum Delenn ihr Leben sinnlos wegwerfen wollte. Und Neroons aufopfernder Heldentod litt darunter, dass er für den Zuschauer – da es JMS wichtiger war, uns zu überraschen, als uns an seiner Entwicklung teilhaben zu lassen – wie aus dem Nichts kam. Und generell war mir das irgendwie zu übertrieben und melodramatisch umgesetzt. Was mir hingegen gut gefallen konnte, war die Gründung des neuen Grauen Rates. Auch die B-Handlung auf Babylon 5 schneidet – in erster Linie dank dem neuerlichen Auftritt von Bester, der wieder einige süffisante Momente geschenkt bekommt – soweit ganz gut ab. Jedoch verlief auch diese nicht ungetrübt. Wie sich hier das Universum gegen Lyta zu verschwören scheint, erschien mir etwas erzwungen. Und trotz einiger früherer negativer Kommentare über das Psi-Corps haben wir in meinen Augen bislang zu wenig von Lytas Hass auf das Psi-Corps mitbekommen, als dass ich ihre Trauer am Ende so richtig hätte nachvollziehen können. Das hätte bei Talia (oder auch bei Lyta ab der Mitte der fünften Staffel) deutlich stärker gewirkt. Insgesamt ist "Im Kreis des Sternenfeuers" somit eine zwar solide und unterhaltsame, aber doch etwas durchwachsene Episode, die ihrer vermeintlichen Rolle als krönender Abschluss des Minbari-Bürgerkrieges in meinen Augen nicht ganz gerecht wird.
Wertung: 3 von 5 Punkten
Christian Siegel
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Vom Skript zur Folge:
Im Dialog zwischen Neroon und Shakiri fehlen ein paar kurze Sätze. So sagt Neroon, nachdem Shakiri den Erd-Minbari-Krieg und die Kapitulation erwähnte: "Ja. Ich denke, das war der Moment, wo die Spaltung begann." Woraufhin Shakiri fortfährt: "Wenn sie nicht den Mut hatten, den Krieg bis zu seinem Ende zu führen, hätten sie uns nie fragen sollen, ihn für sie auszufechten." Nach dessen Satz darüber, dass ein Krieg nur aus praktikablen Gründen geführt werden sollte, sagt Neroon: "Mir ist aufgefallen, dass die Bombardierung des Tempels gestoppt wurde", woraufhin dieser antwortet "In jedem Krieg musst du jene am Leben lassen die über die Macht verfügen, sich zu ergeben. Wenn sich die Befehlskette auflöst, und niemand mehr da ist der den Befehl zur Kapitulation geben kann, kann sich der Krieg länger hinziehen als er das sollte." Auch bei ihrem zweiten Gespräch an Bord des Schiffes fehlt ein kurzer Moment. Nachdem Neroon meint, dass sich die religiöse Kaste dazu bereit erklärt hat, sich zu ergeben, meint Shakiri: "Wie ich es dir gesagt habe. Ich nehme an, du warst im Sieg ausreichend großzügig?" "Ich bot ihnen eine beratende Stelle im neuen Rat an. Aber ohne jedwede Stimmrechte." "Gut, gut. Wann werden sie eintreffen?" – woraufhin Neroon ihm, wie in der Episode, sagt, dass sie sich auf dem Planeten treffen werden. Von diesen Kürzungen abgesehen ist der einzige wesentliche Unterschied, dass hier noch Garibaldi's Begegnung mit dem Klienten, der ihn beauftragen will, seinen Hund und seine Katze zu suchen – dargestellt vom "Dilberg"-Zeichner Scott Adams fehlt, der für diese kleine Gastrolle eingeladen wurde, nachdem er "Babylon 5" in der amerikanischen Zeitschrift "TV Guide" als "Die beste TV-Serie aller Zeiten" bezeichnet hat.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 10"
Stimmen zur Episode:
Patricia Tallman über ihre Szene mit Bester im Café: „So viel Spaß hatten wir zusammen mit unseren Figuren noch nie. Er war zum Brüllen. Ich fand dass er in dieser Szene ungemein witzig war, mit dem Satz "Ich will Ihren Körper… nein, nein, erst wenn Sie keine Verwendung mehr für ihn haben." Es gab Lyta die Möglichkeit im zu sagen, sich zu verziehen, und sie ist in diesem Moment immer noch in Bestform. Sie denkt, dass sie noch nicht verloren hat, sie weiß es nicht, und denkt dass sie immer noch Optionen hat. Sie hat 'ne Laune, wie ich das nenne. Das ist einer meiner Sprüche; ich sage immer: Ich hab 'ne Laune. Sie wurde für einen Job abgelehnt, weil sie nicht zum Psi Corps gehört, aber sie hat noch nicht aufgegeben. Noch hat sie ein paar Ideen, wisst ihr? Das mag ich an dieser Figur, aber dann geht das alles den Bach runter; sie glaubt sie hat da was mit Garibaldi, aber dann wirft er sie raus.”
Mira Furlan über Delenn: „Sie ist Joan d'Arc. Jemand fragte mich heute, ob ich Parallelen zwischen Delenn und Antigone sehe. Und ja, sie ist die Heldin. Ich liebe es, das zu spielen. Sie ist die Heldin die sterben muss um ihren Standpunkt zu verdeutlichen, und es bis zum bitteren Ende durchzieht. Das ist die Beschreibung eines Helden in der griechischen Tragödie. Aber Joe, da es sich um amerikanisches Fernsehen handelt, rettet sie letztendlich immer; sie überlebt. Und ich bin froh darüber, weil so habe ich immer noch meinen Job!”
Regisseur Tony Dow über das Sternenfeuer: „Das Problem daran war, dass wir – angesichts der Höhe der Decke – das Licht nicht dort oben anbringen konnten, um herunterzuleuchten. Wir mussten daher einen Spiegel aufhängen und das Licht aus einem bestimmten Winkel von der Seite auf diesen werfen, so dass es nach unten reflektiert. Das Problem war nur, dass wir keinen Spiegel auftreiben konnten der groß genug war, damit auch der Ring aus Licht entsprechend groß sein würde, weshalb wir ihn nicht wirklich ausdehnen konnten. Ich konnte ihn nicht so anwachsen lassen, wie er das hätte tun sollen. Er wuchs zwar an, nachdem ich die fünf Stufen einmal herausbekommen hatte, aber letztendlich war er etwas eng, fand ich.”
Mira Furlan über Neroons Sinneswandel: „Du kannst sein, was immer du sein willst. Wo du hineingeboren bist bestimmt dich nicht. Es ist eine wundervolle Message, der ich voll und ganz zustimme.”
Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"
Kommentare von JMS
In dieser Episode ist, für mich, die Komprimierung von fünf Jahren in nur vier am deutlichsten bemerkbar. Meinen ursprünglichen Notizen nach hätte der Bürgerkrieg auf Minbar noch ein paar Episoden angedauert während, zurück auf Babylon 5 und der Erde, die Situation zunehmend außer Kontrolle geraten wäre. Die Ereignisse die von Ivanova im Epilog von Ivanova geschildert werden hätten fast eine komplette Episode für sich in Anspruch genommen. Die einzige Möglichkeit, dass die Komprimierung funktionieren würde war es, den Erd-Bürgerkrieg weit genug nach vor zu ziehen dass ich ihn in Jahr Vier abschließen könnte. Ursprünglich wäre er in etwa der vierten oder fünften Episode der fünften Staffel abgeschlossen gewesen. Was wiederum bedeutete, dass ich den Handlungsstrang um eben so viele Episoden nach vorn verlegen musste. Indem ich den Minbari-Konflikt verkürzte und die Vorbereitung auf den Erd-Bürgerkrieg beschnitt, war es mir möglich den Rest der Staffel so zu strukturieren dass sie genau am Ziel landen würde. Es ist daher genau hier, in dieser Episode, dass die Nähte, wo die zwei Jahre zusammengeschnitten wurden, am deutlichsten sichtbar sind, da sich diese beiden entscheidenden Handlungsfäden genau in der Mitte dieser bestimmten Geschichte kreuzen.
Eine der Herausforderungen die ich mir beim Schreiben dieser Episode selbst gestellt habe war es zu versuchen, sicherzustellen, dass jeder in dieser Geschichte recht hat, wenn auch nur bis zu einem gewissen Grad oder aus seiner Perspektive heraus. Wenn Zack Garibaldi zur Rede stellt, weil er Pakete auf die Station schmuggelt, weist Garibaldi darauf hin dass dies eine Lappalie ist im Vergleich dazu, sich von der Erde loszusagen, ihre eigenen Schiffe anzugreifen und im Grunde Babylon 5 von den Erdstreitkräften – und den Wählern, die für sie gezahlt haben – zu stehlen. Hier und in anderen Episoden ist es Garibaldi, der die potentielle Heuchelei hinter vielem von dem was er sieht aufzeigt, und er hat damit völlig Recht. Zack hat in dieser Meinungsverschiedenheit nicht die moralische Überlegenheit für sich gepachtet, etwas dass wir neigen zu vergessen, da wir es gewohnt sind, unsere Helden anzufeuern. Delenn hat Recht, was ihre Beschreibung der Rolle der Arbeiterkaste in Kriegszeiten betrifft (wie könnte sie das denn auch nicht, nachdem der Autor mit ihr übereinstimmt?), aber Neroon ist in seinen eigenen Überzeugungen ebenfalls korrekt, und er scheut sich nicht davor, zu sterben um seinen Standpunkt zu verdeutlichen.
Und auch Bester hat mit seinem Appell an Lyta Recht. Sie wurde von jenen im Stich gelassen, denen sie geholfen hat. Sie wird gezwungen, in ein kleineres Quartier zu übersiedeln, sie hat kein Geld, keine Belohnung… sie wird bestenfalls als selbstverständlich betrachtet, und schlimmstenfalls in eine Ecke geschoben und vergessen. (Die andere Metapher nach der ich hier trachtete ist wie eine Gesellschaft oftmals jene behandelt die für uns kämpfen, sobald sie nicht länger gebraucht werden. Wenn sie einmal damit fertig sind zu kämpfen, wäre es uns lieber sie würden verschwinden und uns in Ruhe lassen, was der Grund ist warum immer ausreichend Geld für neue Kriegsmaschinen zur Verfügung steht, aber sehr wenig um jene Veteranen zu unterstützen, die vom Krieg verwundet, gebrochen und fürs Leben gezeichnet zurückkehren.)
Doch Bester hat nicht einfach nur nur Recht, er gewinnt auch am Ende. Das war für mich unerlässlich, als ich mich dieser Episode näherte. Nachdem wir Bester zu unserem wiederkehrenden Bösewicht (zumindest aus unserer Perspektive) gemacht hatten, war es wichtig sicherzustellen dass er nicht einfach nur ein inkompetenter Widersacher ist, der von unseren Figuren immer und leicht besiegt wird. Er musste von Zeit zu Zeit auch mal gewinnen, um nicht zu einer Witzfigur zu werden. Aus diesem Grund hatte Walter einen Riesenspaß, Bester in dieser Episode zu spielen. Die Szene wo er Lyta um ihren Körper bittet hat er ganz besonders genossen. Ich kann mir nicht vorstellen, wieso.
Nachdem ich bei "Babylon 5" viel Zeit darauf verwendet hatte, zu zeigen, wie Krieg funktioniert, und die taktischen und strategischen Überlegungen dahinter, dachte ich dass es angebracht sei, auch etwas Zeit damit zu verbringen, über die Philosophie des Krieges zu sprechen: Warum sie geführt werden, wer das Kämpfen übernimmt, wer stirbt, und was es am Ende alles bedeutet. Das Ende dieser Episode erlaubte mir zudem, eines meiner persönlichen kleinen Steckenpferde über Kriege hervorzubringen, nämlich: Unabhängig von ihrer politischen Zugehörigkeit, wären jene gewählten Politiker mit der Macht, den Krieg zu erklären, vielleicht etwas weniger geneigt eben dies leichtfertig zu tun, wenn sie diejenigen wären, die sich in Gefahr begeben und an der Frontlinie stehen.
Diese Episode und die folgenden sind auch insofern bemerkenswert, als sie die Serie zu einem Grad geöffnet haben den weder wir noch irgendeine andere SF-Serie zuvor je versucht hatte. Als "Babylon 5" auf Sendung ging, verließen wir selten die Station, um andere Orte zu besuchen. Allenfalls sahen wir ein auf einem Monitor eine Wand, oder eine Einstiegstotale, bevor wir zu einer engen Einstellung einer anderen Wand schnitten. In Jahr Vier verbrachten wir jedoch immer mehr Zeit weg von der Station, auf dem Mars, der Erde, Minbar, Narn, und anderswo. Aus diesem Grund beschäftigten wir uns zunehmend mit virtuellen Sets von zunehmender Komplexität und Tiefe. Es gab Narn-Kampfschiffe die in Wirklichkeit nichts anderes waren als Schauspieler die auf Kisten saßen, und zeremonielle Räumlichkeiten auf Babylon 5 die nur aus G'Kar, und sonst nichts, bestanden (ein Zuschauer schrieb mir mal eine E-Mail wo es uns dafür lobte wie gut wir die Sterne auf einem Fenster abgebildet hatten dass aus B5 herausschaut, ohne zu bemerken dass es gar kein Fenster gab, und auch keine Wand, sondern alles virtuell war). Was ihr euch dabei in Erinnerung rufen müsst ist das vor B5 niemand computergenerierte virtuelle Sets fürs Fernsehen verwendet hatte, und jene die nach uns kamen versuchten dies selten im selben Ausmaß, was Größe, Weite und Umfang betrifft. Wir erfanden diese Technik also nach und nach.
Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 10"
Wir hatten über die vier Jahre hinweg nicht viel von der Arbeiterkaste gesehen. Das sind die Leute welche den Löwenanteil der Arbeit auf ihren Schultern tragen, um die Zivilisation aufrecht zu erhalten. Und ich dachte, dies wäre ihre Zeit um ein bisschen ins Sonnenlicht zu treten. Es ist auch eine Art um auszudrücken, dass wir hier zwei Kasten haben die zwar das Boot steuern, aber vergessen haben, warum sie das tun. Ich hielt es an der Zeit, dass jemand sagte "Ihr habt vergessen, worin der Sinn in all dem liegt." Der Graue Rat wurde als Grenze, oder eine Art Verteidigung, gegen die Schatten gebildet. Und als diese Bedrohung fort war, mussten sie sich selbst neu definieren. Sie hatten sich so lange in diesem Kontext definiert, dass sie vergessen hatten, worin der Sinn in all dem lag. In gewisser Weise ist dies eine Parallele zum Schattenkrieg selbst, wo du diese beiden Seiten hast die ihre eigene Agenda über eine dritte Partei vorantreiben, in diesem Falle uns. Auf Minbar wurde es, im Bestreben für den Kampf bereit zu sein, sein eigener schlimmster Feind. Die Kriegs- und die religiöse Kaste sind wie die Schatten und die Vorlonen, mit der Arbeiterkaste zwischen den Fronten. Nachdem wir diesen anderen beiden Seiten gesagt hatten, fortzugehen, da wir von nun an unseren eigenen Weg gehen würden, musste sich der Graue Rat in eine ähnliche Richtung entwickeln.
Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"
Als Antwort auf ein früheres JMS-posting, in dem stand, dass der Kreuzer nicht die Agamemmnon sei.
Ich muss meine Korrektur zurückziehen: Das Bild, das auf dem Monitor gezeigt wurde, war ursprünglich dafür gedacht, nur auf dem Monitor zu erscheinen und nicht vergrößert zu werden. Also dachte sich die Trickabteilung, dass es zu klein sei um den Namen darauf zu lesen, und man könne ein Schiff aus der Library nehmen, anstatt extra ein Neues zu konstruieren (was an sich eine sinnvolle Entscheidung ist)… aber als John und ich dann den Schnitt machten, haben wir das Original geschnappt und diese Nahaufnahme gemacht… und keiner von uns, NIEmand hat den Namen der Aggy bemerkt, bis es hier erwähnt wurde… dann habe ich nachgesehen und zu meinem Verdruss war es tatsächlich so. Aber du kannst dir, wie im sowjetischen Revisionismus, sicher sein, dass das irgendwann in der Zukunft auf mysteriöse Weise durch eine andere Aufnahme ersetzt wird.
Ich mag es sehr, wenn ich auf viele verschiedene Arten schreiben kann. Denke daran, dass ich meine ersten Erfahrungen mit Dialogen sammelte als ich Theaterstücke schrieb und diese produziert wurden. Ich mag das Theater, Theaterstücke und wirklich gut gemachte oder bedeutungsvolle Dialoge. Und das spiegelt sich hier wider… was nicht der übliche Stil der Dialoge ist, die man meist im Fernsehen sieht (weshalb einige darauf auch seltsam reagieren), aber ich mag es, und es ist meine Serie…
Der Aufbau des Grauen Rates wurde dazu entworfen, an das Rad des Sternenfeuers zu erinnern. Valen, der nicht auf den Kopf gefallen war, hatte sich überlegt, dass es weise sei, alles was er tat in die Traditionen, die ihm vorausgingen einzubinden. Also stehen sie im Kreis, mit einer Reihe von Lichtern über sich und das eine zentrale Licht (für Dukhat beispielsweise) ist für denjenigen reserviert, der sich die Position des Anführers, wenn auch durch etwas weniger gewalttätige Mittel, verdient hat.
Wie bezieht sich die Handlung auf G'Kars Ansprache? [Anm.: Seine Rede am Ende von "Der Alleingang", dem der englische Originaltitel dieser Episode entstammt.)
In gewisser Weise geht es um die zweite Hälfte von G'Kars Satz, dass das Leben in Momente des Übergangs und Momente der Erkenntnis eingeteilt werden kann… und hier mit Neroon hatten wir am Ende beides.
Standen Delenn und Neroon heimlich in Kontakt oder wurde der gesamte Plan vorher ausgearbeitet?
Das war alles im Voraus ausgearbeitet und die Instruktionen waren für den Fall des Todes.
Lyta hat es abgelehnt, Garibaldi zu scannen, aber in "Die Schrift aus Blut" ist sie bereit, einen Centauri zu scannen.
Ja, das ist eine Inkonsistenz, weil Menschen nunmal inkonsistent sind. Aber diese Inkonsistenz betrifft nur Lyta's Überlegungen… welche durchaus begründet sind. Sie kennt den Centauri nicht, aber sie kennt Garibaldi… sie wussten ohne jeden Zweifel, dass Bruder Edwards Leben in Gefahr war und diese Person (der Centauri) könnte eventuell das Leben retten und jeder Augenblick, den sie warteten könnte seinen Tod bedeuten. Diese ernsten Umstände gibt es in der Situation mit Garibaldi nicht. Es war ihnen zudem möglich, Lytas Identität vor dem Centauri zu verbergen, was bei Garibaldi nicht möglich wäre. Die Entscheidung, jemand zu scannen oder auch nicht, ist erst mal eine moralische und ethische Entscheidung. Wenn das Leben einer Person in Gefahr ist, wird die Ethik wichtiger. Im Gegensatz dazu hat Zack nur einen vagen Verdacht bezüglich Garibaldi und möchte, dass Lyta aufs Geratewohl sucht. Es gibt einen sehr großen Unterschied zwischen den beiden Fällen. Würde ein Mediziner jemandem die Mittel geben, um dessen Leben zu beenden? Nein. Würde er es tun, wenn die Person ständig krank wäre und ständig unter schrecklichen Schmerzen leiden würde? Sehr gut möglich. Es kommt auf den Kontext an. Man kann nicht erwarten, dass Leute sich in jeder Situation gleich verhalten unabhängig vom Hintergrund. Der Zusammenhang ist das, was den Ausschlag gibt. Menschen sind keine Roboter, sie denken nach, sie handeln widersprüchlich, doch üblicherweise haben sie Gründe dafür, die sie rechtfertigen können. Wie mal jemand sagte: Überlegungen sind wichtiger als Sex, weil man einen Tag ohne Sex auskommt…
Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5
Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
(Bilder © Warner Bros.)
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