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Das Verhör PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Warner Bros.

Originaltitel: Intersections In Real Time
Episodennummer: 4x18
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 16. Juni 1997
Erstausstrahlung D: 19. September 1998
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: John LaFia
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Claudia Christian als Commander Susan Ivanova, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jason Carter als Marcus Cole, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller: Raye Birk als William, Wayne Alexander als Drazi, Bruce Gray als Inquisitor u.a.

Kurzinhalt: Nach seiner Gefangennahme findet sich Captain Sheridan in einer kleinen Zelle wieder. Ein unscheinbarer Mann tritt ein, und fragt ihn, ob er unter irgendwelchen gesundheitlichen Beschwerden leidet. Danach beginnt das Verhör. Sheridan soll ein Geständnis unterzeichnen und zudem öffentlich aussagen und seine Verbrechen zugeben. So hofft Präsident Clark, auch dessen Mitstreiter davon überzeugen zu können, ihre Rebellion einzustellen. Neben der körperlichen Anstrengung durch Unterernährung und eine Vergiftung, die ihn schwächen und seinen Widerstand brechen soll, ist William aber in erster Linie daran interessiert, Sheridan geistig zu brechen. Er verdreht seine Worte, versucht ihn davon zu überzeugen, dass die Wahrheit etwas Subjektives sei, und spielt mit seinem Sinn für Realität. Wie lange kann Sheridan dieser Tortur standhalten, ehe sein Widerstand gebrochen ist?

Denkwürdige Zitate: "Do you have any allergies or illnesses I should know about? Are you currently taking any medication? Have you had any trouble with your heart?"
(Fiesere Fragen kann man vor einem Verhör eigentlich nicht stellen.)

"If it's morning you can't have it. If it's lunchtime you can. Is it lunchtime?"
"I'm sure it's lunchtime somewhere."
(Sheridan lernt, die Wahrheit zu verbiegen.)

"Truth is fluid, truth is subjective. It doesn't really matter what time it is out there. In here, it's lunchtime if you and I decide it is. The truth is sometimes what you believe it to be, and other times what you decide it to be. All we have to do now is make you decide to believe differently."
(Wenn's weiter nichts ist…)

"You've been interrogated before."
"Yes."
"Anywone I'd know?"
"You'd be surprised."
(Hier spielt Sheridan natürlich auf Sebastian aka Jack the Ripper an.)

"That piece of paper, and a few words from you, are all that stand between you, and that door. Don't you see how foolish this is? I'm not keeping you here. You're keeping you here. Are you suicidal or simply self-destructive, preferring to let us do the work for you?"
(Der Verhörspezialist unternimmt einen letzten Versuch, Sheridan zu brechen…)

"You know, it's funny. I was thinking about what you said. The preeminent truth of our age is that you cannot fight the system. But if, as you say, the truth is fluid, that the truth is subjective… then maybe you can fight the system. As long as just one person refuses to be broken, refuses to bow down."
"But can you win?"
"Every time I say 'no'"
(…doch dieser bleibt standhaft)


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. So wie "Homo Superior" vor ihr, zählt auch "Das Verhör" zu meinen absoluten Lieblingsfolgen der Serie. Was sie dabei für mich vor allem so auszeichnet ist, wie außergewöhnlich, experimentell und mutig sie ist. So verbringen wir die ganze Episode auch wirklich nur mit dem titelspendenden Verhör, es gibt keinen einzigen Schwenk zu anderen Figuren. Wir erfahren nicht, wie es Garibaldi, Ivanova, Franklin & Co. ergeht, ob bzw. wie ihre Bemühungen gegen Präsident Clark voranschreiten – so wie Sheridan sind auch wir als Zuschauer von der Welt außerhalb der Zelle abgeschnitten, reduziert sich in dieser Episode unser Babylon 5-Universum auf Sheridan, den Verhörenden, und die kleine Zelle, in dem all dies stattfindet. Dieser originelle Zugang zur Folge offenbart sich dabei jedoch mehr als ein reines, künstlerisches Gimmick: Denn letztendlich sind wir in gewisser Weise, genau so wie Sheridan, in dieser Zelle gefangen – was es uns erlaubt, seine Isolation, seine Hilflosigkeit und seine Verzweiflung nachzuempfinden. Zudem bedeutet es, dass es für den Zuschauer, wie auch für Sheridan, keine "Verschnaufpause" gibt.

Der letzte wesentliche Pluspunkt, der sich aus diesem Zugang ergibt, liegt dann darin, dass das Verhör auf diese Art und Weise, durch den Verzicht auf jegliche Ablenkungen, natürlich auch enorm an Intensität gewinnt. Womit wir bereits bei der nächsten wesentlichen Stärke der Folge angelangt wären, nämlich den titelspendenden Verhör selbst, das sich für mich in seiner Cleverness, Brutalität und Perfidität in bester Tradition von "Nummer 6" und vor allem auch "1984" befindet. Besonders gut gefällt mir dabei auch, dass der Fokus nicht auf körperlicher, sondern vielmehr psychischer Folter liegt. Das beginnt schon bei den allerersten Worten, die William (so der Name des Verhörspezialisten, wenn wir diesen auch innerhalb der Folge nie erfahren) spricht. Fieser als mit einer Frage nach dem körperlichen Befinden und allfälligen Krankheiten, von denen er vorab wissen sollte, kann man ein Verhör wohl nicht beginnen. In weiterer Folge setzt er dann alles daran, Sheridan psychisch zu brechen. Er dreht ihm dessen Worte im Mund herum, versucht Lücken in seinen Überzeugungen aufzudecken, und ihm zu vermitteln, dass die Wahrheit nichts absolutes, sondern etwas fließendes ist. Egal ob seine Erwiderung auf Sheridans behauptet, niemand hätte ihn beeinflusst, der clevere Schachzug rund um das Sandwich, dass Sheridan nur dann essen darf wenn er klein beigibt und behauptet, es sei Mittags, obwohl wenige Minuten zuvor behauptet wurde, es sei früher Morgen, oder auch das clevere Spiel zur Desorientierung und zum Aufbrechen dessen, was Sheridan als Realität empfindet… "Das Verhör" macht einen auf jeden Fall sehr dankbar, dass JMS Drehbuchautor und nicht Inquisitor geworden ist.

Episodenbild (c) Warner Bros. Die schauspielerischen Leistungen sind absolut phantastisch. Raye Birk mag nicht die erste Wahl für die Rolle des Verhörenden gewesen sein, dennoch zeigt er insofern eine bestechende Leistung, als er die Figur – so wie sie auch geschrieben wurde – als völlig leidenschaftslos und sachlich darstellt. Er selbst habe kein persönliches Interesse daran, Sheridan zu brechen. Er mache lediglich seinen Job, und für ihn ist es eine Aufgabe wie jede andere. Irgendwie verlieh diese ungeheure Sachlichkeit, diese kühle Einstellung eines Beamten oder Buchhalters, die er an den Tag legt – und die Sheridan weniger als Person denn als Nummer, als die nächste Tätigkeit auf seiner To Do-Liste betrachtet – dem Verhör zusätzlichen Schrecken, und war schlimmer, als wenn man Sheridan mit jemandem konfrontiert hätte, der ihn hasst. Natürlich geht vieles davon auf JMS' Drehbuch zurück, dennoch gelang es Raye Birk phantastisch, diese Quintessenz der Figur einzufangen und ihm durch eben diese Sachlichkeit mehr Bedrohlichkeit zu vermitteln, als wenn sie Sheridan von einem aggressiven "Scheihals" hätten verhören lassen.

Bruce Boxleitner selbst spielt ebenfalls großartig. Er bekommt zwar nicht viele Textzeilen, versteht es aber, Sheridans physische und psychische Gebrochenheit derart überzeugend zu vermitteln, dass es als Zuschauer förmlich schmerzt, ihn so zu sehen. Darüber hinaus gefiel er mir vor allem auch in jenen Momenten, in denen ein Funken an Widerstand durchgeblitzt ist – aber auch in jenem kurzen Augenblick wo man fast glaubt, Sheridan würde nun aufgeben. Letztendlich muss er zwar in erster Linie die meiste Zeit nur reagieren, aber die Art und Weise wie er das tut, war absolut phantastisch. Die Inszenierung kann sich ebenfalls sehen lassen. Bereits die erste Einstellung mit dem am Boden liegenden Sheridan, für die eine gekrümmte Linse verwendet wurde, hatte es mir angetan. Aber auch in weiterer Folge versteht es John LaFia perfekt, zwischen Weitwinkel- und Nahaufnahmen hin- und herzuschwenken und die Episode zudem durch originelle Einstellungen wie z.B. aus der Vogelperspektive trotz der Tatsache, dass sich alles in einem einzigen Raum abspielt, auch visuell interessant und abwechslungsreich zu gestalten. Was mir ebenfalls immer wieder als positiv auffällt, ist die Liebe zum Detail. Man beachte z.B. dass nachdem Sheridan zu Beginn der Episode meint, es wäre nicht morgen, weil das Licht im Gang nicht an war, in weiterer Folge immer dann wenn William "Guten Morgen" sagt das Licht im Korridor angeht. Was ebenfalls zum Gelingen der Folge beiträgt, sind einzelne hochdramatische Momente – insbesondere natürlich die Szene mit dem Drazi (die wenn einem bewusst wird, dass dieser von niemand geringerem als Wayne Alexander gespielt wird, der auch Sebastian à la Jack in "Das Verhör des Inquisitors" dargestellt hat, noch einmal zusätzlich an Reiz gewinnt), wo es Sheridan zwar gelingt, dessen Widerstand aufs Neue zu entfachen, woraufhin dieser jedoch ins Zimmer 17 gebracht und vermeintlich durch einen Stromschlag hingerichtet wird.

Episodenbild (c) Warner Bros. Und als wäre all das nicht schon grandios genug, endet das Ganze dann schließlich in einem herrlichen, unglaublichen Mindfuck in bester "The Prisoner"-Manier. Zuerst glaubt man, man würde Sheridan nun in Raum 17 und damit zu seiner Hinrichtung bringen. Es werden ihm ja sogar die Sterbesakramente vorgelesen. Doch statt dem vermeintlichen elektrischen Stuhl erwartet ihn vielmehr ein Raum, der genauso aussieht wie jener zuvor. Sheridan wird an den Stuhl gefesselt, ein neuer Verhörender betrifft den Raum und beginnt mit den gleichen Worten, mit denen sich auch William vorgestellt hat. Mit anderen Worten: Die gesamte Tortur beginnt von neuem. Und als wäre das nicht schon genug, offenbart sich der vermeintliche Henker zudem als jener Drazi, von dem Sheridan ursprünglich gedacht hat, er wäre so wie er ein weiteres Opfer des Verhörzentrums. Hier werden sowohl Sheridan als auch der Zuschauer jeglichen Gefühls für Realität beraubt und beginnt man, alles was hier vorgefallen ist in Frage zu stellen. Eben dieses großartige Ende ist dann schließlich der letzte Geniestreich, der den Status der Episode als eine der besten von "Babylon 5" endgültig einzementiert.

Fazit: Ich liebe diese Folge. Natürlich wirkt sie beim ersten Ansehen noch besser – da war ich absolut baff. Diesem Verhör eine komplette Episode zu widmen, und derart aus dem bekannten Konzept auszubrechen (und der Episode schon allein dadurch eine gewisse Surrealität zu verleihen) war entpuppt sich in meinen Augen als absoluter Geniestreich. Dabei ist dies jedoch mehr als nur ein Gimmick – vielmehr führt es dazu, dass wir als Zuschauer quasi mit Sheridan eingesperrt und dem Verhör hilflos ausgeliefert sind. Ohne Schwenk zu anderen Figuren ist unsere Aufmerksamkeit, und sind auch wir, so wie Sheridan in der Zelle gefangen. Ohne Verschnaufpause, ohne Idee, was in der Welt da draußen vor sich geht, und vermeintlich ohne Hoffnung – was dazu führt, dass wir Sheridans Tortur noch besser nachvollziehen und nachempfinden können. Zudem ist das Verhör glänzend – und ungemein perfide und clever – geschrieben. Mir gefällt, wie der Verhörende eher wie ein Buchhalter wirkt, so als wäre das einfach ein weiterer Job, und als würde ihm eigentlich nicht wirklich interessieren, was mit Sheridan passiert. Er spielt ein unheimlich perfides Spiel mit ihm, dreht ihm die Worte im Mund herum, nimmt Begriffen wie "Wahrheit" ihre Bedeutung – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten (siehe die Täuschung am Ende) – um ihn langsam aber sicher zu brechen. Zuerst körperlich, dann geistig. Am genialsten dann natürlich der Kniff am Ende, man fragt sich, was mit Sheridan wohl geschehen wird, wo man ihn hinbringt – doch statt der befürchteten Exekution geht das ganze Spielchen von neuem los – und der Drazi, in dem er einen Verbündeten gesehen hat, entpuppt sich als weitere Figur auf dem Spielbrett. Womit man Sheridans – und auch unser – Gefühl für Wahrheit und Lüge, richtig und falsch, Realität und Illusion, völlig hinterfragt wird. Insgesamt ist "Das Verhör" eine ungemein perfide und absolut außergewöhnliche Episode, phänomenal konzipiert und geschrieben, super inszeniert, und grandios gespielt. Womit wir – in geschickter Anspielung auf die Handlung der Episode, die im Endeffekt j wieder genau dort aufhört, wo sie begonnen hat – wieder an den Anfang des Fazits zurückgekehrt wären: Ich liebe diese Folge.

Wertung: 5 von 5 Punkten
Christian Siegel


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Vom Skript zur Folge:
Die Szenen aus "Das Werkzeug der Vergeltung", in denen sich Garibaldi mit dem Widerstand auf den Mars trifft, wurden ursprünglich für diese Episode gedreht (mehr zu dieser Änderung findet ihr weiter unten bei "Kommentare von JMS"). Dementsprechend finden sie sich auch im Drehbuch wieder. Zudem fehlt hier noch der kurze Moment, in dem sich Sheridan ein letztes Mal aufbäumt und sinngemäß meint, dass er jedes Mal gewinnt, wenn er "Nein" sagt. Davon abgesehen sind Drehbuch und Folge aber weitestgehend identisch.

Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 10"

Stimmen zur Episode:
Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Bruce Boxleitner über "Das Verhör": „Ich liebte diese Episode. Es waren einfach nur diese zwei Figuren – so eine Gelegenheit bietet sich einem nicht allzu oft. Er redete zwar am meisten, aber nichtsdestotrotz hatte auch ich meinen Beitrag zu leisten. Es vermindert deine Arbeit nicht, bloß weil du nicht die ganze Zeit am Reden bist. Zuhören, reagieren oder nicht reagieren, Widerstand leisten, krank sein, sich benommen fühlen… all diese schauspielerischen Dinge haben Spaß gemacht. So etwas bekommt man nicht oft zu tun. Das ist das tolle an dieser Show, wir bekommen die Gelegenheit Sachen zu tun, die wir normalerweise nicht zu tun bekommen. Es war Sheridans letzte, große Prüfung, Zeit für einiges an interessantem Material, und einfach nur dreckig und unnachgiebig und gleichgültig zu sein.”

  • Raye Birk sprang kurzfristig für die Rolle des Verhörenden ein, als der ursprüngliche Darsteller aufgrund eines vorrangigen Auftrags aussteigen musste. Er erfuhr Dienstag Nachmittag, dass er ab Donnerstag für "Babylon 5" vor der Kamera stehen würde: „Am Mittwoch drehten wir die Sitcom, und ich war elf Stunden am Set, und versuchte zwischen den Szenen so viel Zeit wie möglich zu finden, um meinen Text für Donnerstag zu lernen. Donnerstag morgen war ich dann dort, und der erste Tag war ziemlich holprig, aber ich bekam vom Team dort viel Unterstützung; vom Regisseur, von Bruce Boxleitner, den Produzenten, dem Kameramann John Flinn… sie hätten alle nicht hilfsbereiter und zuvorkommender sein können. Aber am Ende des ersten Tages ging es mit meiner Energie und meiner Konzentration zunehmend den Bach runter, und ich hatte Schwierigkeiten damit, die Szenen durchzustehen. Wir drehten es in kleinen Stücken, Einheiten und Teilen, statt in kompletten Sequenzen, was immer bedauerlich ist, aber es half mir dabei, den Tag durchzustehen. Der nächste Tag lief dafür sehr gut, da es Material war mit dem ich besser vertraut war, und John Copeland, einer der Produzenten, kam zu mir und sagte "Ich hab mir die Aufnahmen von gestern angesehen; wir können das was du gestern getan hast zusammenstoppeln. Es sieht in Ordnung aus, aber wenn du am Dienstag früh genug fertig bist" – Dienstag war der Tag an dem ich fertig werden sollte – "können wir deine Nahaufnahmen nochmal drehen". Ich war unendlich dankbar, und tatsächlich, wir wurden am Dienstag rechtzeitig fertig und drehten alle Nahaufnahmen in einzelnen Einstellungen am Dienstag. Ich war mit der Art und Weise, wie das zusammenkam, sehr zufrieden. Ich denke es ist eine der zufriedenstellendsten Arbeiten fürs Fernsehen, die ich je gemacht habe. Es war eine großartige Rolle, und eine wundervolle Gelegenheit.”

  • Bruce Boxleitner über den beharrlichen Sheridan: „Ich spielte darin mehr Szenen in denen ich brach, und Joe schnitt sie raus. Er wollte, dass ich die ganze Zeit über stark war, aber ich wollte, dass Sheridan nach der Szene wo sie den Drazi rausbrachten, zumindest teilweise durchdrehte. Ich drehte eine Klappe wo ich tobte und herumschrie, und einbrach statt mich zusammenzureißen. Aber
    Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"


    Kommentare von JMS
  • Ich hatte Verwandte, die im Zweiten Weltkrieg auf der Flucht waren, und ich verfolgte in der Vergangenheit viele solcher Geschichten. Ich habe außerdem einen Abschluss in klinischer Psychologie und einen anderen in Soziologie, und Teile davon umfassen die Studie davon, wie Leute einer Gehirnwäsche unterzogen werden, und was die Techniken dahinter sind. Ich studierte Sekten und lernte auch dort über Gehirnwäsche-Methoden. Nun schmiss ich all dies zusammen und steckte es in die Episode, und versuchte dies auf eine Art zu machen wie nicht schreit "Ich habe eine College-Ausbildung, und jetzt werdet ihr dafür büßen!"

  • Ich nehme gerne Figuren und bringe sie in Gefahr. Ich mag es, mit der Frage zu spielen was mit einer Figur in emotionaler Hinsicht passiert, wenn du sie gegen die Wand stellst, und der beste Weg um das zu tun ist es, sie von allem anderen zu isolieren und sie hilflos zu machen. Der einzige Weg, da wieder herauszukommen ist es, sich wieder aufzuraffen, und auf die inneren Mittel ihrer Seele zurückzugreifen.

    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Die Wahrheit ist, dass nicht jeder bricht. Im Grunde genommen ist die Serie – und das habe ich schon immer gesagt – darüber, dass selbst im dunkelsten Raum noch Hoffnung existiert, es die Stimme gibt die sagt "ich werde nicht nachgeben, und mich nicht beugen." Dass er nicht einknickt ist, für mich, ein Statement dass ganz gleich wie schlecht die Chancen stehen, egal wie allein wir sind, wir dennoch durchhalten können. Wenn er eingebrochen wäre, würde es genau die gegenteilige Message verbreiten: Dass am Ende der Staat immer gewinnen wird. Nein. Du kannst den Staat bekämpfen und du kannst gewinnen, und es ist kein Sieg im Sinne eines Triumphs über gewaltige Truppen, sondern ein Sieg über dich selbst.
    Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 4: No Surrender, No Retreat"


  • Es wird für alle die dieses Buch lesen kein Schock sein zu hören, dass ich ein Fan der britischen TV-Serie "The Prisoner" ["Nummer 6"] bin, die in meinen Augen die beste TV-Serie sein könnte, die je produziert wurde – einschließlich B5. Ich mochte ihre Klaustrophobie und Surrealität, das Verschwimmen der Grenze zwischen Realität und Manipulation. Ich wollte schon immer etwas schreiben dass in dieser Art von Universum spielt, und "Ein flüchtiger Schatten" war dieser Gelegenheit. Sie ließ mich über die Banalität des Bösen sprechen, darüber wie wir uns gegenseitig die monströsesten Dinge antun können, so lange wir nur jemanden haben der uns sagt "Es liegt nicht in deiner Verantwortung", dass die schlimmste Form der Unmenschlichkeit beiläufig und geschäftsmäßig und unpersönlich ist, und…

    "Moment", höre ich euch aufschreien, "was ist dieser 'flüchtiger Schatten'-Quatsch? Reden wir nicht über 'Das Verhör' ['Intersections in Real Time']?". Ja… und nein. Lasst mich erklären: Ebenso wie ich in "The Prisoners"' Welt der Manipulation spielen wollte, wollte ich auch schon immer eine Episode machen die dafür gedacht ist, in Echtzeit gedreht und gesehen zu werden. Ein Theaterstück fürs Fernsehen, eine Szene pro Akt, und nur ein paar Personen die miteinander reden. Und hier, so dachte ich, war meine Chance um einen letzten Versuch zu unternehmen, etwas Experimentelles zu machen. Es war unsere letzte Staffel, es war demnach nicht so als hätten sie uns groß damit drohen können, uns abzusetzen, wenn es nicht funktioniert hätte. Wir hatten nichts zu verlieren. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf begann ich, "A Passing Shadow" zu schreiben. Aber mittendrin – und wie vom hier inkludierten Drehbuch belegt – zog ich den Schwanz ein. Ich begann zu zweifeln ob meine Schreibe wirklich gut genug war um einen Teaser, vier Akte und einen Epilog nur in einem Raum zu tragen, mit nur zwei Figuren für fast die gesamte Episode lang. Je tiefer ich ins Drehbuch vordrang, desto unsicherer wurde ich bezüglich des Ganzen.

    Ich mag manchmal als ziemlich selbstsicher erscheinen, was meine Arbeit betrifft, aber so wie bei allen Autoren befindet sich auch in meinem Inneren ein Kern an Unsicherheit der sagt Du bist scheiße, du kannst nicht schreiben, du bist ein Hochstapler, und deine Mum zieht dich komisch an. Diese Gedanken haben die schlechte Angewohnheit, immer genau zum ungünstigsten Zeitpunkt hervorzukriechen. Und so krachte ich mit 150 Sachen die Stunde in diese Mauer der Unsicherheit, prallte zurück, sammelte mich wieder, und zog den Schwanz ein in dem ich zu Garibaldi in den Händen des Mars-Widerstands wegschnitt. "Das ist ein dramatischer Kontrapunkt", argumentierte ich. "Wir sehen Sheridan, wie er von den Bösen Jungs gefoltert wird, und dann sehen wir Garibaldi der von unseren Jungs gefoltert wird, was die Frage aufwirft wer die moralische Überlegenheit besitzt. Es ist kunstvoll. Es ist symbolisch. Es ist voll von Metaphern und Bedeutung." Was für ein Haufen Bockmist. Es war einfach nur Feigheit. Nicht mehr, nicht weniger. Mit meinem metaphorischen Schwanz zwischen meinen gleichfalls metaphorischen Beinen, reichte ich das Drehbuch ein. Jeder liebte es. Ich nickte und lächelte und sagte alle möglichen freundlichen Sachen, während ich mir innerlich die Seele aus dem Leib prügelte. Du hattest die Chance endlich das zu machen, was du schon immer wolltest, und du hast es verbockst, hast den Schwanz eingezogen, und jetzt wirst du vermutlich nie wieder diese Chance bekommen. Es war die Hölle, aber ich änderte das Drehbuch nicht mehr, und wir drehten es so, wie es geschrieben war.

    Episodenbild (c) Warner Bros. Gemäß der ursprünglichen Intention drehten wir die Szenen mit Sheridan als ein-Akt-Stücke. In den Proben gingen wir mit den Schauspielern jeweils durch den kompletten Akt, legten alles fest, und drehten wir es dann genau so, wie wir auch ein Theaterstück drehen würden. Dann machten wir eine Pause, und machten mit dem nächsten Akt weiter. Je mehr ich von den Dreharbeiten beobachtete, desto verzweifelter wurde ich wegen der Entscheidung, die ich getroffen hatte. Die Szenen waren so intensiv, so stark, und die Performances so großartig dass ich wusste, dass es so wie ursprünglich geplant bestens funktioniert hätte, wenn ich nicht in der letzten Sekunde doch noch die falsche Richtung eingeschlagen hätte. Jeden Tag war ich als ich das Set verließ fuchsteufelswild auf mich selbst. Nach sieben Tagen an Selbstvorwürfen und einer der Bibel würdigen Selbstgeißelung schlossen wir die Dreharbeiten schließlich ab, und wandten unsere Aufmerksamkeit der nächsten Folge zu. Lass es hinter dir, dachte ich mir. Mach weiter. Du hast noch den Rest der Staffel, um den du dich kümmern musst, und du musst das gut hinbekommen.

    Während der Dreharbeiten zu "Das Werkzeug der Vergeltung" rief mich der Cutter an, der an "A Passing Shadow" arbeitete. "Ich habe schlechte Neuigkeiten", sagte er. "Die Episode ist zu lang." "Um wieviel?" "Wir sind uns noch nicht sicher, aber es sind vermutlich in etwa sieben, acht Minuten zu viel." Damit die Sheridan-Szenen funktionierten, mussten die Dialoge das nötige Gewicht, die nötigen Pausen und stille Momente haben. Das dehnte die erforderliche Zeit erheblich. Wir waren selten mehr als eine oder zwei Minuten zu lang, und das ließ sich immer problemlos runterschneiden. Aber sieben oder acht Minuten, das ließe sich nicht zurechtstutzen. Wir würden ganze Abschnitte herausnehmen müssen. Und da die Garibaldi-Szene sehr dynamisch war, und sich nicht wirklich dafür anbot, dort noch etwas wegzuschneiden, würden diese sieben oder acht Minuten aus den Verhör-Szenen mit Sheridan rausfliegen müssen. Was sie zerstören würde. Noch mehr Selbstvorwürfe und Selbstgeißelung. Ich war in dieser Zeit niemand, den man in seiner Nähe haben wollte. Ein paar Tage später, während ich immer noch versucht was ich bezüglich "Passing" unternehmen wollte, rief mich der Cutter an der an den Tagesaufnahmen von "Das Werkzeug der Vergeltung" arbeitete. "Es wäre besser, du würdest noch eine Szene schreiben die wir für diese Episode drehen können, solange wir die Hauptdarsteller noch an Bord haben.", sagte er. "Weil die Episode ist sonst zu kurz." Großartig, dachte ich, einfach nur toll. Eine Episode ist zu lang, und die andere ist zu kurz. Einfach nur… Moment mal. "Um wieviel zu kurz?", fragte ich. "Wenn der Rest so abläuft wie geplant, viel zu kurz. Wohl so sieben oder acht Minuten."

    Von Zeit nur Zeit, nur hin und wieder, läuft dir ein kalter Schauer über den Rücken der dir klar macht, dass das Universum gerade eingeschritten ist um deinen Hintern vor deiner eigenen Fehleinschätzung zu retten. Da die Garibaldi-Szene völlig unabhängig war, sagte ich dem Cutter dass er die entsprechenden Videoaufnahmen von "Das Verhör" nehmen und diese Szene in jene Episode einbauen sollte, an der er gerade arbeitete (was der Grund dafür ist, dass sie im Drehbuch zu dieser Folge aufscheint, wo es sie nicht gab, statt in der nächsten, wo sie dann drin war) und mich am Ende der Woche wissen zu lassen wie sich das Ganze zeitlich dann ausging. Die nächsten vier Tage verbrachte ich in gespannter Ungewissheit, um herauszufinden, ob das funktionieren würde. Schließlich kam der Anruf des Cutters. "Das wirst du nicht glauben", fing er an. "Wenn wir das Garibaldi-Zeug in die andere Episode verschoben, erreichten die beiden Folgen nicht einfach nur die richtige Länge, sie taten dies auf die Sekunde genau." Um dies zu feiern, änderte ich den Episodentitel auf "Intersections in Real Time", um ihrer Struktur Rechnung zu tragen – jener Struktur die ich die ganze Zeit über haben wollte, aber die ich nicht bis zum Schlussstrich durchgezogen hatte… eine Geschichte, in der jeder Akt in Echtzeit erzählt wurde, an einem Schauplatz, mit überwiegend nur zwei Personen. Manchmal kann das Universum ein echtes Arschloch sein. Und manchmal gibt es dir einen Kuss auf die Wange. Verstehe das, wer will.

  • Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 10"


    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Der Verhörende sah wie eine ganz normale Person aus.
    Genau. Das banale Gesicht des Bösen. Man sieht sich die meisten Leute an, die Treblinka oder Bergen-Belsen führten, und es sind hauptsächlich ganz normal aussehende Personen, die Buchhalter oder Handwerker oder Autoverkäufer sein könnten. Sie sind wir… und daran sollte es erinnern. Der finstere, schnurrbartzwirbelnde Bösewicht ist zu einfach und zu weit von der Wahrheit entfernt. Das war eines der Elemente, die die Episode so interessant für mich machte; die meiste SF tendiert dazu, die dunkle Seite einfacher Menschen zu ignorieren. Sie beschäftigen sich mit den großen bösen Jungs, teuflischen Föderationen und Darth Vader und all den anderen bedeutenden Kräften da draußen, aber allzu oft wird der Schaden nicht von einem einzelnen Teuflischen Anführer, sondern von den Zehnmillionen Leuten, die ihm gefolgt sind, angerichtet, von den Buchhaltern, die die Menschen und die Züge überwacht haben, indem sie die richtigen Figuren in die richtigen Kolonnen eingereiht haben, von jenen, die die Züge pünktlich haben fahren lassen, jenen, die die Lager führten, denen, die das nächste Staatsimperium mit Sklavenarbeit erbauen lassen, von jenen, von denen viele oder alle sagen könnten, was schon viele gesagt haben: "Ich habe nur meine Pflicht getan". Nicht so sehr "Befehle befolgen", das haben wir schon früher gehört, auf das Militär bezogen… sondern einfach "meine Arbeit machen". Der Verhörende tat einfach nur seine Arbeit und das so gut, wie er konnte. Das ist etwas, was er tut, dann geht er nach Hause zu seiner Frau und den Kindern und isst zu Abend. Er setzt sich auf die Veranda und versucht zu vergessen, was er tut, weil der denkt, dass er es tun muss… vorausgesetzt er denkt überhaupt darüber nach.

  • Ja, der Drazi hat die ganze Zeit für die Erdallianz gearbeitet, und dadurch Sheridans "Sieg" nutzlos gemacht.

  • Ich wollte, dass das von der Struktur her beinahe wie ein Bühnenstück funktioniert. Tatsächlich, als wir es gedreht haben, haben wir es jeweils in voller Akt-Länge gemacht. Die Schauspieler kamen am Morgen, probten es, wie sie ein Bühnenstück proben würden und dann haben wir es gedreht, wie wir ein Bühnenstück aufnehmen würden, ohne Unterbrechung.

  • Du verstehst die Konzepte, wie man die menschliche Psyche bricht.
    (zuckt mit den Achseln) Nun, sicher… Ich arbeite für Warner Bros.

  • Was war die Botschaft dieser Episode?
    Die Botschaft ist einfach, dass wir alle von Zeit zu Zeit Widerstand leisten müssen und das ein Individuum das System bekämpfen kann. Und dass wir alle irgendwann dieses Individuum sind.

  • Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5

    Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
    (Bilder © Warner Bros.)







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