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In hundert Jahren, in tausend Jahren PDF Drucken E-Mail
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Episodenbild (c) Warner Bros.

Originaltitel: The Deconstruction Of Falling Stars
Episodennummer: 4x22
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 27. Oktober 1997
Erstausstrahlung D: 24. Oktober 1998
Drehbuch: J. Michael Straczynski
Regie: Stephen Furst
Hauptdarsteller: Bruce Boxleitner als Captain John Sheridan, Jerry Doyle als Security Chief Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Richard Biggs als Doctor Stephen Franklin, Bill Mumy als Lennier, Stephen Furst als Vir Cotto, Jeff Conaway als Zack Allan, Patricia Tallman als Lyta Alexander, Peter Jurasik als Londo, Andreas Katsulas als G'Kar.
Gastdarsteller: Roy Brocksmith als Brother Alwyn Macomber, Alastair Duncan als Latimere, Eric Pierpoint als Daniel, Neil Roberts als Brother Michael, Rob Elk als Henry Ellis, Bennet Guillory als Leif Tanner, Doug Hale als Derek Mitchell, Kathleen Lloyd als Elizabeth Metarie, David Anthony Smith als Man, Joane Takahashi als Dr. Tashaki, Ken Taylor als Jim Bitterbane, Nick Toth als Exeter u.a.

Kurzinhalt: In einer Million Jahren bereiten sich die Nachkommen der Menschheit darauf vor, die Wiege der sie entstammt sind für immer zu verlassen, ehe die Sonne zur Nova wird und daraufhin verglüht. Einer von ihnen sieht sich Aufzeichnungen über Sheridan, Delenn und die von ihnen gegründete Interstellare Allianz an. Nach einer kurzen Aufzeichnung der beiden, wie sie frisch verheiratet und unter tosendem Applaus auf der Station empfangen werden, diskutieren Experten in einem wenige Tage später entstandenen Ausgabe der ISN-Sendung "Nightside" über die Herausforderungen, der sich die neu gegründete Interstellare Allianz gegenübersieht – und ob Sheridan diesen gewachsen sein wird. Hundert Jahre später setzt sich ein Bildungsprogramm kritisch mit ihrem Erbe auseinander, und sieht Sheridans Rolle in der Gründung der Allianz für überschätzt – immerhin kann kein einzelner Mensch den Lauf der Geschichte verändern. Fünfhundert Jahre später werden Sheridan, Delenn, Franklin und Garibaldi in einer Holo-Simulation zu Propaganda-Zwecken wieder zum Leben erweckt. Als Garibaldi erkennt, was hier gespielt wird, durchkreuzt er ihre Pläne jedoch gewaltig. Weitere fünfhundert Jahre später ist die Erde immer noch dabei, sich vom Großen Brand zu erholen, der den Planeten heimgesucht hat. Bruder Alwyn versucht, seinem Akolythen Michael bei seiner Glaubenskrise zu helfen – glaubt dieser doch, dass es sich bei Sheridan, Delenn usw. nicht um Geschichte, sondern nur um Mythen und Legenden handelt…

Denkwürdige Zitate: "Perhaps it is something I said."
"Perhaps it is everything you say."
(Londo und G'Kar nach ihrer Ankunft auf der Station.)

"Delenn, wait. You came all this way, just to say that?"
"You came just as far… to say less."
(Delenn zum Moderator der "Geschichtsstunde".)

"You do not wish to know anything. You wish only to speak. That which you know, you ignore because it is inconvenient. And that which you do not know, you invent."
(Delenn staucht die sogenannten Geschichtsexperten zusammen.)

"Estimated dead?"
"Fifteen to twenty million enemy casualties. Can't make an omelet without breaking a few eggs."
(Die erschreckend lapidare Antwort des Holo-Programmierers.)

"I have no answer for you, Brother Michael. That's what faith is for."
(Für die Serie eines Atheisten sehr unerwartete Worte.)

"This is how the world ends. Swallowed in fire, but not in darkness. You will live on. The voice of all our ancestors, the voice of our fathers and our mothers to the last generation. We created the world we think you would've wished for us. And now we leave the cradle for the last time."
(Die Worte des Nachkommen der Menschheit, ehe er die Erde verlässt.)

"Faith manages."
(Die für Fans der Serie zum Leitspruch avancierte Nachricht an alle Schwarzseher.)


Review: Episodenbild (c) Warner Bros. Für alle, die es nicht eh schon wissen, sei es an dieser Stelle noch einmal erwähnt: Ursprünglich ging JMS bei der Produktion der vierten Staffel davon aus, dass diese auch die letzte sein würde. Erst in allerletzter Sekunde – zu einem Zeitpunkt, als alle Folgen von Season 4 schon abgedreht waren – sprang TNT ein, und rettete die Serie in eine fünfte Staffel. Da "Der Weg ins Licht" als Serienfinale konzipiert war, galt es nun, ein neues Finale für Season 4 zu produzieren, welches genau genommen eigentlich bereits Teil der Produktion der fünften Staffel war. Das Ergebnis ist eine der experimentelleren Folgen von "Babylon 5" – etwas, dass ich grundsätzlich ja durchaus schätze, und vom Grundgedanken auch hier durchaus anerkennen kann. Dennoch gab es in diesem Fall doch einiges, was mir etwas sauer aufstieß und/oder mich nicht vollständig überzeugt hat, weshalb "In hundert Jahren, in tausend Jahren" an ähnlich ungewöhnliche Episoden wie z.B. "Das Verhör" in meinen Augen bei weiten nicht heranreicht.

Mein erster Kritikpunkt ist die Art und Weise, wie JMS hier fast schon krampfhaft versucht, die Zuschauer davon zu überzeugen, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist (obwohl sie dies in bestimmten Bereichen natürlich durchaus schon war, da er bestimmte Entwicklungen, die eigentlich erst für die fünfte Staffel vorgesehen waren, vorziehen musste), und die fünfte Staffel eh auch noch ganz super, spannend und interessant wird. Das beginnt schon beim "Nightline"-Segment, wo die Experten die Herausforderungen diskutieren, denen sich die Interstellare Allianz in ihrem ersten Jahr wird stellen müssen, und ist dann vor allem auch im zweiten Teil der Episode rund um die pädagogische Sendung mit den Geschichtsexperten überdeutlich. Wie man dort das eine oder andere Detail erwähnt, dass sich im ersten Jahr der IA zugetragen hat, wäre ja schon schlimm genug gewesen, aber dann auch noch den Clip rund um Garibaldi einzublenden und uns davon zu überzeugen versuchen, dass dieser hier den Tod findet, war schon sehr billig. Effektiv, wie ich zugestehen muss, da es dieser Szene bei der Erstsichtung durchaus gelungen ist, mein Interesse zu wecken, aber dennoch überaus plump (und auch frech, wenn man sich in Erinnerung ruft, dass "Der Weg ins Licht" zu diesem Zeitpunkt schon abgedreht war, und JMS schon ganz genau wusste, wie Garibaldis Schicksal aussieht). Generell wirken diese Appelle an die Zuschauer, doch bitte schön dranzubleiben, sehr verzweifelt. Und insgesamt machte "In hundert Jahren, in tausend Jahren" auf mich teilweise einen etwas rat- und hilflosen Eindruck, der eher an so manche Episoden der ersten Staffel erinnert, als JMS und die gesamte Crew den richtigen Rhythmus noch nicht gefunden und sich die Produktion der Serie noch nicht so recht eingespielt hatte. Nach dem nachfolgenden Aufstieg und gerade auch angesichts der hochdramatischen, überwiegend perfekten vierten Staffel ist dieser Stolperer aber nur halt leider umso auffälliger – und enttäuschender.

Episodenbild (c) Warner Bros. Werfen wir nun einen kurzen Blick auf die einzelnen Segmente: Der Einstieg ist soweit ja noch ganz nett. Nachdem man uns schon die Hochzeit selbst verwehrt hat, zeigt man uns hier nun wenigstens, wie Sheridan und Delenn auf die Station kommen, und dort gefeiert werden – wobei vor allem die amüsante Szene mit Londo und G'Kar positiv hervorsticht. Zudem finde ich an diesem Einstieg nett, dass man hier noch glauben könnte, eine ganz normale Folge vor sich zu haben, die unmittelbar an die Episode davor anknüpft. Das durchaus originelle Konzept dahinter offenbart sich erst, wenn wir zur ISN-Newsmeldung wechseln und erkennen, dass es sich hier um historische Aufzeichnungen handelt. Das darauffolgende Nightline-Segment zählt für mich zu den schwächeren, da es auf mich doch etwas sinnlos gewirkt hat. Es war nett, als Fan von "Jedi Knight" einen der dortigen Schauspieler hier in einer Rolle zu sehen, und die Debatte selbst war sehr gut und vor allem auch glaubwürdig inszeniert (siehe dazu auch die Kommentare von JMS weiter unten). Toll fand ich auch den klassischen Spruch von Populisten "Ich habe sie ausreden lassen, jetzt lassen sie doch bitte mich ausreden", wo sie ihre Gegner moralisch anzupatzen versuchen, und sich zugleich als die Opfer darstellen. Diese Taktik ist in politischen Diskussionen immer wieder zu beobachten. Davon abgesehen war dieser Teil der Folge aber wenig aufregend.

Die pädagogische Sendung 100 Jahre später war vom Grundgedanken her ja durchaus nett, leidet allerdings unter dem oben erwähnten Phänomen, dass es JMS hier in erster Linie darum zu gehen scheint, dem Zuschauer die fünfte Staffel schmackhaft zu machen. Zudem verfehlte die kritische Diskussion der Rolle von Sheridan und Delenn bei mir – gerade auch im Vergleich zu "Lügenpropaganda" – irgendwie die gewünschte aufwühlende Wirkung. Delenns Auftritt am Ende war dann dafür ein absoluter Gänsehautmoment. Wie sie aus dem Nichts und völlig unerwartet erscheint, sie niedermacht und als Heuchler offenbart die versuchen, sich auf Kosten von historischer Figuren zu profilieren, und danach einzig und allein mit ihrem Blick verstummen lässt und beschämt, war ungemein stark, und von Mira Furlan glänzend gespielt. Generell muss ich allen – zahlreichen – Gaststars bei "In hundert Jahren, in tausend Jahren" ein makelloses Zeugnis ausstellen. Sie sind allesamt absolut klasse, und spielen ihre Rollen perfekt. Der einzige Haken an dieser Szene ist, dass es natürlich extrem unplausibel ist, wie schnell Delenn dort erscheint. Entweder, interstellare Reisen finden in 100 Jahren nach dem B5-Zeitfenster um einiges – nämlich de facto augenblicklich – statt, oder sie war zufällig gerade auf der Erde und in der Nähe. Beides erscheint mir doch eher unplausibel. In diesem Fall bin ich jedoch aufgrund der emotionalen Wirkung dieser Szene dazu bereit, darüber hinwegzusehen, und meinem Herzen den Vorzug gegenüber meinem Kopf zu geben.

Episodenbild (c) Warner Bros. Ein ähnliches Problem – wo es mir dann auch nicht mehr ganz so leicht ist, über die logischen Schwächen hinwegzusehen – hat dann das Segment rund ums "Holodeck" 400 Jahre später. Hier fand ich nämlich das Grundkonzept dahinter schon ziemlich unglaubwürdig und unlogisch. Das fängt schon damit an, dass die Propagandamaschinerie versucht, die Interstellare Allianz zu diskreditieren, indem sie deren Gründer als abscheuliche Despoten offenbaren. Das ist in etwa so, als würden wir versuchen, die USA niederzumachen, in dem wir George Washington als Terroristen darstellen – und selbst der Vergleich hinkt, da seither noch nicht einmal die Hälfte der Zeit vergangen ist, die zwischen den Ereignissen hier und der Gründung der Allianz liegt. Ehrlich, das ist mittlerweile so lange her, dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass die Darstellung von Sheridan & Co. als grausame Monster irgendeinen Unterschied macht. Sollte man sich nicht vielmehr auf die aktuelle Organisation konzentrieren? Und selbst wenn ich mit viel gutem Willen bereit bin, das zu schlucken, erklärt das noch lange nicht, wieso man ihnen – wenn man ja ohnehin nur Propaganda machen will – die psychologischen Profile der echten Personen verleiht. Von der Frage, wo sie die betreffenden Gedankenmuster denn überhaupt her haben wollen, mal ganz abgesehen.

Kritisch sehe ich auch den düsteren Ausgang des Geschehens, der sich dann ja auch im Segment, das 1.000 Jahre nach der Gründung der Allianz angesiedelt ist, fortsetzt. Ich kann zwar JMS Begründung dafür nachvollziehen, und in gewisser Weise finde ich ja auch die Aussage dahinter, dass Kriege nie für immer gewonnen sind und der Frieden und die Freiheit aktiv bewahrt werden müssen, wenn wir sie nicht verlieren wollen, ja durchaus gelungen. Dennoch halte ich es aber gerade nach der Episode, wo Sheridan & Co. ihren Triumph gefeiert haben, für ziemlich niederschmetternd. Der eine oder andere Zuschauer könnte sich hier durchaus fragen, wozu das ganze denn letztendlich eigentlich gut war, wofür sie gekämpft haben und Leute wie Marcus gestorben sind, wenn fünfhundert Jahre später ohnehin alles in einem Großen Brand endet. Diese Offenbarung vermindert und untergräbt ihre Leistung, und ihren Sieg, in meinen Augen doch erheblich. Und andererseits finde ich diese Wendung wiederum schön mutig, und sehe ich sie durchaus in der Tradition der Serie, die sich ja bewusst vom "Friede Freude Eierkuchen"-Konzept von "Star Trek" abheben wollte. Insofern bin ich bei dieser Wendung im Zwiespalt, und mir selbst nicht so recht darüber im Klaren, ob ich sie nun gut oder schlecht finde. Keine innere Zerrissenheit verspüre ich hingegen, wenn es um Garibaldi geht. Denn wie dieser den Holo-Programmierer hier austrickst, und so letztendlich dafür sorgt, dass die andere Seite den Krieg gewinnt – oder zumindest durch den Präventivschlag, der sich dafür jedoch nur gegen militärische Ziele richtet (entgegen der Pläne jener Seite, die ihn "reaktiviert" hat), einen Vorteil erlangt – war ein ungemein starker Moment für die Figur, und zeigte uns Garibaldi wieder einmal in Hochform.

Episodenbild (c) Warner Bros. Das Segment rund um die Mönche ist dann doch ziemlich deprimierend. Fünfhundert Jahre später, und die Erde hat sich vom Großen Brand immer noch nicht erholt, und die Zivilisation muss völlig neu aufgebaut werden. Selbst wenn man versucht, durch die Ranger die beim Aufbau mithelfen das Ganze etwas abzuschwächen – und auch deutlich zu machen, dass Sheridan, Delenn & Co. sowie die von ihnen gegründete Allianz selbst 1.000 Jahre später noch eine gewichtige Rolle spielen – ist das doch ein ziemlicher Schlag in die Magengrube. Eher skeptisch sehe ich auch ihren Status als Mythen und Legenden, mit Sheridan als Jesus-artige Figur, der von den Toten wiederauferstanden ist. Auch hier muss ich aber immerhin JMS' Mut anerkennen, auch wenn mir das Endergebnis nicht so recht geschmeckt haben mag, da ich es doch als zu bitter empfand. Und so nett die Idee mit den verschiedenen Kameras auch war, wäre es mir doch lieber gewesen, wenn diese statisch geblieben und nicht herumgeschwenkt und -gezoomt wären. Das hätte dem Ganzen in meinen Augen mehr Plausibilität verliehen. Sehr gut gefallen konnte mir dann allerding die Auflösung rund um die Rahmenhandlung, mit den Nachfahren der Menschheit (aka die neuen Vorlonen), die sich darauf vorbereiten, die Erde für immer zu verlassen, ehe die Sonne zur Nova wird – womit man auf wunderbare Art und Weise den Kreis zur Folge "Ein unheimlicher Fund" aus der ersten Staffel schließt, und der Folge mit den schönen Worten des menschlichen "Kosh" aus der Zukunft nach all den teils düsteren Entwicklungen zuvor doch noch eine versöhnliche Note verleiht.

Fazit: "In hundert Jahren, in tausend Jahren" sehe ich doch recht zwiespältig gegenüber. Positiv fällt in erster Linie auf, dass hier wieder einmal mit dem üblichen Erzählschema gebrochen wird, und uns JMS hier generell eine ziemlich ungewöhnliche und experimentelle Folge präsentiert. Delenns Auftritt im "100 Jahre später"-Segment war ein sehr starker und durchaus berührender Moment. Die schauspielerischen Leistungen, sowohl der Stammbesetzung (wobei vor allen Mira Furlan in der gerade angesprochenen Szene besticht), als auch sämtlicher Gaststars, ist ebenfalls phantastisch, und lässt keinen einzigen Ausreißer nach unten erkennen. Garibaldis "Sternstunde", wo er einfach mal mir nichts dir nichts Millionen von Zivilisten rettet, war auch sehr nett. Wunderbar auch die Rahmenhandlung, welche eine Brücke zur Staffel 1-Episode "Ein unheimlicher Fund" schlägt. Und auf objektiver Ebene muss ich JMS den Mut zu einer derart düsteren Entwicklung der Zukunft der Serie anerkennen. Subjektiv betrachtet bin ich mir allerdings nicht sicher, ob mir dies gefällt, und ob ich davon unbedingt wissen wollte – oder gar musste. Gerade auch so unmittelbar nach ihrem großen Triumph in der Episode zuvor ist das schon ein ziemlicher Schlag in die Magengrube, der ihre Leistungen untergräbt und irgendwie mindert. Es mag realistisch sein und eine wertvolle Message beinhalten, aber selbst mir als durchaus Fan von Dystopien war das letztendlich dann etwas zu bitter, düster, und deprimierend. Kritisch fallen zudem einige logische Schwächen auf, sei es Delenns plötzliches Auftauchen in der Sendung (wie zum Teufel hat sie es so schnell dorthin geschafft?), oder vor allem auch das ganze Grundkonzept hinter der Holo-Propaganda, die extrem konstruiert und unglaubwürdig wirkte. Mein größter Kritikpunkt ist aber, wie verzweifelt JMS hier Köder auswirft, um sicherzustellen, dass die Zuschauer auch weiterhin am Haken bleiben, und uns davon zu überzeugen versucht, dass die Geschichte noch nicht zu Ende ist, und die fünfte Staffel eh auch voll super und spannend wird. Vor allem die Aufzeichnung rund um Garibaldi war ein ungemein billiger, plumper Trick, der vor allem rückwirkend betrachtet sehr negativ auffällt. Insgesamt ist "In hundert Jahren, in tausend Jahren" somit der doch etwas durchwachsenen Qualität der fünften Staffel näher als jener – überwiegend großartigen – Season, die sie abschließt.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel


Mitreden! Sagt uns eure Meinung zu "In hundert Jahren, in tausend Jahren" im SpacePub!


Stimmen zur Episode:
Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Mira Furlan über die Szene mit der 140jährigen Delenn: „Davor hatte ich mich ein wenig gefürchtet. Ich hatte Angst, wie es werden würde, da "140" von einem schriftstellerischen und einem darstellerischen Standpunkt aus eine extreme Entscheidung war. Aber ich war froh, zu sehen, dass es am Ende hingehauen hat, und sehr gut rüberkam. Ich war wirklich sehr zufrieden. Es wirkte dennoch irgendwie real. Ich zweifelte, dass es jemand schlucken würde, aber da war ein emotionaler Aspekt den ich nicht erwartet hatte. Joe versprach mir aber, aus der einhundervierzig jährigen Delenn jetzt keine Gewohnheit zu machen, und darüber war ich sehr froh, weil es schwer ist, so viel Makeup zu tragen.”

  • Quelle: "Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 5: The Wheel of Fire"


    Vom Skript zur Folge:
    Die größte Änderung ist zweifellos, dass im ursprünglichen Drehbuch noch Ivanova enthalten war, und zu Beginn der Folge – statt Garibaldi – zusammen mit Franklin die Frischvermählten an Bord begrüßten sollte. In der Diskussion im Zuge der pädagogischen Ausstrahlung im "100 Jahre in der Zukunft"-Segment fehlt zudem ein kurzer Teil, mit dem der Weg für "Waffenbrüder" und "Crusade" geebnet wurde: "Es gab den Telepathenkrieg, und der Drakh-Krieg kann als direktes Resultat von Sheridans Handlungen nachdem er von der Erde zurückgekehrt war angesehen werden. Als die Drakh eine biogenetische Seuche in die Erdatmosphäre strömen ließen…" "Na ja, jetzt holen wir aber etwas gar weit aus." "Aber Sie können doch nicht einfach so ein Ereignis ignorieren, dass fast den Tod von jedem Mann, Frau und Kind auf der Erde verursacht hätte." "Das versuche ich auch gar nicht, aber das wäre wohl für eine andere Sendung geeigneter" – was natürlich eine Anspielung auf die Nachfolgeserie "Crusade" war. Kurz darauf, nach dem Clip mit Garibaldi, sagt einer der Experten zudem noch "Wenn ein Freund getötet wurde, wie wir es hier sahen, dann war das halt nun mal so." Daraus sollte man allerdings nicht schließen, dass JMS ursprünglich vor hatte, Garibaldi in dieser Folge wirklich sterben zu lassen – immerhin tritt er ja noch in "Der Weg ins Licht" auf.

    Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 11"


    Kommentare von JMS
  • Dieses Jahr ist charakterorientierter. Jahr Vier war das Jahr wo alle Dinge "Boom!" machten, und ich versuche, nicht das gleiche zwei Mal hintereinander zu machen. Unter diesen Voraussetzungen kannst du auch längere Dialoge haben, die ich ohnehin liebe; und leichter zu drehen sind sie auch. Es war ziemlich unkompliziert, uns von sieben auf sechs Drehtagen umzustellen. Es ist in erster Linie für mich eine größere Bürde, da wir nun alle sechs Tage neue Drehbücher brauchen, statt alle sieben Tage, und langfristig macht ein Tag mehr oder weniger schon einen Unterschied. Denn über die Staffel gesehen hast du insgesamt zweiundzwanzig Tage weniger, um zu schreiben.

    Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 11"


    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Am Ende der Episode haben wir die Entwicklung unserer Figuren von lebenden menschlichen Geschöpfen zu Symbolen, von Symbolen zu Legenden und von Legenden zum Mythos gesehen. Im Verlauf dieser Entwicklung sehen wir, wie die Menschheit durch den Großen Brand ziemlich hart zu Fall gebracht wird. Eine Reihe von Fans hat mich gefragt, warum ich mich dazu entschieden habe, dies zu tun. Haben wir nicht gerade die letzten vier Jahre damit verbracht, dabei zuzusehen, wie unsere Protagonisten die Welt retteten? War dadurch nicht alles umsonst? Die Antwort ist, so wie die Frage, zweigeteilt. Ja, unsere Figuren retteten die Welt. Diesmal. Aber die Welt wird den nachfolgenden Generationen jedes Mal aufs Neue überantwortet, die damit beauftragt wird sie sowohl zu definieren, als auch sie für ihre Nachfolger zu bewahren. Niemand rettet die Welt auf unbestimmte Zeit. Wenn wir uns erlauben, anders zu denken, können wir leichtsinnig werden, und unser Erbe verschleudern. Schlimme Dinge sind genauso in der Vergangenheit passiert, wie sie auch jetzt noch passieren, und in der Zukunft passieren werden. Sheridan schuf die Allianz, aber konnte nichts tun um den Großen Brand zu verhindern, da dieser nicht unter seiner Aufsicht erfolgte. (Doch was er erschuf, befindet sich immer noch in der Peripherie, und hilft mit dem Wiederaufbau der Erde.) Wir steigen auf, und wir fallen. Worauf es ankommt, wie wir an Bruder Alwyn sehen, ist, dass die Menschheit fortbesteht. Wir fallen, aber wir heben uns auch allmählich wieder vom Boden auf. So lange wir damit fortfahren, genau dies zu tun, besteht Hoffnung, und genau darin besteht die fundamentale Aussage von "Babylon 5", die hier im Dialog noch einmal verdeutlicht wird: Dass unabhängig davon, wie schlecht die Dinge stehen, wir uns der Möglichkeit der Hoffnung hingeben müssen. Das ist alles, lediglich die Möglichkeit. Derartige Entscheidungen können ganze Welten verändern.

  • Als wir die politische Live-Debatte drehten, die der Sendung "Nightline" nachempfunden war, entschieden wir uns dazu, statt die Experten getrennt voneinander zu drehen so dass wir sie dann in der Nachbearbeitung zusammenfügen konnten, sie vielmehr alle zur gleichen Zeit ans Set kommen sollten und sie, mit drei laufenden Kameras, alle zugleich reden ließen, so dass sie miteinander streiten und sich überlappen konnten und der Szene das Gefühl einer echten Fernsehübertragung gaben.

  • Einige haben mich gefragt, was die Bedeutung der römischen Ziffern in Bruder Alwyns Raum ist. Ich fürchte, sie stehen für einen Autor der sich für cleverer hielt, als es ihm gut tat. Als ich mich dazu entschlossen hatte, dass im Quartier des Mönchs mehrere Kameras versteckt sein würden, machte es Sinn, sie zu nummerieren, also Kamera Eins, Kamera Zwei, und so weiter. Da er ein Mönch ist und in einem katholisch geprägten Kloster lebt, dachte ich mir, dass er vielleicht eher römische Ziffern als arabische Nummern verwenden würde. Ich dachte, es sei lustig, aber letztendlich stiftete ich damit mehr Verwirrung als sonst etwas. Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa.

  • Ich persönlich misstraue meinen Analysen meiner eigenen Arbeit. Ich denke, dass ein Autor oder Künstler zwar nach Herzenslust darüber sprechen kann, was in eine Arbeit hineinfloss, aber was aus diesen Bemühungen herauskam, nur von seinem Publikum wirklich beurteilt werden kann. Kunst ist, was im Raum zwischen dem Bild auf der Wand und dem Auge, das es wahrnimmt, geschieht. Alles andere ist nur Public Relations.

    Quelle: "Babylon 5: The Scripts of J. Michael Straczynski - Volume 11"


    Episodenbild (c) Warner Bros.
  • Bedeutet der Große Brand, dass die B5 Crew schlussendlich gescheitert ist?
    Das hängt von Deinem Standpunkt ab. Fakt ist, so wie ich es sehe, dass niemand und nichts jemals alle unserer Probleme sofort und für immer lösen wird. Menschen werden immer Menschen bleiben. Man kann keinen Zauberstab schwenken und alles heil machen. Ja, es gab einen weiteren Krieg… aber wären die Schatten nicht gestoppt worden durch unsere Charaktere, hätte es wahrscheinlich ÜBERHAUPT keine menschliche Rasse mehr gegeben. Ja, es gab einen Krieg, und viele sind darin gestorben… wie es normalerweise in einem Krieg passiert… aber die nominell richtige Seite hat gewonnen, was nicht der Fall gewesen wäre wenn Garibaldis Simulacrum ihnen nicht unter die Arme gegriffen hätte. Wir hatten, haben weiterhin, und werden immer Kriege haben, und Trauer und Streit… wir werden aufsteigen und fallen… aber jedes Mal klettern wir ein bisschen höher, und letztendlich, werden wir die Welt schaffen, die unsere Ahnen für uns gewollt hätten… wir werden die Wiege schließlich verlassen, und unseren Platz zwischen den Sternen einnehmen, die lehrend, die uns nachfolgen. Meiner Meinung nach ist das ein so glückliches Ende, wie irgendjemand es sich wünschen kann.

  • Du hast die Ereignisse der 5. Staffel verraten!
    So wie mit allem ist auch B5 (in jedweder Inkarnation) über den Prozess. Ihr habt gesehen, wie Londo von G'Kar erwürgt wurde… aber ihr wusstet nicht, wie es dazu gekommen ist. Ihr kennt den Ausgang des Erd-Minbari-Krieges… aber ich denke, dass es noch einige Überraschungen in "Der erste Schritt" geben wird. So wie mit allen Dingen liegt die Freude beim Fortschreiten. Wir wissen alle, dass wir sterben werden, dass wie der Dichter sagt "wir rittlings auf dem Grabe geboren werden". Aber das Wissen um diese unausweichliche Realität hat niemals das menschliche Streben gestoppt. Es ist die Reise und das Tun das zählt.

  • Warum wurde Claudia Christians Name aus dem Vorspann entfernt, Jason Carters aber nicht?
    Wir hatten vertraglich keine Wahl. Als wir "Der Weg ins Light" in die 5. Staffel verschoben mussten wir ihren Namen aus "In hundert Jahren, in tausend Jahren" entfernen, oder ihr ein extra Episodengehalt zahlen. Wir bemerkten das nicht, bis WB uns ungefähr drei Tage bevor die Sendung gezeigt wurde anrief und uns darauf hinwies. Wir hatten keine Wahl. Sie sagten, es müsste entfernt werden. Wir konnten Jason im Vorspann lassen, weil er in "Der Weg ins Licht" nicht mitspielt.

  • Einige wenige Leute interpretierten den letzten "Gruß" als niederträchtig, jämmerlich (wenn es auf dieser Ebene eine Reaktion auf 5 Jahre konstantes Nörgeln und Niederträchtigsein von vielen Bereichen, vom Netz bis zur an die Presse und woanders gibt)… aber was auch immer es ist, es ist eine Botschaft der Hoffnung. Das, wann immer Du etwas anderes probierst, auf einmal die Schwarzmaler auftauchen und Leute, die Dir sagen, es kann nicht gemacht werden und sicherlich schon gar nicht von Dir. Es ist nicht nur Babylon 5, es ist jeder der Träume dort draußen. Und am Ende lagen sie falsch. Der Glaube siegt ("Faith manages"). Das ist die Nachricht des "Grußes"

    Episodenbild (c) Warner Bros.So, und in Wahrheit werden in 10 Jahren diese Schwarzmaler vergessen und unwichtig sein… aber die Show, die Show geht weiter. Und wird noch da sein, nachdem sie und ich schon lange zu Staub geworden sind. Und all die Leute werden das wissen wenn sie diesen Gruß in 50 Jahren sehen. Sie werden sehen, dass einige Blödmänner damals sagten, dass so etwas niemals gemacht werden könne und das sie falsch lagen weil sie immer falsch liegen. Wenn Du einen Traum hast, übersteigen deine Fähigkeiten und deine Leidenschaft, diesen Traum trotz allem wirklich zu machen, jeden noch so übermächtigen Widerstand. Das ist die Botschaft.

  • Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5

    Zusammengestellt und überarbeitet von Christian Siegel
    (Bilder © Warner Bros.)







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