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Krieger wider Willen PDF Drucken E-Mail
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Originaltitel: Legacies
Episodennummer: 1x17
Bewertung:
Erstausstrahlung USA: 20.07.1994
Erstausstrahlung D: 26.11.1995 (Pro7)
Drehbuch: D.C. Fontana
Regie: Bruce Seth Green
Hauptdarsteller: Michael O'Hare als Cmdr. Jeffrey Sinclair, Claudia Christian als Lt. Comdr. S. Ivanova, Jerry Doyle als Michael Garibaldi, Mira Furlan als Delenn, Andrea Thompson als Talia Winters, Stephen Furst als Vir Cotto, Bill Mumy als Lennier, Andreas Katsulas als G'Kar, Peter Jurasik als Londo Mollari
Gastdarsteller: John Vickery als Neroon, Grace Una als Alisa Beldon

Denkwürdige Zitate: „You talk like a minbari, Commander.“
(Am Ende der Episode schlägt Neroon gegenüber Sinclair angenehm freundliche Töne an.)

Kurzinhalt: ImageBremner, der die Minbari in der legendären letzten Schlacht des Erd-Minbari-Krieges angeführt hat, ist gestorben. Bei den Minbari ist es Tradition, dass große Krieger auf ihrer Heimreise an allen Orten wo sich Vertreter ihres Volkes aufhalten halt machen, damit ihnen die letzte Ehre erwiesen werden kann. Garibaldi und Sinclair sind aufgrund des recht forschen Auftretens des Captains des Minbari-Schlachtkreuzers, Albeit Neroon, sichtlich nervös, doch Delenn gelingt es die Lage zu beruhigen. Als man den Sarg öffnet, kommt es jedoch zu einem Eklat: der Leichnam von Bremner wurde gestohlen! Neroon und Delenn sind außer sich vor Wut, und verlangen von Sinclair und Garibaldi, dass das Verschwinden unverzüglich aufgeklärt wird. Währenddessen entbrennt zwischen Ivanova und Talia ein heftiger Wettstreit um die Zukunft eines jungen Mädchens, bei dem soeben ihre telepathischen Fähigkeiten ausgebrochen sind. Talia möchte sie auf die Erde zum Psi-Corps bringen, und Ivanova möchte eben dies mit allen möglichen Mitteln verhindern. Zumindest aber möchte sie der jungen Frau auch andere Optionen vorstellen, damit sie eine fundierte Entscheidung treffen kann. Diese Suche führt die beiden schließlich auch zu Delenn, wo die junge Telepathin eine erstaunliche Entdeckung macht...


Erwähnenswerte Synchro-Fehler: Sinclair und Ivanova unterhalten sich über das weitere Schicksal von Alyssa:
Sinclair: „But does she have any other choice?“
Ivanova: „Possibly, If we can keep her under our jurisdiction long enough to find it. Commander, what happened before… my mother… I just can't let this slide.“

Die Übersetzung ist wieder mal alles andere als gelungen, sowohl was den Sinn als auch die sprachliche Qualität betrifft:
Sinclair: „Aber gibt's da überhaupt eine Entscheidung?“
Ivanova: „Ja vielleicht. Wir müssen der Kleinen genug Zeit geben sich über alles zu informieren. Commander, ich denke natürlich an das was mit meiner Mutter… passiert ist. Ich bin betroffen.“

Sie ist betroffen! Oooooch… eine runde Mitleid für den armen Lt. Commander…


Review: Image"Krieger wider Willen" hat mich noch nie sonderlich überzeugt. Bei beiden Geschichten handelt es sich meines Erachtens um eher schwache B-Stories, in denen es mehr darum geht Hintergrundinformationen zu vermitteln als eine spannende, packende Geschichte zu erzählen. In Verbindung mit einer starken Haupthandlung hätten die beiden Stories ja vielleicht noch funktioniert, stattdessen wurden sie zusammengesteckt, und heraus kam eine der schwächsten und langweiligsten Folgen der gesamten Serie. In der Haupthandlung geht es um den gestohlenen Leichnam des Minbari-Kriegers Bremner. Wir erfahren ein paar Hintergründe über die letzte Schlacht des Krieges, die Kapitulation der Minbari (und dass die Kriegerkaste damit alles andere als einverstanden war) und die Funktionsweise der minbarischen Gesellschaft. Leider hat es das Mysterium rund um die verschollene Leiche nie geschafft, mich zu interessieren. Hier ist einfach von Anfang an klar, dass es gelingen wird, das Rätsel rund um sein Verschwinden zu lüften und dass es nicht gleich zu einem Krieg kommen wird. Die Spannung befindet sich daher auf einem Nullpunkt. Ja, es gibt ein paar interessante Informationen und vor allem im nachhinein betrachtet auch gelungene Kommentare und Anspielungen, aber das ist einfach viel zu wenig, um diesen Teil der Handlung interessant und für sich genommen lohnenswert zu machen.

Die B-Story rund um die aufkeimende Telepathin ist leider um keinen deut besser. Zuerst einmal fällt auf, dass die Schauspielerin viel zu alt aussieht, um ein Mädchen dass gerade die Grenze zur Pubertät durchschreitet zu spielen. Wenn Talia meint "sie scheint genau im richtigen Alter dafür zu sein" wirkt es daher unfreiwillig komisch. Vor allem aber dient dieser Handlungsstrang nur dazu, bereits bekannte Informationen zu wiederholen, während wir eigentlich nichts neues erfahren, weder über die Funktionsweise des Psi-Corps, noch über Talia und/oder Ivanova. Wir wissen bereits, was ihrer Mutter widerfahren ist (tatsächlich wurde diese Information nur vor einer Episode wieder wiederholt) und warum sie das Psi-Corps hasst. Bei Talia wissen wir, dass sie trotz ihrer Skepsis nach den Informationen von Ironheart dem Corps gegenüber noch loyal ist. Wir kennen die drei Möglichkeiten, denen sich Telepathen gegenübersehen, und wissen aus dem Pilotfilm, dass die Narn als einziges der großen Völker keine eigenen Telepathen unter ihren Leuten haben. Das einzige was man neues erfährt, ist wie die Minbari ihre Telepathen behandeln, davon abgesehen werden nur bereits bekannte Informationen wiedergekäut.

ImageAuch hier gibt es die eine oder andere Andeutung über die Zukunft, wie das Wort, das Alyssa aufschnappt. Auch die Tatsache, dass ihr der Geist der Narn so fremd erscheint, jener der Minbari aber nicht, finde ich in Anbetracht einer späteren Offenbarung interessant. Aber auch hier gilt: Diese Kleinigkeiten sind bei weitem nicht genug, um diese Handlung zu rechtfertigen. Was nun noch erschwerend hinzukommt, ist die Art und Weise, wie beide Geschichten miteinander verknüpft werden, was an billigste Groschenromane erinnert, sowie die teils ungelungene Ausführung. Dass Neroon und Sinclair in dessen Quartier unbedingt kämpfen müssen, wirkt extrem gezwungen und konstruiert, und wird nur durch die Tatsache unterboten, das Sinclair diesen großen Krieger der Minbari quasi im Handumdrehen besiegen kann. Die Art und Weise wie Delenn der Kriegerkaste ursprünglich das Verschwinden von Bremner erklären wollte, klingt völlig unplausibel und an ihren noch nicht vorhandenen Haaren herbeigezogen. Kurz und gut: "Krieger wider Willen" ist einfach schlecht geschrieben. D.C. Fontana hat ein paar sehr gute Star Trek-Geschichten ersonnen, und auch ihre anderen Drehbücher zu "Babylon 5" waren nicht unbedingt schlecht (wenn sie auch nie zu den besten gehörten), aber dieses Drehbuch ist ihr leider aus meiner Sicht ziemlich misslungen, und führte zu einer der schwächsten Folgen der gesamten Serie…


Fazit: Bei "Krieger wider Willen" wurden zwei B-Handlungen voller Hintergrundinformationen (wovon noch dazu viele nur dazu da sind, bereits bekanntes noch einmal aufzufrischen) zusammengesteckt, was herauskommt ist eine etwas zähe Episode ohne Spannung oder große Höhepunkte. Ein paar gute Dialoge und interessante Anspielungen hie und da retten diese Folge aber immerhin gerade noch so in die Durchschnittlichkeit.

Wertung: 2.5 von 5 Punkten
Christian Siegel


Produktionsnotizen:
Vom Skript zur Folge:
ImageDie Unterschiede zwischen D.C. Fontana's Drehbuch und der fertigen Episode beschränken sich auf Kleinigkeiten: Sinclairs Flashback auf die letzte Schlacht, als er das Kriegsschiff der Minbari sieht, steht nicht im Drehbuch, und Na'Toths Teil der Handlung war ursprünglich für G'Kar gedacht, doch Andreas Katsulas stand schließlich für die Dreharbeiten nicht zur Verfügung. Die einzige größere Änderung ist ein kleiner Teil der Handlung rund um den Kampf zwischen Ivanova und Talia, der es nicht in die Folge geschafft hat: Talia spricht mit dem Besitzer jenes Geschäfts, das Alyssa berauben wollte, und erfährt dass dieser eigentlich keine Anzeige erstatten wollte, von Ivanova aber dazu gedrängt wurde. Sie beschwert sich daraufhin bei Sinclair, der sich gegenüber Ivanova deutlich weniger hilfsbereit und kameradschaftlich zeigt, sondern ihr aufgrund ihres Vorgehens ordentlich die Leviten liest, und diesen Zwischenfall sogar in ihrer Akte vermerken lässt. Alles in allem bin ich froh, dass das geändert wurde, der freundliche Sinclair gefällt mir hier doch deutlich besser…

„Quelle: „Babylon 5 Scripts: Other Voices - Volume 2”


Hintergründe zur Produktion der Episode:
  • "Krieger wider Willen" war das einzige Drehbuch der ersten Staffel, dass nicht auf einem Vorschlag von JMS basierte.


  • D.C. Fontana's Inspiration für "Krieger wider Willen" war der ehemalige U.S.-Präsident Abraham Lincoln, der nach dem Attentat quer durch die Staaten geführt wurde, damit die Leute von ihm Abschied nehmen konnten.


  • „Quellen:
    „Babylon 5 Scripts: Other Voices - Volume 2”
    „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents”


    Das sagen die Schauspieler, der Drehbuchautor und der Regisseur:
  • ImageMira Furlan über ihren Co-Star John Vickery: „Er ist so ein starker Schauspieler, und wir hatten wirklich Spaß. Manchmal wenn du für Film- und Fernsehen arbeitest wirst du frustriert, weil du deine Energie unterdrückst und es mehr um Subtilitäten und kleine Dinge hier und dort geht, und manchmal habe ich einfach das Gefühl alles rauslassen zu müssen. John Vickery und Morgan Sheppard (aus "Der Seelenjäger") sind genau die richtigen Leute dafür. Dieser theatralische Ausbruch von Energie, das mochte ich.“


  • Julie Caitlin Brown über ihre Rolle in "Krieger wider Willen", die ursprünglich für G'Kar geschrieben war: „Ich habe darüber mit Joe diskutiert. Ich sagte "Weißt du, ich glaube nicht dass Na'Toth es so sagen würde. Es wurde ursprünglich für G'Kar geschrieben, und es klingt wie G'Kars Worte." Das war das einzige Mal dass ich mit Joe nicht einer Meinung war. Aber er sagte "Nein, ich brauche jemanden der diesen Text sagt, und auch wenn das du bist statt G'Kar, wird es schon gehen." Trotzdem habe ich mich immer komisch dabei gefühlt, weil Na'Toth war für mich nie eine Verschwörerin. Sie ist so direkt. G'Kar war ein Verführer, aber Na'Toth… ich meine, sie würde dir unverhohlen ins Gesicht schlagen, statt dich von hinten zu überfallen.“


  • Michael O'Hare über die letzte Szene mit Neroon: „Es war eine Gelegenheit um sich zu treffen und zu erkennen, dass sie vieles gemeinsam hatten. Diese Szene hat mir wirklich viel bedeutet als ich sie gespielt habe. Ich sagte es hätte genug Krieg gegeben, und er und ich behandelten uns mit Respekt und Ehre. Das war der Sinn dieser Szene.“


  • Quelle: „Babylon 5: Season by Season-Guides - Volume 1: Signs and Portents”


    Kommentare von JMS
  • ImageUrsprünglich sollte diese Episode später ausgestrahlt werden, weil ich nicht zwei Psi-Corps-Episoden hintereinander haben wollte und wegen eines kleinen Details, das klarer sein wird, nachdem "Verloren in der Zeit" ausgestrahlt wurde: es wäre besser gewesen, wenn es danach gekommen wäre, aber trotz allem wurden diese Episoden so gemacht, dass man sie in beliebiger Reihenfolge sehen kann, also ist es auf lange Sicht in Ordnung.


  • Ja, diese Audio-Geschichte mit Talia war etwas, das mir beim abschließenden Audio-Mix einfiel. Wir wollten irgendwie zeigen, wie sie versucht, durchzudringen, und ursprünglich waren es nur Verzerrungen. Dann dachte ich, wartet mal, sie wird das was sie sagen will, denken, bevor sie es sagt, warum überlagern wir nicht den Dialog vorab? Dummerweise war das High-Tech-Studio aus irgendeinem blöden Grund nicht für diesen Effekt eingerichtet, also haben wir Talias Dialog genommen, ihn digitalisiert, ihn auf eine zweite Spur gesetzt, und die beiden übereinandergelegt, wobei eine der anderen um etwa 20 Einzelbilder vorherging. Der Trick war, die zweite Stimme lippensynchron zu machen, nicht die erste. Hat einen recht coolen Effekt.


  • Quelle: Der deutsche Lurker’s Guide für Babylon 5


    Zusammengestellt von Christian Siegel



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