Originaltitel: Time Episodennummer: 1x08 Bewertung: Erstausstrahlung USA: 13.11.2009 Erstausstrahlung D: 31.03.2010 (Free-TV, RTL II) Drehbuch: Robert C. Cooper Regie: Robert C. Cooper Hauptdarsteller: Robert Carlyle als Dr. Nicholas Rush, Justin Louis als Colonel Everett Young, David Blue als Eli Wallace, Brian J. Smith als Lt. Matthew Scott, Elyse Levesque als Chloe Armstrong, Jamil Walker Smith als Sgt. Ronald Greer, Alaina Kalanj als Tamara Johansen, Ming-Na als Camille Wray Gastdarsteller: Patrick Gilmore als Dr. Dale Volker, Peter Kelamis als Adam Brody, Jennifer Spence als Dr. Lisa Park, Mark Burgess als Jeremy Franklin, Julia Anderson als 2nd. Lt. Vanessa James
Spoilerwarnung: Die nachfolgende kurze Inhaltsangabe sowie das Review beinhalten leichte Spoiler, und nehmen bestimmte Punkte der Handlung vorweg. Große Spoiler wurden von uns hingegen markiert. Solltet ihr euch also einfach nur ein Bild von der Episode machen wollen und es euch nicht stören, ein bisschen etwas über ihre Handlung zu erfahren, könnt ihr gefahrlos weiterlesen. Achtet nur darauf, allfällig ausgewiesene Spoiler zu vermeiden!
Kurzinhalt:Die Destiny steuert einen Dschungelplaneten an. Als ein kleines Team durch das Tor tritt, findet man auf die andere Seite ein Kino-Aufzeichnungsgerät. Als man die Aufnahme abspielt, staunt die Crew nicht schlecht, als sie sich selbst auf dem Planeten sieht. Die besagte frühere Expedition wurde offenbar von einer seltsamen Krankheit geplagt, die auch einige Todesopfer gefordert hat. Eine noch größere Gefahr geht jedoch noch von kleinen, gefräßigen fliegenden Ungetümen aus, die den Planeten in der Nacht unsicher machen, und einen Großteil des Teams binnen kürzester Zeit dahinraffen. Gleichermaßen fasziniert, verwundert und verstört müssen Eli, Dr. Rush & Co. beobachten, wie ein Expeditionsmitglied nach dem anderen auf dem Planeten stirbt. Dies passt auch zu einem grausigen Fund, den Dr. Rush auf dem Planeten gemacht hat: Einen Totenschädel. Als die seltsame Krankheit schließlich auch auf dem Schiff ausbricht, scheinen diese unheilvollen Aufzeichnungen aus der Vergangenheit die einzige Chance der Crew auf Rettung zu sein…
Christian Siegel
Review von Christian Siegel: Einige Stargate-Fans haben zuletzt zunehmend den Mangel an SF-Elementen beklagt, und auch wenn mich persönlich die sehr charakter- und dramaorientierten Episoden zuvor nicht im Geringsten gestört haben, kann ich diesen Einwand durchaus nachvollziehen. Mit "Time" sollten die Macher aber eben jene Fans zumindest ansatzweise wieder versöhnt haben. Zwar gehören Zeitreisegeschichten mittlerweile nicht mehr unbedingt zu den originellsten Ideen, und auch in den diversen Stargate-Serien hat man sich schon einige Male damit auseinandergesetzt. Doch die düstere Handlung sowie das Konzept, den überwiegenden Teil der Episode aus der Perspektive einer der schwebenden "Kino"-Kameras von der Destiny zu zeugen, gab dem ganzen doch noch einen frischen und originellen Anstrich. Zudem erinnerte es, trotz des "Kino"-typischen Rands und der Verzerrungen sonderbar realistisch und erinnerte an "Cloverfield" und Konsorten, wo ein schreckliches Geschehen ja ebenfalls aus der Sicht einer Kamera dokumentiert wird. Highlights waren dabei für mich vor allem jene Szenen, die man aus der Sicht von Eli erlebt hat; hier fühlte man sich mitten im Geschehen und so, als wäre man selbst auf dem Planeten gestrandet. Wirklich außerordentlich gut gemacht.
Was mir ebenfalls sehr gut gefallen konnte, war die düstere Grundstimmung der Episode, und die kompromisslose Handlung an Bord des Dschungelplaneten, in der eine Person nach der anderen das Zeitliche segnet. Sei es, aufgrund der Krankheit, oder aufgrund der kleinen Biester, die in der Nacht durch den Dschungel fliegen und sich in die Körper der Crew fressen. Vor allem letzteres wurde für Stargate-Verhältnisse erstaunlich blutig umgesetzt, und hat wieder mal aufgezeigt, dass "Universe" in vielerlei Hinsicht eine erwachsenere, ernstere Serie ist als ihre beiden Vorgänger. Trotz der Zeitreisethematik und der Bedrohung durch die kleinen, außerirdischen Monster standen aber auch bei "Time" wieder die Figuren im Mittelpunkt. Dabei konnten mir vor allem ihre geschockten Reaktionen auf die Aufzeichnungen gefallen, auf denen sie ihren und/oder den Tod von anderen ihnen nahe stehenden Besatzungsmitgliedern mitverfolgen mussten. Und als die Krankheit dann schließlich auf der Destiny ausbrach, wird auch die Stimmung an Bord zunehmend verzweifelter.
Trotz der sehr düsteren Handlung verzichtet man auch diesmal wieder nicht auf gelegentlich eingestreuten, auflockernden Humor, für den erneut in erster Linie Eli zuständig ist. Egal ob seine Liste der besten Filme auf dem Dschungelplaneten oder sein von der Werbung unterbrochenes "What the …" während der Sichtung der Aufzeichnungen, ich fand seine Gags wieder einmal durchaus gelungen. Etwas, dass in den Fanreaktionen zur Episode teilweise kritisiert wird, mir aber ebenfalls sehr gut gefallen konnte, ist das offene Ende. Nun mal ehrlich: Was hätte es gebracht, das weitere Geschehen genau mitzuverfolgen? Aufgrund dieses Endes war doch eigentlich sonnenklar, was in weiterer Folge passieren würde: (Achtung, Spoiler!) Die mittlerweile 3. Crew – zeitlich gesprochen – kommt auf den Dschungelplaneten, doch statt sich erst stundenlang durch Aufzeichnungen quälen zu müssen, erfahren sie von Lt. Scott genau das was sie wissen müssen, um alle an Bord zu retten. Man besucht den Planeten, schnappt sich ein paar der kleinen Monster, heilt die Besatzung damit vor der im Eiswasser verborgenen Krankheit, und alle sind happy. (Spoiler Ende) Sooo schwer zusammenzureimen war das doch nun wirklich nicht. Ich fand diese Art, die Episode zu beenden, jedenfalls sehr dramatisch und gelungen.
Das Einzige, was ich an "Time" kritisieren kann, ist der Resetknopf. Das Geschehen auf dem Dschungelplaneten in der ersten Zeitebene schafft es nicht wirklich, zu berühren, da man sich praktisch von Anfang an dessen bewusst ist, dass es diesmal nicht so kommen wird. Aber zu einem bestimmten Zeitpunkt ist auch abzusehen, dass selbst die 2. Zeitlinie nicht Bestand haben sondern durch eine erneute Kino-Zeitreise verändert werden wird. Dadurch fehlt es auch allen dort enthaltenen dramatischen Szenen und üblen Wendungen an emotionaler Wirkung. Einzig (Achtung, Spoiler!) Chloe's (2.) Tod (Spoiler Ende) konnte mich – vor allem dank der tollen schauspielerischen Leistung von David Blue und der gelungenen Inszenierung – ansatzweise bewegen, einfach da ich diesen Geek mittlerweile ziemlich ins Herz geschlossen und mit ihm mitgefühlt habe. Aber spätestens zu diesem Zeitpunkt war klar, das alles gut ausgehen würde – was auch beim Showdown auf dem Planeten ein wenig auf die Spannung gedrückt hat. Davon abgesehen hat mir "Time" aber wieder einmal sehr gut gefallen…
Fazit: All jenen, denen "Stargate: Universe" bisher zu viel Drama und zu wenig Science Fiction geboten hat, kann ich nur empfehlen, der Serie mit "Time" noch einmal eine Chance zu geben. Meiner Meinung nach zeigt diese Episode wieder einmal die Stärken und das Potential eine derart charakterorientierten Serie auf, sollte in diesem Fall mit dem Zeitreise-Plot aber auch den "reinen" SF-Fans genug bieten, um sie gut unterhalten zu können. Die Handlung ist angenehm düster, die Inszenierung durch die "Kino"-Kamera ein interessanter Kniff, und die schauspielerischen Leistungen wieder einmal auf sehr hohem Niveau. Das zugrundeliegende Mysterium war wirklich interessant und hat mich von der ersten Minute an gepackt, und auch davon abgesehen war die Handlung recht spannend und mit einigen dramatischen Wendungen und Szenen gespickt. Ich für meinen Teil wurde jedenfalls wieder mal glänzend unterhalten…