FilmRückblick 2012 - 11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Die besten Szenen des Jahres 2012Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Mittwoch, 09 Januar 2013
11 denkwürdige Momente des Filmjahres
Wie in den letzten Jahren so möchte ich auch heuer nicht nur Filme in ihrer Gesamtheit besprechen, sondern auch die besten Filmmomente des Jahres küren. Die beiden Neuerungen aus dem Vorjahr – eine anlassbezogene Sonderkategorie sowie die Benennung der "Runner-Up's" – werde ich selbstverständlich beibehalten, davon abgesehen bleibt alles beim Alten. Wie immer gilt, dass die nachfolgende Aufstellung – no na – einige Filmszenen beschreibt und demnach leichte Spoiler enthält. Wirklich große, überraschende Wendungen werden von mir aber natürlich wie gewohnt nicht verraten, bzw. entsprechend markiert, damit selbst den Neugierigen unter euch kein Film verdorben wird.
Sonderpreis der Jury – Die cleverste Szene 2012
Damit keine Missverständnisse aufkommen: "Clever" bezieht sich in diesem Fall nicht auf eine ausgeklügelte Offenbarung und/oder Wendung innerhalb eines Drehbuchs, sondern rein auf die Inszenierung. Denn "The Artist" hatte einen wunderbaren, genialen inszenatorischen Kniff zu bieten, den ich unbedingt in meiner Liste der besten Filmmomente des abgelaufenen Jahres erwähnen will: Als ihn sein Filmproduzent darüber informiert, dass "talkies" immer beliebter werden und der neueste Schrei am Filmhimmel sind, hat der Stummfilm-Star George Valentin einen Alptraum, in dem die Gegenstände um ihn herum plötzlich Geräusche machen – und das immerhin in einem (ansonsten) Stummfilm! Ein echter Geniestreich. >> Zum Review
Runner-Up: "Drive" – Der clever inszenierte "Showdown" mit den Schatten (>> Zum Review)
Stimmungskanone des Jahres – die "Feel Good"-Szene 2012
Wenn es 2012 einen Trend gab, dann sind das für mich "Feel Good"-Filme. Diese waren zwar zumeist nicht ungetrübt und boten nicht nur einen Lacher nach dem anderen, sondern verfügten vielmehr überwiegend einen ernsten Kern, dennoch fand ich die Fülle an positiven, lebensbejahenden Filmen im abgelaufenen Kinojahr (u.a. "50/50 – Freunde fürs (Über)leben", "Beasts of the Southern Wild", "Cloud Atlas", "The Descendants", "Vielleicht lieber morgen" und natürlich "Ziemlich beste Freunde") beachtlich. Und auch wenn ich diese in ihrer Gesamtheit den "Muppets" (so amüsant der Film auch gewesen sein mag) vorziehe, so kam meines Erachtens was die "Feel Good"-Szene betrifft nichts an die grandiose, stimmungsvolle Musical-Einlage "Life's A Happy Song" (mit der Einschränkung "when there's someone by my side to sing along") heran. Wem diese kein Lächeln auf die Lippen gezaubert hat, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. >> Zum Review von Bettina Schwarzkopf und Marcel Wetzel
Runner-Up: "Vielleicht lieber morgen" – Die zweite (abschließende) Tunnelfahrt.
Herzensbrecher des Jahres – die romantischste Szene 2012
Die entsprechende Szene zählt zugleich zu den ganz großen Gänsehautmomenten des letzten Jahres, da ich jedoch nicht gerne ein- und dieselbe Szene in mehreren Kategorien auszeichne, kam dort ein anderer toller Moment zum Zuge. Bei der romantischsten Szene des Jahres führte für mich aber kein Weg an jenem Moment vorbei, als sich der Fahrer und Irene im Fahrstuhl küssen, und die Zeit für einen kurzen Augenblick stehen zu bleiben scheint. Vor allem auch die Art und Weise, wie dieser kurze Moment der Zuneigung und des Friedens kurz darauf durch eine ungemein brutale Szene konterkariert (und IMHO auch akzentuiert) wird, finde ich phantastisch. Einfach nur wundervoll. >> Zum Review
Runner-Up: "Vielleicht lieber morgen" – Charlies erster Kuss.
Schenkelklopfer des Jahres – die lustigste Szene 2012
Der immer wieder eingestreute, wundervolle Humor war für mich einer der Hauptgründe, warum "The Avengers" deutlich unterhaltsamer und insgesamt besser war als die bisherigen Marvel Studios-Filme (die ja quasi auf ihn hingearbeitet haben). Ich muss gestehen, Joss Whedons Humor zwar manchmal etwas vorhersehbar zu finden (beispielhaft sei das "Wenn ich in zwei Stunden nicht zurück bin… wartet noch zwei Stunden!" aus "Serenity" erwähnt), aber in "The Avengers" (und übrigens auch "The Cabin in the Woods") gab es ein paar phantastische Gags, die mich zum Lachen bringen konnten. Und bei keinem anderen Filmmoment des Jahres 2012 war das Gelächter im Kinosaal so groß wie in jenem Moment, als der Hulk Lokis Rede unterbricht und mit ihm den Boden aufwischt. "puny god" indeed. >> Zum Review
Runner-Up: "Ted" – der Donner-Buddies-Song.
Schock des Jahres – der beste Twist 2012
Ok, zugegeben… es ist weniger ein Schock als eine sich langsam ergebende Erkenntnis. Irgendwann im Laufe des Films wird man erkennen, was es mit der zu Beginn etwas irritierenden B-Handlung rund um die Wissenschaftler auf sich hat. Der entsprechende Moment der Erkenntnis ist vielleicht nicht unbedingt schockierend – dennoch ist die Wendung an sich einfach nur großartig, und ungemein clever. Die Verknüpfung beider Handlungsebenen, und wie man hier die üblichen Horrorfilm-Klischees einerseits durch den Kakao zieht und andererseits erklärt, war für mich mit Abstand die größte Stärke von "The Cabin in the Woods". Es ist mehr als eine überraschende Wendung des Überraschungseffekts wegen, vielmehr ist der entsprechende Twist absolut essentiell für die Handlung, und im wesentlich das, was den Film ausmacht. Einfach nur genial. >> Zum Review
Runner-Up: "Looper" – Joe's Entschluss am Ende des Films. (>> Zum Review)
Augenöffner des Jahres – die imposanteste Szene 2012
Ich habe es ja bereits sowohl in meinem Review als auch in meinem Artikel zu den schlechtesten Filmleistungen des abgelaufenen Jahres (wo sich "Prometheus" über den Titel des enttäuschendsten Films 2012 freuen durfte) erwähnt: Bei aller berechtigter Kritik am Inhalt, wie den zahlreichen logischen Schwächen, den offenen Fragen sowie dem teilweise strunzdämlichen Verhalten der Protagonisten – ein Aspekt des Films ist über jeden Zweifel erhaben, und stellte auch alles andere aus dem Kinojahr 2012 in den Schatten: Die Optik. Die visuelle Gestaltung ist ungemein imposant und bescherte uns die optisch beeindruckendsten Szenen des Jahres. So gesehen war es gar nicht so leicht, mich innerhalb des Films für einen Moment zu entscheiden – im Endeffekt wählte ich dann aber den Anflug der Prometheus auf den Planeten. Wie sagte Sam doch in "Der Herr der Ringe – Die Gefährten": "Ein wahrer Augenöffner, gar keine Frage." >> Zum Review
Runner-Up: "The Avengers" – Die Kamerafahrt (ohne erkennbaren Schnitt) von einem Avenger zum nächsten während des großen Showdowns. (>> Zum Review)
Ohrenöffner des Jahres – der beste Dialog 2012
Es sind weniger die Worte die gewechselt werden, als vielmehr was im Film in diesem Moment passiert, dass "Gefährten" diese Auszeichnung einbringt. Inmitten des Wahnsinns der Grabenkämpfe des ersten Weltkriegs treffen sich ein deutscher und ein britischer Soldat inmitten des Schlachtfelds, um ein im Stacheldraht gefangenes Pferd zu befreien. Wie in meinem Review bereits geschrieben, ist es ein Moment der Menschlichkeit in einem unmenschlichen Konflikt, der ein deutliches Bild von Männern zeichnet, die in einem anderen Leben hätten Freunde werden können, doch hier aufgrund der gegensätzlichen Interessen ihres Landes dazu gezwungen werden, sich zu bekämpfen und zu töten. Es ist ein beherztes, hoffnungsvolles Statement, dass zwar der Krieg grausam ist – dies jedoch nicht unbedingt immer für die Männer gelten muss, die ihn ausfechten. >> Zum Review
Runner-Up: "Skyfall": M's Anhörung, inklusive des "Ulysses"-Zitats von Tennyson, welches insbesondere "Babylon 5"-Fans bekannt vorkommen sollte (>> Zum Review)
Nägelbeißer des Jahres – die spannendste Szene 2012
Die wirklich nerverzerreißende Spannung konnte ich 2012 im Kino nicht allzu oft ausmachen. Ein perfektes Beispiel dafür ist jedoch "Take Shelter", genauer gesagt jene Szene, als Samantha ihren Mann dazu anfleht, die Luke ihres Bunkers zu öffnen, da das Unwetter längst vorbei ist. Doch Curtis wird nach wie vor von seinen paranoiden Ängsten geplagt, und ist sich sicher, dass sie alle sterben werden, wenn er die Luke öffnet. Wird er es tun? Und wenn ja, was wird er vorfinden? Für mich ganz klar und mit Abstand die spannendste Szene des abgelaufenen Kinojahres! >> Zum Review
Runner-Up: "Sleep Tight" – Cesar erwacht unter dem fremden Bett, als die Bewohner der Wohnung zurückkommen. (>> Zum Review)
Adrenalinlieferant des Jahres – die beste Actionszene 2012
Bond ist zurück. Nach dem enttäuschenden "Ein Quantum Bourne" fand der Doppelnullagent pünktlich zu seinem 50. Leinwand-Geburtstag zu alter Stärke zurück. Bei seinem dritten Auftritt vermittelte Daniel Craig endlich das Gefühl, sich in der Rolle wohl zu fühlen, und brachte endlich auch den für die Rolle so wichtigen Witz und Charme ein. Die größte Stärke war aber die Regie von Sam Mendes – die uns auch einige der besten Actionszenen des vorangegangenen Jahres bescherte. Da alle davon sehr abwechslungsreich und gelungen waren, fiel es mir gar nicht leicht, mich nur für eine davon zu entscheiden. Letztendlich fällt meine Wahl aber auf die Verfolgungsjagd auf, über, und durch den Zug. Klassischer geht es nicht! >> Zum Review
Runner-Up: "The Expendables 2" – Arnold, Bruce und Sly (gemeinsam) in Action. (>> Zum Review)
Tränendrücker des Jahres – die berührendste Szene 2012
Jedes Jahr gibt es eine Kategorie, in der ich mir schwer tue, einen würdigen Vertreter zu finden. Für 2012 ist dies jene rund um die traurigste Szene des Jahres. Wie bei der "Feel Good"-Szene bereits geschrieben, dominierten heuer doch sehr stark die positiveren, optimistischeren, lebensbejahenderen und damit auch amüsanteren Beiträge ins Film-Metier. Ich bin die komplette Liste der Filme durchgegangen, die ich im Vorjahr gesehen habe (und die für den Jahresrückblick zugelassen sind, sprich einen offiziellen Kinorelease in Deutschland bekamen), und das doppelt und dreifach – doch ich konnte mich partout an keine Szene erinnern, die mich zu Tränen gerührt hätte. So entscheide ich mich schweren Herzens letztendlich für die Szene aus Liebe (wer den Film gesehen hat, weiß, was ich meine), weniger da ich den Tränen nahe gewesen wäre, als wegen der in ihr mitschwingenden Tragik. Näher dran war meines Erachtens 2012 kein anderer Moment.
Runner-Up: "Merida – Legende der Highlands" – Der Sonnenaufgang und die nachfolgende Versöhnung.
(>> Zum Review von Ulrike Waizenegger und Michael Spieler)
Gänsehautmoment des Jahres – der Magic Moment 2012
Die Wahl zum Tränendrücker des Jahres ist mir schwer gefallen, weil sich kaum würdige Kandidaten aufdrängen wollten – bei "Magic Moment 2012" ist das Gegenteil der Fall: Zugegeben, der absolute große, alles überstrahlende Gänsehautmoment hat im letzten Jahr gefehlt, dafür gab es unheimlich viele tolle magische Momente, die in dieser Kategorie würdige Sieger wären. Da ich die Fahrstuhlszene aus "Drive" bereits zur romantischsten Szene des Jahres gekürt habe, geht die Auszeichnung des Gänsehautmoments an "Beasts of the Southern Wild", und jenen Moment, als Hushpuppy sich den titelspendenden Biestern stellt. Das war wirklich Kinomagie pur, und sorgte in Verbindung mit der wundervollen Musik für absolute Gänsehaut. >> Zum Review
Runner-Up: "Cloud Atlas" – Sonmi zeichnet ihre Rede auf. (>> Zum Review)
Welche Filmmomente sind euch im abgelaufenen Kinojahr besonders positiv in Erinnerung geblieben? Wir freuen uns über eure ganz persönlichen Lieblingsszenen 2012 in den Kommentaren und/oder im SpacePub!