Kurzinhalt:
Peter Parker hat endlich die Dame seines Herzens, Mary Jane Waston, für sich gewommen, und zudem ein gesundes Verhältnis zwischen seinem gewöhnlichen Leben als College-Student sowie seinem Superheldendasein als Spider-Man gefunden. Einzig sein ehemals bester Freund Harry, der ihn töten will, da er nun Peters Geheimidentität kennt, und Spider-Man für den Tod seines Vaters verantwortlich macht, bereitet ihm anfangs noch Sorgen – bis dieser bei einem Kampf stürzt und daraufhin das Gedächtnis verliert. In seiner Freude darüber, wie gut sein Leben gerade verläuft, übersieht er allerdings, dass es Mary Jane anders geht. Die negativen Kritiken zu ihrer ersten Broadway-Performance sorgen dafür, dass sie gefeuert wird – doch Peter ist zu sehr in seinen eigenen Gedanken gefangen, als dass er überhaupt bemerken würde, dass sie etwas belastet. Was sie dann schließlich in die Arme eines alten Freundes treibt. Spider-Man muss sich indes mit einem neuen Gegner herumschlagen: Flint Marko, der aufgrund eines Experiments in ein Wesen aus Sand verwandelt wurde. Als Peters Leben zunehmend aus den Fugen gerät – Mary Jane verlässt ihn, der Sandman scheint unbezwingbar zu sein, und zu allem Überfluss erfährt er dann auch noch, dass Flint seinen Onkel Ben ermordet hat – ergreift ein Parasit aus dem All von ihm Besitz…
Review:
Ich bin bekanntermaßen überhaupt kein Fan des Films. Er war meine absolute Enttäuschung im Kinojahr 2007, und auch meine beiden nachfolgenden Sichtungen zu Hause haben nichts an meiner negativen bis vernichtenden Meinung des Films geändert. Da dies natürlich auch für Peter Davids Romanfassung relevant ist, und damit ihr euch jetzt nicht extra nochmal meine Abrechnung mit dem Film durchlesen müsst, seien hier die wichtigsten Kritikpunkte nochmal zusammengefasst: 1.) Harrys Amnesie war ein derart bequemes Plot-Konstrukt. Ihnen ist scheinbar aufgefallen, dass ihnen die Ausgangssituation für den Beginn des dritten Films doch nicht so taugt, und wollten wieder zu "Harry weiß nicht, dass Peter seinen Vater getötet hat" zurück; aber ich fand das einfach so enorm erzwungen und überhaupt nicht überzeugend. Da hätte sich ja wohl eine andere Lösung einfallen lassen (wie z.B., dass Harry nach ihrem Kampf für längere Zeit außer Gefecht und erst nach Wochen wieder fit genug ist, um sich seiner Nemesis zu stellen – und in der Zwischenzeit halt zum Umdenken beginnt). Davon, dass man sich generell die Frage stellt, warum er trotz des Wissens, dass sein Vater der Green Goblin war, nach wie vor darauf brennt, Peter zu töten. 2.) Noch lange bevor Peter vom Symbionten übernommen wird, verhält er sich bereits wie ein völlig egoistisches Arschloch. 3.) Die Darstellung des "bösen" Peter/Spider-Man fand ich einfach nur lächerlich. Und 4.) halte ich auch den Twist, dass Ben in Wahrheit nicht vom Kerl aus dem ersten Film, sondern von Flint Marko erschossen wurde, für eine absolute Fehlentscheidung. Dass er den Mörder seines Onkels (und Ersatzvaters) hat ziehen lassen, war der Antrieb der ersten beiden Filme. Wozu hebt man das hier nun auf? Nur, damit sein Konflikt mit Flint auch persönlich ist? Reicht eine entsprechende Auseinandersetzung – mit Harry – nicht schon?! Last but not least fand ich den vermeintlich emotionalen Ausgang des Geschehens aufgrund der Inszenierung (bei der man es davor schon übertrieben hatte; vor allem die ständigen schockierten Reaktionen des Publikums und teilweise die Kommentare der Reporterin hätte man sich schenken sollen) eher unfreiwillig komisch als berührend.
Ihr seht schon, ein Großteil dieser Kritikpunkte stehen in direktem Zusammenhang mit dem Drehbuch. Insofern war ich schon sehr gespannt, ob und inwiefern es Peter David – den ich als Autor ja überaus schätze – gelingen würde, zumindest einen oder anderen davon auszumerzen, und so ein insgesamt besseres Ergebnis hinzulegen, als es meines Erachtens der Film war. Die Wertung zeigt es leider schon (zum Vergleich: "Spider-Man 3" wurde von mir auf einer 2/10 eingestuft, was auf die 5er-Skala umgerechnet einer Bewertung von 1/5 entspricht): Viel konnte er hier in meinen Augen leider nicht ausrichten. Vorzuwerfen ist ihm dies nur bedingt; lediglich in einem Aspekt hat mich seine Adaption leider enttäuscht: Ich hatte wirklich gehofft, dass die Möglichkeit eines Romans, einen Blick ins Innenleben der Figur zu werfen, dabei helfen würde, Peters Verhalten in der ersten Hälfte des Films verständlicher und vor allem auch akzeptabler zu machen. Daran ist Peter David leider (zumindest in meinen Augen) gescheitert. Peter Parker ist hier ein genauso egozentrisches Arschloch, wie im Film. An den von mir kritisierten Handlungselementen kann der Autor natürlich auch von vornherein nichts ändern. Dies machte seinen "Spider-Man 3" für mich zu einer ähnlich enttäuschenden und frustrierenden Erfahrung, wie den Film. Seine Adaption profitiert in erster Linie von drei Aspekten: Im Buch fehlt Tobey Maguires wenig überzeugende (und stellenweise richtiggehend lächerliche) Darstellung des bösen Spidey/Peter. Ohne die Inszenierung mit dem Sonnenaufgang im Hintergrund, den theatralischen Performances, der Musik usw. kommt der tragische Ausgang des Geschehens hier nicht ganz so übertrieben melodramatisch rüber. Und – was dann auch der einzige Punkt ist, denn David selbst dazu beiträgt, dass ich seinen Roman zumindest einen Hauch besser fand – ich mag Peter Davids Schreibstil nun mal. Auch hier fand er genau die richtige Mischung aus flüssiger Weiterentwicklung der Handlung, und Introspektion der Figuren. Die teils clever-gewitzten Formulierungen tun dann ihr Übriges. All dies kann nichts daran ändern, dass ich mit der Story an sich wenig bis gar nichts anfangen kann – macht diese für mich aber zumindest ein bisschen erträglicher als in Film-Form.
Fazit:
Als jemand, der mit dem Film absolut nicht konnte, hatte ich von vornherein nicht erwartet, dass mich "Spider-Man 3" in Buchform nun auf einmal begeistern würde – selbst wenn mit Peter David einer meiner Lieblingsautoren für die Romanfassung verantwortlich ist. Dennoch war ich vom Buch insofern ein bisschen enttäuscht, als ich gehofft hatte, dass es Peter David dort gelingen würde, mir Peter Parkers Verhalten verständlicher zu machen – was leider nicht der Fall war. Er ist hier – schon lange, bevor der Parasit von ihm Besitz ergreift – ein ebenso großes und selbstsüchtiges Arschloch, wie im Film. Auch die ganzen Kritikpunkte am Drehbuch – Harrys Amnesie, Flint Marko als wahrer Mörder von Ben Parker, und so weiter – finden sich hier (natürlich) 1:1 wieder. Und da es kaum Unterschiede zwischen dem Roman und den Film gibt (wenn man vom leicht veränderten Einstieg absieht, wo Peter David während des Kampfes zwischen dem neuen Green Goblin und Spider-Man in der Zeit kurz zurückspringt, und uns auch kurze Szenen präsentiert, die im Film gesehen haben; durchaus pfiffig umgesetzt), fehlt auch ein Element, welches für mich immer einen der Reize solcher Filmromane darstellt. Da was die schauspielerischen Leistungen und die Inszenierung betrifft einzelne Schwachpunkte des Films wegfallen, und mir seine Schreibweise hier wie immer sehr gut gefallen konnte, ist das Endresultat zwar eine Spur besser; wirklich viel retten konnte Peter David hier in meinen Augen aber leider nicht.