Originaltitel: The Adventure of the Clapham Cook Episodennummer: 1x01 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 08. Januar 1989 Erstausstrahlung D: 27. März 1990 Drehbuch: Clive Exton Regie: Edward Bennett Besetzung:
David Suchet als Hercule Poirot,
Hugh Fraser als Captain Hastings,
Philip Jackson als Chief Inspector Japp,
Pauline Moran als Miss Lemon,
Brigit Forsyth als Mrs. Todd,
Dermot Crowley als Arthur Simpson,
Freda Dowie als Eliza Dunn,
Antony Carrick als Mr. Todd,
Katy Murphy als Annie,
Danny Webb als Porter,
Richard Bebb als Mr. Cameron,
Brian Poyser als Salvation Army Speaker,
Frank Vincent als Purser,
Phillip Manikum als Police Sergeant,
Jona Jones als Police Constable,
Nicholas Coppin als Police Constable u.a.
Kurzinhalt:
Captain Hastings sucht in der Zeitung nach Schlagzeilen, die auf einen Fall hindeuten, den seinen Freund – und Meisterdetektiv – Hercule Poirot vielleicht interessieren könnte, wird dabei jedoch nicht fündig. Kurz darauf betritt Mrs. Todd Hercules Apartment. Diese berichtet ihm, dass ihre Köchin, Eliza Dunn, von einem Tag auf den nächsten plötzlich spurlos verschwunden ist. Hercule erscheint der Fall eigentlich viel zu banal, als ihm jedoch Mrs. Todd ins Gewissen redet, lässt es sich doch dazu breitschlagen, sich der Sache anzunehmen. Er begleitet Mrs. Todd zu ihrem Anwesen, wo er ein paar andere Bedienstete befragt, und ein paar interessante Details erfährt. Wie sich zeigt, ist der Fall längst nicht so harmlos – und belanglos – wie ursprünglich angenommen. Als er nämlich davon erfährt, dass Mrs. Dunns Truhe – bereits fertig gepackt – abgeholt wurde, und so schwer war, dass sie von zwei Personen getragen werden musste, gelangt er zusammen mit einigen anderen Hinweisen zum Schluss, dass sich eine Leiche darin befunden hat. In weiterer Folge stellt er dann auch noch eine Verbindung zu einem kürzlichen Banküberfall her. Nun gilt es allerdings noch, den Verantwortlichen ausfindig zu machen und zu stellen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Auf "Sherlock Holmes" und "Miss Marple" folgt nun "Poirot". Über einen Zeitraum von stolzen vierundzwanzig Jahren ließ die Produktionsfirma iTV alle siebzig von Dame Agatha Christie zum belgischen Meisterdetektiv geschriebenen Romane und Kurzgeschichten verfilmen (damit haben sie hier das geschafft, was ihnen bei "Sherlock Holmes" aufgrund des vorzeitigen Todes von Jeremy Brett nicht vergönnt war). Wie schon zuvor bei "Miss Marple" ist die TV-Adaption für mich fast vollständig Neuland. Ich erinnere mich nur, mal in den 90ern über eine Episode oder einen TV-Film gestolpert zu sein, den ich eigentlich als Produktion mit Peter Ustinov in Erinnerung hatte. Als ich mir dann aber vor ein paar Jahren seine TV-Filme angesehen hatte, war eben diese Geschichte – an die ich mich nur mehr sehr rudimentär erinnern konnte – nicht dabei, weshalb ich davon ausgehe, dass sie mir im Zuge der Besprechung zu dieser "Poirot"-Verfilmung irgendwann mal unterkommen wird. Grundsätzlich startet "Poirot" aber eben unter den selben Vorzeichen wie zuvor "Miss Marple" – was nicht zuletzt auch die Tatsache betrifft, dass ich schon einige Verfilmungen der Stoffe mit anderen Darstellern als eben David Suchet in der Hauptrolle kenne, und insbesondere die Ustinov-Verfilmungen (mit denen ich aufgewachsen bin) in bester Erinnerung habe.
Zu Beginn noch zwei Hinweise: 1.) Ich habe keine Ahnung (und jetzt auch nicht extra nachgesehen) inwieweit die Reihenfolge der iTV-Verfilmung der Veröffentlichung der Kurzgeschichten und Romane von Dame Agatha Christie folgt, oder man – ähnlich wie zuvor bei "Sherlock Holmes" – sich relativ beliebig aus ihrem Werk bedient hat. Und 2.) Wie mir aufgefallen ist, folgen die deutschen Veröffentlichungen der Poirot-Collections – und auch der Sammelbox – nicht der ursprünglichen Episoden- und Staffelreihenfolge. So war "Köchin gesucht" zwar die erste Folge, diese ist jedoch Teil der vierten "Poirot-Collection". Zugegebenermaßen wird die Chronologie hier wohl keine große Rolle spielen, dennoch fand ich das (zusammen mit der ziemlich miesen Bildqualität, weshalb ich mir zwischenzeitlich die französische Blu-Ray-Box bestellt habe) ein bisschen irritierend. Nun aber zur Episode an sich: Was mir gleich mal sehr gut gefallen konnten, waren das stilvolle Intro und die dafür von Christopher Gunning komponierte Titelmusik. Positiv auch, dass man dem zeitlichen Setting – ein paar Jahrzehnte in der Vergangenheit – treu bleibt, statt die Geschichten (wie in den TV-Filmen mit Peter Ustinov) in die Gegenwart zu verlegen. David Suchet schaffte es zudem (im Gegensatz zu Joan Hickson, bei der es ja ein bisschen gedauert hat, ehe sie mich als Miss Marple so richtig begeistern konnte) mich praktisch von der ersten Sekunde an zu überzeugen. Ich kenne mittlerweile ja doch einige Interpretationen, und auch wenn ich Ustinov (so wie Margaret Rutherford als Miss Marple) schon allein aufgrund meiner nostalgischen Kindheitserinnerungen in der Rolle immer schätzen werde, konnte ich hier rasch anerkennen, dass David Suchet (ähnlich wie zuvor Jeremy Brett als Sherlock Holmes) hier die wohl ultimative (und vorlagengetreue) Interpretation der Figur zum Besten gibt. Auch Captain Hastings – dargestellt von Hugh Fraser – lernen wir hier gleich kennen. Dieser hat eine ähnliche Doppelfunktion in der Geschichte, wie Dr. Watson bei Sherlock Holmes: Er ist jener nicht ganz so brillante (aber dafür sehr treue) Partner, gegen den das Genie von Hercule Poirot umso heller strahlen soll. Vor allem aber hat der Detektiv so jemanden, dem er seine Beobachtungen und Gedankengänge mitteilen kann.
Womit wir gleich bei einer weiteren wesentlichen Stärke sind. Ich habe bislang leider noch keine der Geschichten die als Vorlage dienen gelesen, und kann daher nicht sagen, inwiefern sie Christie oder Drehbuchautor Clive Exton zu verdanken sind, aber "Köchin gesucht" bot ein paar wirklich nette Dialoge (sowie gleich mal Poirots erste Referenz auf die "kleinen grauen Zellen"). Mir gefiel auch, wie Mrs. Todd dem Meisterdetektiv (der sich – bei aller Verbeugung vor seinem Genie – ja doch mit einer gewissen Arroganz auszeichnet) im Hinblick darauf, dass ihm ihr Fall ursprünglich zu banal war, weshalb er ihn nicht annehmen wollte, die Leviten liest. Und auch die diesbezügliche Lektion, die Poirot im Verlauf der Ermittlungen lernt, hatte es mir angetan. In produktionstechnischer Hinsicht macht die Serie ebenfalls von Beginn an einen überaus hochwertigen Eindruck. Wenn es einen Aspekt gibt, bei dem man sich für die weiteren neunundsechzig Fälle bzw. Verfilmungen noch Luft nach oben lässt, dann ist das der Fall. Dieser ist zwar keineswegs schlecht, aber nicht unbedingt ausgeklügelt. Zumal der Täter zumindest für mich – aufgrund der Inszenierung – viel zu früh viel zu offensichtlich war (und damit meine ich schon das zweite Auftauchen in der Bank, und spreche noch gar nicht von der Rückblende, wo die Figur trotz Verkleidung ihre Identität nicht verbergen konnte). Weshalb auch Poirots Einladungen an Hastings – und damit das Publikum – sich selbst Gedanken über den Fall zu machen doch eher im Sande verliefen.
Fazit:
Ich meine, irgendwann einmal im Fernsehen eine Episode der Serie aufgeschnappt zu haben. Davon abgesehen (vorausgesetzt, es bewahrheitet sich überhaupt, und meine Erinnerung spielt mir da keinen Streich) ist "Poirot" für mich aber Neuland. Über einem Zeitraum von fast einem Vierteljahrhundert entstanden, gelang iTV hier das, was der frühe Tod von Jeremy Brett bei "Sherlock Holmes" verhinderte: Alle – in diesem Fall insgesamt siebzig – Kurzgeschichten und Romane, die Dame Agatha Christie für Hercule Poirot geschrieben hatte, werksgetreu (und periodengerecht) zu verfilmen. David Suchet machte dabei für mich bereits bei seinem ersten Auftritt als Titelheld bereits eine ausgesprochen gute Figur. Aber auch der Rest der Besetzung, sowie die ganze Produktionsqualität, hatten es mir angetan. Einzig den Fall fand ich jetzt nicht ganz so prickelnd; zwar nicht ok, da gibt es aber definitiv bessere Poirot-Ermittlungen. Davon abgesehen aber ein vielversprechender Auftakt der langlebigen Krimiserie.