Originaltitel: Nemesis Episodennummer: 1x17-1x18 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 25. Januar 1987 (Teil 1) Erstausstrahlung D: 10. Mai 1988 (Teil 1) Drehbuch: Jill Hyem Regie: Mary McMurray Besetzung:
Joan Hickson als Miss Marple,
Caroline Blakiston als Bess Sedgwick,
Helena Michell als Elvira Blake,
James Cossins als Colonel Luscombe,
Joan Greenwood als Selina Hazy,
George Baker als Chief Inspector Fred Davy,
Preston Lockwood als Canon Pennyfather,
Irene Sutcliffe als Miss Gorringe,
Brian McGrath als Michael Gorman,
Neville Phillips als Henry,
Robert Reynolds als Ladislaus Malinowski,
Peter Baldwin als Mr. Humfries,
Kate Duchêne als Rose,
Henrietta Voigts als Alice,
Philip Bretherton als Det. Inspector Campbell,
Douglas Milvain als Sir Ronald Graves,
Edward Burnham als Dr. Whittaker u.a.
Kurzinhalt:
Auf Einladung ihres Neffen stattet Jane Marple dem ehrwürdigen Bertrams Hotel in London einen Besuch ab. Sie war noch ein Kind, als sie dieses zum letzten Mal besucht hat, viel hat sich seither jedoch nicht verändert. Die Reise bringt auch ein Wiedersehen mit ihrer alten Freundin Seliza Hazy, sowie dem Priester Canon Pennyfather. Zur gleichen Zeit von Miss Marples Besuch steigt auch die weltberühmte Abenteurerin Lady Bess Sedgwick im Bertrams ab. In den nächsten Tag schnappt Jane Marple da und dort immer wieder Gespräche und/oder Ereignisse auf, die darauf hindeuten, dass irgendetwas Sonderbares und potentiell Gefährliches im Gange ist. Eines Tages fehlt dann schließlich von Pennyfather jede Spur. Dieser ist mittlerweile sichtlich verwirrt, irrte sich mit dem Tag seines Fluges, und kehrte daraufhin ins Hotel zurück. Doch wo ist er jetzt? Während die Polizei sein Verschwinden untersucht, kommt es schließlich zu einem Mord, als der Portier des Bertrams von tödlichen Schüssen getroffen wird. Diese waren aber scheinbar eigentlich für Elvira Blake gedacht, bei der es sich um die entfremdete Tochter von Lady Sedgwick handelt…
Review (kann Spoiler enthalten):
Auf der deutschen DVD-Komplettbox sind die beiden Episoden "Bertrams Hotel" und "Das Schicksal in Person" scheinbar vertauscht. Kein großes Drama, ich wollte es nur als Erklärung vorausschicken, warum ich letzteren zuerst besprochen haben. "Bertrams Hotel" kam zwar an dessen Qualität nicht ganz heran, konnte mir aber ebenfalls wieder gut gefallen. Wenn ihr meine bisherigen Reviews gelesen habt, werdet ihr euch wohl zumindest den einen oder anderen Pluspunkt denken können: Denn ja, auch "Bertrams Hotel" profitiert für mich wieder stark davon, dass Miss Marple von Beginn an Teil der Handlung ist, und nicht erst – wie bei einigen früheren Fällen – rund zur Hälfte der Geschichte so richtig in den Mittelpunkt rückt. Mir hatte es aber generell der ganze Aufbau angetan, der mich ein bisschen an meine liebten Poirot-Fälle (auch hier sei erwähnt, dass ich bislang nur die Filme, nicht jedoch die Vorlagen kenne) erinnert hat. Insofern, als wir hier zu Beginn erstmal die ganzen Figuren kennenlernen – die noch dazu teilweise wunderbar schrullig geraten sind – ehe wir noch eine so recht Ahnung haben, in welcher Verbindung (so überhaupt) sie zueinander stehen.
Eben dies herauszufinden, macht einen großen Teil des Reizes von "Bertrams Hotel" aus, und sorgte zumindest in meinem Fall dafür, dass es auch die erste Hälfte – noch ganz ohne Verbrechen – verstand, mich sehr gut zu unterhalten. Einen wesentlichen Anteil daran hatte zweifellos auch die Musik. Die habe ich bislang ja sträflicherweise in meinen "Miss Marple"-Besprechungen vernachlässigt, was insofern eine doppelte Schande ist, als ich bereits in meinen Notizen zur allerersten Miniserie "Die Tote in der Bibliothek" insbesondere die einprägsam-liebliche Titelmelodie hervorgehoben habe (die mir nun tatsächlich schon wochenlang im Kopf herumspukt). Ken Howards musikalische Untermalung für "Bertrams Hotel" hatte es mir jetzt allerdings nochmal ganz besonders angetan. Sie ist einfach wunderbar heiter und beschwingt, und gibt dem Fall an sich – aber auch dem titelspendenden Hotel – einen eigenen Charakter. Wunderbar! Auch die Besetzung wertet die Miniserie/Doppelfolge auf, wobei natürlich insbesondere der Auftritt von Caroline Blakiston – der ursprünglichen Mon Mothma aus "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" – hervorsticht. Aber auch (unter anderem) Helena Michell, Joan Greenwood, George Baker und Preston Lockwood machten ihre Sache sehr gut. Und Joan Hickson als Miss Marple hat es mir mittlerweile ja ebenfalls enorm angetan; das galt auch hier wieder. All dies sorgte dafür, dass es mich letztendlich gar nicht wirklich störte, dass der eigentliche Fall erst relativ spät in Erscheinung trat. Wenn er es tut, konnte mir aber auch dieser durchaus gefallen (wenn dies auch wieder einer jener Fälle war, wo mich die Auflösung nicht überraschen konnte). Der einzig nennenswerte Kritikpunkt ist das mit dem Autounfall. Ich weiß, inszenatorisch und mit den damaligen Möglichkeiten (und dem Budget) war man natürlich eingeschränkt, dennoch fand ich das leider sehr unglücklich umgesetzt. Immerhin kennt man das aus dem wahren Leben insofern anders, als ein Zusammenstoß zwischen Radfahrer und Autofahrer tendenziell ja doch eher für ersteren als für letzteren schlecht bis tödlich ausgeht. Warum es hier anders lief, hätte man dann doch etwas deutlicher vermitteln sollen.
Fazit:
Obwohl Verbrechen bei "Bertrams Hotel" eine untergeordnete Rolle spielen, hat mich Miss Marples (nach deutscher Ausstrahlungsreihenfolge) achter Fall sehr gut unterhalten. Das lag nicht zuletzt an der Fülle an interessanten bis schrulligen Figuren, die sich im Bertrams Hotel einfinden. Dies erinnerte mich teilweise an meinen absoluten Lieblings-Poirot-Film "Tod auf dem Nil". Sie herauszufinden – und auch zu erfahren, in welcher Verbindung zueinander sie stehen – machte für mich die Miniserie auch ohne Mord lange Zeit sehr unterhaltsam. Die Besetzung sowie nicht zuletzt auch die wunderbare Musik werteten "Bertrams Hotel" dann nochmal zusätzlich auf. Als dann doch mal ein Mord passiert, hatte ich die Auflösung zwar wieder mal gerochen, fand diese aber dennoch sehr gelungen. Einzig den Unfall hat man in meinen Augen sehr unglücklich umgesetzt. Davon abgesehen war das aber ein weiterer gelungener und sehr unterhaltsamer Fall von (und für) Jane Hicksons Miss Marple.