Originaltitel: The Disappearances Episodennummer: 1x04 Bewertung: Erstausstrahlung US: 20. Juni 1977 Erstausstrahlung D: 09. Januar 1983 Drehbuch: Herman Miller & Jerry Sohl Regie: Charles S. Dubin Besetzung:
Patrick Duffy als Mark Harris,
Belinda Montgomery als Dr. Elizabeth Merrill,
Kenneth Tigar als Dr. Miller Simon,
Alan Fudge als C.W. Crawford,
Darleen Carr als Dr. Mary Smith,
Dennis Redfield als Dick Stoneman,
Pamela Peters Solow als Jane,
Fred Beir als Captain Bracy,
Paul Mantee als FBI Agent Fuller,
Michael J. London als Cetacean crew,
Arthur Batanides als Police Detective,
Rick Goldman als Security Guard at dock u.a.
Kurzinhalt:
Dr. Elizabeth Merrill wird entführt. Mark Harris geht zwar dazwischen, wird jedoch überwältigt und in einen Schuppen gesperrt. Ohne Zugang zu Wasser droht er in wenigen Stunden zu sterben. Er wird gerade noch rechtzeitig von Dr. Miller Simon und C.W. Crawford gefunden und befreit. In der Zwischenzeit wird Elizabeth zur Insel Felicitas gebracht, wo sie von Dr. Mary Smith begrüßt wird, die in der streng geheimen Basis das Kommando hat. Sie möchte mit einer ausgewählten Gruppe, die in ihren Augen die Krone der menschlichen Schöpfung darstellen, mit einem Raumschiff ins All aufbrechen, um auf Epsilon Eridani quasi neu zu beginnen – und so zugleich zu verhindern, dass die Menschheit beim aus ihrer Sicht unvermeidbaren Untergang der Erde ausstirbt. Natürlich lehnt Elizabeth ab, ihr dabei zu helfen. Dann jedoch wird sie in einen Pool gebracht, dessen Stoffe im Wasser sie glücklich und zufrieden – und zugleich auch gefügig – machen. Kurz darauf gelingt es der Cetacean zwar, die geheime Insel ausfindig zu machen. Doch Dr. Smith ist auf unerwünschte Besucher vorbereitet…
Review:
Ok, zuerst einmal: Ich bin verwirrt. Die IMDB gibt eine Lauflänge von 73 Minuten an. Dies wäre an sich schon mal deutlich weniger als die mehr als 90 Minuten der ersten drei TV-Filme, was für mich die Frage aufwirft: Wieso? War das von vornherein so geplant, weil beim vorgesehenen Ausstrahlungstermin der "time slot" warum auch immer kleiner war? Oder hat man alles zusammengeschnitten, ist dann draufgekommen "Upsi", hatte aber nicht mehr genug Zeit, um noch Material nachzudrehen? Interessieren würde mich das schon; leider konnte ich bei meiner Recherche im Internet dazu aber nichts finden. Noch kurioser wird es dann, wenn man die deutsche DVD-Box hernimmt. Dort hat "Die Verschwundenen" nämlich überhaupt nur mehr eine Laufzeit von 54 Minuten (dementsprechend war er auch der einzige TV-Film, der an einem Stück ausgestrahlt und nicht auf zwei Termine aufgeteilt wurde). Ist die IMDB-Angabe falsch? Wurden für die deutsche TV-Ausstrahlung rund fünfzehn Minuten (der Rest erklärt sich durchs PAL-Speedup) geschnitten, eben um das Ganze an einem Abend in einem üblichen Ein-Stunden-Zeitfenster ausstrahlen zu können? Auch hier muss ich euch leider eine Antwort schuldig bleiben (zumindest vorerst: Die US-Blu-Ray mit den Filmen ist mittlerweile auf dem Weg zu mir, danach folgt ggf. ein Update).
So oder so: "Die Verschwundenen" ist zweifellos der beste TV-Film seit dem Piloten, und angesichts der Tatsache, dass sich "Tödliche Kundschafter" und "Todessporen" in meinen Augen damit schwer taten, die 90 Minuten zu füllen, bin ich davon überzeugt, dass die halbe Stunde weniger (in der deutschen Fassung) hieran einen nicht unwesentlichen Anteil hat. Dennoch ist es auch nicht nur das. Mich hat einfach auch die ganze Story mehr überzeugt. Zugegeben, man orientiert sich hier stark an der Handlung aus "Der Fremde" (oder genauer gesagt, dessen zweiter Hälfte, weil in der ersten wird uns ja erstmal Mark vorgestellt), mit dem nicht unwesentlichen Unterschied, dass Dr. Smith "nur" die entführten (und umgepolten) Personen (gegen ihren Willen) mitnehmen, nicht aber gleich die gesamte Menschheit auslöschen will, wie das Schubert geplant hatte. Was sie jedoch eint, ist das Ziel, mit einer nach bestimmten Kriterien selektierten Gruppe eine neue Zivilisation aufzubauen. Die Idee, dass Dr. Smith dafür mit einem Raumschiff nach Epsilon Eridani fliegen will, ist sicherlich eine jener Aspekte, die mit den größten "suspension of disbelief" erfordern; weil davon war man in den Siebzigern (und ist es ja selbst noch heute) technologisch weit entfernt. Für mich als Science Fiction-Fan hatte diese Idee aber ausreichend Reiz, um mich wohlwollend darüber hinwegsehen zu lassen. Ich fand auch Dr. Smith als Bösewichtin – bzw. die entsprechende Darstellung durch Darleen Carr – sehr gelungen. Nicht zuletzt auch, weil sich am Ende herausstellt, dass sie eben doch nicht so skrupellos ist, wie sie Mark und die anderen glauben lassen wollte – zugleich aber von ihrem Traum (bzw. im Hinblick auf das Schicksal der Erde Alptraum) so überzeugt ist, dass sie die Reise notfalls auch alleine antritt. Das macht sie, trotz ihrer natürlich indiskutablen Vorgehensweise, zu einer ein bisschen ambivalenteren (und eben nicht ganz so klischeehaften) Widersacherin wie Schubert. Recht nett fand ich auch die Idee rund um den Pool, der die Badenden in willenlose Sklaven verwandelt. Und auch wenn er nur sehr kurz zu sehen war, aber der Modell-Start ihres Raumschiffs weckte bei mir wohlige Erinnerungen an "UFO" und Konsorten. Demgegenüber war die Szene mit dem Torpedo an der Außenhaut der Cetacean nicht ganz so spannend wie gewollt. Die Fülle an Bodybuildern auf der Insel mutet zudem mit der Zeit etwas unfreiwillig komisch an. Und auch wenn die Laufzeit eh schon überschaubar(er) war (und in der deutschen Fassung möglicherweise noch einmal zehn Minuten zusätzlich geschnitten wurde), aber die Szene in der Elizabeth (noch dazu aus unerfindlichen Gründen auf – brüchigem – Deutsch) singt, wirkte doch ziemlich deplatziert.
Fazit:
Mit "Die Verschwundenen" knüpft "Der Mann aus Atlantis" qualitativ endlich wieder an den Pilotfilm an. Die extralange Folge (oder der extrakurze TV-Film – wie man es sehen will) profitiert dabei nicht zuletzt von der kürzeren (und in der deutschen Fassung sogar nochmal extrakurzen, fehlt doch im Vergleich zur Angabe in der IMDB ca. eine Viertelstunde) Laufzeit. Wo sich "Tödliche Kundschafter" und "Todessporen" teilweise doch ordentlich gezogen haben, und/oder sich unnötige Umwege leisteten, um die neunzig Minuten voll zu bekommen, wird die Geschichte aus "Die Verschwundenen" flott erzählt. Unabhängig davon hat mir eben diese aber im Vergleich zu den bei vorherigen TV-Filmen auch besser gefallen (trotz der teils recht deutlichen Parallelen zu "Der Fremde"). Dabei hatte es mir vor allem Darleen Carrs Performance als Dr. Mary Smith angetan. Die Figur bot zudem, trotz aller Überschneidungen, teilweise auch einen interessanten Kontrast zum nochmal deutlich ruchloseren Dr. Schubert aus "Der Fremde". Zwar hielt sich die Spannung auch hier eher in Grenzen, muss man produktionstechnisch kleinere Abstriche machen, und vor allem die Idee rund um Dr. Smiths geplante Reise ins Weltall akzeptieren können (hier war "Die Verschwundenen" nicht nur der damaligen, sondern ist die Folge selbst fünfzig Jahre später ihrer Zeit voraus). Insgesamt aber eine starke Folge, an welche die eigentliche, nachfolgende Serie meiner Erinnerung nach nur mehr äußerst selten anknüpfen konnte; wenn überhaupt.