FilmRückblick 2023 - Die besten Filme des Jahres: Das Verfolgerfeld
Welche Filme konnten sich die Plätze 30-11 sichern?Kategorie: DVD & Kino - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 18 Januar 2024
Die besten Filme des Jahres 2023 – Das Verfolgerfeld
Seit ein paar Jahren habe ich das Verfolgerfeld nun schon auf dreißig Filme erweitert. Wie es der Zufall so will, konnten im Jahr 2023 genau dreißig Filme von mir eine Wertung von 8/10 oder höher ergattern (zum Vergleich: Im Vorjahr musste ich mir noch einige 7er-Wertungen fürs Verfolgerfeld herauspicken). Wie immer gilt, dass die Platzierung der Filme immer ein bisschen der "Tagesverfassung" geschuldet ist, und in ein paar Tagen, Wochen oder Monaten anders aussehen könnte. Insofern bitte nicht an der Reihenfolge aufhängen, sondern die nachfolgende Liste vielmehr als allgemeine Empfehlung von dreißig Filmen sehen, die mich im abgelaufenen Jahr nachhaltig beeindruckt haben.
Platz 30: De Palma
So viel Zeit wie bei "De Palma" ist zwischen meiner Sichtung des Films und seinem offiziellen Release (in diesem Fall auf Paramount+) noch nie vergangen, nämlich rund sieben (!) Jahre. Was auch der Grund ist, warum ich ihn – von all meinen "8er-Filmen" – auf den letzten Platz gelegt habe; es ist einfach schon zu lange her, dass ich ihn gesehen habe, um ihn genauer einschätzen zu können. Immerhin erinnere ich mich aber daran, diese Reise durch die Filmographie des Regisseurs, wo man einerseits Ausschnitte (und damit bestimmte von ihm immer wieder genutzte Filmtechniken (auf-)zeigt, und andererseits De Palma selbst im Hinblick auf die Projekte selbst zu Wort kommen lässt, sehr spannend gefunden, und mir gewünscht zu haben, dass man etwas ähnliches z.B. für einen Steven Spielberg machen würde. Dass die Dokumentation dabei für Fans seines Werks zweifellos interessanter ist, als für "nur" allgemeine Filmfans, versteht sich wohl von selbst; wobei auch letztere hier viele spannende Dinge, auch zum Filmemachen an sich, entdecken können. Jedenfalls finde ich es einerseits schade, dass es so lange gedauert hat, bis man auch hierzulande endlich offiziell in den Genuss des Films kam – und freue ich mich andererseits nun umso mehr darüber, dass Paramount+ hier im abgelaufenen Jahr endlich Abhilfe schaffte. 8/10
Platz 29: Deadstream
Dass ich – obwohl ich sonst eher kein Freund des Found Footage-Genres bin – mit "Deadstream" so viel Spaß hatte, liegt sicherlich bis zu einem gewissen Grad daran, wie er die ganzen Influencer und YouTuber – eine Welt, mit der ich einfach überhaupt nichts anfangen kann – aufblattlt. Aber auch davon abgesehen ist "Deadstream" ein sehr guter Horrorfilm der klassischen Geisterbahn-Variante: Gruselige Szenen wechseln sich mit lustigen Momenten ab, wobei es "Deadstream" bis zuletzt bestechend gut gelingt, dass der Humor nie auf Kosten der Spannung geht. Wunderbar auch die immer wieder eingeblendeten Kommentare aus dem Internet (einer meiner Favoriten war dabei "I'm so glad I'm not you!"). Joseph Winter trägt den Film dabei sowohl mit seiner charmanten Performance, als auch (gemeinsam mit seiner als Co-Autorin und -Regisseurin fungierenden Frau Vanessa) einigen coolen inszenatorischen Einfällen. Die Liebe zum Genre ist dem Film dabei jederzeit anzumerken. Nach einer knappen Stunde Laufzeit droht ihm zwar kurzfristig ein bisschen die Luft auszugehen. Und das Ende ist dann doch etwas klischeehaft, und nur beding schlüssig. Insgesamt aber ein wirklich gelungener Film, der gerade auch mit dem gut aufgelegten Publikum, mit dem ich ihn mir im Zuge des SLASH Filmfestivals (2022) ansehen konnte, echt Laune gemacht hat! 8/10
Platz 28: Guardians of the Galaxy: Vol. 3
Nicht einfach nur der beste, sondern in meinen Augen auch der einzig richtig gute Marvel-Film des letzten Jahres (wobei ich "The Marvels" zugegebenermaßen noch nicht gesehen habe) stammte vom zuletzt stets verlässlichen James Gunn (weshalb ich auch durchaus schon gespannt bin, was sein DCEU-Neustart bringen wird). An den direkten Vorgänger – Vol. 2. – kam er zwar in meinen Augen nicht mehr ganz heran, dennoch bot auch der dritte Teil der Reihe wieder hochwertige Blockbuster-Unterhaltung mit Herz und Hirn, wobei Gunn diesmal, neben den um "seine" Gamora trauernden Quill, insbesondere Rocket in den Mittelpunkt des Geschehens rückt. Dabei gelingt es ihm, die Geschichte rund um diese Guardians einerseits auf runde und befriedigende Art und Weise abzuschließen, und andererseits für einen allfälligen Nachfolger die Tür für eine Rückkehr in neuer Besetzung weit offen zu lassen. Mit zweieinhalb Stunden zwar eine Spur zu lang, und teilweise auch etwas zu sehr auf CGI-Effektspektakel fokussiert; letztere bin ich nach einer entsprechenden Übersättigung in den letzten 10+ Jahren doch eher leid. Trotzdem bot auch der dritte "Guardians of the Galaxy"-Film wieder Blockbuster-Kino vom Feinsten. 8/10
Platz 27: Sick of Myself
Der war gleichermaßen unterhaltsam wie erschreckend; und funktionierte für mich gleichermaßen als Gesellschaftskritik wie auch als so faszinierende wie verstörende Charakterstudie. Die meiste Zeit über habe ich mich mit ihm und seiner Betrachtung zweier Narzissten im gegenseitigen Wettstreit um sowohl gegenseitige als auch externe Aufmerksamkeit und Anerkennung köstlich amüsiert. Angefangen bei der lustigen Dinnerszene mit der vermeintlichen Nussallergie, über das mit dem Hund, bis hin zu den ersten Symptomen von Signes selbst herbeigeführter Krankheit, und wie sie diese benutzt, um sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen. Früher oder später kommt dann allerdings der Punkt, wo aus Spaß bitterer Ernst wird, und einem das Lachen im Hals steckenbleibt – was wiederum aufzeigt, dass es Kristoffer Borgli und Kristine Kujath Thorp in der bis dahin etwas mehr als einer Stunde gelungen ist, mich trotz aller Selbstbezogenheit und Geltungssucht eine Bindung zur Signe aufbauen zu lassen. Zwar hätte ich mir eine etwas stärkere Abgrenzung der (grundsätzlich gelungenen und einen interessanten Blick in ihre eigenen Vorstellungen und insbesondere Ängste gebende) Fantasieszenen gewünscht (da in weiterer Folge dann zunehmend Unklarheit bei mir herrschte, ob dies nun real oder eingebildet ist). Zudem hätten einzelne Elemente – wie z.B. die blinde Assistentin –nicht unbedingt sein müssen. Vor allem aber fand ich das Ende dann vergleichsweise schwach, unbefriedigend und antiklimaktisch. Von diesen Mankos abgesehen war "Sick of Myself" aber ein echter Knaller. 8/10
Platz 26: The Old Oak
Möglicherweise bin ich auch einfach ein unerschütterlicher Optimist, aber: Ich glaube fest daran, dass die Welt – und die Menschen, die sie bewohnen – besser ist, als ihr Ruf. Etwas, an das uns Ken Loach mit seinem jüngsten Film "The Old Oak" auf kraftvolle Art und Weise erinnert. Angesiedelt in einer kleinen, zunehmend verfallenden englischen Kleinstadt, in der syrische Flüchtlinge aufgenommen werden, schreckt Loach zwar in keinster Weise davor zurück, die Abgründe der menschlichen Natur aufzuzeigen. Sei es gleich zu Beginn, wo gegen die Ankommenden gestänkert wird, und ein rassistischer Grobian Yaras Kamera ruiniert. Oder auch mit den nachfolgenden rassistischen Beleidigungen. Sowie natürlich jenem traurigen Moment, wo diese armen Würschteln das Hinterzimmer von Ballanytnes Pub ruinieren, nur weil er die Dreistigkeit besaß, dort gratis Essen an alle Bedürftigen in der Gemeinde (nicht nur die Migranten) auszugeben. Vor allem aber stechen bei "The Old Oak" einige wirklich emotionale Momente hervor, wie jene Szene, wo Ballantyne Yara im Hinblick auf die Geschichte mit seiner Hündin Marra das Herz ausschüttet, sowie die erhebende Geste am Ende. Kleinere Kritikpunkte gibt es zwar – so hätte ich mir vor allem gewünscht, dass man auch die Story rund ums Pub versöhnlich abgeschlossen hätte – insgesamt präsentiert Ken Loach, der Meister der britischen Sozialstudie, hier aber einen weiteren eindringlichen Film, in dem er mit dem Finger auf eine der Wunden unserer Zeit zeigt; dabei jedoch, anstatt Salz in sie zu streuen, vielmehr ein wohltuendes Pflaster darüberlegt. 8/10
Platz 25: Indiana Jones und das Rad des Schicksals
Zwar steht dem Film die wahre Prüfung erst noch bevor - und wird darin bestehen, wie oft ich ihn mir, insbesondere im Vergleich zur ursprünglichen Trilogie - ansehen werde. Vorerst bin ich mit "Rad des Schicksals" aber jedenfalls sehr – wenn auch nicht vollends – zufrieden. Als größte Stärke erwies sich dabei für mich das Drehbuch, angefangen beim im Mittelpunkt stehenden historischen Artefakt, über die Story und deren Aufbau, bis hin zum Humor und den Dialogen. Helena Shaw ist zudem ein deutlich besserer Partner für Indy, als der unscheinbare Mutt Williams; die Dynamik zwischen ihr und Henry Jones Jr. trägt viel zum Gelingen des Films bei. Auch der starke emotionale Kern der Geschichte hat mich positiv überrascht: Mangold zeigt uns den Helden unserer Kindheit als gebrochenen, aus der Zeit gefallenen Mann, der verzweifelt versucht, in einer nur mehr auf die Zukunft schielenden Welt seinen Platz zu finden, und nicht zu einem jener veralteten Relikte zu verkommen, deren Suche und Erforschung er sein Leben gewidmet hat. Vor allem aber ist "Rad des Schicksals" eine Geschichte über Trauer und Verlust – und mündet trotz aller bedrückender Momente davor schließlich in einem versöhnlichen, aufmunternden Finale. Schade allerdings, dass die Inszenierung durch James Mangold ziemlich 08/15 ist; hier habe ich das Spielberg-typische Flair leider doch ordentlich vermisst. Aber auch die Musik von John Williams ist seinen Kompositionen für die Vorgänger der Reihe unterlegen. Insgesamt ist James Mangold mit "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" aber, wenn schon kein Abenteuer auf Augenhöhe mit der alten Trilogie, so doch zumindest ein würdige(re)r Abschied einer der größten Ikone der Kinogeschichte geglückt. 8/10
Platz 24: There's Something in the Barn
Der ist im Allgemeinen ja nicht ganz so gut angekommen, aber ich kann mir nicht helfen: Mich hat die aktuelle Weihnachts-Horror-Komödie bestens unterhalten. Zugegeben, "There's Something in the Barn" ist weder sonderlich überraschend noch spannend geraten; zudem weiß man sehr früh, wie das ganze ausgehen wird. Jedoch: Wenn es einem Film derart gut gelingt, mich zu unterhalten, sind diese Mängel für mich nicht weiter von Belang. Im Falle von "There's Something in the Barn" erfreute ich mich nicht zuletzt an der spielfreudigen Besetzung, dem genau meinen Geschmack treffenden Humor, den vereinzelten Gewaltspitzen, einzelnen netten Anspielungen an Weihnachts-Klassiker wie "Christmas Vacation", und nicht zuletzt dem herzerwärmenden Ton. Mir waren alle in der Familie einfach enorm sympathisch, weshalb ich so richtig mit ihnen mitgefiebert habe. Insgesamt sehe ich den Film jedenfalls durchaus auf der Höhe des letztjährigen Weihnachtshorrorkomödien-Subgenre-Vertreters "Violent Night", dem es ebenfalls gelang, Horror/Brutalität und wunderbaren Humor mit einer rührenden Geschichte zu verbinden. 8/10
Platz 23: Nyad
Je düsterer die Welt um einen herum ist, desto wichtiger sind solche Feel Good-Filme, die einen daran erinnern, dass nicht alles schlecht ist. Umso mehr, wenn sie, wie im vorliegenden Fall, auf realen Begebenheiten basieren, und eine erhebend-aufmunternde Geschichte darüber erzählen, die eigenen Träume niemals aufzugeben. In meinem Fall profitierte er darüber hinaus davon, dass mir die Geschichte nicht bekannt oder zumindest nicht mehr in Erinnerung war (ich schließe aber nicht aus, 2013 mal über eine entsprechende Newsmeldung gestolpert zu sein) – wobei zugegebenermaßen sehr bald absehbar war, dass der Film nicht in einer Tragödie enden, sondern letztendlich gut ausgehen würde. Was dann irgendwie auch mein einziger Kritikpunkt ist, auch wnn es weniger mit "Nyad" an sich zu tun hat, als daran, welche Stoffe in Hollywood zur Verfilmung ausgewählt werden: Weil irgendwie würde ich es schön finden, wenn man auch die Geschichten jener Personen erzählen würden, die zwar ihre Träume verfolgen, sie letztendlich aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht verwirklichen können – und nachdem sie gelernt haben, sich damit abzufinden, dennoch ein glückliches und nicht minder erfülltes Leben führen. Das hätte für mich mindestens so viel Wert, wie die Geschichte, die hier erzählt wird. Was aber nichts daran ändert, dass "Nyad" ein sehr mitreißend-erbaulicher Film ist, der neben der wahren Geschichte, auf die er basiert, vor allem auch von den starken schauspielerischen Leistungen von Annette Benning und Jodie Foster in den Hauptrollen lebt. 8/10
Platz 22: Sissy
"Sissy" hat mich – nicht vom Inhalt, aber dem Ton (und wohl auch dem Setting in Australien) her – ein bisschen an "The Loved Ones" erinnert: Ein herrlich zynischer, schwarzhumoriger Film, der es versteht, durchgehend bestens zu unterhalten, dabei jedoch durchaus auch kritische Töne – unter anderem auf die Scheinwelt von Social Media, sowie den Auswirkungen von Mobbing – anbringt. Cecilia erweist sich dabei als großartige Protagonistin, und ich fand es erstaunlich, wie es dem Film (aufgrund des Drehbuchs, der Inszenierung, und nicht zuletzt Aisha Dees charmanter Performance) gelang, dass zumindest ich bis zuletzt mit ihr mitfieberte. Der Film fing zudem das unangenehme Gefühl mancher sozialer Settings (in diesem Fall ein Klassentreffen im kleinen Kreis) sehr gut ein. Weder Cecilia noch Alex waren darauf vorbereitet, nach den damaligen Ereignissen in der Schule nochmal miteinander konfrontiert zu werden; die gegenseitige Anspannung war vom ersten Moment ihres Wiedersehens an spürbar. Klar könnte man die eine oder andere Entscheidung der Protagonist:innen kritisch hinterfragen. Mein einzig nennenswerter Kritikpunkt liegt aber bei der Musik, die zwar größtenteils passend, teilweise aber zu dominant war, und gelegentlich sogar die Dialoge überlagerte. Davon abgesehen ist "Sissy" aber eine blutige, bitterböse und vor allem unverschämt unterhaltsame Abrechnung mit der Influencer-Welt. 8/10
Platz 21: Freaks Out
"Guardians of the Galaxy Vol. 3" mag der beste Marvel-Film des letzten Jahres gewesen sein; der Preis für den besten (nicht animierten) Superheldenfilm geht aber an den italienischen Genre-Beitrag "Freaks Out". Regisseur Gabriele Mainetti legt dabei im Vergleich zu seinem Debütfilm "Sie nannten ihn Jeeg Robot" in allen Belangen eins drauf. Der Film profitiert dabei nicht zuletzt von seinem für moderne Superheldenfilme doch eher untypischen Setting des zweiten Weltkriegs ("The First Avenger" lässt grüßen) – denn was gibt es schöneres, Superheld:innen dabei zuzusehen, wie sie Nazis kloppen?! Eben. Vor allem aber besinnt sich Mainetti auf eine der größten Stärken von Superhelden-Erzählungen (egal ob im Film oder auf dem Papier): Nämlich, nicht einfach nur Außenseiter in den Mittelpunkt zu rücken, sondern zu den (Super-)Helden der Geschichte zu machen. Vor allem mit Matilde habe ich praktisch von Beginn an mitgefiebert, aber auch der Rest der – teils herrlich schräg-schrulligen – Superheldentruppe war mir rasch sympathisch. Und auch auf den immer großartigen Franz Rogowski darf nicht vergessen werden. Insgesamt ist "Freaks Out" ein ungemein charmanter Film, der auch deutlich mehr Herz (und Hirn) mitbringt als (mindestens) 80% der Superheldenfilme aus Hollywood. 8/10
Platz 20: The Whale
"The Whale" ist mit der Art und Weise, wie er psychische Probleme in Verbindung mit Fettleibigkeit bringt (bzw. vice versa), durchaus auch in Kritik geraten. Als jemand, der zum Glück weder unter dem einen noch dem anderen leidet, bin ich letztendlich auch der falsche, um diesen Punkt zu beurteilen. Ich kann nur sagen, dass mich "The Whale" tief berührt und beeindruckt hat. Der Film erzählt die tragische Geschichte eines gebrochenen Mannes, der nach einem schweren Verlust einfach nicht mehr ins Leben zurückfindet. Brendan Fraser spielt Charlie mit ungemein viel Gefühl, und angesichts der Thematik auch überraschend viel (teils lakonischen) Witz – und sorgte damit dafür, dass mir seine Figur schnell sympathisch war. Aber auch die Interaktionen mit Hong Chau (als seine Betreuerin Liz), Ty Simpkins (der einen treuen Kirchengänger spielt, der hofft, Charlie helfen zu können), Samantha Morton (als Charlies Ex Mary) und nicht zuletzt Sadie Sink als seine entfremdete Tochter Ellie waren wunderbar. Auch jene Momente, wie wenn wir dann endlich die Hintergründe seines Verlusts erfahren, verfehlten die gewünschte emotionale Wirkung bei mir nicht. Das Ende war dann diesbezüglich zwar fast schon etwas zu dick aufgetragen (weshalb es auch nicht den Preis für die emotionalste Szene 2023 einheimsen konnte); hier wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Trotzdem ein empfehlenswertes, berührendes Drama, für das sich Brendan Fraser letztes Jahr völlig zu Recht den Oscar abgeholt hat. 8/10
Platz 19: Nimona
Nach "Das Seeungeheuer" 2022 hat Netflix mit "Nimona" auch im abgelaufenen Jahr einen der besten Animationsfilme herausgebracht. Auch "Nimona" schafft es wieder, zwar eine klare Message rüberzubringen, die ich insbesondere für die angestrebte Hauptzielgruppe für wichtig erachte, dabei jedoch nie belehrend rüberzukommen. Vor allem aber schafft der Film den Spagat, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gleichermaßen unterhaltsam zu sein. Die (im Gegensatz zu "Die Eiskönigin") eindeutig queere Liebesgeschichte wertet ihn für mich dabei ebenso auf, wie die für Film-Fans eingestreuten Anspielungen, z.B. auf Chloe Grace Moretz' Durchbruch mit "Kick-Ass". Vor allem aber ist "Nimona" nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch ein echtes Highlight. Der Film springt dabei auf den zuletzt zunehmend verbreiteten Trend auf (siehe u.a. "Spider-Man: Into the Spiderverse" sowie "Der gestiefelte Kater: Der letzte Wunsch), 2D- und 3D-Animation für einen ganz eigenen und eigenständigen Look miteinander zu verbinden. Das Endergebnis sieht einfach nur klasse aus. Und auch die Leistung der (Original-)Sprecher:innen war über jeden Zweifel erhaben. Es zeigt, was für ein starkes Jahr 2023 für den Animationsfilm war, dass ein Highlight wie "Nimona" nur der drittplatzierte entsprechende Film auf meiner Liste ist. 8/10
Platz 18: John Wick - Kapitel 4
Nach einem leicht enttäuschenden dritten Kapitel findet die "John Wick"-Reihe mit dem vermeintlich letzten Teil (von den geplanten Ablegern – wie z.B. "Ballerina" mit Ana de Armas – jetzt mal abgesehen) einen überaus gelungenen Abschluss. Zwar – wie bei der Prämierung der besten Action-Szene schon kurz erwähnt) sowohl insgesamt als auch in den Actionszenen etwas zu lang, bietet "John Wick – Kapitel 4" dennoch wieder großartige, spektakuläre und vor allem auch herrlich abwechslungsreiche Action-Unterhaltung. Neben der Action besticht der Film aber auch mit den wunderbaren Charakteren, denen sich "John Wick – Kapitel 4" in den ebenfalls vorhandenen ruhigen Momenten immer wieder mal widmet. Am hervorstechendsten war dabei sicherlich Donnie Yens Caine, mit dem sich John Wick dann auch das Duell beim Showdown liefert. Der gegenseitige Respekt, der die beiden Gegner verbindet, war schon sehr schön mitzuerleben. Jedenfalls: So sehr ich die "John Wick"-Filme auch mochte (und wie erfolgreich sie auch waren), würde ich mir wünschen, dass man es dabei (abseits eben von Spin-Offs) auch belässt, und an diesem stimmigen und passenden Ende nicht mehr rüttelt. Zumal es mir immer lieber ist, wenn sich eine Filmreihe (oder Serie) "rechtzeitig" verabschiedet, und nicht erst, wenn die Qualität im Keller ist. 8/10
Platz 17: Talk to Me
In ihrem Regie-Debüt gelingt es den YouTubern Danny und Michael Philippou auf bestechende Art und Weise, dem in den letzten Jahren aufgrund unzähliger 08/15-Beiträge aus Hollywood doch sehr ausgelutschtem Teenie-Besessenheits-Genre neue Aspekte abzuringen. "Talk to Me" profitiert dabei nicht zuletzt von einer charmanten Hauptfigur, mit der man mitfiebert, und aus deren Perspektive wir den Film fast ausschließlich verfolgen. Die erste Seance ist atmosphärisch sehr dicht inszeniert. Danach konzentriert man sich stärker auf den Rausch, den die Teenies bei der Erfahrung erleben – was man selbst als Zuschauer:in vielleicht nicht nachvollziehen kann, uns aber zumindest verständlich macht, warum sie immer weitermachen. Die verfluchte Hand ist letztendlich nur ein Platzhalter für jede mögliche Droge, und wie diese, wenn man in eine Sucht verfällt, das eigene Leben zerstören kann. Umso mehr, wenn man wie im Falle von Mia ein schweres, nie verarbeitetes Trauma mit sich herumschleppt. Eben dieses macht es dann auch verständlich, dass sie die Seance im entscheidenden Moment nicht gleich abbricht – was wichtig ist, um diesen Fehler nicht völlig unverzeihlich zu machen und sie damit unserer Sympathie völlig verspielen zu lassen. Auf die weitere Entwicklung möchte ich bewusst nicht genauer eingehen, aber nur so viel: Vor allem die letzten paar Minuten sind mir wirklich nahegegangen, und fand ich enorm bedrückend. Mit einer starken zentralen Performance von Sophie Wilde, sowie einer mit sicherer Hand geführten Regie, die zu keinem Zeitpunkt erkennen oder vermuten lässt, dass es sich hier um einen Debütfilm handelt, macht dies "Talk to Me" – zumindest für mich – zum besten Horrorfilm des letzten Jahres! 8/10
Platz 16: Crater
Aus mir unerfindlichen Gründen wurde "Crater" nach nur wenigen Wochen (oder maximal Monaten) wieder von Disney+ entfernt – weshalb ich letztendlich aufs Leihangebot bei Amazon zurückgegriffen habe, um ihn mir anzusehen. Schade ist das Rausfliegen aus dem Disney-Abo-Angebot nicht zuletzt auch deshalb, als "Crater" aus meiner Sicht das Zeug dazu hat, zu einem Kultfilm des Coming of Age-Films mit Abenteuer/Fantasy-Einschlag (á la "Die Goonies") zu werden – und dabei nicht zuletzt auch die nächste Generation sanft ans Science Fiction-Genre heranzuführen. Mir hat der Film jedenfalls ausgesprochen gut gefallen, angefangen beim Setting, über die Charakterisierung der und Dynamik zwischen den Kindern, bis hin zum kompromisslosen, zugleich aber auch warmherzigen Ende. Der Film war zudem super getrickst, charmant besetzt, und fand für mich genau die richtige Mischung aus Humor, Abenteuer und Drama, sowie zwischen "flotten" und stillen Momenten. Vor allem aber sprach mich die Art und Weise an, wie er – so wie alle großen Klassiker des Genres (wie nicht zuletzt das Meisterwerk "Stand By Me" – den Wandel von der (zumindest weitestgehend) unbeschwerten Kindheit zum beschwerlichen Erwachsenenleben thematisiert. Zwar kann ich nicht einschätzen, wie der Film bei der angestrebten Zielgruppe ankommt (für moderne Sehgewohnheiten mag er nicht hyperaktiv genug sein). Mich mittelalterlichen Sack hat "Crater" aber bestens unterhalten! 8/10
Platz 15: Spider-Man - Across the Spider-Verse
Vom ebenfalls bereits hochgelobten ersten Teil war ich eher weniger begeistert. Ich habe mir auch vor "Across" nochmal "Into" angesehen, und meine Meinung hat sich durch die Zweitsichtung nicht geändert: Er war zwar grundsätzlich ok, und vom Animationsstil interessant, mir aber etwas zu wild und chaotisch. Mit dem zweiten Teil, der sich mehr Zeit für ruhigere Momente nimmt, und dabei vor allem auch die Charaktere (und hier insbesondere Gwen Stacy) vertieft, konnte ich da schon deutlich mehr anfangen. Tatsächlich hätte sich der Film fast in meine Top 10 geschlichen – wenn er nicht, für mich völlig unerwarteterweise, in einem "To be continued" münden würde; diesem aktuellen Trend (siehe u.a. "Mission Impossible" und "Fast & Furious") werde ich doch langsam eher überdrüssig. Vor allem aber hatte ich wie schon bei "Dead Reckoning" das untrügliche Gefühl, dass sich die Story mit ein bisschen Straffung davor und nun noch einem überschaubaren Showdown auch locker in diesem Film hätte erzählen lassen. Der zweite Kritikpunkt war dann Hobie, mit dem ich leider überhaupt nichts anfangen konnte. Ich will jetzt aber auch nicht zu sehr auf den Schwächen herumreiten, denn wie gesagt, insgesamt war ich von "Across the Spider-Verse" enorm angetan, angefangen beim großartigen – und aufgrund der unterschiedlichen Welten auch höchst abwechslungsreichen – Animationsstil, über die Wahl des Bösewichts, bis hin zur Heldenreise sowohl von Miles Morales, als auch Gwen Stacy (die für mich das eigentliche Herzstück des Films war). Insofern: So sehr ich mich beim "To be continued" auch geärgert habe, so kann ich doch nicht bestreiten, die Fortsetzung schon herbeizusehnen. 8/10
Platz 14: Der Killer
Ich bin kein uneingeschränkter Fincher-Jünger, sein jüngster Film konnte mich aber wieder einmal überzeugen. Ich fühlte mich dabei teilweise ein bisschen an den (meines Erachtens noch eine Spur stärkeren) "The American" erinnert. Auch dort geht es um einen Auftragskiller, der sich auf einmal im Fadenkreuz seiner Auftraggeber wiederfindet; aber auch die ruhige Erzählweise, und die zwar eher unterschwellige, sich jedoch im Verlauf des Films zunehmend steigernde Spannung eint die beiden. So oder so: Mir hat "Der Killer" sehr gut gefallen. Dabei ist der Film mindestens so sehr eine faszinierende Charakterstudie über einen völlig kaputten Mann, wie ein klassischer Thriller. So gesehen konnte ich hier auch die Voice Over-Kommentare (von denen ich im Allgemeinen eher nicht so der Fan bin) verschmerzen, da sie dazu dienten, uns einen Einblick in seine Gedanken- und Gefühlswelt zu bieten. Vor allem aber mochte ich, wie die Welt dieses namenlosen Killers von einer Sekunde auf die nächste völlig aus den Fugen gerät. Die nachfolgenden Begegnungen mit seinen diversen Geschäftspartnern und Kollegen waren dann wunderbar abwechslungsreich, wobei die bereits als spannendste Szene des Jahres prämierte Dinnerszene mit der Expertin für mich vor allem noch der Kampf im Haus des Grobians hervorstach. Aber auch den Ausgang des Treffens mit dem Auftraggeber war interessant (und unerwartet). Zugegebenermaßen ist der Film zwar eher nichts für Adrenalinjunkies; wer einen langsamen Spannungsaufbau zu schätzen weiß, der sollte bei "Der Killer" aber auf seine/ihre Kosten kommen. 8/10
Platz 13: The Creator
Zu "The Creator" habe ich mittlerweile sowohl sehr lobende wie doch eher kritisch-unterwältigte Stimmen gehört. Ich zähle definitiv zur ersteren Kategorie, war der Film für mich doch (nicht zuletzt, nachdem "Dune - Teil 2" ja leider auf heuer verschoben wurde) das Science Fiction-Highlight des vergangenen Jahres. Um den größten Kritikpunkt gleich vorwegzunehmen: Ja, einzelne Entwicklungen waren etwas gar absehbar. Mich persönlich störte das aber nicht weiter, bzw. kann manchmal sogar die Spannung und/oder Wirkung einzelner Szenen sogar noch verstärken. In jedem Fall gelang es der Story von Beginn an, mich mitzureißen, und sprach mich nicht zuletzt auch die Geschichte der Vater- und Tochter-ähnlichen Beziehung zwischen Joshua und Alphie enorm an. Aber auch die hier von Gareth Edwards präsentierte Zukunftsvision hatte es mir angetan. Und auch in inszenatorischer sowie musikalischer Hinsicht (Hans Zimmer sei Dank) fand ich "The Creator" ganz groß. Als großer Genre-Fan weiß ich jedenfalls jetzt schon, dass ich zu diesem Film in den kommenden Jahren immer wieder mal – und sehr gerne – zurückkehren werde. 8/10
Platz 12: Die Fabelmans
Wenn ihr mich nach meinen Lieblingsregisseur fragt, dann ist die Antwort nun schon seit Jahrzehnten Steven Spielberg; und ich denke nicht, dass sich daran in meiner zweiten Lebenshälfte (schrieb er optimistisch) noch etwas ändern wird. Ich besitze alle Filme von ihm auf DVD/Blu-Ray, und nenne auch so manche Sekundärliteratur zu seinem Schaffen (u.a. "Spielberg: A Retrospective" sowie das jüngst erschienene Buch "Spielberg: The First Ten Years") mein eigen. Dementsprechend gespannt war ich auf seinen jüngsten, stark autobiographisch angehauchten Film "Die Fabelmans". Bedeutet allerdings auch: Wenn ihr euch ihm und seinem Schaffen nicht ganz so verbunden fühlt (auch wenn ich mir persönlich das eigentlich nur schwer vorstellen kann), wird euch der Film wohl nicht ähnlich mitreißen, wie ihm das bei mir gelang. Mir hingegen gefiel dieser Blick in seine – wenn auch um fiktive Elemente angereicherte – Vergangenheit, angefangen vom mitreißenden Familiendrama rund um die Ehekrise seiner Eltern (Paul Dano und Michelle Williams sind beide wunderbar, wobei letztere mit der Szene im Schrank eine der stärksten Momente des Films überhaupt spendiert bekommt), über den Coming of Age-Aspekt, bis hin zu Burt Fabelmans ersten Erfahrungen als (Amateur-)Filmemacher. Für mich einfach ein runder Film, der mich von der ersten bis zur letzten Einstellung bestens unterhalten hat. 8/10
Platz 11: Babylon - Rausch der Ekstase
Ein Film von einem Filmfan für Filmfans. Bisschen "The Artist", bisschen "Cinema Paradiso", bisschen "Last Night in Soho", bisschen "Eyes Wide Shut", bisschen "Once Upon a Time… in Hollywood", und eine gar nicht mal so kleine Prise "La La Land" – das ist "Babylon - Im Rausch der Ekstase". Und der Film hat tatsächlich etwas von einem Rausch – insbesondere einem Bilderrausch, wird man doch von Beginn an in diese (von realen Personen und Begebenheiten inspirierte, letztendlich aber natürlich fiktive) Welt des Hollywoods von vor rund hundert Jahren geworfen. Vor allem der Auftakt war dabei ungemein mitreißend, aber auch der weitere, zunehmend tragische Verlauf der Geschichte hatte es mir angetan. Zugegebenermaßen ist der Film mit rund drei Stunden war definitiv länger, als er sein müsste; vor allem in der letzten Stunde ging ihm in meinen Augen dann doch etwas die Luft aus (die Episode mit Tobey Maguire hätte man in meinen Augen ersatzlos streichen können, ohne etwas Wichtiges zu verlieren). Insgesamt ist "Babylon - Im Rausch der Ekstase" aber eine wunderbare Mischung aus Hommage an die Traum- und kritischer Auseinandersetzung mit der Alptraum-Fabrik Hollywood, mit Margot Robbie als echte Naturgewalt (tatsächlich fand ich ihre Leistung hier sogar noch eine Spur beeindruckender als bei "Barbie"), und einem schwungvollen Score – die jedoch wohl Cinephile eher ansprechen dürfte, als die Allgemeinheit. 8/10