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Originaltitel: The Path of the Righteous
Episodennummer: 1x11
Bewertung:
    
Weltweite Internet-VÖ: 10. April 2014 (Netflix)
Drehbuch: Steven S. DeKnight & Douglas Petrie
Regie: Nick Gomez
Hauptdarsteller:
Charlie Cox als Matt Murdock/Daredevil,
Deborah Ann Woll als Karen Page,
Elden Henson als Foggy Nelson,
Rosario Dawson als Claire Temple,
Vincent D'Onofrio als Wilson Fisk,
Ayelet Zurer als Vanessa Marianna,
Toby Leonard Moore als James Wesley,
Bob Gunton als Leland Owlsley,
Vondie Curtis-Hall als Ben Urich .
Gastdarsteller:
Peter McRobbie als Father Lantom
Rob Morgan als Turk Barrett,
Wom Walker als Francis,
Susan Varon als Josie,
Amy Rutberg als Marcy Stahl,
Matt Gerald als Melvin Potter,
Susan Varon als Josie u.a.
Kurzinhalt:
Nach dem Giftanschlag während der Spendengala wird Vanessa Marianna gleich ins Krankenhaus gebracht, doch ihre Lage ist kritisch. In den nächsten Stunden wird sich entscheiden, ob sie überleben wird. Wilson Fisks Partner versuchen indes herauszufinden, wer für den Anschlag – von dem man ausgeht, dass er eigentlich Fisk selbst galt – verantwortlich ist. Matt Murdock ist indes zwar weit davon entfernt, wieder fit zu sein, dennoch hält er es an der Zeit, sich wieder ins Kostüm des schwarzen Rächers zu schmeißen. Er hat erkannt, dass er mit seiner aktuellen Ausrüstung Wilson Fisk in einem Kampf unterlegen ist – und wendet sich daher an dessen "Schneider", auf das er ihm einen vergleichbaren Anzug anfertigt. Und nachdem Fisks persönlicher Assistent James Wesley von Karens Besuch bei Fisks Mutter erfährt, schwebt diese in größter Gefahr…
Review:
Bereits die ersten 45 Minuten der Folge konnten mir ja recht gut gefallen. Schade fand ich in erster Linie die Tatsache, dass zumindest mir die Antwort auf die Frage, wer denn hinter dem Giftanschlag steht, etwas zu offensichtlich zu sein scheint – so sehr man auch versucht uns einzureden, dass Wilson Fisk das eigentliche Ziel war (und achtet genau darauf, wer darauf beharrt, und sich generell schon fast übertrieben aufgelöst ob des Vorfalls zeigt), bin ich davon überzeugt, das hat schon genau so sollen sein – wobei es ja zumindest noch eine kleine Restchance gibt, dass ich falsch liege, dann müsste ich diesen Kritikpunkt noch revidieren. Zudem fragte ich mich, warum Matt nicht einfach gesagt hat, er wurde von einem Auto angefahren, dieser hat Fahrerflucht begangen, und er hat – natürlich – nichts gesehen, anstatt sich so eine unnötig komplizierte Lüge auszudenken. Davon abgesehen gab es aber bereits in den ersten drei Vierteln einige nette Szenen, Elemente und/oder Dialoge, wie z.B. "Du sieht scheiße aus." "Dann sehe ich besser aus als ich mich fühle", die nette Musik beim Abschied von Matt und Claire, Matts – kluger – Einfall, sich ebenfalls einen Schutzanzug zu besorgen, um beim nächsten Mal gegen Fisk eine Chance zu haben (wobei mich das mit dem Symbol schon fast wieder etwas zu sehr an Batman erinnert hat), oder auch die wieder einmal nette Szene zwischen Matt und dem Priester in der Kirche.
All dies sollte sich dann aber letztendlich als vergleichsweise banales Vorgeplänkel für die bislang stärkste Szene der Serie erweisen, die damit beginnt, dass Karen – von Wesley entführt – in jenem Lagerhaus erwacht, wo Matt erst zwei Episoden zuvor gerade noch mit dem Leben davongekommen ist. Die nachfolgende Szene war einfach nur grandios; großartig geschrieben, und von beiden perfekt gespielt. Toby Leonard Moore strahlte trotz – oder sollte ich vielmehr sagen wegen – seiner Ruhe eine ungeheure Bedrohlichkeit. Es wird deutlich, dass ihm diese Angelegenheit nicht unbedingt Freude bereitet. Er macht, was er aus seiner Sicht tun muss, um diesen Stachel im Fleisch seines "Auftraggebers" zu beseitigen. Sogar noch eine Spur beeindruckender fand ich allerdings die ungemein eindringliche Leistung von Deborah Ann Woll in dieser Szene. Wie sie Karens zunehmende Verzweiflung spielt – gerade auch als Wesley beginnt, weniger sie als vielmehr ihre Freunde, Kollegen und ihre Familie zu bedrohen ("…and when you have no tears left to shed, then… then… we'll come for you, Miss Page."). Perfekt wurde die Szene dann schließlich durch den plötzlichen und zumindest für mich völlig unerwarteten "Machtwechsel", als Wesley für eine Sekunde aufgrund des läutenden Handys nicht aufpasst und Karen sich die Waffe schnappt. In den letzten Jahren wurde man zwar eh laufend mutiger, durften auch die Helden einer Geschichte zunehmend skurpellos agieren und morden, foltern usw. (Ich denke da nur an Jack "Holen Sie mir eine Säge" Bauer), dennoch überwiegen nach wie vor jene Szenen, wo die "Guten" die Gelegenheit haben, den Widersacher auszuschalten, und es halt einfach nicht können. Gerade auch in diesem Fall hätte ich einen solchen Rückzieher ärgerlich gefunden. Ich heiße Gewalt in der Realität nicht gut, aber im Kontext dieser Episode gab es angesichts der Tatsache, dass er noch der einzige ist, der über sie Bescheid weiß, in meinen Augen in diesem Moment einfach kein Zurück mehr. Dass sie ihn dann tatsächlich kaltblütig erschießt, fand ich somit einfach nur großartig. Ein ungemein starker Moment, und eine der besten Szenen, die mir bislang im heurigen TV-Jahr untergekommen ist.
Fazit:
Abseits der vermeintlich vorhersehbaren Wendung rund um die Drahtzieher des Anschlags – wo ich den Machern entweder auf einen offensichtlichen Roten Hering auf den Leim gehe, oder aber das ist wirklich so durchschaubar – sowie Matts etwas unnötig komplizierter Ausrede rund um seine Verletzung fand ich die ersten 45 Minuten der Folge soweit schon ganz gelungen. Vor allem die Szene mit Matt und dem Priester konnte mir wieder gut gefallen, aber auch die gemeinsamen Momente von Matt und Karen waren nett. Die abschließende Szene rund um Karen und Wesley überstrahlte jedoch alles was davor kam bei Weitem, und war in meinen Augen die beste Szene, die uns "Daredevil" bislang beschert hat. Das war ungemein dramatisch, mitreißend, und einfach nur großartig. Grandios geschrieben und auch gespielt, und mit einem begeisternd kompromisslosen Ausklang. Gerade auch angesichts Matts moralischer Bedenken fand ich diese Entwicklung ungemein interessant – und bin schon sehr gespannt, wie sich dies in den letzten beiden Episoden der ersten Staffel noch fortsetzen wird.
Wertung: 4 von 5 Punkten
Christian Siegel
(Bilder © 2015 Marvel/Netflix)
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