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Babylon 5: The Lost Tales - Ein Nachruf Drucken E-Mail
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Babylon 5: The Lost Tales - Ein Nachruf
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Kommentar von Sebastian Wiese: ImageAuch einige Tage nach der Botschaft von JMS weiß ich noch immer nicht so recht, ob ich das Ende der "The Lost Tales" (TLT) bedauern soll oder nicht. Das Scheitern dieses Projekts könnte bedeuten, dass es für lange Zeit, vielleicht sogar für immer, nichts neues aus dem B5-Universum mehr geben wird. Sicherlich, es steht jetzt mal wieder das Thema Kinofilm zur Debatte, aber ob es dazu wirklich kommen wird? Und selbst wenn, wird es bis zu einer Veröffentlichung recht lange dauern und es bleibt die Ungewissheit, ob bei diesem Format der nötige Spagat zwischen Fans und dem restlichen Publikum gelingen kann. Außerdem fand ich die erste "Lost Tales"-DVD gar nicht mal schlecht. Zwar stand ich dem Konzept der kurzen Einzelgeschichten anfangs kritisch gegenüber und tue das größtenteils immer noch, doch habe ich den Kauf der DVD nicht bereut. Im Gegensatz zu manch anderen Fans war ich nicht von ihr enttäuscht, da meine Erwartungen eben von vorne herein nicht besonders hoch waren. Sicherlich kamen die Geschichten nicht mal näherungsweise an das heran, was man von B5 insgesamt gewohnt war, aber trotzdem hoffte ich auf weitere DVDs, die es dann eben besser machen sollten. Um es klar zu sagen: eine Steigerung wäre in meinen Augen auf jeden Fall nötig gewesen, denn auf Dauer wäre mir das Niveau der ersten Scheibe dann doch zu niedrig gewesen. Wie JMS nun erklärte, ist auch er der Meinung, dass weitere Episoden besser sein müssen als die von "Voices in the Dark". Erreichbar ist dies in seinen Augen nur mittels eines höheren Budgets.

Man konnte es der ersten TLT-DVD schon deutlich ansehen, dass man bei der Produktion nicht im Geld geschwommen ist. Die sonst so mit Leben gefüllte Raumstation wirkte aufgrund der wenigen Statisten ungewohnt leer und auch die Ausstattung war eher spärlich. Viele bekannte Schauplätze kamen nicht vor. Die Special-Effects aus dem Computer konnten zwar überzeugen und waren auf hohem Niveau, dies war aber wohl nicht zuletzt den unbezahlten Überstunden zu verdanken, die Teile des Teams voller Enthusiasmus erbracht hatten. Ein paar Vergleiche zeigen schnell auf, wie klein das Budget von 2 Millionen Dollar für die erste DVD war. So kostete beispielsweise der demnächst erscheinende und wie TLT ebenfalls als Direct-to-DVD-Veröffentlichung produzierte Film "Stargate: Continuum" laut IMDB geschätzte 7 Millionen Dollar. Da man bei der Produktion von "Voices in the Dark" quasi bei Null anfangen musste - man konnte beispielsweise keine Kulissen wiederverwenden, und auch die Computermodelle der Raumschiffe mussten neu erstellt werden - liegt auch ein Vergleich mit dem B5-Pilotfilm "The Gathering" nahe. Dieser kostete 1993 schon 3,5 Millionen Dollar und gehörte damit keineswegs zu den besonders teuren Vertretern seiner Art. Auch eine einzelne Episode von "Star Trek: Voyager" kostete beispielsweise mehr als die TLT-DVD.

ImageJetzt mag manch einer einwerfen, dass die Qualität nicht nur vom Geld abhängt und die Geschichten bzw. Drehbücher einfach nicht gut gewesen wären. Dem will ich auch gar nicht grundsätzlich widersprechen. Zwar fand ich die erste DVD nicht schlecht, toll allerdings auch nicht und dies hat sicherlich nicht nur an zu wenig Statisten im Bild gelegen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man eine gewisse Menge Geld braucht um gute Science-Fiction auf den Bildschirm zu bringen, insbesondere bei einer Space-Opera wie B5, wo man eben nicht einfach im Restaurant um die Ecke drehen kann, sondern futuristische Kulissen und Weltraumszenen braucht. Zu wenig Geld schränkt hier einfach die Möglichkeiten für die Erschaffung ungewöhnlicher und interessanter Schauplätze ein. So fiel ja auch eine eigentlich für die erste DVD geplante Geschichte über Garibaldi auf dem Mars dem Rotstift zum Opfer, da sie zu aufwendig, sprich zu teuer, war. Wenn von vorne herein bekannt ist, dass nur geringe finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, hat dies bereits Einfluss auf das Schreiben des Drehbuchs. Die Anzahl der Schauspieler, die Schauplätze und vieles mehr ist dann begrenzt. Dies muss zwar nicht zwangsläufig eine schlechte Geschichte zur Folge haben, engt den Autor aber stark ein. Insofern kann ich JMS verstehen, wenn er von WB eine gewisse finanzielle Ausstattung erwartet. Dass JMS und sein Team mit Geld keineswegs verschwenderisch umgehen, haben sie mit der ursprünglichen Serie schon bewiesen, schließlich kostete die deutlich weniger als vergleichbare Serien und fiel auch nicht unschön durch Budgetüberschreitungen auf. Aber ein gewisses Minimum ist eben nötig.

"Voices in the Dark" war nicht der große Wurf, da dürften sich fast alle einig sein. Trotzdem hätte ich die "Lost Tales" gerne weiter existieren sehen, eine qualitative Verbesserung vorausgesetzt. Wenn die dafür notwendige Steigerung, wie JMS es sagt und auch ich selbst es sehe, nur möglich wäre, wenn mehr Geld fließt, dann finde ich es letztlich richtig, nicht weiterzumachen. Bevor das B5-Universum mit mittelprächtigen Einzelgeschichten "verschandelt" wird, verzichte ich lieber auf neue Stories, auch wenn's schwer fällt.


Kommentar von Christian Siegel: ImageWährend ich diese Zeilen schreibe, läuft nebenbei der Soundtrack zu Lost Tales, der sich mittlerweile zu einem meiner absoluten Favoriten gemausert hat. Ich höre das grandiose, das „Dying Station“-Thema verwendende Intro, welches einen glorreichen Neubeginn hätte darstellen sollen, und in die Herzen der Babylon 5-Fans nach vielen Jahren der Enttäuschungen und Ernüchterungen endlich wieder Hoffnung gebracht hat… und es fällt mir schwer, meine Gefühlsregung zu beschreiben. Enttäuschung, Wut und Trauer vermischen sich zu einer depressiven Grundstimmung, wie ich sie schon länger nicht mehr verspürt habe. Ja, ich weiß, es ist lächerlich, es ist doch „nur eine TV-Serie“… aber eine die mir sehr viel bedeutet, und deren Wiederbelebung vor einem Jahr ich herbeigesehnt habe wie schon lange nichts mehr. „The Lost Tales“ mag einige enttäuscht haben, und auch wenn es keine durch und durch gelungene, triumphale Rückkehr gewesen sein mag, so empfand ich sie doch als äußerst vielversprechend. In eben jenem Konzept der Kurzgeschichten, das viele andere Fans irritiert hat, sah ich sehr viel Potential für eine Fülle unterschiedlicher Geschichten mit vielen verschiedenen Figuren. Nun werden wir wohl nie erfahren, wie JMS‘ bereits geplante Garibaldi-Story aussah, und was er sonst noch für Ideen für diese Reihe hatte. Meines Erachtens steckten noch viele großartige „Lost Tales“ in dieser Idee; schade, dass diese nun nie umgesetzt werden, und so der Titel „Verlorene Geschichten“ auf tragisch-ironische Art und Weise wahr geworden ist…

Generell muss ich gestehen, dass ich die Enttäuschung einiger „Babylon 5“-Fans nicht so recht nachvollziehen konnte. „The Lost Tales“ mag nicht alles gewesen sein, was ich mir davon erhoffte, doch gab es dort so viele gelungene Elemente, so viele Dinge und Momente, die ich nicht mehr missen möchte, und bei denen ich dankbar bin, sie gesehen zu haben. Das großartige Zusammenspiel zwischen Bruce Boxleitner und Peter Woodward. Die grandiosen Effekte, die „Babylon 5“ in neuem Glanz erstrahlen ließen. Der fulminante Soundtrack von Christopher Franke. Einzelne, kurze Momente wie Sheridan’s fast sehnsüchtiger Blick auf die Station zu Beginn des 2. Segments… oder sein Kommentar an Galen, dass es ihn nervt, dass ihn die Technomagier ständig mit neuen Problemen belästigen… oder die kurzen Anspielungen auf Richard Biggs und Andreas Katsulas… und natürlich der großartige, hoffnungsfrohe Schlussmonolog. „Stimmen aus dem Dunkel“ mag nicht alles gewesen sein, was „The Lost Tales“ hätten sein können, aber es zeigte Potential, und war meines Erachtens mehr als nur gut genug, um „Babylon 5“ keine Schande zu machen. Leider scheint JMS die eher enttäuschte Grundhaltung einiger Fans zu teilen – und sich somit der erhoffte Neuanfang als endgültiger Schlusspunkt zu erweisen.

ImageAm Ende der ersten „Lost Tales“-DVD fragt sich President Sheridan: „Babylon 5 has always been a place of beginnings and endings – I wonder which this will be.“ Nun kennen wir die Antwort darauf, und es ist eine, die mir nicht gefällt und die ich wie ich gestehen muss nur schwer akzeptieren kann. Nach jahrelangen Enttäuschungen sah es diesmal wirklich so aus, als wäre Babylon 5 nun endlich und wahrhaftig zurückgekehrt, und als würden wir nun in regelmäßigen Abständen wieder neue Abenteuer mit diesen liebgewonnenen Figuren erleben. „The Lost Tales“ war auf einen Anfang, einen Neustart ausgerichtet; trotz aller möglicher Budgetprobleme strotzte es vor Energie, Elan und Optimismus… doch die (vorerst) letzte, beste Hoffnung auf neue B5-Unterhaltung hat sich leider als weiterer, schmerzlicher Rückschlag erwiesen. Angesichts der zahlreichen gescheiterten Versuche der letzten Jahre fällt es leider selbst mir, einem Babylon 5-Fan der ersten Stunde, schwer, das Credo der Serie „Faith Manages“ (frei übersetzt „Der Glaube kann Berge versetzen“) hochzuhalten. Was bleibt, ist die Erinnerung an eine großartige Serie und an meine fast unmenschliche Freude und Begeisterung über die Rückkehr in Form der „Lost Tales“ – und die klitzekleine Hoffnung, dass diese verlorene Geschichte nicht zugleich auch die letzte Geschichte war, die im Babylon 5-Universum erzählt wurde…


Weiterführende Links:
Review zur "Lost Tales"-DVD
Review zum "Lost Tales"-Soundtrack
Guide-Eintrag zu "Vergessene Legenden - Stimmen aus dem Dunkel" inkl. Review zum Film


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