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Die letzte Generation Drucken E-Mail
Die Ankunft der Overlords verändert alles Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 18 April 2024
 
Titel: "Die letzte Generation"
Originaltitel: "Childhood's End"
Bewertung:
Autor: Arthur C. Clarke
Übersetzung: keine Angabe
Umfang: 288 Seiten
Verlag: Heyne (D), Ballantine Books (E)
Veröffentlicht: 1953 (E, Erstauflage)
ISBN: 978-3-453-87534-0 (D)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Im frühen einundzwanzigsten Jahrhundert, kurz nachdem die Menschheit die ersten zaghaften Schritte unternommen hat, um den Mars zu besiedeln, erscheinen außerirdische Raumschiffe im Orbit der Erde. Die Wesen stellen sich als Overlords vor, und sind gekommen, um die Menschheit in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Die Ankunft bringt nicht nur einige einschneidende gesellschaftliche Veränderungen, die Menschheit muss zudem auf gewisse individuelle Freiheiten verzichten, was – zusammen mit der Weigerung der Overlords, sich der Menschheit zu offenbaren – auch für eine kritische Gegenbewegung sorgt. Doch letztendlich sind die Außerirdischen zu mächtig, aber auch die Zustimmung aufgrund der zahlreichen Fortschritte welche ihre Ankunft mit sich bringt zu groß, als dass die Widerstandsbewegung je eine Chance hätte, sich durchzusetzen. Und so beginnen die Overlords über mehrere Jahrzehnte hinweg, die Geschicke der Menschheit zu leiten. Doch zu welchem Zweck?

Review: Nach zwei Romanen rund um die Eroberung des Weltalls veröffentlichte Arthur C. Clarke anno 1953 die Science Fiction-Erzählung "Die letzte Generation", in der die Menschheit Besuch aus dem All erhält. Was dabei unter anderem hervorsticht, ist, dass sich letztendlich herausstellt, dass diese keine bösen Absichten verfolgten. Dies sticht im historischen Kontext insofern hervor, als die Science Fiction-Unterhaltung in den 50ern voller Geschichten von Invasionen aus dem All waren, bei denen es sich überwiegend um Analogien auf die Gefahr des Kommunismus handelte (nicht umsonst kamen die Aliens nicht selten vom roten Planeten). Insofern stellt "Die letzte Generation", so wie der SF-Film "Der Tag, an dem die Erde stillstand", quasi den Gegenentwurf zur damals dominierenden Erzählung dar. Wobei man sich zugegebenermaßen als Leser lange Zeit nicht sicher ist, wie man das Verhalten der Overlords einstufen soll. Sind sie uns tatsächlich wohlgesonnen, oder verfolgen sie hinter ihrer freundlich-hilfsbereiten Fassade etwa doch unlautere Absichten? "Die letzte Generation" bezieht viel an Reiz aus eben dieser Unsicherheit, bzw. generell der bis zu den letzten Seiten offener Frage ihrer Motivation. Wobei Clarke zudem zwischendurch immer wieder einige Antworten – wie z.B. rund um ihr Aussehen – einstreut, um den Leser bei der Stange zu halten. Jedenfalls fand ich alles rund um diese freundliche Invasion sehr interessant und teilweise richtiggehend faszinierend beschrieben (und ich vermute stark, dass einige der vom Autor hier beschriebenen Bilder auch die Vorlage für Kenneth Johnsons "V" boten).

Etwas zwiespältig sehe ich hingegen, dass sich die Geschichte des Romans über mehrere Jahrzehnte erstreckt. Auf der einen Seite gibt dies Clarke die Möglichkeit, den Einfluss der Overlords über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. So manche Entwicklung, die er daraus ableitet, fand ich auch durchaus interessant. Andererseits fehlt dem Roman dadurch nicht nur ein bisschen ein roter Faden, sondern auch ein klarer Hauptprotagonist, durch dessen Augen wir das Geschehen verfolgen würden, was in meinem Fall teilweise ein bisschen Distanz zur Geschichte entstehen ließ. Wohl nicht zuletzt auch deshalb hat mich der Teil rund um Jan Rodricks ganz besonders angesprochen; auch, weil wir dank ihm dann auch einen Blick auf die Heimatwelt der Overlords erhaschen können, was ich höchst faszinierend fand. Ebenfalls nicht unbedingt nach meinem Geschmack – wobei Clarke in seinem Vorwort anmerkt, dass sich auch seine Einstellung zur Thematik in den Jahren danach geändert hat – waren auch die übernatürlichen Elemente, die das erste Mal bei einer Seance deutlich werden, und dann vor allem zum Ende hin, als sich sowohl das Ziel der Overlords als auch die Bedeutung des Titels des Romans offenbart, an Bedeutung gewinnen. Durchaus interessant fand ich aber die Auflösung rund um die zwei Wege, die alle Zivilisationen beschreiten; nicht zuletzt, als ich darin frühe Ansätze einer Idee erkannte, die Arthur C. Clarke dann im Zuge seiner "2001"-Reihe – genauer gesagt dessen abschließendem Teil "3001 – Die letzte Odyssee" – nochmal aufgreifen und weiter ausführen sollte. Und generell gelang es "Die letzte Generation" von Anfang bis Ende, mein Interesse an der Geschichte wachzuhalten. Zu seinen allerbesten Romanen würde ich ihn persönlich aber halt nicht zählen.

Fazit: In "Die letzte Generation" wendet sich Arthur C. Clarke mal weniger der Eroberung des Alls als vielmehr der Frage zu, wie die Ankunft von – vermeintlich gutmütigen – außerirdischen Wesen die Entwicklung der Menschheit beeinflussen könnte. Der Roman lebt dabei vor allem auch von der Frage nach ihrer Motivation. Die Auflösung von eben dieser fand ich ebenso faszinierend, wie den Einblick in ihre Heimatwelt. Allerdings: Auch wenn der lange Zeitraum, über den sich die Geschichte erstreckt, es Arthur C. Clarke ermöglicht, den längerfristigen Einfluss der Overlords zu beleuchten, macht es "Die letzte Generation" doch zu einer erzählerisch etwas zerfahrenen Angelegenheit. Zumal wir auch überwiegend ohne einen zentralen Protagonisten durch dessen Augen wir das Geschehen mitverfolgen auskommen müssen. Und auch mit den paranormaleren Elementen tat ich mir – gerade auch in einer Science Fiction-Erzählung – etwas schwer. Trotzdem ist "Die letzte Generation" eine faszinierende Geschichte, der es überwiegend gelang, mich in ihren Bann zu ziehen.

Bewertung: 3.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2003 Heyne)





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