Mit: Nicolas Cage, Rose Bynre, Chandler Canterbury, Lara Robinson u.a.
Kurzinhalt:
Vor 50 Jahren wurde an einer amerikanischen Schule eine Zeitkapsel vergraben, mit Zeichnungen der Schüler, wie sich diese die Zukunft vorstellen. Als diese nun ausgegraben werden, staunt John Koestler nicht schlecht, als sein Sohn statt eines Bildes mit einer wilden Zahlenreihe nach Hause kommt. Doch schon bald erkennt John die Bedeutung hinter den scheinbar willkürlichen Ziffern: Das Blatt Papier beschreibt alle größeren Katastrophen der jüngeren Menschheitsgeschichte – und reicht auch in die Zukunft hinein! Als er die nächste Katastrophe – den Absturz einer Passagiermaschine – vor Ort miterlebt, sind die letzten Zweifel an der Echtheit und der Bedeutung der Zahlen ausgeräumt. Nur wenige Tage später soll bereits das nächste Desaster stattfinden: Eine U-Bahn wird in New York entgleisen. John setzt alles daran, die Katastrophe zu verhindern; nicht zuletzt auch deshalb, da er nun endlich auch die letzten Zahlen inkl. des Vermerks "E.E." entschlüsseln konnte. Der Buchstabencode steht für "Everyone else" – alle anderen – und sagt das Ende der Welt in wenigen Tagen voraus. Kann John die Apokalypse verhindern, oder zumindest sich und seinen Sohn retten?
Review:
Ich habe den Werdegang von "Knowing" bereits einige Jahre lang mit großem Interesse verfolgt. Die Grundidee schien mir schon immer sehr vielversprechend, und als verkündet wurde, dass "Donnie Darko"-Mastermind Richard Kelly hinter dem Drehbuch sitzt und auch die Regie übernehmen soll, gehörte "Knowing" endgültig zu den von mir am meisten erwarteten Filmprojekten. Leider gab es jedoch zwischen Kelly und den Produzenten kreative Differenzen, was in einem erneuten Produktionsstopp resultierte. Das Drehbuch wurde noch einmal überarbeitet, und schließlich holte man sich Alex Proyas als Regisseur an Bord, der mit "Dark City" einen modernen Klassiker des SF-Genres abgeliefert hat. Sein Nachfolgeprojekt "I, Robot" war zwar bei weitem nicht mehr so gelungen und hatte mich schon eher enttäuscht, doch da ich die Probleme dort überwiegend im Bereich des Drehbuchs sah, war ich dennoch hoffnungsfroh, was "Knowing" betraf. Um so größer war dann leider meine Enttäuschung, als ich ihn mir im Frühjahr im Kino angesehen habe. Tatsächlich wurde ich schon lange nicht mehr so sehr von einem Film enttäuscht. Damit will ich nicht sagen, das "Knowing" der schlechteste Film der letzten Jahre sei, nur war ich zuletzt sehr erfolgreich damit, die Spreu vom Weizen zu trennen, noch bevor ich den Kinosaal betreten habe. Diesmal lag ich leider völlig daneben, denn nach dem ohnehin schon enttäuschendem "I, Robot" hat Proyas hier einen noch deutlich schwächeren Film abgeliefert.
Gleich vorweg: Der Film ist kein völliger filmischer Reinfall. Vor allem der Einstieg ist sehr gut gelungen und von Proyas auch gewohnt atmosphärisch inszeniert. Generell verstehen es die ersten 30-45 Minuten noch, mit der interessanten Ausgangssituation zu überzeugen und die Frage aufzuwerfen, wo das alles noch hinführen soll. Stellenweise versteht es Proyas wirklich, eine düster-bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Die schauspielerischen Leistungen von Rose Byrne und Lara Robinson fand ich sehr gut. Und das Ende fand ich für einen Blockbuster durchaus beachtenswert, und auch optisch beeindruckend inszeniert. Die wohl beste Szene des Films war aber ganz klar der – aus dem Trailer bereits ansatzweise bekannte – Flugzeugabsturz, bei dem sich Proyas Anleihen an Alfonso Cuarón's Inszenierung aus "Children of Men" nimmt und eine absolut beeindruckende Szene ohne einen einzigen (erkenntlichen) Schnitt präsentiert. So schlecht andere Aspekte und/oder Momente es Films auch gewesen sein mögen, das war grandios, und sicherlich eine der besten und vor allem optisch brillantesten Szenen, die ich 2009 im Kino sehen durfte.
Die Handlung konnte mich leider schon deutlich weniger überzeugen. Nach einem durchaus originellen Einstieg verliert man sich zunehmend in Klischees, und hakt die üblichen 08/15 Inhalte für Katastrophenfilme einen nach dem anderen ab. So will John zu Beginn naturgemäß niemand glauben, und erst gegen Ende hin gelingt es ihm, auch die größten Zweifler in seinem Umkreis eines besseren zu belehren. Aufgrund dieses recht starren Musters, dass zahlreiche bekannte Elemente bedient, wird die Handlung mit der Zeit sehr vorhersehbar, und nimmt immer bekanntere – und damit wenig(er) originelle – Züge an. Selbst wenn Proyas am Ende versucht, dies wieder zu revidieren und eine ganz andere Richtung einzuschlagen als üblich – und man die klischeehaften Entwicklungen davor auch so interpretieren könnte, dass er uns bewusst in Sicherheit wiegen wollte, damit wir vom Ende um so stärker überrascht werden – macht das die überaus gewöhnlichen und stellenweise richtiggehend langweiligen Minuten davor auch nicht besser. Was ebenfalls den einen oder anderen vor den Kopf stoßen wird, ist die Erklärung, was es mit den Flüstermenschen auf sich hat. Mal ganz abgesehen davon, dass mich ihre Darstellung sowohl an den Beobachter aus "Fringe" als auch die Besucher aus Proyas' "Dark City" erinnert haben, scheint diese Auflösung zu einem gänzlich anderen Film zu gehören, als jener Teil der sich mit den düsteren Prophezeiungen zur Zukunft beschäftigt.
Auch von Nicolas Cage' schauspielerischer Leistung war ich wieder mal alles andere als angetan – wobei ich offen zugeben muss, ohnehin kein allzu großer Fan von ihm zu sein und ihn für einen recht talentlosen Darsteller zu halten, dem aufgrund seiner eingeschränkten Mimik und seinem Hang entweder recht apathisch zu wirken oder in Overacting zu verfallen nur eine recht beschränkte Rollenauswahl zur Verfügung steht. Seine Performance in "Knowing" hat leider nicht dazu beigetragen, mich diesbezüglich eines besseren zu belehren. Sein Filmsohn Chandler Canterbury steht ihm diesbezüglich jedoch in nichts nach, und hatte ebenfalls einige ziemlich schwache Momente. Apropos schwach: Auch von Marco Beltrami bin ich nicht unbedingt der größte Fan, aber bei "Knowing" hat er einige Male wirklich ins Klo gegriffen. Zwar hat sein Soundtrack auch ein paar gute Momente, aber vor allem wenn es darum geht Spannung zu erzeugen versagt er mit seiner zur Parodie verzerrten, klischeehaften musikalischen Untermalung völlig. Und auch die emotionalen Momente haben bei mir nicht wirklich funktioniert, weshalb zumindest ansatzweise auch an seinem Soundtrack liegen dürfte.
Womit wir schon beim nächsten Punkt wären: Der Film hat mich völlig kalt gelassen. Er hat mich nur ein einziges Mal überrascht, aber nie geängstigt, nie verwundert, und nie emotional berührt. Was das betrifft, hat leider auch das sonst recht überzeugende Ende völlig versagt. Die größte Schwäche des Films war und ist für mich aber ganz klar die offensichtliche – und aufdringliche – Message des Films. Bereits zu Beginn gibt es eine kurze Diskussion darüber, ob das alles mit der Welt, der Evolution etc. denn wirklich nur Zufall gewesen sein kann, oder nicht vielleicht doch Determinismus (ein abgeschwächtes Wort für "Kreationismus") dahinter stecken könnte. Auch in weiterer Folge ist "Knowing" immer wieder mit diesbezüglichen Anspielungen versehen, den Vogel schießt Proyas dann aber am Ende ab. Denn jedem, der sich nur halbwegs mit der Bibel und den darin enthaltenen Geschichten und Symboliken auskennt, muss sich am Ende eine ganz klare, in ihrer Offensichtlichkeit enorm peinliche, ja richtiggehend lächerliche Interpretation aufdrängen: (Achtung, Spoiler!) Adam und Eva im Paradies auf dem Weg zum Baum der Erkenntnis (Spoiler Ende). Eine Szene, die gute Chancen hat, den Preis für die dümmste – wenn nicht gar schlechteste – Szene des Kinojahres 2009 abzustauben. Tatsächlich fand ich diesen Moment so bescheuert, dass zu diesem Zeitpunkt auch jedweder Goodwill, den ich "Knowing" wegen der – ohnehin recht spärlich gesäten – positiven Aspekte eingeräumt hatte, vergessen war. Einfach, da es in seiner Lächerlichkeit alles was davor kam völlig überschattet…
Fazit:
Nach "Knowing" muss man leider endgültig annehmen, dass es sich bei "Dark City" nur um einen Glückstreffer gehandelt hat. Zwar tut Alex Proyas erneut sein Bestes, doch diesmal sind die Schwächen – insbesondere beim Drehbuch – einfach zu groß, als dass er den filmischen Absturz noch verhindern kann. Und mit Verlaub: Jeder, der das Skript gelesen hat, hätte das von vornherein wissen müssen. Es mag zwar hie und da gelungene Momente, interessante Fragen und die eine oder andere originelle, vielversprechende Idee geben. Zudem konnte mich das Ende durchaus überraschen, und mit seinem inszenatorischen Können sorgt Proyas für den einen oder anderen beeindruckenden Moment – allen voran den grandios inszenierten Flugzeugabsturz. Doch die Schwächen überstrahlen die wenigen gelungenen Momente leider bei weitem: Nicolas Cage fand ich erneut sehr schwach, gleiches gilt für Marco Beltrami's bemüht-verkrampften Soundtrack. Nach einem originellen Einstieg hangelt man sich nur mehr von Klischee zu Klischee, und wird dadurch immer gewöhnlicher und vorhersehbarer. Zudem gelang es dem Film nicht, mir die Figuren näher zu bringen und mich emotional zu berühren. Das größte Problem sind jedoch die aufdringlichen Anspielungen auf den in den USA ja zur Zeit äußert populären Kreationismus sowie die übertriebene christliche Symbolik. Tut mir leid, liebe Filmemacher, aber wenn ich eine Bibelstunde will, gehe ich in die Kirche! Die ist wenigstens gratis…