Ein ausführlicher Bericht zum Avatar-PreviewKategorie: Specials - Autor: M. Spieler & C. Siegel - Datum: Sonntag, 23 August 2009
Am Freitag, dem 21. August 2009 fand in ausgewählten Kinos weltweit ein exklusives Avatar-Event statt, in dem 16 Minuten aus James Cameron's neuestem Science Fiction-Film präsentiert wurden. Michael Spieler und Christian Siegel hatten die Gelegenheit, sich dieses Preview anzusehen, und schildern ihre Eindrücke des mit Spannung erwarteten Films. Es ist der erste Spielfilm von James Cameron, seit er mit Titanic 1997 seinen bisher größten Triumph gefeiert und den erfolgreichsten Film aller Zeiten abgeliefert hat. Zuvor hat er Genrefans bereits mit Meisterwerken wie "Terminator", "Aliens", "Abyss - Abgrund des Todes" und "Terminator 2 - Tag der Abrechnung" verzaubert. Seit Monaten brodelt die Gerüchteküche und wurde der Hype um diesen Film, der eine weitere Kinorevolution mit sich bringen soll, angeheizt. Ob der erste Eindruck von "Avatar - Aufbruch nach Pandora" diesen hohen Erwartungen gerecht werden konnte, lest ihr in den nachfolgenden Kommentaren von Michael Spieler und Christian Siegel. Davor wollen wir jedoch allen Neugierigen kurz die gezeigten Szenen schildern.
16 Minuten auf Pandora - Das Preview
Nach einer kurzen Einführung des Kinobetreibers oder Fox Deutschland-Mitarbeiters (er hat sich nicht vorgestellt) - "Cameron hat in dem Film alle ScienceFiction-Bücher seiner Jugend verarbeitet“ - folgte eine kurze Vorstellung der Prämisse des Films, durch Cameron auf der Leinwand: "Wir begleiten einen gelähmten Soldaten auf dem Weg zu einem neuen Einsatz auf einem anderen Planeten. [...] Die Szenen beschränken sich auf die ersten Hälfte des Films, so wird das Ende nicht gespoilert [...]“. Und so landen wir mit Jake Scully (Sam Worthington) auf Pandora, einer Welt voller wildem ursprünglichen Leben, dichten endlosen Wäldern und einer reichen Tierwelt. Pandora, so voller Leben und dennoch lebensfeindlich für die Menschen, die hier die Eindringlinge sind.
In der ersten Szene kommt Jake Scully zu einer Einsatzbesprechung neuer, auf Pandora stationierter Soldaten. Der durch Narben gezeichnete Chief nimmt den Neuen in einer recht typisch amerikanischen Szenen die Hoffnung, jenseits des Zaunes lange zu überleben, denn "die Na'vi tauchen ihre Pfeile gerne in Nervengift und ihr seid in Sekundenbruchteilen tot“. Es folgt Scullys Inbesitzname seines Na'vi-Körpers, seines Avatars. Hier sehen wir zum ersten Mal Sigourney Weaver in ihrer Rolle der Dr. Grace Augustine, mit der er sich einen verbalen Marine-Wissenschaftlerin-Schlagabtausch liefert. Nach einer Zurschaustellung der menschlichen Technologie des 22. Jahrhunderts (Glastouchbildschirme die wie in "Minority Report" Daten umherschieben können) kommt es zum Gedankentransfer und Scully kann sich aufgrund der neu gewonnenen Mobilität nicht bremsen und bricht aus dem Labor aus.
Einen Schnitt später laufen Scully, Augustine und ein dritter Freiwilliger auf Pandora in ihren Avataren umher und sehen sich einer Art Nashorn mit Pfauenfedern und einen Hammerhai-Kopf gegenüber als ein weiteres höllenhundartiges (sieht aus wie Sammael in "Hellboy") Tier die Herde verscheucht und Scully durchs Unterholz verfolgt, bis es ihn schliesslich schnappt und in ihr "Nest" verschleppt. Dort - kaum erwacht - wird er von Neytiri (Zoe Saldana) einer echten Na'vi, vor den Nachkommen des Tieres gerettet, weil er "ein gutes Herz hat“. Sie bedauert dass das Töten der Kreatur notwendig wurde, alles Leben scheint den Na'vi heilig.
Neytiri und eine Gruppe Na'vi geleitet Scully zu einem Felsvorsprung, auf dem flugsaurierartige Tiere nisten. Er soll sich eines auswählen und er wisse welches das Richtige sei, weil es "versuchen wird dich zu töten.“ Nach einer Wrestlineinlage zwischen Flugtier und Scully kann der mit seinen Haaren eine Verbindung zum Tier herstellen und beginnt sofort mit dem ersten, zunächst unkontrollierten, Sturzflug zwischen den schwebenden Klippen Pandoras. Zu guter Letzt folgte ein etwas anderer Schnitt des am Freitag veröffentlichten Trailers (wir berichteten).
"…es wird eine fantastische Reise“ - Kommentar von Michael Spieler
Freitag Abend hatten auch die Deutschen - im Rahmen des "Avatar Day" - Gelegenheit, in einem 3D-Kino ihrer Wahl kostenlos eine kurze Vorschau auf James Camerons neuen Kinofilm "Avatar - Aufbruch nach Pandora" zu werfen. Das konnte ich mir natürlich auch nicht entgehen lassen.
In 3D wirkt der Film schon unglaublich gut - bei langen Einstellungen mit weitem Winkel. Bei sehr nahen, schnellen Actionaufnahmen ist das Sichtfeld sehr verschwommen, allerdings unterscheidet sich der Film darin nicht von "normalen" Actionfilmen neueren Datums, in denen die Regisseure zu schnellen und schnellgeschnittenen Nahaufnahmen tendieren, bei denen man kaum noch etwas erkennt. Die Richtung, in die sich die Story des Films entwickeln dürfte, ließ sich bereits in dieser Vorschau sehr deutlich erkennen. Scullys "Seitenwechsel" wird vermutlich zum dramatischen Konflikt des Streifens, mit der bestimmt nicht unproblematischen Liebe zu Neytiri, die man am Ende des Trailers mehr als nur erahnen kann.
Mir gefällt, dass der Film offensichtlich doch viele ruhige Momente hat, die trotz der darin enthaltenen Action versuchen, die fremde Welt zu präsentieren, die dem Zuschauer dadurch möglichst real erscheint. Dennoch kann der Film nicht über den massenhaften Einsatz von CGI hinwegtäuschen. Egal wie geschmeidig die Bewegungen, wie exakt die Lichteffekte, wie real die Muskelbewegungen unter der Haut, viel Blau und Bunt bleibt viel Blau und Bunt. Wer sich an den Star Wars-Planeten Felucia erinnert: ähnlich farbenfroh wirkt das nächtliche Pandora und sind die Lebewesen dort.
Noch erschliesst sich mir das viel beschworene "revolutionäre" an dem Film nicht, aber ich erkenne in Ansätzen (soweit das aus den 16 Minuten möglich ist), die Qualitäten eines guten, durchaus dramatischen Actionfilms, mit echter Geschichte und dem Potential zu einem fantastischen Abschluss dieses, an SF-Actionfilmen reichen, Jahres. Er sieht auf jeden Fall um Längen besser aus als der komplett animierte Beowulf 3D, bei dem ich Kopfschmerzen vom 3D-Effekt bekam. Vielleicht geht es ja nicht nur Brillenträgern wie mir so, aber gerade das zwangsläufige Tragen von zwei Brillen übereinander, scheint den Spaß und Eindruck von 3D-Filmen generell zu mindern.
Im Dezember erscheint "Avatar - Aufbruch nach Pandora"; es wird eine fantastische Reise.
"…wo noch kein Film zuvor gewesen ist“ - Kommentar von Christian Siegel
16 Minuten bekam ich am Freitag von "Avatar - Aufbruch nach Pandora" zu Gesicht. Als etwas störend empfand ich dabei, wie abgehackt die Szenen teilweise geendet haben - hier hätte es schon ein etwas ruhiger Schnitt und ein Abblenden sein dürfen, aber bei einer Gratis-Vorstellung darf man sich wohl nicht allzu sehr beschweren. Die Optik verspricht die größte Stärke des Films zu werden. Die CGI ist zwar als solche erkennbar, aber ich denke nicht, dass es Cameron hier unbedingt um Realismus ging. Er will vielmehr eine phantastische neue Welt erschaffen - und das gelang ihm, soweit ich das bisher beurteilen kann, sehr gut. Vor allem die Vegetation des Planeten hat es mir angetan; einige der Wesen meint man zwar schon in anderen Filmen gesehen zu haben, dennoch überzeugt die Welt als gesamtes, und wird einige optische Schmankerln bieten.
Was den 3D-Effekt betrifft, fällt es mir schwer, ein abschließendes Urteil zu bilden. Leider wurden bei diesem Event wieder nur die minderwertigen Brillen ausgeteilt, mit vergleichsweise dünnen "Gläsern", die die Angewohnheit haben leicht zu zerkratzen und Wellen zu bilden, die den 3D-Effekt dann stören. Eventuell lag es also daran, aber… teilweise fand ich es schon sehr schwer, dem Geschehen zu folgen. Insbesondere bei schnell geschnittenen Szenen (wie der Verfolgung durch das Raubtier), bei denen noch dazu stark herangezoomt wurde, verschwamm mir das Bild teilweise vor den Augen. Heutzutage ist es ja oftmals bei der rasanten Schnitttechnik schon schwer genug, einer Szene in 2D zu folgen, aber in 3D scheint mir das sogar noch einmal doppelt so schwierig zu sein. Die ruhigeren Szenen waren aber eine Wucht und haben definitiv vom Effekt profitiert. Interessant fand ich auch, das erste mal "echte" Menschen mit diesem Verfahren zu sehen (bisher sah ich nur Animationsfilme in 3D). War zu Beginn zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftig, hat aber sehr gut funktioniert.
Mein Fazit sieht jedenfalls so aus: Optisch scheint "Avatar - Aufbruch nach Pandora" - für einen James Cameron-Film typisch - wieder mal über jeden Zweifel erhaben zu sein. Der 3D-Effekt überzeugt vor allem in etwas ruhigeren Szenen bzw. solchen, wo nicht allzu nah an das Geschehen herangezoomt wird. Ob die Unübersichtlichkeit in den rasanten Szenen an den Brillen lag, werde ich im Dezember beurteilen können. Etwas enttäuscht bin ich bisher von der Handlung; das sieht mir momentan alles verdächtig nach "Der auf Pandora mit dem Wolf tanzt" aus; so sehr der Film optisch Neuland betreten dürfte, das Preview vermittelte mir den Eindruck, dass sich die Handlung in gewohnten und vorhersehbaren Gefilden bewegen wird. Aber wer weiß, vielleicht hat Cameron diesbezüglich ja auch noch eine Überraschung für uns parat.
Dass es dem Film gelingen wird, zu meinem absoluten Favoriten 2009 zu werden (und damit "Watchmen" den Rang abzulaufen), da bin ich mittlerweile eher skeptisch. Dennoch hat das Preview meine Vorfreude auf den Film gesteigert. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn die Szenen nicht unterbrochen hätten und ich gleich den ganzen Film hätte sehen können. James Cameron hat sich aus meiner Sicht seit Beginn seiner "richtigen" Regiekarriere mit "Terminator" noch keinen einzigen Aussetzer geleistet - und ist damit möglicherweise der einzige Regisseur, über den man dies behaupten kann. Alle seine Filme waren bisher im schlechtesten Fall sehr gut, und im besten Fall absolute Meisterwerke, welche die Filmwelt geprägt und nachhaltig beeinflusst haben. Und auch wenn mich das Avatar-Preview von der Handlung her noch nicht 100%ig überzeugt haben mag, bin ich zuversichtlich, dass auch sein neuester Film an dieser weißen Weste nichts ändern wird. Er wird vielleicht nicht die angekündigte Revolution des Kinos werden, aber alle Fans des Science Fiction-Genres können sich aus meiner Sicht jetzt schon auf das Ende des Jahres und ihre Reise nach Pandora freuen. Denn zumindest optisch verspricht uns "Avatar" dorthin zu führen, wo noch kein Film zuvor gewesen ist.