Kurzinhalt:
Professor Korda, ein Freund und Kollege von Indiana Jones, stürzt bei einer Reise nach Bolivien in einem verborgenen Tal mit dem Flugzeug ab. Dort ist alles von Gold überzogen. Er schickt mehrere Pakete mit Goldartefakten – wie Käfern – nach Amerika, darunter unter anderem zur Universität, sowie zu seiner Frau Marian. Doch von Korda selbst fehlt nach wie vor jede Spur. Marian wendet sich daraufhin an Indy, der sich dazu bereit erklärt, die Suche nach ihrem Mann zu leiten. Er hofft, dabei auch das Geheimnis der mysteriösen Goldschätze lösen zu können, scheint eine Verarbeitung von Gold zu solchen teils filigranen und detailreichen Formen die Fähigkeiten der Ureinwohner Südamerikas deutlich zu übersteigen. Doch Indy und Marian sind nicht die einzigen, die nach dem sagenumwobenen El Dorado suchen: Auch der skrupellose Gangster Ramos hat es auf den Goldschatz abgesehen…
Review:
Kurios: Ich war der festen Überzeugung, vor siebzehn Jahren – als ich rund um den Kinostart von "Königreich des Kristallschädels" alle Indy-Romane gelesen hatte – Reviews zu fast allen Büchern geschrieben zu haben. Ich wusste, dass ich "Army of the Dead" ausgelassen hatte, und "Labyrinth des Horus", da ich letzteren mal im Flieger noch bevor ich ihn ausgelesen hatte (wobei nicht mehr viel gefehlt hatte) vergessen habe. Warum ich allerdings damals nichts zu "Gold von El Dorado" geschrieben habe, ist mir schleierhaft. Wie auch immer: Es bedeutet auch, dass ich hier keinen Vergleich zu meiner damaligen Meinung ziehen kann. Bei dieser Zweit-(bzw. möglicherweise sogar schon Dritt-)Lesung hat mir der Roman aber jedenfalls gut gefallen. Es beginnt bereits recht vielversprechend mit Professor Kordas Entdeckung. Zwar werde ich mich nie daran gewöhnen, dass man in den Büchern, im Vergleich zu den Filmen, teilweise Indys Perspektive verlässt, wie eben auch mit diesem Prolog. Er stimmte aber jedenfalls perfekt auf das nachfolgende Abenteuer ein, und weckte gleich mein Interesse. Nach dem Wechsel zurück in die USA braucht "Indiana Jones und das Gold von El Dorado" dann zugegebenermaßen etwas, um wieder so richtig Fahrt aufzunehmen. Dank der Gangster rund um Ramos, die es ebenfalls auf titelspendende Gold abgesehen haben, wird aber ein konstantes Gefühl der Bedrohung aufgebaut, und ergibt sich zudem ein gewisser Wettlauf-Charakter, der die Geschichte durchaus spannend macht. Und nicht zuletzt ist aufgrund seiner Bande auch immer wieder für Action-Einlagen gesorgt.
So richtig dreht der Roman allerdings, nach dem wie gesagt sehr interessanten Beginn, dann erst wieder zum Ende hin auf. Einerseits was die Spannung betrifft, mit einigen netten Action-Momenten. Vor allem aber gefiel mir die Offenbarung, was es mit El Dorado auf sich hat. Ich wage zwar nicht zu beurteilen, wie plausibel eine solche Idee ist, aber ich fand den Gedanken jedenfalls faszinierend. Zudem hat man damit im Hinblick auf den vermeintlichen Fluch des Goldes eine angenehm wissenschaftliche Erklärung zu bieten. Wie sich Hohlbein hier generell im Hinblick auf irgendwelche übernatürlichen Phänomene angenehm zurückhält. Anderen mag eben dies abgehen, mir allerdings hat genau dies am Roman besonders gut gefallen. Perfekt ist er dennoch nicht. Negativ macht sich für mich in erster Linie die Figur von Marian bemerkbar. Zuerst einmal: Musste er unbedingt einen Namen nehmen, der Marion (Ravenwood) so ähnlich ist? Schwerer als das wiegt aber natürlich, dass sie sich doch tatsächlich (wenn auch aus eigenen Gründen) mit Ramos einlässt. Eben dies war dann in einem bestimmten Moment auch – deutlich früher, als man wohl draufkommen sollte – offensichtlich, da sich Marian dort ganz bewusst saudämlich anstellt. Dass Indy daraufhin nicht zumindest ein bisschen misstrauisch wurde, wunderte mich dann doch (andererseits, Elsa ist er ja auch auf den Leim gegangen). Und generell denke ich einfach nicht, dass "Gold von El Dorado" diesen Twist nötig hatte.
Fazit:
Ich würde "Indiana Jones und das Gold von El Dorado" jetzt nicht zu den allerbesten Indy-Abenteuern (egal ob im Film, im Fernsehen oder eben in Büchern) zählen, aber insgesamt ist Wolfgang Hohlbein mit ihm ein durchaus solider Indy-Roman gelungen, der für mich auch definitiv zu seinen Besseren gehört (wenn er auch nicht an "Gefiederte Schlange" und/oder "Labyrinth des Horus" heranreicht). Man wird als geneigter Fan hier durchaus gut unterhalten, wobei mir persönlich vor allem gefiel, dass sämtliche vermeintlich übernatürliche Phänomene – wie der Fluch – eine wissenschaftliche Grundlage/Erklärung haben (wenn ich mich auch nicht einzuschätzen traue, wie plausibel diese ist). Insofern stach für mich vor allem die coole Grundidee rund um die Entstehungsgeschichte von El Dorado für mich hervor. Wie es mir dann generell das Finale doch sehr angetan hatte. Bis dahin war "Indiana Jones und das Gold von El Dorado", trotz einzelner Schönheitsfehler (wie den in meinen Augen unnötigen Plot rund um Marians Verrat) aber auch bereits recht kurzweilig. Und generell fing Hohlbein hier für mich den Ton und das Flair eines klassischen Indy-Abenteuers gut ein. Für Fans des Archäologen ist diese Suche nach dem sagenumwobenen Goldschatz von El Dorado somit durchaus die (literarische) Reise wert.
Christian Siegel
Bewertung:
3/5 Punkten
Artikel kommentieren
Kommentar schreiben
Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.