Kurzinhalt:
1943: Indiana Jones wird vom amerikanischen Geheimdienst darum gebeten, einen Agenten aufzuspüren, der gemeinsam mit einer Gruppe Deutscher die er ausspioniert hat irgendwo nahe der Osterinseln mit dem Flugzeug abgestürzt ist. Zwei der Unglücksopfer versuchten daraufhin, mit der notdürftig reparierten Maschine zu entkommen, stürzten aber schließlich im Atlantik ab. Die Aufzeichnungen, die aus dem Wrack geborgen werden konnten, deuten auf eine geheimnisvolle Macht hin, die nicht in die falschen Hände geraten darf. Doch auf seiner Mission, die Indiana tief in das Spielfeld der internationalen Spionage eintauchen lässt, wird er laufend hintergangen, um schließlich mit einem erfahrenen, abgebrühten Piloten sowie ein paar deutschen Soldaten auf einer Insel von den Ureinwohnern gefangen genommen zu werden. Diese ersehnen die baldige Rückkehr ihres Gottes, und Indiana Jones soll dabei helfen, das dafür notwendige Ritual vorzubereiten. Tut er das nicht, droht allen Gefangenen der Tod. Leider gibt es da nur ein Problem: Indy kennt die Sprache, in der die Anweisungen notiert wurden, nicht, und um die Schriftzeichen zu entziffern, fehlt ihm die nötige Zeit. Schließlich hofft er, sich und die anderen mit einer List doch noch retten zu können…
Review:
Keine Ahnung, ob es etwas mit der viel zitierten Altersmilde zu tun hat, aber auch "Geheimnis der Osterinseln" kam nun als ich ihn ein weiteres (und meiner Erinnerung nach zum mittlerweile dritten) Mal gelesen habe bei mir eine Spur besser an als vor rund siebzehn Jahren. Der Roman profitiert dabei nicht zuletzt von seiner Länge, oder besser gesagt: Kürze. Mit etwas mehr als zweihundert Seiten ist "Geheimnis der Osterinseln" kurz genug, um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Zumal die Geschichte von Hohlbein wieder einmal ziemlich flott erzählt ist. Mir gefiel auch die Grundidee hinter einer verschollenen Zivilisation, und die große Macht, die sie auf die Welt loszulassen drohen. Im Gegensatz zum Großteil der von US-Autoren geschriebenen Indy-Abenteuer, teilweise aber auch zu Hohlbeins eigenen Werken, beschränken sich die übernatürlichen Elemente hier wieder auf mächtige, altertümliche Artefakte, statt Personen irgendwelche übermenschlichen Fähigkeiten anzudichten. Auch das ist ein ganz wesentliches Plus. Die Story ist, aufgrund der zahlreichen Twists (wenn auch der eine oder andere davon etwas gar vorhersehbar ist) – und so manchem Verrat – wendungsreich. Der Showdown rund um den Kampf im Vulkan dann zwar fast schon etwas zu übertrieben, mit dem "fliegenden" Indy, aber immerhin recht einfallsreich. Am besten hat mir aber die Szene mit dem Angriff auf das deutsche Kriegsschiff gefallen. Die war auch, zusammen mit dem Endkampf, eine der wenigen Momente, die mir von meinem früheren Lesungen noch im Gedächtnis war.
Zugegeben, weder mit den Filmen noch mit Hohlbeins eigenen, besseren Werken kann "Geheimnis der Osterinseln" ganz mithalten. So wirkt es doch ein bisschen konstruiert, dass sich der US-Geheimdienst just an Indy wenden würde, um ihnen auf der Suche nach dem Spion zu helfen. Er ist weder Geheimagent, noch bringt er viel Kenntnis rund um die Osterinseln – oder auch die angrenzenden Inseln – mit. Die Action ist auch wieder relativ spärlich gesät. Einzelne Elemente erinnern etwas gar an "Indiana Jones and the Fate of Atlantis"; es würde mich sehr überraschen, wenn das ein reiner Zufall wäre, und Hohlbein das legendäre Adventure nicht vielmehr selbst gezockt hat, und sich bei "Osterinseln" vereinzelt eben davon inspirieren ließ. Auffällig auch, dass Indy hier teilweise doch eher Passagier als die treibende Kraft des Abenteuers ist. Und am Ende übersehen dann sowohl er als auch Autor Wolfgang Hohlbein eine einfache Lösung für das Problem. Zumindest ich wartete dort ständig darauf, dass Indy seine legendäre Peitsche zückt, was ich für eine echt coole "Schlussaktion" gehalten hätte – aber leider. Ach ja, und der Titel wirkt auch ein bisschen sonderbar; weil mit den Osterinseln haben die Geschehnisse hier praktisch gar nichts zu tun; geschweige denn mit einem Geheimnis, welches diese verbergen würden. Insgesamt war "Indiana Jones und das Geheimnis der Osterinseln" aber ganz ok.
Fazit:
Mit " Geheimnis der Osterinseln" legt Wolfgang Hohlbein einen (weiteren) soliden Indy-Roman vor. Dieser profitiert nicht zuletzt davon, dass er mit knapp über zweihundert Seiten sehr kurz gehalten und darüber hinaus flott erzählt ist, weshalb keine große Langeweile aufkommt. Mir gefiel auch die Grundidee rund um die Macht, die auf dieser verborgenen Insel darauf lauert, auf die Welt losgelassen zu werden. Und auch wenn der Kampf im Vulkan fast schon etwas übertrieben war, so war es zumindest eine originelle – und denkwürdige – Einlage. Wie es mir einzelne Momente generell durchaus angetan hatten. Manches wirkt allerdings auch ein bisschen konstruiert (angefangen dabei, warum Indy denn überhaupt für diese Mission rekrutiert wird), einzelne Wendungen waren etwas gar vorhersehbar, und echte Spannung kommt auch nur sehr sporadisch auf. Schade zudem, dass Hohlbein die Gelegenheit für einen coolen "move" um den "Endgegner" zu besiegen ungenutzt verstreichen lässt. Und mit einem auf den Osterinseln lauernden Geheimnis hat das Abenteuer hier herzlich wenig zu tun. Insgesamt ist "Geheimnis der Osterinseln" jetzt sicherlich kein Highlight, dass man als Indy-Fan keineswegs verpassen darf; wer jedoch nach neuen Abenteuern mit unser aller Lieblingsarchäologen lechzt, kann es definitiv auch schlechter treffen, als mit diesem Roman.
Christian Siegel
Bewertung:
2.5/5 Punkten
Artikel kommentieren
Kommentar schreiben
Bitte orientiere Deinen Kommentar am Thema des Beitrages.
Persönliche Angriffe und/oder Diffamierungen werden gelöscht.
Das Benutzen der Kommentarfunktion für Werbezwecke ist nicht gestattet. Entsprechende Kommentare werden gelöscht.
Bei Fehleingaben lade diese Seite bitte neu, damit ein neuer Sicherheitscode generiert werden kann. Erst dann klicke bitte auf den 'Senden' Button.
Der vorgenannte Schritt ist nur erforderlich, wenn Sie einen falschen Sicherheitscode eingegeben haben.