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Indiana Jones und das Orakel von Delphi Drucken E-Mail
Hinterlistiges Komplott in Griechenland Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Donnerstag, 03 Januar 2008
 
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Titel: "Indiana Jones und das Orakel von Delphi"
Originaltitel: "Indiana Jones and the Peril at Delphi"
Bewertung:
Autor: Rob MacGregor
Übersetzer: Edda Petri
Umfang: 278 Seiten
Verlag: Goldmann
Veröffentlicht: 1994 (Deutschland) bzw. 1991 (USA)
ISBN: 3-442-42328-6
Wo erhältlich? Die deutsche Übersetzung ist ausverkauft, es werden aber immer wieder Exemplare bei Second Hand-Anbietern (Ebay, Amazon Marketplace, World of Books, Medimops, Rebuy usw.) angeboten.
 

Kurzinhalt: 1922: Indiana Jones studiert altertümliche Sprachen an einer Universität in Paris. Er genießt das Leben in der Stadt der Liebe in vollen Zügen, und hat ein Auge auf seine Dozentin Dorian Belecamus geworfen. Deshalb ist er auch ganz begeistert, als diese ihn fragt, ob er sie nicht auf eine Ausgrabung nach Griechenland begleiten will. Denn vor kurzem hat ein Erdbeben neue Ruinen freigelegt, an denen sich früher angeblich das Orakel von Delphi befunden haben soll. Freudig stimmt Indiana zu, die Archäologin zu begleiten – nicht wissend, dass diese ihn nur ausnutzt, und insgeheim einen finsteren Plan verfolgt…

Review: Ich weiß, was ihr jetzt sagen werdet, und ihr habt recht (sagte er in seiner besten – wenn auch keineswegs guten – "Magnum"-Interpretation): Hast du die "Indiana Jones"-Romane nicht schon besprochen? Ja, habe ich. Allerdings war das in meiner Anfangszeit hier, und ich bin mit den damaligen Reviews nicht mir wirklich zufrieden. Und da ich nach dem nun endgültigen Ende der "Indiana Jones"-Reihe letztes Jahr gerade wieder Laune dazu habe, noch ein paar weitere Abenteuer mit Indy zu erleben, habe ich beschlossen, sie mir nun noch einmal durchzulesen, und auch review-technisch vorzuknöpfen. So wie damals gehe ich hier auch diesmal wieder weitestgehend – inhaltlich – chronologisch, und nicht nach dem Datum der Veröffentlichung vor (mit der einen kleinen Abweichung von dieser "Regel", dass ich sie nach Autoren gruppieren werde). Dementsprechend macht "Indiana Jones und das Orakel von Delphi" von Rob MacGregor den Anfang (was wiederum eine ziemlich gute Überleitung von seiner – nie offiziell erschienenen – Adaption des Videospiels "Indiana Jones und der Stab der Könige" ist, die ich zuletzt besprochen habe). Der Autor, der zuvor die Adaption des dritten Films "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" geschrieben hatte, war zwar nicht der erste, der damit beauftragt wurde, weitere Abenteuer des Archäologen zu schreiben; diese Ehre fiel vielmehr dem deutschen Autor Wolfgang Hohlbein zu, der 1990 den ersten (nur im deutschsprachigen Raum aufgelegten) Indiana Jones-Roman auflegte, und dessen Bücher in weiterer Folge parallel zu jenen von Rob MacGregor erschienen ist.

Während Hohlbeins Abenteuer in etwa zur Zeit der Filme – oder danach – angesiedelt sind, wendet sich MacGregor in seinen sechs Romanen Indys Zeit als junger Mann zu. So ist der erste Band im Jahr 1921 angesiedelt, als dieser zweiundzwanzig Jahre alt war. Aus heutiger Sicht knüpfen seine Bücher damit quasi an "The Adventures of Young Indiana Jones" (ursprünglich als "The Young Indiana Jones Chronicles" ausgestrahlt) an – da diese jedoch erst nach seinen Büchern entstanden ist, kommt es hier unweigerlich zu einigen Widersprüchen. Sieht man von diesem Punkt ab, fand ich die Idee, hier die Vergangenheit von Indiana Jones zu beleuchten, aber eigentlich ganz interessant. Leider ist Robert MacGregor aus meiner Sicht mit seinem ersten Roman aber leider nicht wirklich ein Highlight geglückt. Die gerade erwähnte "Young Indiana Jones"-Serie schadet dem Buch dabei rückwirkend insofern, als man, wenn es diese nicht gäbe, denken könnte, dass Indy in seiner Jugend tatsächlich so ein naiver Trottel war, für den er hier von MacGregor teilweise dargestellt wird. Bereits dann fände ich es eine ziemlich eigenwillige bis fragwürdige Entscheidung; aber mit der besagten Serie im Hinterkopf will seine Charakterisierung dann endgültig nicht mehr wirklich passen. Jedenfalls habe ich Indiana Jones hier leider nicht wirklich wiedererkannt, und das gilt für den alten Film-Indy ebenso, wie den "Young Indy" aus der Serie. Wie gesagt, das ist MacGregor natürlich nicht wirklich vorzuwerfen, aus meiner Sicht wäre er aber besser gedient gewesen, ihn nicht ganz so naiv darzustellen, und ihn trotz seines jungen Alters schon näher an jene Person heranzuführen, die wir aus den Filmen kennen.

Erschwerend kommt hinzu, dass es die Story an Action, Spannung, aber auch Humor vermissen lässt. Wer sich von "Indiana Jones und das Orakel von Delphi" somit ein weiteres Indy-Abenteuer in der Tradition der Filme erwartet, dürfte doch eher enttäuscht werden. Aber auch mit dem Aufbau der Geschichte war ich nicht wirklich glücklich. Dies gilt vor allem für die Art und Weise, wie hier am Ende einige Figuren, die zuvor etabliert wurden, scheinbar zufälligerweise wieder in Griechenland zusammenkommen. Dies gilt sowohl für Indys Professor aus Chicago, den dieser zuvor bereits zufällig in Paris getroffen hatte (eine Begegnung, die ich noch hätte akzeptieren können), als auch seine Ex-Freundin und ihren aktuellen Haberer aus Paris. In der Literatur kennt man ja den Begriff von "Chekov's Waffe"; hier haben wir es eher mit "Chekov's Figuren" zu tun: So ziemlich jeder Person, die uns im Verlauf des Romans vorgestellt wird, kommt im letzten Drittel dann nochmal eine größere Rolle zu. Das wirkte auf mich doch ziemlich konstruiert. Der letzte wesentliche Kritikpunkt ist dann das enorm klischeehafte Ende; mehr will ich aber aus Spoilergründen dazu nicht sagen. Immerhin: Die Thematik rund um das Orakel von Delphi fand ich von MacGregor ganz gut gewählt. Ich bin zwar kein Historiker, und kann dementsprechend auch nicht beurteilen, inwiefern die hier von ihm präsentierten Informationen wissenschaftlich akkurat sind. Für mich passten die betreffenden mystischen Elemente, insbesondere rund um den Omphalos, aber sehr gut zum typischen "Indiana Jones"-Muster. Und auch am Schreibstil gibt es grundsätzlich nichts einzuwenden. Zwar wie für MacGregor typisch ein bisschen oberflächlich (mit dem Innenleben der Figuren hält er sich nicht allzu lange auf), dafür aber mit hohem Tempo erzählt, und dementsprechend halbwegs kurzweilig. Was aber halt nur bedingt hilft, wenn einen die Story nicht so recht ansprechen will.

Fazit: Zwar konnte mir bei dieser neuerlichen "Lesung" Rob MacGregors erster "Indiana Jones"-Roman zumindest eine Spur besser gefallen als damals 2008 (wo ich mir die Bücher rund um den Kinostart von "Königreich des Kristallschädels" vorgeknöpft hatte), wirklich begeistert war ich allerdings auch diesmal wieder nicht. So fängt der Autor den Ton der Indy-Filme leider nur bedingt ein; seinem Abenteuer mangelt es an Action und vor allem auch Humor. Auch Indy selbst ist alles andere als gut getroffen; MacGregor wird zwar damit argumentieren, dass dieser damals halt noch sehr jung – und dementsprechend unerfahren – war, ich konnte hier aber zu wenig vom Indiana Jones aus den Filmen wiedererkennen. Sehr konstruiert fand ich auch die Art und Weise, wie fast alle Figuren die zuvor mal vorbeischauen dann auf einmal beim Finale in Griechenland auftauchen. Die Romanze mit Belecamus hat für mich leider ebenfalls nicht funktioniert; ich konnte nie wirklich nachvollziehen, was Indiana an ihr findet. Und vor allem das überdramatisierte und extrem klischeehafte Ende kostete "Indiana Jones und das Orakel von Delphi" dann noch einen halben Wertungspunkt. Immerhin ist es MacGregor gelungen, einen guten MacGuffin zu finden, der auch ins Bild der sonstigen mystischen Objekte denen Indy hinterherjagt passt. Zudem kommt aufgrund des flotten Erzählstils kaum Langeweile auf. Von den Höhen der Filme, und hier insbesondere der ersten Trilogie, ist "Indiana Jones und das Orakel von Delphi" aber leider weit entfernt.

Christian Siegel

Bewertung: 2/5 Punkten




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