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Star Wars: Duel of the Fates Drucken E-Mail
Fan-Comic-Adaption zu Colin Trevorrows Drehbuch Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 30 November 2025
 
Titel: "Star Wars: Duel of the Fates"
Bewertung:
Autoren: Colin Trevorrow & Derek Connolly
Übersetzung: -
Illustrationen: Andrew Winegarner
Farben: Andrew Winegarner
Lettering: Andrew Winegarner (E)
Cover: Andrew Winegarner
Umfang: 182 Seiten (E)
Verlag: -
Veröffentlicht: 2020
ISBN: -
Lesen: Webcomic
 

Kurzinhalt: Um zu verhindern, dass der Widerstand von neuem erstark, blockiert die Erste Ordnung die Kommunikation zwischen Planeten. Wenn man überhaupt eine Chance haben will, die Erste Ordnung zu stürzen, dann muss es gelingen, diese Blockade zu durchbrechen. Einerseits, um Angriffe zu koordinieren, vor allem aber, um neue Mitglieder für den Widerstand zu rekrutieren. Heißt: Irgendwie muss es gelingen, die Blockade zu durchbrechen. Rose hat schließlich die entscheidende Idee: Unter dem alten Jedi-Tempel auf Coruscant – und damit genau in der Höhle des Löwen – existiert ein antikes Kommunikationssystem, mit dem sich die Blockade durchbrechen ließe. Finn erklärt sich schließlich dazu bereit, einen kleinen Einsatztrupp anzuführen. Rey spürt indes nach wie vor eine Verbindung zu Kylo Ren, und ich sich dadurch seiner Pläne bewusst. Er ist auf der Suche nach dem sagenumwobenen Planeten Mortis, auf dem die Macht einst ihren Ursprung nahm. So möchte er noch stärker werden als je zuvor. Eben dies will Rey unbedingt verhindern. Zusammen mit Poe Dameron und Chewie fliegt sie im Millennium Falken los, um eine alte Freundin von Poe aufzusuchen, die ebenfalls über eine Verbindung zur Macht verfügt – in der Hoffnung, dass diese ihnen den Weg nach Mortis weisen kann…

Review: Nach den teils heftigen, kritischen Reaktionen auf "Die letzten Jedi" und den relativen Flop mit "Solo" sah Disney seine "Star Wars"-Felle davonschwimmen. In einem verzweifelten Versuch, das Franchise wieder auf Kurs zu kommen, wendete man sich hilfesuchend an jenen Mann, dem mit "Das Erwachen der Macht" ein großer Erfolg gelungen war (auch wenn ich persönlich noch nie der größte Fan des Films gewesen bin), und der dafür sorgte, dass der erste Film der neuen Trilogie praktisch im Alleingang die Kosten, die man für die "Star Wars"-Lizenz zahlen musste, wieder hereinbrachte. Das in jeglicher Hinsicht enttäuschende Endergebnis ist wohlbekannt: "Der Aufstieg Skywalkers" mag an den Kinokassen zwar immerhin erfolgreicher gewesen sein als "Solo", gilt aber gemeinhin als Fehlschlag, welcher (spätestens – weil für viele begann dies ja schon mit "Die letzten Jedi") der Sequel-Trilogie endgültig einen bitteren Beigeschmack gab. Vor rund fünf Jahren fand dann schließlich der erste Drehbuchentwurf von Colin Trevorrow und Derek Connolly seinen Weg ins Netz. Die beiden waren nämlich ursprünglich damit betraut, die Trilogie zu einem Abschluss zu führen – ehe bei Disney Panik einsetzte, und man diesen Plan wieder verwarf. Unmittelbar danach – sowie dem Leak von ersten Produktionszeichnungen – machte sich der engagierte und talentierte "Star Wars"-Fan daran, das Drehbuch in einen (Web-)Comic zu adaptieren. Das Ergebnis ist, natürlich gratis, im Internet abrufbar, und gibt einen faszinierenden Einblick, wie "Episode IX" hätte sein können – wobei man sich vor Augen halten muss, dass das Drehbuch nur ein Erstentwurf war, der sicherlich bevor man mit den Dreharbeiten begonnen hätte noch ein paar mal überarbeitet wurden wäre. Umso bezeichnender, dass ich die Story selbst hier in der noch sehr rudimentären Erstfassung schon deutlich besser, interessanter, und als Abschluss der Sequel-Trilogie auch deutlich schlüssiger fand, als "Der Aufstieg Skywalkers".

Was Letzteres betrifft, sticht nicht zuletzt die Storyline rund um Finn hervor. Wir erinnern uns: Der war ja eigentlich unser Einstieg in die ganze Geschichte der Sequel-Trilogie, ehe er dann gegenüber Poe und insbesondere Rey zunehmend in den Hintergrund gedrängt wurde. "Duel of the Fates" hingegen gibt Finn die Gelegenheit, seine Heldenreise auf wunderbare, ja fast schon poetische Art und Weise abzuschließen. Der desertierende Sturmtruppler, der zu Beginn von "Die letzten Jedi" noch die Flucht antreten wollte, schwingt sich hier nun zum Rebellenführer auf. Allein seine Desertation dient vielen anderen eingezogenen, konditionierten und gehirngewaschenen Sturmtrupplern als Vorbild. Für die gewöhnliche, unterdrückte Bevölkerung ist er zudem – zusammen mit Rey – ein Leuchtfeuer der Hoffnung. Highlights seiner Entwicklung waren für mich die anfängliche Begegnung mit einem Sturmtruppler, den er noch von früher kennt, wie er dann während seines Einsatzes auf Coruscant einem anderen Sturmtruppler begegnet und in diesem das Feuer des Widerstands entfacht, und schließlich dann, wie er die Schlacht auf Coruscant anführt. All das konnte mir ausgesprochen gut gefallen. Zusammen mit ihm kommt hier auch Rose eine deutlich größere Rolle zu. Wie schon mehrmals erwähnt, konnte ich die kritischen Fan-Reaktionen auf sie noch nie nachvollziehen, und fand es schade bis schändlich, dass Disney in der Hinsicht scheinbar eingeknickt sind, und ihre Rolle in "Der Aufstieg Skywalkers" auf ein Minimum beschränkten. Nicht so hier, wo sie gleich mehrere wesentliche Beiträge leistet (wobei mir insbesondere gefiel, wie ihr aus eigener Kraft die Flucht aus imperialer Gefangenschaft gelang). Und auch die weitere Entwicklung von Kylo Ren fand ich hier deutlich besser. Einige mögen einwenden, dass er hier im Wesentlichen genau den gleichen Schlusspunkt erreicht wie in "Der Aufstieg Skywalkers", und sein Leben gibt, um Rey zu heilen, und damit in eben dieses zurückzuholen. Doch die Reise dorthin könnte nicht unterschiedlicher sein – und eben das macht den Unterschied. Hier kehrt nämlich nicht Imperator Palpatine zurück (er bekommt nur einen kurzen Gastauftritt als Hologramm), sondern bleibt Kylo Ren federführend. Er sucht den Meister von Darth Plagueis auf, von dem er lernt, anderen Wesen die Lebensenergie auszusaugen. Das passt perfekt zur dunklen Seite der Macht, und die Umkehr dieses Prozesses am Ende, um Rey zu heilen, finde ich deutlich schlüssiger, als die plötzlich von zuerst Rey und dann ihm in "Der Aufstieg Skywalkers" offenbarten Jedi-Heilkräfte. Vor allem aber bleibt er fast bis zuletzt auf der dunklen Seite, und es ist nicht etwa eine einzelne Begegnung, die ihn zurück ins Licht holt, sondern vielmehr eine Kulmination von Szenen mit Han (in einer Machtvision auf Mortis), Luke (als Machtgeist), und Leia (die über die Galaxis hinweg mit ihm Kontakt aufnimmt, nachdem er – endlich – den Irrweg der dunklen Seite der Macht erkannt hat).

Last but not least gefällt mir auch Reys Entwicklung besser. Zuerst einmal bleibt sie hier ein "Niemand", und wird nicht zur Palpatine umfunktioniert. Hier ist der Twist vielmehr, dass niemand niemand ist – was man als pathetisch abtun kann, mir von der Aussage her aber sehr gut gefallen konnte. Zugleich flirtet sie aber hier auch viel deutlicher mit der dunklen Seite, lässt an einer Stelle ihrem Zorn freien Lauf, und setzt sogar Machtblitze frei. Dies ist letztendlich die Vorbereitung auf den großen Twist am Ende, wo sich das Gleichgewicht der Macht – zwischen heller und dunkler Seite – in ihr selbst zentriert. Zugegeben, wie ihr wohl wisst, war ich noch nie der größte Freund dieser Interpretation des Gleichgewichts der Macht. Für mich war die Macht wie ein lebendiger Körper, und die dunkle Seite wie eine Krankheit, die diesen befällt. Aber, wenn man schon diese Richtung einschlagen muss, gefällt mir die hier gefundene Lösung, dass das Gleichgewicht in jedem von uns gefunden werden muss, besser als beispielsweise eine kalte Berechnung á la 2 Jedi auf der einen, zwei Sith auf der anderen Seite; so, als könnte man Individuen jemals ganz klar entweder der einen oder der anderen Seite zurechnen. Natürlich ist auch "Duel of the Fates" (im Übrigen wäre in meinen Augen, eben genau wegen der gerade angesprochenen Thematik, "Balance of the Force" der deutlich bessere und treffendere Titel gewesen) nicht perfekt. So scheinen mir Trevorrow und Connolly zumindest mal in diesem Erstentwurf mit Poe Dameron nicht wirklich etwas anzufangen zu wissen. Er spielt im Geschehen keinerlei Rolle; streicht ihn gedanklich raus, und es würde für den Verlauf der Handlung keinen Unterschied machen. Ich kann nur vermuten, dass genau das der Grund ist, warum man ihm und Rey hier auf einmal eine Romanze andichtet – so als wollte man ihm zumindest damit eine Daseinsberechtigung in der Story geben. Ändert aber halt nichts daran, dass das völlig aus dem Nichts kommt, und es in den ersten beiden Filmen keinerlei Anzeichen für solche Gefühle weder bei Poe noch bei Rey gab. Somit ist das auch einer jener Punkte, wo sich auch "Duel of the Fates" nicht wirklich wie eine sinnvolle, logische Erweiterung der beiden Filme davor anfühlt. Und dann kann man sicherlich auch die Fülle an Anspielungen auf die früheren "Star Wars"-Filme kritisch sehen – wobei ich durchaus den Eindruck hatte, dass es ihnen hier nicht einfach um reines, blindes Fan-Service ging, sondern eben darum, dass "Episode IX" nicht nur das Ende der Sequel-Trilogie, sondern der gesamten neunteiligen Saga darstellen soll. Und unter eben diesem Gesichtspunkt gehen diese Anspielungen für mich schon in Ordnung.

Was nun die Comic-Adaption von Andrew Winegarner an sich betrifft, sei noch einmal daran erinnert, dass es sich um ein unkommerzielles (und unlizensiertes) Fan-Projekt handelt, ohne Verlag im Hintergrund, oder ähnliches. Sprich, da hat einfach ein talentierter Fan sein gesamtes Herzblut reingesteckt. Unter dem Gesichtspunkt soll und darf man nicht erwarten, dass das Endprodukt optisch mit dem üblichen "Star Wars"-Output von Marvel mithalten kann, und erübrigen sich in meinen Augen auch so Kritikpunkte, dass es Bilder gibt, wo die Figuren nicht allzu gut getroffen sind (vor allem Poe). Weil, ganz ehrlich: Das habe ich bei ganz offiziellen, von "professionellen" Künstlern gezeichneten Lizenzcomics auch schon erlebt. Winegarner erlaubt es uns, diese alternative Version von Episode IX in einer Art und Weise zu erleben, die das reine, schnöde Drehbuch nie ermöglichen würde. Dafür gebührt ihm einfach nur mein Dank. Zumal sich die künstlerische Gestaltung, wenn auch natürlich nicht auf dem üblichen Marvel-Niveau, grundsätzlich durchaus sehen lassen kann. Sehr positiv macht sich auch bemerkbar, dass er nicht durch die Story hetzt. Im Vergleich zu den offiziellen Adaptionen der "echten" Sequel-Trilogie, wo es (wohl) eine Vorgabe seitens des Verlags gab, wie viele Ausgaben diese umfassen darf, hatte er freie Hand – und sich letztendlich dafür entschieden, sie auf sieben Einzel-Comics aufzuteilen. Dies gibt der Story den nötigen Platz, um sich so richtig entfalten zu können. Darüber hinaus gelingt es ihm auch, sehr gute, prägnante Schlusspunkte für die einzelnen Ausgaben zu finden. Letztendlich kann ich vor ihm im Hinblick auf diese Fan-Adaption des Drehbuchs jedenfalls nur meinen (nicht vorhandenen) Hut ziehen.

Fazit: Andrew Winegarner eröffnet mit seiner Comic-Adaption des Drehbuchs von Colin Trevorrow und Derek Connolly einen faszinierenden "was wäre wenn"-Einblick in eine alternative Version von Episode IX. Dabei muss man bedenken, dass seine Arbeit auf dem Erstentwurf basiert, der bestimmt noch überarbeitet und verfeinert worden wäre. Doch bereits in dieser rohen Form konnte mir die Geschichte deutlich besser gefallen, als das, was wir stattdessen von J.J. Abrams in "Der Aufstieg Skywalkers" serviert bekommen haben. Schon allein, dass man hier auf die Rückkehr von Palpatine verzichtet, und Rey ein "niemand" bleiben darf, stechen als positive Abweichungen hervor. Vor allem aber fühlt sich "Duel of the Fates" wie die konsequente Weiterführung der Geschichte aus "Das Erwachen der Macht" und "Die letzten Jedi" an. Perfekt ist die Story zwar sicherlich nicht, wobei ich insbesondere die Liebesgeschichte zwischen Rey und Poe sehr aufgesetzt fand. Und natürlich darf man sich von solch einem unentgeltlichen Fan-Projekt nicht erwarten, in künstlerischer Hinsicht mit dem üblichen "Star Wars"-Output von Marvel mithalten zu können. Letzten Endes bin ich Andrew Winegarner aber einfach nur ungemein dankbar dafür, uns die Möglichkeit gegeben zu haben, mit seinem Comic einen Eindruck davon zu bekommen, wie – und aus meiner Sicht vor allem auch, wie viel besser – Episode IX hätte sein können, wenn es Disney nicht mit der Angst bekommen und so, gemäß Yodas Leitspruch aus Episode I, dem unsäglichen Leid namens "Der Aufstieg Skywalkers" den Weg geebnet hätten.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
Coverbild © 2020 Andrew Winegarner






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