Die Abenteuer des jungen Indiana Jones - 1x06: In der mexikanischen Revolution
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Originaltitel: Spring Break Adventure Episodennummer: 1x06 Bewertung: Erstausstrahlung US: 17. Oktober 1999 Erstausstrahlung D: - Drehbuch: Matthew Jacobs & Rosemary Anne Sisson Regie: Joe Johnston & Michael Schultz Besetzung:
Sean Patrick Flanery als Indiana Jones,
Lloyd Owen als Henry Jones Sr.,
Ronny Coutteure als Remy Baudouin,
Mike Moroff als Pancho Villa,
Vic Tablian als Demetrios,
Robyn Lively als Nancy Stratemeyer,
Mark L. Taylor als Professor Thompson,
Clark Gregg als Dickinson,
James Handy als Frank Brady,
John Asher als Cliffor,
Lonnie Horsey als Butch,
Dorothy Kitchens als Rosie,
Lee Lively als Edward Stratemeyer,
Richard K. Olsen als Thomas Alva Edison u.a.
Kurzinhalt:
Der sechzehnjährige Indiana Jones möchte seine Freundin Nancy unbedingt im Auto ihres Vaters zum Abschlussball bringen. Ihr Vater, Edward Stratemeyer – erfolgreicher Autor jener Jugendromane rund um die Abenteuer von Tom Swift, die Indy selbst nur zu gern verschlingt – hätte da auch grundsätzlich nichts dagegen. Nur ist das Auto defekt, weshalb er es zur Reparatur bringen ließ. Für Indy gleicht dies einem Weltuntergang. Doch es gibt Hoffnung: Bei einem Abendessen, zu dem u.a. der für Thomas Edison arbeitende Professor Thompson eingeladen war, kommt man auf das Auto zu sprechen, und Thompson meint, dass es für ihn ein Kinderspiel wäre, den Motor zu reparieren. Als Indy und Nancy ihm diesen vorbeibringen, werden sie Zeugen eines Überfalls auf die Fabrik, bei dem die Pläne für eine elektrische Autobatterie, welche den Automobilverkehr revolutionieren könnte, gestohlen werden. Ein paar Tage später bricht Indy während der Frühjahrsferien mit seinem Vater Henry Jones Sr. auf, um seinen Cousin in New Mexico zu besuchen. Die beiden jungen Männer begeben sich auf einen gemeinsamen Ausflug; vermeintlich ein Campingtrip, vielmehr möchten sie jedoch die Grenze nach Mexico überschreiten, um dort ein Bordell zu besuchen. Dabei geraten sie jedoch mitten in die mexikanische Revolution, und werden Gefangene von Pancho Villa…
Review:
Wie im Review zu "Mein erstes Abenteuer" eingangs erwähnt: Ursprünglich waren die "Indiana Jones Chronicles" ja noch nicht so strikt chronologisch getrennt. Tatsächlich bestand der Pilotfilm, auf Deutsch mit dem Titel "Der Fluch der Mumie", aus den Segmenten Ägypten, Mai 1908" und "Mexiko, März 1916", die sich beide um den bei der Ausgrabung gefundenen und unmittelbar darauf gestohlenen Schakal drehen – doch dazu gleich noch. Vor allem aber bedeutet die komplett neue Gliederung der Serie, dass wir erst jetzt, nach fünf (mehr oder weniger) "Abenteuern" mit Corey Carrier als junger Indiana Jones – bei denen eben dieser Abenteuer-Aspekt ja leider doch oft zu wünschen übrig ließ – nun das erste mal auf Sean Patrick Flanery als jugendlicher Indy (und wohl Ersatz für River Phoenix; vorausgesetzt, der hätte sich überhaupt für die Serie gewinnen lassen). Es gibt ja im Fandom jene, die nicht müde werden zu betonen, dass Sean Connery – in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" als Indys Vater gecastet – nur zwölf Jahre älter war als Harrison Ford. Ich frage mich unweigerlich, was die gleichen Leute wohl dazu sagen, dass Sean Patrick Flanery nicht einfach nur zum Zeitpunkt der Dreharbeiten bereits Ende zwanzig war, sondern vor allem auch um sechs Monate älter als sein Film-Vater Lloyd Owen.
Wobei man auch so ehrlich sein und festhalten muss: Wenn man es nicht weiß, fällt es einem (ähnlich wie bei Connery/Ford) nicht wirklich negativ auf. So wie Sean Connery wurde auch Lloyd Owen auf subtil-überzeugende Art und Weise gealtert. Zugleich sah Sean Patrick Flanery zu dem Zeitpunkt wirklich noch recht jugendlich aus (und zugegebenermaßen hat die Besetzung älterer Schauspieler:innen in jugendlichen Rollen in Hollywood eine lange Tradition; man denke nur an Sissy Spacek in "Carrie"). Aber, das Alter macht halt vor uns allen nicht halt, und tatsächlich hat er diesbezüglich in den Jahren zwischen den ursprünglichen Dreharbeiten und den Nachdrehs zu jenen Szenen, welche die Segmente neu verbinden (nachdem die Szenen mit George Hall als alter Indy herausgeschnitten wurden), ordentlich aufgeholt. Und so kommt es kurioserweise dazu, dass obwohl man meinen sollte, dass Flanery Anfang der 90er eigentlich schon "ausgewachsen" war, die neuen Szenen ähnlich stark hervorstechen, wie das zuvor bei Corey Carrier der Fall war. In den ursprünglich gedrehten Szenen schlägt er sich als jugendlicher Indy aber überaus wacker, und kann als "Zwischenstufe" zwischen River Phoenix und Harrison Ford durchaus überzeugen. Was nun die beiden hier zusammengestoppelten Folgen betrifft: "Das Traumauto" (Princeton, Februar 1916) ist ein durchaus solider Einstieg, der vor allem auch im direkten Vergleich mit "Die Reise der Strahlen" eine wohltuende Kurskorrektur darstellt. Klar wird auch diesmal wieder ein bisschen (historisches) Wissen vermittelt, und trifft Indy auf die eine oder andere berühmte Persönlichkeit. Das höhere Alter der Figur erlaubt es nun aber, stärker auf genau jenen Abenteuercharakter zu setzen, den man sich bei Indiana Jones halt einfach erwartet – und der mit einem neunjährigen halt wenig überzeugend gewesen wäre. Die Episode wird darüber hinaus von einer charmanten Performance von Robin Lively als seine Freundin Nancy aufgewertet; von ihr hätte ich im weiteren Verlauf der Serie gerne noch mehr gesehen. Vor allem aber überrascht die Episode mit ihrer Thematik, die zwar in den 90ern noch eine Spur aktueller war als heutzutage (wo der Widerstand gegen Elektromotoren ja doch endlich wegbricht), aber wie früh es schon erste Entwicklungen in diese Richtung gab – die dann leider lange Zeit nicht weiterverfolgt wurden – frustriert dann doch ordentlich. Was hätten wir uns und der Welt nur ersparen können, hätte man diese Technologie schon früher forciert?
Trotz des soliden Eindrucks, denn das Abenteuer rund ums "Traumauto" hinterlässt, der zweite Teil von "In der mexikanischen Revolution" ist definitiv für die Serie – und den Charakter – von größerer Bedeutung. Dies beginnt schon dabei, dass es die einzige Geschichte aus den Abenteuern des jungen Indiana Jones ist, auf die im Film-Kanon referenziert wurde (als Indy in "Königreich des Kristallschädels" Mutt davon erzählt, einst mit Pancho Villa geritten zu sein). Geht über das Kennenlernen der für die Serie bedeutenden Figur von Remy (dazu gleich noch mehr). Bis hin zur Art und Weise, wie man hier den offenen Handlungsstrang rund um den Schakal (der wie gesagt ursprünglich mit beiden zusammengeschnittenen Segmenten im Pilotfilm behandelt wurde) abschließt. Eben dadurch rückt, vor allem in den letzten Minuten, das Thema Archäologie, welches ja den zentralen Kern der Filmreihe darstellt, in den Fokus. Näher an den Filmen als dort, wo Indy den Schakal unter Dimitrius Sachen findet, und unmittelbar darauf gegen ihn kämpft, war "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones" nicht nur davor nie, sondern auch danach sehr selten.
Ehe es soweit ist, verlangt jedoch auch "In der mexikanischen Revolution" wieder ein bisschen Geduld vom Publikum. Tatsächlich hat mich die Geschichte vor allem in der ersten Hälfte nicht wirklich mitgerissen, und verfehlten nicht zuletzt so Momente wie das Erschießungskommando im Wissen, dass Indy natürlich nichts passieren kann, die wohl gewünschte erschütternd-schockierende Wirkung bei mir völlig. In der zweiten Hälfte dreht dieser Teil von "In der mexikanischen Revolution" dann aber nochmal auf. Einerseits mit ein paar packenden Actioneinlagen, wie z.B. rund um den Angriff mit dem Zug. Vor allem aber hat man den Eindruck, dass Indy hier Dinge erlebt, die seinen Charakter geprägt haben. Wie z.B., wenn er das erste Mal auf einen anderen Menschen schießt (um sich selbst zu verteidigen), und dann fast von diesem erschossen wird, weil er so viel Mitleid mit ihm hatte (und Remy ihn um ein Haar rettet). Oder auch, wenn sein "Waffenbruder" nach dem Angriff im Camp verstirbt. Und nicht zuletzt dann auch am Ende, beim Kampf gegen Demetrios. Man hat einfach den Eindruck, dass diese Episode zumindest ein Teil jener Schmiede ist, aus der einst der von Harrison Ford in den Filmen gespielte Indiana Jones hervorgehen wird. Meine Lieblingsszene hat aber letztendlich gar nicht einmal etwas damit oder den Actioneinlagen zu tun, sondern ist vielmehr die desillusionierende Szene, wo der Bauer, dem von Pancho Villa seine Hühner gestohlen wurden, lamentiert, dass die Bevölkerung immer den Preis für Rebellionen wie sie seine zahlt. Seine Vorgänger haben ihm ebenso die Hühner gestohlen wie nun Pancho Villa – worin liegt also letztendlich der Unterschied? Das war wirklich stark. Last but not least, und zuvor bereits kurz erwähnt, lernt Indy hier Remy kennen, der ihn (und uns) in den nächsten Episoden begleiten wird. Eine wichtige Figur aus seinen Jugendjahren, von Ronny Coutteure (der im Jahr 2000 mit nur 48 Jahren verstarb) eindringlich gespielt; vor allem in der Szene im Kino, die ihn dazu antreibt, wieder in seine Heimat zurückzukehren, und statt in der mexikanischen Revolution n einem Krieg zu kämpfen, der ihm auch wirklich etwas bedeutet. Und so reiten die beiden am Ende, wie es einst Indy, Henry, Sallah und Marcus am Ende von "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug" tun werden, der Sonne entgegen (hier also quasi der Beginn seines Abenteuers; dort war es ursprünglich als sein Ende gedacht; und auch wenn ich nicht der größte Kritiker von "Königreich des Kristallschädels" und/oder "Rad des Schicksals" bin, kann man durchaus argumentieren, dass es das bessere, stimmigere und zufriedenstellendere Ende der Abenteuer von Indiana Jones gewesen wäre).
Fazit:
Mit "In der mexikanischen Revolution" haben wir nun Indy als Kind hinter uns gelassen, und steigen in seine Erlebnisse als Jugendlicher ein. Bereits die erste Hälfte der Folge, mehr aber noch ihr zweiter Teil, zeichnen sich durch einen stärkeren Abenteuer-Charakter aus, als es bei den Geschichten aus seiner Kindheit möglich (und plausibel) gewesen wäre, und sind damit auch vom Stil und Ton her den Filmen näher. Das allein ist gleich mal positiv. Mir gefällt auch Sean Patrick Flanery in der Rolle sehr gut, wenn er auch in den Jahren zwischen den ursprünglichen Dreharbeiten und den Nachdrehs merklich an jugendlichem Aussehen eingebüßt hat (und diese Szenen somit bei ihm ähnlich auffällig sind, wie zuvor bei Corey Carrier). Vor allem aber mochte ich, in der ersten Hälfte, die Szenen rund um seine Freundin Nancy, und der zweiten dann alles rund um sein Kennenlernen von Remy, den Abschluss der Schakal-Storyline, sowie nicht zuletzt die desillusionierten Worte jenes Bauern, dem die Hühner gestohlen werden. Das allein war schon 1.000 Mal besser als alles, was die ersten fünf Episoden der (chronologisch neu sortierten) Serie aufzubieten hatte.