Kurzinhalt:
Der Meeresbiologe Bill Morrison kehrt zusammen mit seiner Freundin Vanessa in seine alte Heimatstadt Hampton Bay – die an der Küste Floridas gelegen ist – zurück. Beim Wiedersehen mit Dag Snerensen – der vor kurzem einen schwerer Schicksalsschlag überwinden musste – und dessen Söhnen Bob und Larry, mit denen er seit Kindheitstagen befreundet ist, erfährt Bill, dass das von ihnen betriebene Aquarium aufgrund von Geldproblemen wohl in Kürze schließen muss. Doch schon bald ist das ihre geringste Sorge: Denn ein riesiger, dreißig Fuß langer Tigerhai macht es sich an der Küste von Hampton Bay gemütlich, und fordert ein Opfer nach dem anderen. Der Bürgermeister, Sam Lewis – unter Druck von der Mafia – weigert sich jedoch, die Regatta – eine Haupteinnahmequelle der Stadt – abzusagen. Mit Hilfe von Gittern, die den Küstenbereich abschirmen sollen, will er die Teilnehmer beschützen. Doch niemand hat mit den enormen Ausmaßen des Hais gerechnet…
Review:
Die Autor:innen von Filmromanen stehen – unter anderem – immer vor einer großen Herausforderung: Das Drehbuch eines typischen, eineinhalb- bis zweistündigen Films, ist selten umfangreich genug, um einen vollwertigen Roman (statt nur eine Kurzgeschichte) zu ergeben. Nun gibt es jene, denen es egal ist, und die einfach die Ereignisse aus dem Film bzw. dem Drehbuch wiedergeben, und dann halt nur einen knapp zweihundert Seiten "langen" Roman vorlegen. Oder aber, man geht in die Tiefe. Sei es im Hinblick auf die Story – in dem man im Film nur kurz angerissene Handlungsstränge erweitert, oder auch völlig neue hinzufügt – oder die Figuren – denen man sich in literarischer Form deutlich ausführlicher widmen kann, als dies ein Film üblicherweise erlaubt. Oder man macht es so wie Brad Carter und baut eine Sexszene nach der anderen ein. Insbesondere das erste Drittel des Buchs ist (wie auch schon mein Kumpel Harry in seinen Horror-Hintergründen zur Besprechung des Films im Zuge des diesjährigen Halloween-SPECiALs festgehalten hat) von eben diesen Einlagen dominiert. Die dauergeilen (jungen) Protagonist:innen sind fast ständig am Schnackseln, was von Herrn Carter auch ausgiebig geschildert wird. Wobei ich zugegebenermaßen mit dem Eindruck, er hätte sich nichts anderes als das überlegt, um die Geschichte auszubauen, unrecht tue. Die umfangreichen und ausgiebigen Sexszenen sind halt nur das erste, was einem auffällt. Er versteht es aber auch ausgezeichnet, näher auf die Figuren einzugehen, so dass wir diese besser kennenlernen, und zumindest in einigen Fällen (nämlich dort, wo sie keine kompletten Arschlöcher sind, und wir uns somit auch wirklich mit ihnen identifizieren sollen) sympathisch zu machen. So hat mich der Tod von Vanessa hier z.B. deutlich mehr getroffen als im Film.
Vor allem aber profitiert die Romanversion im Vergleich zum Film von deutlich mehr – und vor allem auch spektakulärerer – Hai-Action. Da "Cruel Jaws" ja eine sehr billige Angelegenheit war, und Bruno Mattei nicht das Budget hatte, um selbst einen mechanischen Hai bauen und einsetzen zu lassen, griff er diesbezüglich aus Material von anderen Filmen – vor allem Enzo G. Castellaris "The Last Jaws – Der weiße Killer" und Joe D'Amatos "Shakka – Beste der Tiefe" zurück. Wie es ihm gelang, die dortigen Hai-Szenen zu entnehmen und in ein neues Narrativ einzubauen, ist zwar durchaus löblich, schränkte ihn aber halt zugleich was den Handlungsverlauf betrifft enorm ein. Vor allem aber führte es dazu, dass der Showdown – wie in "Shakka – Beste der Tiefe" – eine ziemlich enttäuschende Angelegenheit war, die dem wunderbaren Trash-Charakter des Films zuvor nicht wirklich gerecht wurde. Weil: Egal wie billig und schrottig du gemacht bist, am Ende musst du einfach nochmal so richtig auf die Kacke hauen – dann wird dir auch viel verziehen. Brad Carter war bei seiner Romanfassung natürlich keinen solchen Beschränkungen unterworfen, sondern konnte was die Hai-Szenen betrifft aus den vollen schöpfen. Die längste Zeit hält er sich dabei dennoch sehr nah an der Vorlage, macht das Geschehen nur halt nochmal eine Spur spektakulärer (und blutiger). Dennoch verzichtet er die längste Zeit darauf, zusätzliche Haiangriffe zu erfinden. Erst am Ende schöpft er dann nochmal so richtig aus den Vollen: Der Showdown, den er Dag Snerensen (gespielt vom Hulk Hogan-Verschnitt Richard Dew) hier andichtet, ist einfach nur phänomenal, da in bester Trash-Manier völlig überzogen. Man kann sich richtig vorstellen, wie Bruno Mattei eben das genau so umgesetzt hätte – hätte er nur das nötige Budget gemacht. Es ist vor allem dieser grandiose Abschluss, der Brad Carters Romanfassung für mich sogar nochmal eine Spur besser macht, als den Film.
Fazit:
In Brad Carters Romanadaption von "Cruel Jaws" werden Bruno Matteis (feuchte?) Träume war. Wo der Regisseur mangels Budgets für die Hai-Aufnahmen auf Szenen anderer Filme zurückgegriffen hat (und diese schamlos – und ohne Genehmigung – klaute), ist Carter bei seinem Buch keinen solchen Beschränkungen unterworfen. Dies zeigt sich dann insbesondere beim Showdown, der wunderbar übertrieben ist, und den ich nur zu gerne auf der Leinwand bzw. dem Fernsehschirm gesehen hätte. Aber auch davor schon versteht es Brad Carter mit seiner Adaption, auf die Story des Films aufzubauen, und diese mit zahlreichen zusätzlichen und/oder längeren Szenen, und insbesondere der näheren Betrachtung des Innenlebens der Figuren, zu vertiefen. Ja selbst die anfangs dominierenden Sexszenen, die teilweise ein bisschen aufgesetzt (und überbordend) wirken, tragen letztendlich zum trashigen Charme der Romanadaption bei – und baut damit eben auch perfekt auf den Film aus, der ebenfalls in erster Linie eben daraus seinen Reiz bezieht. Wer den Film mag, und der englischen Sprache mächtig ist, kommt jedenfalls in meinen Augen an dieser wunderbaren "novelization" – die so wie der Film vor Anspielungen insbesondere auf die "Der weiße Hai"-Reihe (aber auch dem Roman) nur so strotzt – nicht vorbei.