Kurzinhalt:
Während ihr Sohn Michael geheiratet und mit seiner Frau Carla und ihrer gemeinsamen Tochter Thea in die Bahamas gezogen ist, und ihr Mann Martin vor ein paar Jahren an einem Herzinfarkt gestorben ist – dem sie seiner Angst vor dem weißen Hai zuschreibt – sind Ellen Brody und ihr Sohn Sean in Amity zurückgeblieben. Kurz vor Weihnachten wird die Stadt nun ein weiteres Mal von einem weißen Hai heimgesucht – dem just Sean zum Opfer fällt. Ein Zufall? Ellen ist davon überzeugt, dass es der Hai auf ihre Familie abgesehen hat. Um auf andere Gedanken zu kommen und den Schmerz dieses jüngsten Verlustes hinter sich zu lassen, nimmt sie Michaels Einladung an, für ein paar Tage zu ihnen auf die Bahamas zu ziehen. Auf dem Flug dorthin lernt sie nicht nur den charmanten Piloten Hoagie kennen, sondern auch einen Voodoo-Priester. Wie sich herausstellt, hegt dieser einen Groll gegen Michael – und nutzt seine übernatürlichen Kräfte, um den gleichen weißen Hai, der zuvor Sean getötet hat, in die Bahamas zu locken…
Review:
Aus mir unerfindlichen Gründen wurde just zu "Der weiße Hai 3" nie ein Roman zum Film aufgelegt. Als Fan dieser Art von Büchern, sowie des Films (er ist tatsächlich nach dem Original mein Favorit aus der Reihe, gerade auch, weil er in eine andere Richtung gegangen ist; und nicht zuletzt das Setting mit dem Wasserpark, und hier insbesondere der Unterwasserteil, fand ich sehr reizvoll und interessant), finde ich das doch ziemlich bedauerlich. Demgegenüber: Zum vierten und letzten Teil der Reihe – der allgemein als einer der schlechtesten Filme aller Zeiten angesehen wird, und das in meinen Augen auch absolut zu recht – der ja ohnehin alle Ereignisse aus dem Vorgänger ignoriert, wandte man sich wieder an Hank Searls, um basierend auf dem Drehbuch einen Roman zu schmieden. Angesichts des Hollers rund um den Hai auf Rachefeldzug ist dieser für die Aufgabe, vor der er hier stand, definitiv nicht zu beneiden. Und letztendlich scheitert er ebenso, wie Regisseur Joseph Sargent (sowie generell die gesamte Besetzung und Crew) beim Film. Zuerst einmal: Wie schon bei "Der weiße Hai 2" sieht er sich aufgrund der Story, die zwar für einen Film ausreichend war, für einen "echten" Roman (und nicht einfach nur eine Kurzgeschichte) zu dünn gewesen wäre, dazu genötigt, einiges an Material dazuzuerfinden. Das ist ja auch grundsätzlich legitim. Dass er sich dabei aber neuerlich dem organisierten Verbrechen zuwendet, wirkt langsam aber sicher doch ziemlich einfallslos, um nicht zu sagen verzweifelt. Beim Vorgänger konnte ich es ja noch verstehen (wenn auch dort bereits nicht gutheißen): Der betreffende Teil wurde bei der Verfilmung von Peter Benchleys Roman ausgelassen; es macht somit Sinn, dass er, als Fortsetzung des Films, die Thematik dort wieder aufleben lassen wollte.
Allerdings: Ich fand diesen Plot hier letztendlich ähnlich störend – da zu dominant – wie schon bei seinem Roman zu "Der weiße Hai 2". Und, natürlich: Dass es nun, geht man nach den Romanen, schon der dritte Plot rund um irgendeine Verbrecherorganisation ist, in Geschichten, in denen doch eigentlich die Jagd nach einem Killerhai im Mittelpunkt stehen sollte, hilft auch nicht. Der letzte Punkt ist dann zugegebenermaßen recht kurios: Die Story ist irgendwie zu gut für den Rest. Weil, ganz ehrlich: Alles rund um Ellens Flucht in die Bahamas, dem ihr dorthin folgenden Hai, und der daraus resultierende Kampf, ist einfach nur albern. Demgegenüber ist die Story rund um Hoagie sehr ernst, vor allem auch, wenn man die Motivation für sein Handeln hier bedenkt. Es wirkt tatsächlich wie aus einem anderen, besseren Roman – einen, der nur halt nichts mit "Der weiße Hai" zu tun hat. Jedenfalls: Abseits dieses Plots ist "Der weiße Hai: Die Abrechnung" mindestens so schwach wie der Film, auf dessen Drehbuch Hank Searls Roman basiert – wobei ich es vor allem schade finde, dass man aus dem Setup rund um den Tod von Sean, und Ellens daraus resultierender (verständlicher) Trauer, wenig bis gar nichts macht. Immerhin bemüht sich der Autor, insofern einen größeren Bezug zu den Vorgängern herzustellen, als in "Der weiße Hai 2" ja das Weibchen des im ersten Film/Roman ermordeten Hais auftrat, und es sich hier nun um den dort am Ende kurz vor dem Showdown geborenen Jungtiers handelt. Und man muss ihm trotz allem zumindest den Versuch anrechnen, das mit dem Killer-Hai der es auf die Brody-Familie abgesehen hat zu erklären. Leider aber ist er mit diesem Versuch in meinen Augen kapital gescheitert. Denn wenn überhaupt finde ich seine Idee hier, dass ein Voodoo-Priester sich dieses Tiers bedient, und ihn auf die Brody-Familie hetzt, sogar noch bescheuerter, als die Rache-Idee aus dem Film. Was für ein kompletter Holler!
Fazit:
Hank Searls Romanadaption zu "Der weiße Hai IV: Die Abrechnung" ist mindestens so bescheuert wie der Film (bzw. das Drehbuch), auf dem sie basiert. Manche mögen ihm eben dies anrechnen, und finden, dass die Story in Buchform aufgrund so bescheuerter Ideen wie dem Voodoo-Priester im Vergleich zur Vorlage sogar noch an Reiz gewinnt. Ich fürchte, dem kann ich leider nicht zustimmen. Wenn überhaupt, fand ich das sogar noch schwerer zu akzeptieren als die Idee, dass es der Killerhai auf die Brody-Familie abgesehen haben soll. Und wo der Film aufgrund seiner billig-inkompetenten Machart und den teils schwachen schauspielerischen Leistungen zumindest einen gewissen Trash-Charakter besitzt (auch wenn ihn dies in meinen Augen nicht retten kann), fehlen diese Aspekte natürlich, wenn die Story, so wie hier, rein auf den Text heruntergebrochen wird. Den berüchtigten Ruf, der "Der weiße Hai: Die Abrechnung" vorauseilt, und der dafür sorgt, dass insbesondere die englische Originalausgabe für teilweise ein Vielfaches des ursprünglichen Preises feilgeboten wird, kann jedenfalls zumindest ich in keinster Weise nachvollziehen.