Kurzinhalt:
Der Genforscher Bruce Krenzler arbeitet mit einem Team, dem auch seine Ex-Freundin Betty Ross angehört, an einer regenerativen Behandlung, mit der sie hoffen, die Medizin revolutionieren zu können. Er ahnt nicht, dass er in Wahrheit Bruce Banner heißt, und es in seiner Kindheit zu einem traumatischen Ereignis kam, nach dem er adoptiert wurde. Als der Vertreter eines Pharmakonzerns, Talbot, damit droht, ihre Forschung aufzukaufen, wollen sie unbedingt bevor es dazu kommt brauchbare Ergebnisse erzielen. Beim daraus resultierenden Test kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem Gammastrahlung freigelassen wird. Eigentlich hätte die Dosis Bruce töten müssen. Stattdessen überlebt er scheinbar unbeschadet – was Betty fast noch mehr Sorgen zu bereiten scheint, als wenn er gestorben wäre. Wie sich zeigt, hat sie mit ihrer Befürchtung nicht ganz Unrecht: Denn die Dosis Gammastrahlung erweckt nun jenes Monster, welches bereits seit Kindheitstagen in ihm schlummert, zum Leben. Wann immer er gereizt wird, verwandelt sich Bruce Banner nun in ein riesiges grünes Ungetüm. Ein Umstand, den sich sein Vater David zu Nutze machen will…
Review:
Ich erinnere mich noch gut daran, den ersten "Hulk"-Film – nachdem ich als Kind die TV-Serie immer gern gesehen hatte – während eines Besuchs in den USA im Kino erwischt zu haben. Nicht nur hat er mir damals ausgesprochen gut gefallen, einfach, weil es mal eine andere – deutlich tiefgründigere, und mit starker psychologischer Komponente – Art von Comicfilm war, er entfachte auch mein Interesse für die Figur. Bei einem Besuch in einem der zumindest damals in den USA (ich war schon lange nicht mehr dort) zahlreich vorhandenen, riesigen Buchhandlungen (es müsste ein Barnes & Nobles gewesen sein, nur halt in der Größenordnung eines bei uns handelsüblichen Möbelhauses) habe ich mir dementsprechend nicht nur das von Tom DeFalco geschriebene Buch "The Incredible Hulk" zugelegt, welches auf die Geschichte der Comics, die Ursprünge der Figur, und die wichtigsten Figuren rund um eben diese eingeht, zugelegt, sondern auch zu Peter Davids Filmroman gegriffen (und natürlich griff ich auch zu Danny Elfmans Filmmusik, den ich in San Francisco entweder im Virgin Megastore oder bei Rasputins – beide mittlerweile geschlossen – gefunden hatte). Sprich: Der Film hat bei mir definitiv eine "Hulk"-Euphorie ausgelöst, die eben auch dazu führte, dass Peter Davids Roman noch im Zuge meines Urlaubs ausgelesen wurde.
Über zwanzig Jahre später habe ich ihn mir nun erneut vorgeknöpft. In der Zwischenzeit hat sich an meiner Meinung zum Film (den ich nach wie vor für unterschätzt halte), als auch an Peter Davids Romanfassung nichts geändert: Ihm gelingt es wunderbar, die psychologische Grundlage von Ang Lees Film zu nehmen, und in seinem Buch sogar noch einmal zu erweitern. Vor allem der Prolog, in dem er noch deutlich ausführlicher als mit den kurzen Ausschnitten des Films auf Bruce' tragische Vorgeschichte eingeht, jedoch ohne dabei den später offenbarten Twist vorwegzunehmen, hatte es mir dabei enorm angetan. Bevor wir daraufhin in die aus dem Film bekannte Handlung einsteigen, bekommen wir zudem noch einen entscheidenden Moment aus der Beziehung von Bruce und Betty zu sehen. Auch dies wertete die Geschichte für mich nochmal auf. Wie schon zuvor bei "Spider-Man" gelang es Peter David in meinen Augen jedenfalls ausgezeichnet, statt einfach nur die Story des Films nachzuerzählen, vielmehr auf diese aufzubauen, und sie mit zusätzlichen Momenten (ob aus dem Drehbuch, oder selbst erfunden, kann ich nicht beurteilen) zu vertiefen. Zudem schafft er es auch hier sehr gut, die Action von der Leinwand aufs Papier zu übertragen. Nicht falsch verstehen: Solche Szenen zu lesen kann und wird nie so packend und spektakulär sein, als sie inszeniert zu erleben; aber Peter David ist einer jener Autoren, der es versteht, solche Momente bildlich zu beschreiben, und dementsprechend auch auf Papier greifbar und damit auch mitreißend zu machen.
Tatsächlich hat mir der Showdown hier wohl sogar noch besser gefallen als im Film, wo das ganze im CGI-Effektgewitter untergegangen ist, und tatsächlich ein bisschen unverständlich war. David fokussiert sich hier stärker auf die psychologische Komponente des Kampfes zwischen Vater und Sohn. Dieser Einblick in die Gedankenwelt des Hulk hat die Szene für mich im Vergleich zum Film sogar nochmal deutlich aufgewertet. Generell merkt man dem Buch an, dass David – der jahrelang für die "Hulk"-Comicreihe geschrieben hat – mit der Figur bestens vertraut ist. Jedenfalls hat mir die Beschreibung des Konflikts zwischen Bruce und seinem grünen Alter Ego sehr gut gefallen. Auch Davis Schreibstil hatte es mir hier – wie eigentlich eh immer – angetan, wobei ich nicht zuletzt auffällig fand, dass er sich hier, aufgrund des ernsteren Tons der Story, mit seinem typischen Humor erkennbar zurückhält. Manchen mag dieser daher fehlen, mir gefiel aber, dass er sich hier dem Ton der Vorlage quasi beugte, und nicht meinte, seinem humoristischen Stil auf Teufel komm raus treu bleiben zu müssen. Zuletzt profitiert sein "Hulk"-Roman dann natürlich davon, dass ich eben den Film schon immer sehr mochte. Insofern hat er hier – im Gegensatz zu den beiden "Fantastic Four"-Filmen von Tim Story, oder auch dem dritten "Spider-Man" von Sam Raimi – eine Story als Grundlage, die mir sehr gut gefällt, wovon natürlich letztendlich auch Peter David als Autor der Romanfassung profitiert. Macht insgesamt ein wundervolles Buch zu einem wundervollen Film.
Fazit:
Mir hatte es Ang Lees – durchaus umstrittene – "Hulk"-Verfilmung schon immer angetan. Es war damals, als die Comic-Verfilmungen halt auch wirklich sehr comichaft waren, mal etwas anderes; ein deutlich tiefgründigerer und psychologischerer Ansatz, mehr Drama als Actionfilm. Und die Inszenierung von Ang Lee – insbesondere der Einfall mit dem Split Screen – hatte es mir auch schon angetan. Auf letztere Stärke kann Peter Davis Romanfassung natürlich nicht zurückgreifen. Er kompensiert das mit einer sehr charakterorientierten Erzählung, mit der er die psychologische Komponente des Films noch einmal verstärkt. Ihm hilft zudem sein Talent, Action bildlich zu beschreiben, und damit auch auf dem Papier packend zu machen. Und ein Fan seines Schreibstils bin ich ja sowieso, wobei ich auffällig fand, wie er sich diesmal aufgrund der ernsteren Thematik der Story mit seinem typischen Humor vergleichsweise zurückhält. Zwar wird es ihm wohl nicht gelingen, jene, die mit dem Film nichts anfangen konnten, zu bekehren. Wer diesen jedoch, so wie ich, mag, findet in Peter Davids Romanversion eine lohnende alternative Fassung, mit einigen zusätzlichen Momenten, welche die Story für mich durchaus nochmal aufwerteten.