Poirot - 1x08: Der unglaubliche Diebstahl der Bomberpläne
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Originaltitel: The Incredible Theft Episodennummer: 1x08 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 26. Februar 1989 Erstausstrahlung D: 25. September 1990 Drehbuch: David Reid & Clive Exton Regie: Edward Bennett Besetzung:
David Suchet als Hercule Poirot,
Hugh Fraser als Captain Hastings,
Philip Jackson als Chief Inspector Japp,
Pauline Moran als Miss Lemon,
John Stride als Tommy Mayfield,
Carmen Du Sautoy als Mrs. Vanderlyn,
Ciaran Madden als Lady Mayfield,
John Carson als Sir George Carrington,
Phyllida Law als Lady Carrington,
Guy Scantlebury als Reggie Carrington,
Albert Welling als Carlile,
Dan Hildebrand als Chauffeur,
Phillip Manikum als Sergeant u.a.
Kurzinhalt:
Der britische Industrielle Tommy Mayfield hat ein neues Kampfflugzeug entwickeln und bauen lassen. Für die Weiterentwicklung braucht er Geld von der britischen Regierung. Diese zögert jedoch, da es vor ein paar Jahren zu einer Indiskretion kam, und Baupläne aus dem Umfeld Mayfields in die Hände der Japaner gefallen ist. Um das Vertrauen der Regierung wiederzugewinnen, möchte er der Nazi-Sympathisantin und potentiellen deutschen Spionen Mrs. Vanderlyn eine Falle stellen. Seine Frau ahnt nichts von seinen Plänen. Besorgt, dass die Pläne des neuen Flugzeugs an einem Wochenende, wo sie hochrangige Gäste empfangen, gestohlen werden und Tommy damit noch mehr in Ungnade fallen könnte, wendet sie sich hilfesuchend an Hercule Poirot. Tatsächlich sind die Pläne am darauffolgenden Abend auf einmal spurlos verschwunden. Sofort fällt der Verdacht auf Mrs. Vanderlyn, die abgeführt und verhört wird. Doch selbst Poirot gelingt es nicht, die gestohlenen Pläne irgendwo in ihrem Zimmer zu finden…
Review (kann Spoiler enthalten):
An "Der unglaubliche Diebstahl der Bomberpläne" stechen für mich in erster Linie Setting und Thematik hervor. Die meisten Agatha Christie-Abenteuer sind ja, obwohl sie in der Vergangenheit (bzw. eben der damaligen Zeit, in der die Autorin sie geschrieben hat) angesiedelt sind, ja doch ziemlich zeitlos. Ich sehe es zwar immer kritisch, wenn man ihre Fälle nimmt und sie in die Gegenwart transportiert, da damit für mich ein Teil des Flairs verloren geht, aber rein inhaltlich ergeben sich daraus normalerweise keine Probleme, weil die Zeit in der sie angesiedelt sind letztendlich keine Rolle spielt. Das ist hier anders. Darüber hinaus steht diesmal nicht etwa ein Mord oder ähnliches, sondern Spionage im Mittelpunkt; auch das ist sehr ungewöhnlich. Mich erinnerte das letztendlich stark an die späteren "Sherlock Holmes"-Filme mit Basil Rathbone und Nigel Bruce, wo die beiden in die damalige Gegenwart transportiert wurden, und teilweise im Zweiten Weltkrieg im Spionage-Einsatz gegen das Nazi-Regime waren. Jedenfalls ließ das Setting "Der unglaubliche Diebstahl der Bomberpläne" trotz der Rückkehr nach London (nach zwei "Außenmissionen") durchaus aus den bisherigen Episoden der ersten Staffel hervorstechen.
Der Fall an sich ist indes nicht wirklich etwas Besonderes. Am ehesten sticht noch das pfiffige Ende hervor, wo sich herausstellt, dass Mr. Mayfield wollte, dass die Pläne gestohlen werden und den Nazis in die Hände fallen, da diese gefälscht sind – und seine Frau eben dem dadurch, dass sie sich an Hercule Poirot gewendet hat, fast einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Auch die Verfolgungsjagd war durchaus nett gemacht, nämlich vergleichsweise ruhig und bodenständig, und nicht so übertrieben (immerhin sind wir hier ja immer noch bei "Poirot", und nicht "James Bond"). Demgegenüber war es keine Überraschung, dass Mrs. Vanderlyn eben erst nachdem sie von der Polizei überprüft wurde, und diese nichts fand, mit den Plänen in der Hand von Mayfields Anwesen zu entkommen hofft. Auch das zwar eine grundsätzlich nette Idee, für mich als erfahrenen Krimi-Fan aber doch recht offensichtlich. Kritisch sehe ich auch die Besetzung von Carmen Du Sautoy in eben dieser Rolle. Ihre Leistung an sich weiß zwar absolut zu gefallen – aber selbst ich als Nicht-Muttersprachler und sicherlich nicht der größte Experte, wenn es um Akzente der englischen Sprache geht, fand ihren amerikanischen Akzent "fake" und aufgesetzt. Wäre es denn echt so schwer gewesen, eine richtige Amerikanerin in der Rolle zu besetzen? Last but not least zeigte sich, nach drei sehr kurzweiligen Episoden, auch hier wieder, dass die rund fünfzigminütige Laufzeit für die Verfilmung mancher Kurzgeschichten einfach zu lang ist. Vor allem im Mittelteil zog sich das ganze leider doch wieder etwas vor sich hin; zwar nicht dramatisch, aber doch spürbar. Fünf Minuten weniger hätten dem allgemeinen Unterhaltungswert in meinen Augen gut getan.
Fazit:
In "Der unglaubliche Diebstahl der Bomberpläne" bekommt es Hercule Poirot mit einem für ihn doch eher ungewöhnlichen Spionage-Fall zu tun. Eben dies war auch jener Aspekt, der für mich an der Folge am deutlichsten hervorstach. Darüber hinaus fand ich auch die Auflösung rund um die gefälschten Pläne ganz nett. Und auch für den nötigen Humor war wieder gesorgt. Sonderlich packend empfand ich "Der unglaubliche Diebstahl der Bomberpläne" allerdings nicht, und auch wenn die Idee, dass Mrs. Vanderlyn mit den Plänen erst abhaut nachdem sie von der Polizei befragt und ihr Quartier untersucht wurde ganz pfiffig war, der Fall jetzt auch nicht sonderlich ausgeklügelt. Vor allem aber war selbst für mich als Nicht-Muttersprachler der amerikanische Akzent der britischen Darstellerin Carmen Du Sautoy als "fake" erkennbar. Insgesamt aber eine weitere nette Episode der Serie, die solide Krimi-Unterhaltung bot.