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Star Wars - Episode VIII: Die letzten Jedi Drucken E-Mail
Dem Film unterlegene Romanadaption von Jason Fry Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 05 Oktober 2025
 
Titel: "Star Wars - Episode VIII: Die letzten Jedi"
Originaltitel: "Star Wars - Episode VIII: The Last Jedi"
Bewertung:
Autor: Jason Fry
Übersetzung: Andreas Kasprzak
Umfang: 445 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Del Rey (E)
Veröffentlicht: 20. August 2018 (D), 06. März 2018 (E)
ISBN: 978-3-7341-6358-6 (D), 978-1-5247-9711-9 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Zwar ist es dem Widerstand gelungen, die Starkiller-Basis zu vernichten, allerdings wurden sie daraufhin von der Ersten Ordnung bis zu ihrem geheimen Stützpunkt auf D'Qar zurückverfolgt. Es wird daher sofort die Evakuierung eingeleitet. Doch nach dem Sprung in und aus dem Hyperraum erleben Generalin Leia Organa und ihre Verbündeten des Widerstands eine böse Überraschung: Der Ersten Ordnung scheint es möglich zu sein, Schiffe durch den Hyperraum zu verfolgen. Nun ist guter Rat teuer. Der hitzköpfige Pilot Poe Dameron schmiedet daraufhin zusammen mit dem fahnenflüchtigen Sturmtruppler Finn sowie der Technikerin Rose einen waghalsigen Plan, um sich an Bord von Snokes Schlachtschiff zu schleichen, und den Hyperraum-Tracker auszuschalten. Doch dafür benötigen sie einen Codeknacker, der laut ihrer Verbündeten Maz Katana im in der ganzen Galaxis berühmten Casino auf Canto Bight zu finden ist. Während Finn und Rose aufbrechen, um ihn zu rekrutieren, ist es Rey gelungen, Luke Skywalker auf dem abgelegenen Planeten Ahch-To aufzuspüren. Sie hofft, den legendären Jedi-Ritter davon überzeugen zu können, dass Leia und der Widerstand seine Hilfe gegen die Erste Ordnung brauchen. Doch das Treffen verläuft nicht so wie erhofft: Denn Luke weigert sich weiterhin beharrlich, sein selbst auferlegtes Exil zu verlassen…

Review: Bekanntermaßen bin ich im Hinblick auf die allgemeine Resonanz zu den Episoden VII und VIII gegen den Strom geschwommen: Wo ich von ersterem enttäuscht war, halte ich letzteren für den besten Teil der Sequel-Trilogie (wobei ich teilweise genau jene Punkte, die andere so verärgerten, als seine größten Stärken ansah; aber dazu gleich noch). Was jedoch nicht heißt, dass ich blind gegenüber seinen zweifellos ebenfalls vorhandenen Schwächen bin. Im Hinblick auf die Romanfassung von Jason Fry gilt dabei grundsätzlich das zuvor bei Alan Dean Fosters Roman zu "Das Erwachen der Macht" geschriebene: Ohne den ganzen inszenatorischen Firlefanz werden die Probleme des Drehbuchs nochmal offensichtlicher. Wobei zugegebenermaßen nicht alles davon Rian Johnson vorzuwerfen ist. J.J. Abrams hat seinem Nachfolger mit dem Cliffhanger einen Bärendienst erwiesen, da man ja quasi – zum ersten und einzigen Mal innerhalb der Skywalker-Saga – bei diesem Ende (rund um Rey, die Luke das Lichtschwert hinstreckt) eigentlich gar keine andere Wahl hatte, als direkt an den Vorgänger anzuknüpfen, was Johnsons kreativen Freiraum natürlich enorm einschränkte. Und, leider: Die Lösung, die er für dieses Problem fand, hat mich nicht 100%ig überzeugt. Die Idee, dass die Erste Ordnung der fliehenden Widerstandsflotte einfach so stundenlang hinterherjagt, statt dank ihres größeren Treibstoffvorrats einfach vor das feindliche Schiff zu springen und es so zu vernichten, ist dann doch eher albern. Unplausibel auch, dass sich all dies in wenigen Stunden abspielen soll. Wie ich generell den Eindruck hatte, dass rund um Luke und Rey mehr Zeit (nämlich mindestens ein Tag, tendenziell sogar eher mehr) verging, als im Strang rund um das fliehende Rebellenschiff. Der Ausflug nach Canto Bight wirkt narrativ völlig überflüssig (hätte sich nicht einfach ein Code-Knacker innerhalb des Widerstands befinden können?), und scheint nur da zu sein, damit Johnson seine kritische Message rund um die oberen Zehntausend sowie Kriegsprofiteure anbringen kann. Und nicht zuletzt: Dass die Vernichtung des Hosnian-Systems, wie im Einleitungstext von "Die letzten Jedi" behauptet, der Neuen Republik einen vernichtenden Schlag zugefügt haben soll, halte ich angesichts der Größe der weit, weit entfernten Galaxis für einen völligen Holler.

Trotz dieser Kritikpunkte gefällt mir die Story von "Die letzten Jedi" insgesamt um einiges besser als jene zu "Das Erwachen der Macht" – wovon natürlich auch Jason Frys Romanadaption profitiert. Dabei macht sich für mich in erster Linie positiv bemerkbar, dass Rian Johnson hier (trotz gewisser Parallelen; so erinnern die Szenen in Snokes Thronsaal an die Begegnung zwischen Palpatine, Vader und Luke in "Die Rückkehr der Jedi-Ritter") eben keinen Aufguss eines früheren Films bietet, sondern innerhalb des "Star Wars"-Universum etwas neues versucht, und eine eigenständige Geschichte erzählt – bei der noch dazu (für das Franchise doch eher ungewöhnlich) das Scheitern im Mittelpunkt steht, und sich wie ein roter Faden durch die Story zieht. Das fand ich schon ziemlich reizvoll. Dies bringt uns auch gleich zu jenem Punkt, der am meisten Aufregung verursacht hat: Die Offenbarung, dass Luke tatsächlich kurz versucht war, seinen Neffen zu ermorden. Ich kann grundsätzlich alle verstehen, die darin einen Verrat von Luke als Charakter sahen; ich meine, selbst Mark Hamill war ja dieser Ansicht. Ich stimme hier allerdings nicht zu. Es passt zur sich durch den Film ziehenden Thematik, dass niemand unfehlbar und perfekt ist. Luke hat viel Gutes getan – hier nun erleben wir in seinem größten Moment der Schwäche (die wir ja wohl alle haben), der letztendlich (in einer wunderbaren Visualisierung von Yodas Mantra aus "Die dunkle Bedrohung": "Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid") in einer Katastrophe mündet, und wo seine Furcht letztendlich in einem tragischen Fall einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung das, was er damit verhindern wollte, erst auslöst. Ich finde das einfach nur fantastisch. Und Luke ist ja nicht der Einzige. Poe, Finn und Rose mögen gute Absichten verfolgen, letztendlich hätte ihre ungenehmigte Aktion aber fast dazu geführt, dass der komplette Widerstand ausgelöscht wird. Und auch Holdo ist nicht perfekt: Die weiteren Ereignisse mögen ihr im Hinblick auf Poes unbedachte Aktion zwar recht geben, aber sie hätte mehr Rücksicht auf die Ängste, Verunsicherung und Verzweiflung ihrer Untergebenen nehmen und sie früher in den Plan einweihen sollen. Und generell gefiel mir, wie Rian Johnson hier einige übliche Klischees des Genres bzw. von "Star Wars"-Filmen teilweise bewusst untergräbt; sei es, dass sich Rey (vermeintlich) tatsächlich nur als unbedeutende Tochter von Schrottsammlern herausstellt (was dem bis dahin die Saga dominierenden Auserwählten-Ansatz bewusst zuwiderläuft), oder Finns aufopfernder Heldentod von Rose verhindert wird ("So gewinnen wir. Nicht, in dem wir das bekämpfen, was wir hassen, sondern indem wir das beschützen, was wir lieben.").

Nun hat all das natürlich zugegebenermaßen nicht wirklich etwas mit Jason Frys Arbeit hier zu tun; aber: Wenn du die Aufgabe hast, ein Drehbuch zu adaptieren, übernimmst du natürlich zwangsläufig sowohl dessen Stärken als auch Schwächen. Insofern ist das für die Besprechung des Buchs natürlich ebenfalls relevant. Trotzdem, um nun endlich zu Jason Frys Beitrag zu kommen: Ich war von seiner Adaption hier durchaus angetan. Der Roman profitiert dabei nicht zuletzt davon, dass hier im Vergleich zum Film ein paar zusätzliche Szenen hinzugekommen sind, welche die Story für mich durchaus aufwerten – und die offenbar in direkter Zusammenarbeit mit Rian Johnson selbst entstanden sind. Am auffälligsten ist dabei sicherlich der neue Auftakt, der uns in einer Traumsequenz zeigt, wie Lukes Leben verlaufen hätte können, wenn er sich in "Eine neue Hoffnung" nicht Obi-Wan Kenobi angeschlossen hätte, um Prinzessin Leia zu helfen. Sehr interessant fand ich auch einen späteren, längeren Abschnitt, in dem es um vermeintliche Plünderer auf Ahch-To geht, die sich dann vielmehr als freundlicher benachbarter Stamm herausstellt, der die Insel regelmäßig besucht. Mir schien auch, dass dies Lukes dritte Lektion war – die im Film ja fehlte (weil dort meinte er eingangs, er hätte drei Lektionen für Rey, ich hätte dort aber dann immer nur zwei wahrgenommen). Und auch sonst gibt es ein paar nette kleinere Momente, welche die Story für mich durchaus aufwerteten. Das allein macht "Die letzten Jedi", was die Adaption betrifft, dann auch besser als jene von Alan Dean Foster zu "Das Erwachen der Macht", wo nur die Story aus dem Film 1:1 wiedergegeben wurde, und damit dieser Reiz von zusätzlichen Momenten komplett fehlte. Generell fand ich "Die letzten Jedi" von ihm sehr gut geschrieben. Und auch die Übersetzung, die hier wieder vom "Haus und Hof"-Übersetzer Andreas Kasprzak stammt, machte einen deutlichb esseren Eindruck, als beim Vorgänger. Nur einen Fehler fand ich auffällig, wobei ich nicht sagen kann, ob der bei der Übersetzung oder schon bei Jason Frys Übernahme der Dialoge aus Rian Johnsons Drehbuch passiert ist: Denn im Roman sagt Yoda zu Luke: "Wir sind, worüber wir hinauswachsen", und nicht, wie im Film: "Wir sind, worüber sie hinauswachsen" (gemeint sind hier natürlich ihre Schüler:innen). Davon abgesehen war ich von der Adaption insgesamt aber durchaus angetan. Dennoch gilt auch hier, wie schon bei "Das Erwachen der Macht": Der Film war besser, da die Story (die eben nicht ohne Schwächen ist) insbesondere von den wundervollen Bildern (ich denke da nur an die Einstellung mit Snokes "gespaltenem" Schlachtschiff) profitierte, die hier in reiner Textform natürlich unweigerlich fehlen (John Williams' Musik natürlich auch, was das betrifft kann man aber sich aber insofern selbst Abhilfe schaffen, in dem man diese beim Lesen einfach parallel abspielt).

Fazit: "Die letzten Jedi" hat das Kunststück vollbracht, die "Star Wars"-Fangemeinde sogar noch mehr zu spalten als die Prequels. Während die Mehrheit in ihrer Begeisterung für "Das Erwachen der Macht" und Enttäuschung mit "Der Aufstieg Skywalkers" vereint waren, scheiden sich an Rian Johnsons Mittelteil der Sequel-Trilogie auch Jahre später immer noch die Geister. Da die Story dieser Romanadaption natürlich unweigerlich auch die kontroverseren Elemente – insbesondere im Hinblick auf Luke – übernimmt, wird es Jason Fry mit dieser wohl kaum gelingen, jene, die den Film nicht ausstehen konnten, zu bekehren. Ich hingegen zählte schon immer zu dessen Fans, und halte ihn nach wie vor für den besten (und auch einzig wirklich guten) Film der Trilogie. Vieles von dem, was andere kritisierten, gefiel mir. Was allerdings nicht heißt, dass ich ihn perfekt fand. So manches an der Story wirkt doch arg konstruiert, um nicht zu sagen, an den Haaren herbeigezogen. Und auch damit, die Erwartungshaltung der Fans bewusst zu untergraben, übertreibt es Johnson da und dort. All diese Schwächen finden sich natürlich unweigerlich auch in Jason Frys Novelisierung Romanfassung wieder, der zugleich – no na – die inszenatorischen Stärken des Films (die zumindest teilweise über die narrativen Probleme hinwegtäuschen können) fehlen. Dafür gibt es einige zusätzliche Momente, welche den Roman für mich definitiv aufwerteten (was das betrifft, war Alan Dean Fosters Adaption von "Das Erwachen der Macht" ja eine einzige Enttäuschung). Und generell war ich von Jason Frys Schreibstil durchaus angetan. Insgesamt ist die Romanfassung dem Film somit zwar leicht unterlegen, so wie der Film lässt jedoch auch der Roman den direkten Vorgänger in meinen Augen aber klar und deutlich hinter sich.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2023 Blanvalet)





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