Star Trek: Strange New Worlds - 3x08: Vier und ein halber Vulkanier
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Originaltitel: Four-and-a-Half Vulcans Episodennummer: 3x08 Bewertung: Weltweise Internet-VÖ: 28. August 2005 (Paramount+) Drehbuch: Dana Horgan & Henry Alonso Myers Regie: Jordan Canning Stammbesetzung:
Anson Mount als Captain Christopher Pike,
Ethan Peck als Lieutenant Spock,
Jess Bush als Nurse Christine Chapel,
Christina Chong als La'an Noonien-Singh,
Celia Rose Gooding als Ensign Nyota Uhura,
Melissa Navia als Lt. Erica Ortegas,
Babs Olusanmokun als Dr. Joseph M'Benga,
Martin Quinn als Montgomery Scott,
Rebecca Romijn als Una Chin-Riley.
Gaststars:
Paul Wesley als James T. Kirk,
Carol Kane als Pelia,
Patton Oswalt als Doug,
Cillian O'Sullivan als Roger Korby,
Melanie Scrofano als Marie Batel,
Mynor Luken als Beto Ortegas,
Rong Fu als Jenna Mitchell,
Graeme Somerville als Vice Admiral Pasalk u.a.
Kurzinhalt:
Die Enterprise soll für die Vulkanier eine Mission übernehmen. Diese haben noch vor Festlegung der Föderations-Charta mit einem unterentwickelten Volk Kontakt aufgenommen, und deren Vernichtung verhindert. Nun ist jedoch eine Wartung der von ihnen zurückgelassenen Technologie notwendig, sonst droht eine Katastrophe. Da das Volk bislang nur mit Vulkaniern Kontakt hatte, soll der Landetrupp die Gestalt von eben diesen annehmen. Allerdings verfügen die Bewohner des Planeten, auch wenn sie noch keinen Warp-Antrieb entwickelt haben, über fortschrittliche medizinische Sensoren. Ein reiner kosmetischer Eingriff wäre somit nicht ausreichend, um sie zu täuschen. Und so werden Captain Christopher Pike, Lieutenant La'an Noonien-Singh, Schwester Christine Chapel und Ensign Nyota Uhura mit Hilfe des kherkovianischen Serums auch genetisch in Vulkanier verwandelt. Zusammen mit Spock beamen die vier und ein halber Vulkanier auf den Planeten hinunter, und schließen die Mission binnen weniger Minuten ab. Wieder zurück auf der Enterprise, versucht man, die Prozedur wieder umzukehren – was jedoch misslingt. Anfangs arbeitet Chapel noch einer Lösung für das Problem – bis die vier verwandelten Crewmitglieder beschließen, Vulkanier bleiben zu wollen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Ich war von "Strange New Worlds" ja noch nie soooo übermäßig begeistert wie andere Trekkies. Ja, insbesondere zu einer Zeit, wo das Franchise von konzeptionell gänzlich anderen Serien (nämlich "Discovery" und "Picard", mit ihren staffelübergreifenden Handlungen) dominiert war, war die Rückkehr zum Konzept der früheren Serien eine nette und willkommene Abwechslung. Zumal die Pilotfolge echt fantastisch war, und sich endlich wieder auf die guten alten Stärken – und Werte – von "Star Trek" zu beginnen schien. Danach ging es aber bereits in der ersten Staffel fast kontinuierlich bergab, und mit "Das Königreich Elysien" bot man uns dort auch gleich eine ordentliche Niete. Seither ging die Achterbahnfahrt munter weiter, mit sowohl einzelnen Höhe- als auch Tiefpunkten, wobei sich die ersten beiden Staffeln für mich auf einem soliden, leicht überdurchschnittlichen Niveau einpendelten. Der Trailer zur dritten Season verursachte mir dann aber schon etwas Bauchweh. Mir schienen dort jene Episoden, wo man aus dem üblichen "Star Trek"-Muster ausbricht, Überhand zu nehmen. Ein Eindruck, den die dritte Staffel bislang auch voll und ganz bestätigte. Fast könnte man denken, dass es den Machern peinlich wäre, eine "Star Trek"-Serie zu machen.
Mein erstes Problem mit "Vier und ein halber Vulkanier" – wie auch schon der Episode davor – liegt also somit darin, dass man es in meinen Augen mit jenen Folgen, die vom klassischen "Star Trek"-Muster nun erst recht wieder abweichen, übertreibt. Wie bei "Was ist die Sternenflotte?" erwähnt, gab es solche (bzw. generell sowohl inhaltliche als auch tonale Abweichungen) bei "Star Trek" schon immer, und waren diese das Salz in der Suppe. Aber: Es macht halt einen Unterschied, ob ich zwei solche Folgen in einer Staffel mit sechsundzwanzig Episoden habe, oder drei in einer zehnteiligen Season. Insofern hätte ich, nach "Weltraumabenteuerstunde" (auch wenn die Folge für mich bislang das Highlight der Staffel gewesen sein mag) und "Was ist die Sternenflotte?" jetzt von vornherein nicht noch eine weitere schräge Folge gebraucht. Viel schlimmer als das an sich ist jedoch, dass ich – wie schon bei der Doku-Folge davor – mit dem Endergebnis wenig bis gar nichts anfangen konnte. "Strange New Worlds" versucht sich hier wieder mal an Humor, doch was bei "Tierisch olle Sternenreisende" super funktioniert hat und zu einem der Highlights der Serie führen sollte, bleibt hier leider beim "versuchen". Wobei ich ja auch in der Vergangenheit mit jenen Fällen, wo sich die NSW-Macher an Humor versuchten, so meine Probleme hatte. Das hier war aber von Anfang an einfach nur peinlich bis richtiggehend ärgerlich. Alles rund um die arrogant agierenden (verwandelten) Vulkanier verfehlte die gewünschte humoristische Wirkung bei mir leider völlig. Auch die Mid-Credits-Szene, die von manchen noch als so ziemlich einzig positive Ausnahme in dieser Episode voller humoristischer Rohrkrepierer angesehen wird, fand ich nicht lustig. Eines der Probleme ist sicherlich, dass "Vier und ein halber Vulkanier" ein einziger, sich ständig wiederholender Gag ist, der über eine knappe Stunde ausgewälzt wird. Es nutzt sich einfach enorm schnell ab, und wird irgendwann nur mehr mühsam.
Zugunsten des "Humors" (bewusst unter Anführungszeichen gesetzt) wird noch dazu auf jegliche Logik geschissen. Selbst mit der Erklärung rund um Spocks Gehirnchemie, die Teil des Serums war, macht es einfach überhaupt keinen Sinn, dass eine reine genetische Veränderung die Persönlichkeit in dieser Form verändern würde. Zumal das mit der Logik und den unterdrückten/kontrollierten Gefühlen ja eine kulturelle Entscheidung der Vulkanier ist, und etwas, dass sie selbst erst erlernen müssen. Generell konnte ich mit der Darstellung der Vulkanier hier als arrogante Arschlöcher nichts anfangen (dieser Aspekt war mir ja bereits bei "Enterprise" zu ausgeprägt, und wollte zur Darstellung in früheren "Star Trek"-Serien dort nicht passen). Dann ist da noch das individuelle Verhalten, welches komisch sein soll, aber ebenfalls oftmals keinen Sinn ergibt. So würde kein Vulkanier eine Gedankenverschmelzung (ohnehin eigentlich eine ziemlich intime Angelegenheit – wofür sie mir mittlerweile bei "Star Trek" viel zu inflationär eingesetzt wird) durchführen, um eine andere Person derart geistig zu vergewaltigen (weil nichts anderes war es), wie es Uhura hier mit Beto macht. Und dann soll das auch noch lustig sein?
Auch, dass Chapel nun da sie eine Vulkanierin ist auf einmal nicht nur ihre Beziehung mit Dr. Korby, sondern auch die Freundschaft mit Spock aufkündigt, macht keinen Sinn. Vulkanier pflegen ja sehr wohl romantische als auch freundschaftliche Beziehungen. Am Schlimmsten war aber wohl das mit der neuen 42-Minuten-Schicht. Das ergibt einfach überhaupt keinen Sinn! Kein Vulkanier, der ein Schiff kommandiert, welches größtenteils aus Menschen besteht, würde je auf die Idee kommen, so etwas umzusetzen, weil darunter zwingend die Effektivität der Crew leiden muss. Was für ein kompletter Blödsinn! Und ja, ich weiß, das sollte lustig sein, aber es tut mir leid, für mich hat das einfach überhaupt nicht funktioniert. Und dann ist da noch das mit Una und Doug, die irgendwie eine animalische Wirkung aufeinander haben. Dass dies in erster Linie deshalb lustig sein soll, da Doug von Patton Oswalt gespielt wird, der jetzt nicht unbedingt dem typischen Schönheitsideal entspricht, fand ich – vor allem für eine Serie, die ja eigentlich aufgeklärt sein will – auch ordentlich bedenklich, wenn nicht gar fast schon beleidigend. Der letzte wesentliche Kritikpunkt betrifft dann die Tatsache, wie drei der vier betroffenen Personen von einer Szene auf die nächste – off-screen – geheilt wird, wovon wir nur nachträglich in einem Logbucheintrag erfahren, so als wäre das völlig unwichtig. Was. Zum. Teufel?! Dass man uns die Rückverwandlung dann zumindest bei La'an zeigt, war dafür keine ausreichende Entschuldigung – zumal mich auch das mit dem Zweikampf, der sich dann einen Tanz verwandelt, auch überhaupt nicht überzeugt hat.
Die positiven Aspekte halten sich leider in sehr argen Grenzen. So sagt es viel über den Rest der Episode aus, dass ein Auftritt von Paul Wesley als Firk für mich zu den besseren Elementen der Folge zählt. Ich sehe zwar nach wie vor keine Sekunde lang Kirk vor mir (wenn er nicht gerade, wie in "Weltraumabenteuerstunde", Shatner nachäfft), wie uns hier der Beginn der Freundschaft zwischen ihm und Scotty gezeigt wird, war aber grundsätzlich nett (wenn auch hier auf jedwede Logik gepfiffen wird; Jim kommt an Bord, weil er Sam besuchen will – der gar nicht da ist. Was für ein Blödsinn). Ich fand zwar alles rund um Doug nicht lustig, muss aber zumindest anerkennen, dass es Patton Oswalt sehr gut gelungen ist, einen Vulkanier darzustellen, der von Menschen fasziniert ist. Der beste Teil von "Vier und ein halber Vulkanier" betraf aber La'an, die sich hier, im Gegensatz zu den anderen, eher in eine Romulanerin denn eine Vulkanierin verwandelt. Das war tatsächlich ganz interessant mitzuverfolgen, und in meinen Augen auch so ziemlich die einzige gelungene Idee dieser ansonsten missratenen Episode.
Fazit:
Meine ohnehin schon zurückhaltende Euphorie zu Beginn der Staffel ist spätestens nach dem Doppelschlag mit "Was ist die Sternenflotte?" und nun auch noch "Vier und ein halber Vulkanier" endgültig verflogen. Wobei ich auch davor schon von der Season nicht wirklich begeistert war. Tatsächlich geht das mittlerweile so weit, dass mir das Ende der Serie mit der – verkürzten – fünften Staffel fast schon zu spät kommt. Weil: Es scheint ihnen einfach nichts mehr einzufallen, bzw. setzt man mir mittlerweile auch einfach zu viel auf Elemente, die (für mich) mit "Star Trek" nichts zu tun haben. Fast könnte man meinen, sie sind es überdrüssig – oder es wäre ihnen peinlich – für eine "Star Trek"-Serie zu arbeiten. An "Vier und ein halber Vulkanier" hat jedenfalls für mich leider so gut wie überhaupt nichts funktioniert. Der Humor war mir viel zu eintönig, und hätte sich dementsprechend früh abgenutzt – damit er das kann, hätte er bei mir aber überhaupt von vornherein erst Mal funktionieren müssen, was er nicht tat. Ich fand das einfach nur bestenfalls peinlich und schlimmstenfalls nervig. Zugunsten des "Humors" wird auch auf jegliche Logik geschissen. Und wie in allen Fällen bis auf La'an die "Heilung" abseits der Kamera erfolgt, zählt für mich zu den größten dramaturgischen Fehltritten seit langem. Einzig die Tatsache, dass heuer bereits "Sektion 31" erschienen ist, verhindert, dass "Vier und ein halber Vulkanier" als die schlechteste "Star Trek"-Veröffentlichung des Jahres angesehen werden muss.