Star Trek: Strange New Worlds - 3x06: Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss
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Originaltitel: The Sehlat Who Ate Its Tail Episodennummer: 3x06 Bewertung: Weltweise Internet-VÖ: 14. August 2005 (Paramount+) Drehbuch: David Reed & Bill Wolkoff Regie: Valerie Weiss Stammbesetzung:
Anson Mount als Captain Christopher Pike,
Ethan Peck als Lieutenant Spock,
Jess Bush als Nurse Christine Chapel,
Christina Chong als La'an Noonien-Singh,
Celia Rose Gooding als Ensign Nyota Uhura,
Melissa Navia als Lt. Erica Ortegas,
Babs Olusanmokun als Dr. Joseph M'Benga,
Martin Quinn als Montgomery Scott,
Rebecca Romijn als Una Chin-Riley.
Gaststars:
Paul Wesley als James T. Kirk,
Carol Kane als Pelia,
Adam Chan als Crewmember,
Linnea Currie-Roberts als Medical Ensign,
Zoe Doyle als Captain V'Rel,
Rong Fu als Jenna Mitchell,
Jo-Anne Leach als Ensign Maurer,
Paloma Nuñez als Alvarez u.a.
Kurzinhalt:
Die U.S.S. Farragut erforscht einen Planeten, als dieser plötzlich auseinanderbricht. Verantwortlich dafür ist ein riesiges und sagenumwobenes Plündererschiff, dem der Name Weltenvernichter gegeben wurde. Die U.S.S. Enterprise reagiert auf ihren Notruf, und nimmt den Kampf auf; doch selbst Captain Pikes mächtiges Schiff ist dem Gegner nicht gewachsen. Hilflos muss die an Bord der Farragut gebeamte Landegruppe mitansehen, wie der Weltenvernichter die Enterprise – so wie viele andere Schiffe zu vor – in sich aufnimmt, und die Energie und die Ressourcen des Schiffes zu plündern. Da Captain V'Rel schwer verletzt auf der Krankenstation liegt, ist es indes an ihrem ersten Offizier, Commander James T. Kirk, in dieser kritischen Situation das Kommando über die U.S.S. Farragut zu übernehmen. Zusammen mit dem Besuch von der Enterprise – Spock, Scotty, Chapel und Uhura – sucht er nach einem Weg, um die Welten, die sich auf der Route des Weltenvernichters befinden, zu warnen, und ihrem Schwesterschiff Enterprise, das zu ihrer Rettung geeilt ist, zu helfen…
Review (kann Spoiler enthalten):
Schaffen wir meine beiden Hauptkritikpunkte an "Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss" gleich mal aus dem Weg. Erstens: Während mir die Handlung auf der Farragut – von einem Punkt abgesehen (dazu gleich) – sehr gut gefallen konnte, fiel die Storyline auf der Enterprise im direkten Vergleich doch ordentlich ab. Ich verstehe, dass man diese Perspektive nicht ganz aussparen konnte, hätte es aber vorgezogen, sie auf das absolut notwendige zu reduzieren, und sich nicht zuletzt so Einfälle wie das mit den Telefonen zu schenken. Der zweite Punkt liegt, wenig überraschend, an Paul Wesley. Nachdem er sich in "Weltraumabenteuerstunde" ordentlich lustig über William Shatner gemacht, zugleich aber eben auch gezeigt hat, dass er eigentlich wüsste, wie Kirk in TOS von diesem gespielt wurde, kehrt er hier wieder zu seiner alten Interpretation der Rolle zurück. Und es tut mir leid, aber wieder einmal habe ich keine einzige Sekunde lang hier Kirk vor mir gesehen, sondern Firk (= "fake Kirk"). Gerade auch im Hinblick auf den Prequel-Charakter hat dies der Episode nicht unwesentlich geschadet.
Sieht man darüber hinweg, ist "Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss" aber definitiv mein Highlight der Staffel bisher. Wie gesagt, abgesehen davon, dass ich Kirk hier wieder einmal nicht wiedererkannte, gefällt mir die Idee, hier nicht einfach nur eine frühere beliebige Mission auf der U.S.S. Farragut zu zeigen, sondern uns vielmehr an einem gleich in mehrerer Hinsicht wichtigen Ereignis in seiner Entwicklung teilhaben zu lassen. Da ist zuerst einmal die Tatsache, dass er hier zum ersten Mal während einer Krisensituation das Kommando über ein Schiff übernimmt. Sein privater Logbucheintrag, der die Episode eröffnet, macht deutlich, wie lange er nun schon auf eine ähnliche Gelegenheit gehofft hat; auch, weil er V'Rel als Kommandantin der Farragut oftmals für zu vorsichtig und zögerlich hält. Jedoch: In dem Moment, wo er plötzlich die Verantwortung über das Schiff und dessen Crew hat, sieht er die Position auf einmal mit ganz anderen Augen. Umso mehr, als sich das erste Wagnis dass er eingeht gleich mal nicht bezahlt macht, als die Maschinen durchbrennen und die Farragut auf halber Strecke – und genau in der Flugbahn des Weltenzerstörers – liegen bleibt. Und so lernt James T. Kirk hier auf seinem Weg zum Captain in "Raumschiff Enterprise" eine wichtige und wertvolle Lektion (es soll auch nicht die einzige bleiben, aber dazu gleich noch). Aber auch im Hinblick auf die Dynamik innerhalb der TOS-Crew ist "Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss" höchst interessant. Wir sehen ihn hier zusammen mit Scotty, Chapel, Uhura – vor allem aber Spock, der es auf sich nimmt, den befehlshabenden Captain der Farragut nachdem er von Selbstzweifeln geplagt wird aufzurichten. Wir sehen hier den Beginn der tief empfundenen Freundschaft zwischen den beiden, und das war absolut großartig.
Und dann ist da noch die Wendung am Ende. Ich gebe zu, für mich persönlich hat die Tatsache, dass es sich bei den Plünderern um Menschen gehandelt hat, nicht wirklich einen Unterschied gemacht. Sehr wohl aber für Kirk, der sich daraufhin im Hinblick darauf, dass er das Schiff vernichtet und so über tausend Menschen getötet hat, Vorwürfe macht – und selbst kritisch anmerkt, warum ihn dies eben weil es Menschen waren härter trifft, als wenn es Außerirdische gewesen wären. Dies ist dann die zweite ganz wichtige Lektion, die Kirk hier lernt – und zugleich, mit dem Gespräch zwischen ihm und Christopher Pike, die zweite sehr starke Szene der Folge. Insgesamt können wir somit in "Der Sehlat, der sich in den Schwanz biss" miterleben, wie die Figur gleich mehrere wesentliche Schritte dabei macht, zu jenem Captain zu werden, wie wir ihn fünf Jahre später dann auf der Enterprise erleben werden. Und ja, würde mich Wesley von der Performance zumindest gelegentlich an Kirk bzw. Shatner erinnern, wäre das noch effektiver. Rein vom Inhalt her kann ich es aber durchaus auch trotz "Firk" anerkennen und wertschätzen.
Fazit:
Den parallelen Handlungsstrang auf der Enterprise hätte man, wenn es nach mir geht, auf das absolute Minimum des Notwendigen herunterkürzen, und die so gewonnene Laufzeit für noch mehr Szenen auf der Farragut verwenden sollen. Und leider hat auch diese Episode wieder nichts an meinem Eindruck ändern können, dass ich abseits der parodistischen Überzeichnung in "Weltraumabenteuerstunde", wo Wesley Shatner imitierte (und persiflierte), in seiner Darstellung keine Sekunde lang den Kirk aus "Raumschiff Enterprise" erkennen kann (ganz im Gegensatz zu Chris Pine in den Reboot-Filmen, dem der Spagat zwischen Imitation und Neuinterpretation meines Erachtens wirklich hervorragend gelang; umso bedauernswerter, dass die Filme davon abgesehen leider ziemlich mäßig bis scheiße waren). Davon abgesehen hat mir diese Folge jedoch, als Prequel zur klassischen "Star Trek"-Serie, außerordentlich gut gefallen, und zeigt man uns hier auf wunderbare Art und Weise, wie der "Grünschnabel" von der U.S.S. Farragut gleich zwei wichtige Lektionen lernt, und so bei seinem Reifungsprozess zum Kommandanten der Enterprise auch zwei große Schritte nach vorne macht. Von seiner Beziehung zu den Offizieren des Schiffes – und dabei ganz besonders seiner Freundschaft zu Spock – ganz zu schweigen.