Kurzinhalt:
Die Welt wird von einer Reihe an Terroranschlägen erschüttert. Die fortlaufenden Nummern, die am Tatort jeweils gefunden werden, machen deutlich, dass ein und dieselbe Gruppe für die Taten verantwortlich ist. Doch noch hat sich niemand dazu bekannt. James Bond fliegt nach Griechenland, wo sich der jüngste Anschlag ereignet hat. Dort trifft er auf Niki Mirakos vom griechischen Geheimdienst. Wieder zurück in London, besucht er zusammen mit seiner neuen Chefin eine Gala zu ihren ihres Vorgängers, Sir Miles Messervy. M ist dabei in Begleitung ihres aktuellen Partners. Doch noch am gleichen Abend wird dieser ermordet. Die Spur der Täter führt in die USA, genauer gesagt nach Texas, was Bond ein Wiedersehen mit seinen alten Kollegen und Freund Felix Leiter ermöglicht. Mit seiner Hilfe wird er auf eine Samenbank aufmerksam, die irgendwie in Verbindung mit einer örtlichen Verbrecherbande zu stehen scheint. Bei seinen Ermittlungen entdeckt 007 dann schließlich eine Verbindung zwischen dem Mord von M's Freund, den aktuellen Terroranschlägen, sowie einer Reihe von beunruhigenden Krankheitsausbrüchen in den großen Metropolen der Welt. Hinter all dem steckt eine neue, ruchlose Verbrecherorganisation, die sich den Lehren von Pythagoras verschrieben hat, und die Welt mit kalter Berechnung für immer verändern will…
Review:
So wie schon "Countdown!" zuvor beginnt auch "Tod auf Zypern" (im Übrigen war "The Facts of Death" – so der Originaltitel – der letzte 007-Roman von Raymond Benson, der bislang auf Deutsch erschienen ist) ziemlich vielversprechend. Der Anfang rund um den Ausbruch einer tödlichen Krankheit weckt in der Post-Corona-Zeit bedrückende Erinnerungen an eben diese Pandemie. Mit den vier Anschlägen hintereinander, alle mit einer aufsteigenden Ziffer gekennzeichnet, sorgt Benson zudem von Beginn an für eine packende Ausgangssituation. Am besten gefielen mir dann die darauffolgenden Kapitel in London. Sowohl die Begegnungen mit M als auch Q sind dem Autor wirklich wunderbar gelungen. Nicht minder angetan hatte es mir der nachfolgende Besuch beim alten M, Sir Miles Messervy. Und mit der Ermordung des Freundes/Partners/Geliebten (ich finde ja nun schon länger, dass wir einen deutschen Begriff für boyfriend/girlfriend bräuchten, weil einfach nur "Freund" bei uns ja sowohl romantisch als auch platonisch besetzt ist) erreicht "Tod auf Zypern" früh einen emotionalen Höhepunkt – wobei mir vor allem gefiel, wie sich Bond und seine neue Chefin dadurch auch auf persönlicher Ebene etwas näher kommen. Recht nett fand ich auch noch den darauffolgenden Abschnitt in Texas; nicht zuletzt natürlich wegen des Wiedersehens mit Felix Leiter (und dessen Freundin), das uns Benson hier beschert.
Nach diesen gelungenen ersten Kapiteln baute "Tod auf Zypern" in meinen Augen aber leider zunehmend ab. Dies lag nicht zuletzt an der Terrororganisation, die sich Benson für den Roman ausgedacht hat. Denn alles rund um die Decada, insbesondere natürlich die Nummerierung der Mitglieder der Organisation, erinnerte dann doch etwas zu sehr an SPECTRE. Zugegeben, bei einer Gruppe die von einem Mathematiker angeführt wird, der Pythagoras verehrt, hätte wohl nichts anderes Sinn ergeben, dennoch waren mir die Parallelen etwas zu groß. Generell begann sich die Story meinem Empfinden nach mit zunehmender Seitenzahl doch ein bisschen zu ziehen. Die Action ist recht spärlich gesät, und weder übermäßig packend noch spektakulär und/oder einfallsreich. Die Bond-typische Romanze mit Niki hinterließ bei mir leider auch nicht wirklich Eindruck. Vor allem aber war ich vom Haupt-Bösewicht Konstantine Romanos doch ziemlich enttäuscht. Nicht falsch verstehen: Ich kann mir schon vorstellen, dass es nicht leicht ist, nach mehr als dreißig (literarischen) Bond-Abenteuern noch mit irgendetwas Neuem oder zumindest auffälligem daherzukommen. Aber den würde ich definitiv ins unterste Drittel der Bond-Widersacher reihen. Last but not least hat mir bei "Tod auf Zypern" größtenteils jenes Fleming-Flair gefehlt, den Benson beim Vorgänger durchaus noch einzubringen verstand. Immerhin, der Showdown ist dann wieder recht cool, zumal 007 dort mal nicht mit seinen Fäusten, sondern mit Grips gewinnt. Zudem gefiel mir die Idee, dass sich Romanos' Nummer Zwei gegen ihn wendet. Für mehr als Mittelmaß reicht es aber nicht; was schade ist, da sich die ersten paar Kapitel eigentlich Besseres verdient gehabt hätten.
Fazit:
"Tod auf Zypern" war insgesamt ok; es ist aber halt immer ein bisschen schade, wenn ein Roman (zumindest in den Augen des jeweiligen Betrachters) stärker beginnt, als er aufhört. So auch hier. In den ersten paar Kapiteln gelang es Raymond Benson sehr gut, mich abzuholen und mein Interesse für die Story zu wecken. Höhepunkt waren dabei für mich die gemeinsamen Szenen von M und Bond nach dem Tod ihres Freundes. Aber auch der Moment mit Q, oder das Wiedersehen mit Felix Leiter waren klasse. Nachdem 007 Texas/die USA verlassen hat, nahm mein Interesse aber leider ab. Die Action war wenig berauschend (und auch wieder recht spärlich gesät), die Decada im Aufbau SPECTRE etwas gar zu ähnlich, vor allem aber fand ich Konstantine Romanos als Widersacher – vorsichtig ausgedrückt – wenig imposant und/oder erinnerungswürdig. Zum Ende hin gibt es dann zwar noch ein paar nette Momente/Entwicklungen, trotzdem sehe ich "Tod auf Zypern" insgesamt etwas schwächer als Raymond Bensons (eigenständigen) 007-Erstling "Countdown!".