Originaltitel: The Murder at the Vicarage Episodennummer: 1x11-1x12 Bewertung: Erstausstrahlung UK: 25. Dezember 1986 (Teil 1) Erstausstrahlung D: 20. April 1988 (Teil 1) Drehbuch: T.R. Bowen Regie: Julian Amyes Besetzung:
Joan Hickson als Miss Marple,
Paul Eddington als Reverend Leonard Clement,
Cheryl Campbell als Griselda Clement,
Robert Lang als Colonel Lucius Protheroe,
Polly Adams als Ann Protheroe,
Tara MacGowran als Lettice Protheroe,
James Hazeldine als Lawrence Redding,
Christopher Good als Christopher Hawes,
Norma West als Mrs. Lestrange,
Michael Browning als Dr. Haydock,
David Horovitch als Det. Inspector Slack,
Ian Brimble als Det. Sergeant Lake,
Jack Galloway als Bill Archer,
Rachel Weaver als Mary Wright,
Rosalie Crutchley als Mrs. Price-Ridley,
Barbara Hicks als Miss Hartnell,
Kathleen Bidmead als Miss Wetherby,
Deddie Davies als Mrs. Salisbury,
Tony Brandon als Fred Abbot,
Kenneth Keeling als Ned Abbot u.a.
Kurzinhalt:
Colonel Lucius Protheroe ist in der Kleinstadt St. Mary Mead, die auch der Heimatort von Miss Jane Marple ist, nicht gerade beliebt. Trotzdem ist der Schock bei Reverend Leonard Clement groß, als er eines Abends in das Pfarrhaus zurückkehrt, und ihn in der Bibliothek ermordet vorfindet. Kurz darauf legen sowohl die Frau des Colonels, Anne Protheroe, sowie der junge Künstler Lawrence Redding – mit dem sie ein Verhältnis hatte – ein Geständnis ab. Just Miss Marple liefert den beiden dann jedoch mit ihrer Zeugenaussage ein Alibi, wodurch Inspektor Slack und Sergeant Lake mit ihren Ermittlungen wieder bei Null anfangen müssen. Doch auch Jane Marple, deren Interesse geweckt wurde, ist nicht untätig. An Verdächtigen mangelt es nicht – doch wer von ihnen hatte sowohl ein ausreichendes Motiv als auch die Gelegenheit dazu, den Mord zu verüben?!
Review (kann Spoiler enthalten):
"Mord im Pfarrhaus" war der erste Roman, der von Agatha Christie (nachdem zuvor bereits ein paar Kurzgeschichten erschienen waren) für Miss Jane Marple geschrieben wurde. Für deren Romandebüt hat sich die Autorin offensichtlich einen ganz besonders ausgeklügelten Fall ausgedacht. Dementsprechend war auch die Auflösung für mich eine der wesentlichen Stärken der Verfilmung. Normalerweise bemühe ich mich ja, die Täter in meinen Reviews nicht zu spoilern, in diesem Fall kann ich aber leider nicht anders: Dass sich am Ende just Lawrence Redding und Anne Protheroe als Mörder herausstellen, die zuvor falsche Geständnisse abgelegt haben, im Wissen, dass Miss Marple diese mit ihrer Zeugenaussage widerlegen würde – und vermeintlich aus dem Grund, den jeweils anderen davor zu bewahren, ins Gefängnis zu landen (und so letztendlich den Verdacht von ihnen beiden abzulenken), war schon verdammt clever. Generell, der ganze Plan, den sie da ausgearbeitet haben, um für ihr Alibi zu sorgen. Das hatte für mich fast schon einen "Columbo"-Touch, wo wir ja von Beginn an wissen, wer den Mord verübt hat, sie sich aber zumeist immer einen derart cleveren Plan ausdenken, dass man sich unweigerlich fragt, wie sie der Inspektor drankriegen will.
Positiv fand ich darüber hinaus die Rückkehr des Polizei-Ermittlerteams Inspektor Slack und Sergeant Lake aus "Die Tote in der Bibliothek". Vor allem David Horovitch als ersterer durfte sich dabei von Jane Marple teilweise wieder herrlich genervt zeigen, nur um am Ende neuerlich ihren detektivischen Spürsinn anerkennen zu müssen. Die Falle, die man dem mörderischen Paar am Ende stellt, um sie zu überführen, gefiel mir auch. Und Joan Hicksons gefällige Darstellung als Miss Marple kam hier ebenfalls wieder sehr schön zur Geltung. Zumal sie diesmal, da sich der Mord in ihrer Heimatstadt zuträgt, und sie noch dazu eine wichtige Zeugin ist, praktisch von Beginn an im Fall involviert ist. Bedauerlicherweise wollte mich die Frage, wer den Colonel hier denn nun letztendlich umgebracht hat, nie so richtig zu packen. Da und dort habe ich zwar mitgeraten (und lag jeweils völlig falsch), aber irgendwie schien mir "Mord im Pfarrhaus" die eigentlichen Ermittlungen immer wieder – und das teils minutenlang – aus den Augen zu verlieren. Ich weiß jetzt auch nicht, wie lang oder eben kurz die Vorlage ist, aber man schien sich hier teilweise durchaus schwer zu tun, die "nur" 100 Minuten (im Vergleich zu "Die Tote in der Bibliothek" und "Ein Mord wird angekündigt"; letzteren empfand ich, obwohl 1/3 länger, als kurzweiliger) zu füllen. Auffällig fand ich dabei, dass ich diesen Eindruck bei der letzten Folge "Das Geheimnis der Goldmine" auch schon hatte (und sogar noch stärker), und beide von T.R. Bowen adaptiert wurden. Dessen "Sherlock Holmes"-Drehbücher hatten mir aber eigentlich überwiegend (nämlich abgesehen von "Der begehrte Junggeselle") zugesagt. Hm. Wie auch immer: "Mord im Pfarrhaus" verstand es leider nie so recht, mich zu packen, und eben auch nicht durchgehend, mich gut zu unterhalten. Die coole Auflösung am Ende hebt sie dann aber doch noch über den Durchschnitt.
Fazit:
"Mord im Pfarrhaus" war ja eigentlich der erste Roman, den Agatha Christie für Miss Marple geschrieben hat, wurde hier nun allerdings – vermeintlich, weil es chronologisch so passt – als fünfter Fall umgesetzt. Dieser punktete bei mir vor allem mit der Auflösung, die mir von den bisherigen "Miss Marple"-Fällen definitiv am besten gefallen konnte. Das war wirklich sehr clever aufgebaut. Auch die Rückkehr von Inspector Slack und Sergeant Lake fand ich cool. Und Joan Hickson bekam hier, da Miss Marple von Beginn an in den Fall eingebunden ist, erfreulich viel Screentime – was nicht heißt, dass es nich tauch hier wieder längere Abschnitte gibt, in denen von ihr wenig bis gar nichts zu sehen ist. Generell fand ich leider, dass sich "Mord im Pfarrhaus" – obwohl hier eh "nur" zwei Episoden gefüllt werden mussten – teilweise etwas schleppend fortbewegte. Ohne Kenntnis der Vorlage lässt es sich zwar schwer einschätzen, dennoch habe ich den Eindruck, dass sich die Story besser hätte umsetzen lassen, als dies hier der Fall war.