Kurzinhalt:
Nach dem Ende des Krieges gegen das Imperium ist Lando Calrissian wieder nach Bespin zurückgekehrt. Nun wird in der Wolkenstadt durch seinen eigenen Droiden ein Attentat auf ihn verübt. Dieser schien außer Kontrolle zu sein, seine Augen glühten rot, und er rief ständig nur "Töten!". Lando kommt all dies sehr bekannt vor. Er vermutet einen Zusammenhang mit zwei Ereignissen aus der Vergangenheit von ihm und Han. Einerseits versuchte Lando zusammen mit seiner damaligen Androidin L3-37 eine neue entwickelte Waffe namens Phylanx an sich zu bringen, scheiterte damals jedoch. Acht Jahre später kreuzten Han Solo und seine "Ehefrau" Sana Starros den Weg des verrückten Wissenschaftlers Fyzen Gor. Eben dieser Fyzen Gor hat nun die Kontrolle über die Phylanx gewonnen, und will diese nutzen, um sämtliche Droiden in der weit, weit entfernten Galaxis in Killerroboter umzuprogrammieren. Mit vereinten Kräften wollen Lando und Han ihn aufhalten…
Review:
Nun da ich die beiden Trilogien rund um das Alphabet-Geschwader und das Nachspiel des Krieges zwischen Imperium und Rebellen gelesen habe, stehen "nur" mehr Einzelromane und Comics an, welche die Lücke zwischen der Original- und der Sequel-Trilogie füllen sollen. Auch hier werde ich möglichst chronologisch vorgehen (zumindest, bis ich "Das Erwachen der Macht" erreicht habe; daraufhin werde ich die diversen Adaptionen der Filme vorziehen, und erst im Anschluss die in dieser Ära angesiedelten Romane und Comics vorknöpfen). Dementsprechend macht den Anfang nun "Letzte Chance", ein Buch von Daniel José Older, das zwar zwei Jahre nach der Schlacht von Jakku angesiedelt ist, jedoch in den USA parallel zu "Solo: A Star Wars Story" erschienen ist, und sich quasi als Begleitwerk zum Film versteht. Nun kam "Solo", wie ihr euch vielleicht noch erinnern könnt, bei mir überhaupt nicht gut weg. Ich halte ihn auch sieben Jahre später immer noch für den bislang schwächsten "Star Wars"-Film. Nun glaube ich nicht, dass dies "Letzte Chance" groß geschadet hat (immerhin liegt der Schwerpunkt des Romans auf Ereignissen, die sich siebzehn Jahre nach dem Film abgespielt haben), es hat aber auch insofern sicherlich nicht geholfen, als jener Teil, der noch über die größte Verbindung zum Film verfügt (nämlich die gemeinsame Mission von Lando und L3-37, die als loses Prequel zu "Solo" fungiert), bei mir daraus keinen zusätzlichen Reiz ziehen konnte. Dennoch, die Probleme von "Letzte Chance" lagen in meinen Augen woanders. Mein größter Kritikpunkt sind die vier unterschiedlichen Zeitebenen, die sich hier ständig abwechseln. So wird uns einerseits die Vorgeschichte von Fyzen Gor erzählt. Dann haben wir die beiden in der Inhaltsangabe erwähnten, ebenfalls in der Vergangenheit angesiedelten Handlungsstränge rund um Lando (und L3-37) sowie Han (und Sana Starros), und dann schließlich noch die Story in der Gegenwart, welche die Geschichte rund um die Phylanx, Fyzen Gor, und die von ihm ausgehende Bedrohung für die Galaxis abschließt.
Wenn ihr – insbesondere in den letzten 1-2 Jahren – meine Rezensionen regelmäßig liest, dann wisst ihr, dass ich mittlerweile eine einfach chronologisch erzählte Geschichte vorziehe. Dieses ständige hin- und herspringen zwischen den Zeitebenen fand ich unnötig verwirrend (und mühsam); zudem riss mich Older damit wiederholt aus der Story heraus. Ich denke, es hätte geholfen, wenn er die Ereignisse aus den jeweiligen Zeitebenen jeweils an einem Stück erzählt hätte. So hingegen war ich mit der von ihm gewählten Erzählweise nicht gerade glücklich. Die Story war allerdings jetzt auch nicht gerade ein Reißer. Auffällig fand ich auch die Parallelen zur "Dunkle Droiden"-Storyline aus den (zwischen "Das Imperium schlägt zurück" und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" angesiedelten) Comics. Klar, das ist ihm nicht vorzuwerfen, immerhin war sein Roman ja vorher da. Kurios fand ich auch, dass ihm an einer Stelle genau der gleiche Fehler passiert wie Wendig bei "Das Ende des Imperiums": Er schreibt "Han", meint aber ganz offensichtlich "Lando". Aus meiner Sicht hat er es da und dort auch mit dem Gezanke der beiden etwas übertrieben. Die Bedrohung war mir auch fast ein bisschen zu groß; der Spannung war die Tatsache, dass hier wieder mal gleich das Schicksal der gesamten Galaxis auf dem Spiel steht, jedenfalls nicht wirklich zuträglich. Dafür profitiert Daniel José Older zweifellos davon, in meinem Fall direkt auf Chuck Wendigs dritten Roman zu folgen. Sein solider Schreibstil gleicht im Vergleich zu Wendig einer Offenbarung. Er trifft aus meiner Sicht auch die Figuren deutlich besser. Lando klingt (und denkt) wie Lando, und Han klingt (und denkt) wie Han. Das konnte ich bei Wendigs "Nachspiel"-Trilogie ja nicht behaupten. Am besten fand ich an "Letzte Chance" aber alles rund um Hans Selbstzweifel im Hinblick auf seine neue Rolle als Vater. Damit bereicherte Older die Figur des "Schurken" um eine interessante neue Facette. Ob das als Grund ausreicht, um sich den Roman zur Brust zu nehmen, muss jede/r für sich selbst entscheiden.
Fazit:
Gemeinsame Abenteuer von Han und Lando waren ja auch im alten Legends-Kanon eher rar, weshalb ich auf "Letzte Chance" durchaus schon gespannt war. Das Ergebnis fand ich jedoch leider insgesamt doch eher dürftig. Vor allem die abwechselnden Zeitebenen fand ich doch eher mühsam. Generell hätte zumindest ich keinen Prequel-Teil zum meines Erachtens bislang schlechtesten "Star Wars"-Film "Solo" gebraucht. Die Story war jetzt nicht unbedingt ein Highlight. Und aufgrund der zu großen Bedrohung, die ein Scheitern von vornherein ausschloss, hielt sich auch die Spannung in sehr argen Grenzen. Dafür fand ich Han und Londo hier größtenteils gut getroffen (nur mit ihren Reibereien übertrieb es Older in meinen Augen vereinzelt). Vor allem aber gefiel mir der Aspekt rund um Hans Hadern mit der Vaterrolle. Mir persönlich war dies aus Ausbeute allerdings doch etwas zu wenig.