Kurzinhalt:
Yrica Quell ist wieder zum Schattengeschwader zurückgekehrt. Jedoch nicht, um ihnen zu helfen, sondern vielmehr als Spionin für die Neue Republik zu fungieren, und für den Untergang der 204. Tie-Jäger-Einheit zu sorgen. Um dieses Ziel zu erreichen, schickt sie wiederholt Signale an die Neue Republik, damit General Syndulla mit ihrem eroberten Sternenzerstörer, auf dem auch die Alphabet-Staffel stationiert ist, die Verfolgung aufnehmen kann. Dabei geht es nicht zuletzt auch darum, Leben zu retten: Denn Admiral Keize hat den Auftrag erhalten, an allen Planeten mit imperialer Präsenz, welche das Imperium verraten haben, bittere Rache zu üben. Die Helden der Neuen Republik wollen diese zweite Operation Asche mit allen Mitteln aufhalten. Soran Keize verfolgt indes bei der Aktion ein eigenes, verborgenes Ziel: Er möchte seinen Piloten eine Zukunft nach dem unvermeidlichen Untergang des Imperiums ermöglichen. Dafür gilt es, jene Datenbank des Imperiums zu zerstören, in der alle Offiziere und ihre jeweiligen Verbrechen und Gräueltaten gespeichert sind. Als sich die Überreste des Imperiums im Orbit des Planeten Jakku versammelt, bietet sich allen – Keize, Quell, Syndulla, sowie den Piloten der Alphabet-Staffel – die Gelegenheit, ihr jeweiliges Ziel zu erreichen. Doch zu welchem Preis?!
Review:
Zuerst einmal: Der Preis des Siegers? Ich glaub, da ist beim deutschen Titel etwas schiefgegangen? Zuerst dachte ich an einen Druckfehler auf dem Cover (was peinlich genug gewesen wäre; andererseits, ich sag nur "Angrief der Klonkrieger"), aber sowohl im Buch als auch der Verlagsseite wird der Titel tatsächlich genau so angegeben. Der englische Originaltitel spricht allerdings nicht von einem Sieger, sondern einem Sieg ("Victory's Price"), und auf eben diesen Preis des Sieges (ohne "r") wird auch im Roman selbst verwiesen. Schon komisch irgendwie; letztendlich aber natürlich nur eine Randnotiz. Weitaus wichtiger ist natürlich die Frage, wie Alexander Freed das Finale der "Alphabet-Geschwader"-Trilogie in meinen Augen denn gelungen ist. Das Positive: Er konnte aus meiner Sicht nicht nur "Schattenfall", sondern auch den ersten Teil der Reihe hinter sich lassen. Das Negative: Für mehr als eine durchschnittliche Wertung reicht es insgesamt trotzdem nicht (aber he, immerhin). Für mich ergaben sich dabei die folgenden Hauptprobleme: Zuerst einmal war auch dieser Roman, wie bereits seine ersten beiden, viel zu lange und zu ausgedehnt. Er scheint hier unbedingt epische Erzählungen vorlegen zu wollen, aber die Story gibt das (zumindest für mich) einfach nicht her. Als Ergebnis zieht sich der Roman stellenweise wieder ordentlich, wenn auch immerhin nie so sehr wie in der zweiten Hälfte von "Schattenfall". Trotzdem wäre das deutlich kürzer und effizienter gegangen, wobei für mich vor allem die Mission rund um den Abgesandten des Imperators für mich als narrativ ziemlich überflüssig hervorsticht. Was den Abschluss mit den ersten beiden Teilen eint: Ich vermisste auch hier wieder die Helden der Original-Trilogie. Der Auftritt von Syndulla ist zwar grundsätzlich nett, aber halt kein Ersatz für Luke, Leia und Han. Wie ich nicht müde werde zu betonen: Gerade auch, nachdem man mit der "Legendarisierung" des "Expanded Universe" die zuvor gegebenen Antworten auf die Frage, was die drei nach der Schlacht von Endor erlebt haben, ausradiert hat, wäre es umso wichtiger gewesen, wenn sich die Romane im neuen Kanon eben damit (nochmal) auseinandergesetzt hätten.
Mein letzter großer Kritikpunkt liegt dann darin, dass der Roman zwar – im Original – "Der Preis des Sieges" (ohne "r") heißt, ein eben solcher hier aber nicht wirklich zu bezahlen ist. Wobei es mir letztendlich sogar weniger darum geht, dass hier niemand draufgeht – weil das könnte man in Wahrheit an "Die Rückkehr der Jedi-Ritter" ja auch beklagen (wobei ich die Entscheidung von Lucas verstehen kann und auch insofern begrüße, als der Triumph am Ende der Trilogie halt ein ungetrübter sein sollte; zudem hätten weitere tragische Momente nur vom emotionalen Kern der Handlung – Luke und Anakin – abgelenkt). Aber wenn Freed gleich mehrmals einen vermeintlichen tragischen Tod von einem der Helden in Aussicht stellt, und die anderen Personen um ihn herum fest davon überzeugt sind, er/sie wäre tatsächlich gestorben, und dann kommt ein paar Seiten weiter ein "Doch nicht!", weil sie die ausweglosesten Situationen doch irgendwie überlebt haben, dann ist das der Dramaturgie nicht gerade zuträglich. Trotz dieser Kritikpunkte war "Der Preis des Siegers" für mich wie gesagt noch der beste Teil der Trilogie; zwar nicht unbedingt gut, aber zumindest durchschnittlich. Positiv stach dabei für mich nicht zuletzt hervor, dass die Story rund um Chass nicht so ausgegangen ist, wie ich das am Ende des vorhergehenden Buches befürchtet hatte (und Freed somit seine Kritik am Kult beibehält). Auch die Geschichte – wenn sie auch wieder zu ausschweifend erzählt wird – gefiel mir von allen drei Romanen am besten. Einige Figuren kamen zudem am Ende dieses Buchs für mich endlich so langsam zur Geltung; wobei mein Favorit definitiv Soran Keize war, weil ich ihn als angenehm vielschichtigen Antagonisten empfand. Wie er die von ihm begangenen Gräueltaten damit rechtfertigt, war schon interessant (wie heißt es so schön: Ein Bösewicht sieht nie einen Bösewicht im Spiegel). Insofern fand ich vor allem auch den Showdown zwischen ihm und Quell – und da meine ich jetzt weniger den Kampf, als ihre Diskussion darüber, was mit den Daten geschehen soll – ziemlich spannend. Last but not least fand ich auch den Epilog, mit den Einblick, wo die Figuren fünf Jahre später stehen, recht interessant.
Fazit:
"Der Preis des Siegers" konnte mir von den drei Romanen zum Alphabet-Geschwader zwar am besten gefallen – für mehr als eine durchschnittliche Wertung reicht es aber nicht. So hat Alexander Freed in meinen Augen die Geduld der Leser auch hier über Gebühr strapaziert, und wälzt eine Story, die das inhaltlich nicht wirklich hergibt, auf viel zu viele Seiten aus. Darüber hinaus mangelte es auch wieder an wirklich packenden oder gar bewegenden Momenten. Letzteres liegt nicht zuletzt auch daran, dass hier letztendlich von den Rebellen kein nennenswerter Preis für den Sieg über das Imperium zu zahlen ist. Und auch an meiner Kritik am Zugang sowohl zu dieser als auch der "Nachspiel"-Trilogie – nämlich sich auf bislang unbekannte Charaktere zu konzentrieren, statt die Geschichte der Helden aus der Original-Trilogie weiterzuerzählen – hat sich nichts geändert. Dafür fand ich "Der Preis des Siegers" von den drei Romanen insgesamt noch am unterhaltsamsten. Ich fand hier auch zum ersten Mal so halbwegs einen Zugang zu den Figuren, wobei ich vor allem Admiral Keize als Antagonist recht interessant fand. Und die Raumkämpfe waren auch wieder ziemlich gut beschrieben. Davon, mich mit dem neuen Post-ROTJ-Kanon zu versöhnen (geschweige denn, mich zu ihm zu bekehren), war jedoch auch "Der Preis des Siegers" wieder weit entfernt.