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James Bond 007 - Countdown! Drucken E-Mail
Einsatz von 007 in Hongkong Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 23 Juni 2025
 
Titel: "Countdown!"
Originaltitel: "Zero Minus Ten"
Bewertung:
Autor: Raymond Benson
Übersetzung: Bea Reiter
Umfang: 259 Seiten (E)
Verlag: Heyne (D), Hodder & Stoughton (E)
Veröffentlicht: 01. Januar 1998 (D), 03. April 1997 (E)
ISBN: 978-3-453-14717-1 (D), 978-0-340-68448-8
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Wir schreiben das Jahr 1997. In Kürze wird die Souveränität über Hongkong von Großbritannien an die Volksrepublik China übergehen. Im Vorfeld kommt es dort vermehrt zu terroristischen Anschlägen, die sich allesamt um die britische Firma EurAsia zu drehen scheinen. So starb erst kürzlich fast der gesamte Vorstand durch eine Bombe auf einem Schiff; nur der Geschäftsführer Guy Thackeray konnte kurz davor lebend entkommen. Der britische Geheimdienst weiß ihn nicht so recht einzuschätzen. Hatte er einfach nur Glück, und ist sein Leben nach wie vor in Gefahr, oder ist der Unternehmer irgendwie selbst in die Sache involviert? James Bond wird nach Hongkong geschickt, wo er sich als Reporter ausgibt, der die Übergabe am 01. Juli 1997 dokumentieren soll. Um Thackeray kennenzulernen, nimmt er in Begleitung des MI6-Kontaktmanns vor Ort, T.Y. Woo, an einem hochdotierten Mahjong-Spiel in einem Casino in Macau teil. Thackeray macht auf ihn sofort einen verschlagenen – und unsympathischen – Eindruck. Kurz darauf gelingt es 007 mit Hilfe der Striptease-Tänzerin Sunni Pei, mit Li Xu Nan, dem Boss der Drachenschwingen-Triade, in Kontakt zu treten. Zu ihrer beider Überraschung decken sich ihre Ziele zumindest teilweise, weshalb sich Bond schließlich bereit erklärt, nach China zu reisen, um General Wong ein uraltes Dokument, welches den Besitz von EurAsia regelt, zu entwenden…

Review: Im letzten Jahr habe ich mir ja Raymond Bensons Romanadaptionen der Drehbücher zu den letzten drei Pierce Brosnan-Filmen ("Der Morgen stirbt nie", "Die Welt ist nicht genug", sowie "Stirb an einem anderen Tag") vorgeknöpft. Nun sind auch seine sechs Bond-Abenteuer, die nicht auf bereits bestehendes Material basierten, an der Reihe. Den Anfang macht "Zero Minus Ten", der im Heyne-Verlag Ende der 90er unter dem Titel "Countdown!" aufgelegt wurde, mittlerweile aber vergriffen ist (leider hat der Cross Cult-Verlag seine Reihe an Neuauflagen – inkl. neuen, werksgetreuen Übersetzungen – der Bond-Romane nach dem Abschluss der von John Gardner geschriebenen Bücher eingestellt) – weshalb ich zur nach wie vor problemlos erhältlichen englischen Originalausgabe gegriffen habe. Tatsächlich wurde "Zero Minus Ten" noch vor der Adaption zu "Tomorrow Never Dies" geschrieben, und stellte somit Bensons 007-Debüt dar. Also, zumindest soweit es das Schreiben von Bond-Abenteuern betrifft. Davor hatte er in den 80ern nämlich bereits mit dem "James Bond Bedside Companion" ein ausführliches Sachbuch rund um den Doppelnull-Agenten vorgelegt, welches sich mit Autor Ian Fleming, sowie sämtlichen bis dahin veröffentlichten Romanen (inklusive jener von Kingsley Amis und John Gardner) und Filmen auseinandersetzte. Insofern war er zumindest mal was die Fachkenntnis betrifft für diese Aufgabe zweifellos gerüstet.

Schriftstellerisch war ich nach seinen drei Filmromanen zumindest ein bisschen skeptisch. Denen mangelte es in meinen Augen nämlich an einem erkennbaren Stil. Insofern hat mich "Zero Minus Ten" vor allem zu Beginn, wo es ihm aus meiner Sicht ziemlich gut gelang, Flemings üblichen Stil einzufangen und zu kopieren, positiv überrascht. Generell hatten es mir die ersten paar Kapitel irgendwie ganz besonders angetan, wie z.B. die Lagebesprechung mit der neuen (weiblichen) M. Vor allem auch dort merkte man Benson die Recherche an, die in den Roman geflossen ist, nicht zuletzt was die Vorgeschichte rund um Hongkong, China und England betrifft (an dieser Stelle sei daran erinnert, dass sich das Internet zum Zeitpunkt wo der Roman veröffentlicht wurde noch in den Kinderschuhen steckte, und eine ebensolche Recherche dementsprechend aufwändiger war, als heutzutage, wo sie nur eine Google-Suche entfernt ist). Ich fand diesen Einblick in die historischen Hintergründe rund um die Rückgabe von Hongkong an China jedenfalls ziemlich spannend. Nach der Ankunft von 007 in Hongkong gelang es "Zero Minus Ten" in meinen Augen dann aber leider nur mehr punktuell, dieses Niveau zu halten. Positiv fand ich nicht zuletzt, dass Benson hier den Schwerpunkt stärker auf Spionage- und Ermittlungsarbeit denn auf Action setzt. Wenn letztere in Erscheinung tritt, weiß sie dann auch durchaus zu überzeugen. Sie ist zwar nicht übertrieben einfalls- aber zumindest recht abwechslungsreich. Auch die Idee, dass sich James Bond hier (wenn auch nicht ganz freiwillig) auf ein Bündnis mit einem Triadenboss einlässt, hatte etwas. Vor allem aber hatte es mir Bonds Charakterisierung angetan, die für mich tendenziell auch näher an Fleming denn Gardner lag.

Es gibt allerdings auch Schwachpunkte. Hier sind nicht zuletzt die Nebenfiguren zu nennen. Mit Ausnahme des gerade erwähnten Li Xu Nan (deren gemeinsamen Szenen mit 007 es mir durchaus angetan hatten – insbesondere, wenn er die Parallelen zwischen ihnen beiden betont) haben die bei mir nämlich leider allesamt keinen Eindruck hinterlassen. Dies gilt insbesondere für Bonds Kontaktmann vor Ort, T.Y. Woo. Aber auch Sunni Pei ergeht es kaum besser; zumal mich auch ihre Romanze mit 007 nicht überzeugt hat. Die Liebesgeschichte wirkte auf mich sehr aufgesetzt, wie ein notwendiges Übel, weil dieses Element halt natürlich zu einem Bond-Roman gehört. Wirklich überzeugend beschrieben fand ich die Entwicklung der Gefühle zwischen ihnen aber nicht. Guy Thackeray wieder ist ein recht klischeehafter Bösewicht, dem es an hervorstechenden Charaktereigenschaften mangelt. Und General Wong ist letztendlich zu kurz dabei (und zu unwichtig), um auch nur die Gelegenheit zu haben, Eindruck zu hinterlassen. Außer auf Bonds Hintern; womit wir gleich beim nächsten Kritikpunkt wären: Weil die Spanking-Einlage fand ich eher unfreiwillig komisch als sonst etwas. Da hätte sich Benson nun wirklich etwas Besseres ausdenken können. Auch Bonds Wanderung durchs australische Outback hat mich nur bedingt überzeugt. Die größte Schwäche von "Zero Minus Ten" liegt aber im "Twist" rund um Thackeray – einfach, weil dieser keiner ist. Man glaubt keine Sekunde lang, dass er bei der Autobombe ums Leben gekommen ist. Wobei mein Problem damit sogar weniger ist, dass man das als Leser:in kommen sieht, als vielmehr, dass es 007 nicht kommen sah. Einen sonderlich intelligenten Eindruck macht der vermeintliche Superspion hier jedenfalls nicht.

Fazit: Mit "Zero Minus Ten" – bzw. auf Deutsch "Countdown!" – legte Raymond Benson vor knapp dreißig Jahren einen soliden Auftakt seiner Ära als James Bond-Autor vor. Im Gegensatz zu den von mir zuvor gelesenen Adaptionen der Film-Drehbücher meinte ich hier, doch einen gewissen Stil zu erkennen; aus meiner Sicht gelang es Benson jedenfalls besser als zuvor Gardner, Flemings ganz eigenen Flair einzufangen. Vor allem die ersten paar Kapitel haben mich noch sehr gut unterhalten. Leider hat der Roman für mich nach 007's Ankunft in Hongkong tendenziell doch eher abgebaut. Die größten Kritikpunkte waren für mich der schmerzlich vorhersehbare Twist rund um Thackeray (und mehr noch, dass selbst Bond von seiner Rückkehr völlig überrumpelt wurde), die Spanking-Session mit General Wong, sowie die überwiegend unauffälligen Nebencharaktere. Vor allem T.Y. Woo und Sunni Pei wollten bei mir leider keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Insgesamt überwiegend aber die positiven Aspekte, weshalb im Hinblick auf "Zero Minus Ten" für Bond-Fans eine Empfehlung ausgesprochen werden kann.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2023 Ian Fleming Publications)





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