Kurzinhalt:
In naher Zukunft wächst Ranjit Subramanian in Sri Lanka heran. Seit seiner Kindheit ist er von der Mathematik fasziniert. Nach einer traumatischen Erfahrung während seiner Zeit als Student hat er auf einmal eine Eingebung: Er findet den Beweis für Fermats letztes Theorem – etwas, dass bislang keinem Mathematiker gelingen wollte. Daraufhin erlangt er weltweite Bekanntheit. Dies wiederum ruft seinen alten Jugendfreund Gamini auf den Plan, der ihn gerne für eine neue, streng geheime Organisation rekrutieren würde. Ranjit fühlt sich jedoch mit der Macht, über die Pax per Fidem – Frieden durch Transparenz – verfügen wird, nicht wohl; selbst, wenn man gedenkt, diese nur zum Wohle der Welt einsetzen zu wollen. Als die Organisation dann schließlich das erste Mal eine neuartige Waffe, stiller Donner genannt, einsetzt, fühlen sich Ranjit und seine Frau Myra – die in seine Entscheidung natürlich auch eingebunden war, bestätigt. Jahre später sehen die beiden dann schließlich ihrer Tochter Natasha dabei zu, wie sie an einem Wettbewerb auf dem Mond teilnimmt. Zu diesem Zeitpunkt ahnt niemand auf der Erde, dass eine uralte Macht im Weltall nach dem Zünden der ersten Atombomben zum Wohle der gesamten Galaxis unseren Untergang beschlossen hat, und dieser auch bereits in die Wege geleitet wurde…
Review:
"Das letzte Theorem" war der letzte Roman, an dem Arthur C. Clarke mitgewirkt hat. Zu bemerken war dies für mich allerdings auch hier leider wieder einmal nicht wirklich. Wenn ich es nicht besser wüsste – oder genauer gesagt, den Informationen auf Wikipedia zur Entstehungsgeschichte des Romans vertrauen würde – wäre ich bei "Das letzte Theorem" sogar noch mehr als bei den vorhergehenden Kooperationen mit Stephen Baxter (oder auch den weiteren "Rama"-Büchern nach dem Original) davon überzeugt, dass Arthur C. Clarke hier maximal einzelne Ideen beisteuerte, in erster Linie aber seinen prominenten Namen hergab, mit dem fertigen Werk aber so gut wie gar nichts mehr zu tun hat. Nur sehr wenige Stellen – in erster Linie die von Ranjit besuchten Astronomievorlesungen – vermittelten mir kurz den Eindruck, hier wirklich ein Werk des Science Fiction-Großmeisters zu lesen. Zwar mögen einzelne anderen Aspekte des Romans – wie das Setting in Sri Lanka (seiner Wahlheimat), alles rund um die Grand Galactics, die offenkundige Kritik an den (vor allem während des Kalten Kriegs ausufernden) Atomwaffentests (die ja auch der Grund dafür sind, dass die Grand Galactics überhaupt auf uns aufmerksam wurden, und uns nun auslöschen wollen) und vielleicht auch noch das mit Pax per Fidem hatten für mich einen gewissen Clarke-Touch. Im Hinblick auf die Prosa bin ich aber sehr skeptisch, dass hier von den ursprünglichen fünfzig Seiten Manuskript nach der Überarbeitung und Fertigstellung des Romans von Frederik Pohl noch viel übrig geblieben ist.
Nun bedeutet die Tatsache, dass "Das letzte Theorem" nur mehr sehr geringfügig von Arthur C. Clarke geschrieben wurde, natürlich nicht zwangsläufig, dass es deshalb schlecht sein muss. Zumal auch Frederik Pohl zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine jahrzehntelange Karriere als (Science Fiction-)Autor zurückblicken konnte. Ich hatte zu ihm und seinem Werk bislang keine Anknüpfungspunkte, aber falls "Das letzte Theorem" exemplarisch für seine Romane sein sollte, so kann und muss ich leider festhalten, dass mir der Stil von Arthur C. Clarke doch deutlich näher war. So bin ich zwar an der Zukunft der Erde/Menschheit, an möglichen technologischen Errungenschaften und dem Weltall sehr interessiert – nicht jedoch an Mathematik. Und eben diese spielt in "Das letzte Theorem" immer wieder eine entscheidende Rolle. Ohne eine Verbindung (oder gar Faszination) zu diesem Thema habe ich mich durch die betreffenden Stellen aber leider förmlich durchgequält. Lange Zeit war für mich zudem unklar, was "Das letzte Theorem" – ok, abseits der kurzen Blicke zu den Grand Galactic – denn eigentlich zu einem Science Fiction-Roman macht. Die knappe erste Hälfte hätte das nämlich genauso gut ein in der damaligen Gegenwart angesiedeltes Coming of Age- und/oder Familiendrama sein können. Ziemlich deplatziert fand ich auch alles zuerst rund um den Piratenangriff, und dann Ranjits längere Gefangenschaft. Dass es fast zwei Jahre gedauert haben soll, ihn aus dieser zu befreien, erschien mir auch unplausibel. Und auch danach war für mich noch eine Weile nicht wirklich erkennbar, was "Das letzte Theorem" denn eigentlich als Science Fiction-Roman klassifiziert. Erst nach dem Zeitsprung fünfzehn Jahre in die Zukunft begannen die betreffenden Elemente dann langsam prominenter zu werden, und mich zugleich auch die Geschichte endlich zumindest ein bisschen mehr anzusprechen. So richtig packen und/oder begeistern wollte mich "Das letzte Theorem" allerdings leider bis zuletzt nicht.
Fazit:
Für mich fühlte sich "Das letzte Theorem" leider viel zu sporadisch wie ein Roman von Arthur C. Clarke an. Das allein wäre ja noch nicht zwingend ein Beinbruch, und grundsätzlich ist es ja löblich, dass der Verlag sein letztes Manuskript, dass er aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr selbst fertigstellen konnte, nicht in einer Schublade verstauben ließ, sondern an einen anderen angesehenen Science Fiction-Autor übergab, damit dieser es fertigstellt. Aber wenn "Das letzte Theorem" exemplarisch für Frederik Pohls Werk ist, dann werde ich mich seinen Romanen glaube ich eher nicht zuwenden. Vor allem durchs erste Drittel musste ich mich leider teilweise geradezu durchquälen. Danach wurde es zwar ein bisschen besser, vor allem, da dann langsam auch die Science Fiction-Elemente etwas prominenter wurden. Doch auch wenn die insgesamt eh noch das beste an "Das letzte Theorem" waren, fand sich dort nichts, dem sich Arthur C. Clarke in seiner jahrzehntelangen Karriere nicht schon früher – und leider auch deutlich besser – auseinandergesetzt hätte. Generell machte mir die Story teilweise einen etwas sprunghaften und irgendwie auch zerfahrenen Eindruck, und wollten die zahlreichen Elemente die hier in einen Topf geworfen wurden nicht wirklich ein stimmiges Ganzes ergeben. Als vermeintliches letztes Werk eines Großmeisters der Science Fiction-Literatur ist "Das letzte Theorem" somit, trotz einzelner interessanter Ansätze, schon eher enttäuschend.