Kurzinhalt:
Taror Parther ist Teil einer Piratenbande, arbeitet in Wahrheit jedoch als Spionin für die Venture Corporation – eine Konkurrenzfirma von Weyland-Yutani. Als sie eines Tages über ein Alien-Ei stolpert, schaltet sie kurzerhand die Crew aus, um sich mit diesem abzusetzen. Sie bringt es zur Testeinrichtung in der Kolonie auf Jericho 3, wo man sogleich damit beginnt, die außerirdische Lebensform zu erforschen. Dem Wissenschaftler Dr. Gagnon wird dabei schon bald klar, dass sie eine Art Wirt benötigen, woraufhin man mit der Suche nach Freiwilligen für ein medizinisches Experiment beginnt. Hassan, der zuvor bereits an einem eben solchen teilgenommen hat, und dabei mit zellularer Nekrose infiziert und daraufhin auch wieder geheilt wurde, nimmt das überaus lukrative Angebot an – nicht ahnend, dass er damit sein eigenes Todesurteil unterschreibt. Als der Xenomorph aus ihm herausschlüpft, zeigt das Alien deutliche Anzeichen, an Zelltod erkrankt zu sein. Irgendwie ist zwischen dem Xenomorphen und der Krankheit eine Symbiose entstanden – welche das Alien noch einmal deutlich gefährlicher macht als die bisher bekannten Exemplare…
Review:
Trotz meiner Enttäuschung mit der vorangegangenen Trilogie, die mehr oder weniger mit den Original-Filmen verbunden war, habe ich beschlossen, meine Besprechung der "Alien"-Romane vorerst fortzusetzen. Und auch wenn ich von "Prototype" ebenfalls nicht übermäßig begeistert war, so stellte er in meinen Augen im Vergleich zu "Jenseits der Sterne" und "Der verlorene Planet" immerhin eine Steigerung dar. Dabei war ich von "Prototype" vor allem auf den ersten Seiten noch ziemlich angetan. Den Auftakt rund um Taror Parther, die für den unbedarften Leser völlig unerwartet den Captain erschießt, und sich daraufhin als Firmenspionin entpuppt, stach definitiv hervor. Ich mochte die Figur generell, weil sie ein herrlich zwielichtiger Charakter war, und damit zu Helden wie Ellen Ripley einen deutlichen Kontrast darstellte. Aber auch nach dem Schauplatzwechsel zur Kolonie auf Jericho 3 konnte mir der Roman noch recht gut gefallen. Dort gibt es dann auch ein Wiedersehen mit Zula Hendricks (aus "Alien: Isolation"), die sich in weiterer Folge als die wahre Protagonistin der Story herausstellen wird. Und dann ist da noch die Idee rund um den Necromorphen. Mit gefiel, dass es Tim Waggoner nicht einfach dabei belässt, eine weitere 08/15-Story rund um einen Alien-Ausbruch in einer Kolonie zu erzählen, sondern mit dem mit Zelltod infizierten Alien nach einem Weg gesucht hat, der mittlerweile altbekannten Bedrohung einen neuen, originellen Aspekt abzugewinnen. Und vor allem zu Beginn hat das für mich noch ziemlich gut funktioniert.
Angesichts dieser Formulierung ahnt ihr es wohl schon: Leider hat "Prototype" für mich insgesamt deutlich stärker begonnen aus aufgehört, und im Verlauf des Romans doch ziemlich abgebaut. In der zweiten Hälfte verfiel der Roman dann nämlich erst recht wieder in den üblichen Trott. Auch die Idee rund um den Necromorphen nutzte sich relativ rasch ab. Leider gelang es Waggoner auch nicht, mich abseits von Zula Hendrucks eine Verbindung zu den Figuren aufbauen zu lassen, so dass ich mit ihnen mitgefiebert hätte. Und nicht zuletzt mit der Art und Weise, wie er mit Taror Parther die in meinen Augen interessanteste Figur des Ensembles dann zunehmend aus den Augen verlor (und letztendlich auch doch eher dämliche Art und Weise aus dem Roman schrieb) war ich nicht wirklich glücklich. Der letzte Punkt ist dann einer, der all diese Bücher fast notgedrungen vereint, und auch einer jener Aspekte ist, die mich gegenüber der "Alien"-Lizenzliteratur zunehmend skeptisch machen: Eigentlich kann im Hinblick auf die Xenomorphen nichts Weltbewegendes passieren, weil zumindest bis zu den Ereignissen aus "Alien: Resurrection" offenbar niemand ein lebendes Exemplar in die Hände bekam (weil sonst hätte man sich ja den Aufwand mit dem Ripley-Klon kaum angetan). Insofern bist du bis zu einem gewissen Grad dazu verdammt, immer das gleiche Muster abzuspulen: Xenomorph schlüpft, und wird am Ende vernichtet. Variabel ist letztendlich nur, ob es menschliche Überlebende gibt. Mit interessanten Figuren, originellen Einfällen oder auch einfach einer packenden Geschichte (oder, im Falle des Films "Alien: Romulus", Inszenierung) kannst du dieses Interquel-Manko kompensieren; ein gewisser Nachteil ist und bleibt es aber halt trotzdem; und ich kann mir vorstellen, dass dies auch ein nicht unwesentlicher Grund dafür ist, dass mich die "Alien"-Romane bislang nicht so recht ansprechen wollten. Aber mal schauen, was die nächsten Kandidaten bringen.
Fazit:
Zu Beginn gefiel mir "Alien: Prototype" mit der Vorstellung von Taror Parther, die deutlich zwielichtiger angelegt war als ich das bisher von den Helden einer "Alien"-Geschichte gewohnt war. Der Grund dafür wurde mir dann bald klar: Sie ist gar nicht die Heldin, sondern nur eine Nebenfigur. Vielmehr steht hier die "Alien: Isolation"-Veteranin Zula Hendricks im Mittelpunkt. Die war zwar auch ganz interessant, aber mit Taror hätte ich es irgendwie spannender gefunden. Die Idee rund um den "Necromorph" fand ich dabei anfangs durchaus nett, mit der Zeit nutzte es sich aber auch irgendwie ab. Immerhin war das aber einer jener Aspekte, wo Tim Waggoner etwas Neues in die ansonsten mittlerweile bestens bekannte Formel einbrachte. Insgesamt war "Alien: Prototype" aber solide, und immerhin recht kurzweilig; wenn er auch leider in meinen Augen deutlich spannender begonnen und aufgehört hat.