Sherlock Holmes - 6x02: Der Detektiv auf dem Sterbebett
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Originaltitel: The Dying Detective Episodennummer: 6x02 Bewertung: Erstausstrahlung US: 14. März 1994 Heimkino-Premiere D: 2012 Drehbuch: T.R. Bowen Regie: Sarah Hellings Besetzung:
Jeremy Brett als Sherlock Holmes,
Edward Hardwicke als Dr. Watson,
Rosalie Williams als Mrs. Hudson,
Jonathan Hyde als Culverton Smith,
Susannah Harker als Adelaide Savage,
Hugh Bonneville als Victor Savage,
Roy Hudd als John Gedgrave,
T.R. Bowen als Charles Damant,
John Labanowski als Inspector Morton,
Rowland Davies als Colonel Carnac,
Caroline John als Mrs Carnac,
Shaughan Seymour als Penrose Fisher,
Keiran Flynn als Benson,
Malcolm Hebden als Staples,
Mary Tenpow als Chinese Lady,
Rachel Rice als Marina Savage,
Colin Stevens als Police Sergeant u.a.
Kurzinhalt:
Adelaide Savage macht sich Sorgen um ihren Ehemann Victor. Dieser ist eigentlich ein erfolgreicher Bankier, seine Leidenschaft liegt jedoch in der Poesie. Doch um eben dieses – vermeintlich in ihm schlummernde – Potential aufzurufen, hält er es für notwendig, sich der berauschenden Wirkung des Opiums hinzugeben. Anfangs hat Adelaide dies akzeptiert, nun fürchtet sie jedoch, dass er kurz davorsteht, süchtig nach der Droge zu werden. Sherlock Holmes und John Watson werden von ihr zu einem Abendessen eingeladen, damit sich der Meisterdetektiv und sein Kollege – und Arzt – selbst einen Einblick verschaffen können. Neben dem Ehepaar wohnen auch Victors Cousin Culverton Smith, sowie mit John Gedgrave ein Freund der Familie, dem Dinner bei. Bei diesem erleidet ein sichtlich erkrankter Victor dann schließlich einen Anfall, und wird in ein Krankenhaus gebracht – wo er kurz darauf verstirbt. Wie sich zeigt, litt er an einer Tropenkrankheit. Die Polizei geht davon aus, dass er sich in der Opiumhöhle angesteckt hat. Sherlock Holmes hält es jedoch für keinen Zufall, dass Culverton Smith – der aufgrund eines nie aktualisierten Testaments Victors Alleinerbe ist – ein führender Experte auf dem Gebiet eben dieser Tropenkrankheit ist. Doch wie soll er beweisen, dass Culverton beim Tod von Victor seine Hände im Spiel hatte?!
Review (kann Spoiler enthalten):
Der IMDB-Wertung nach erhoffte ich, mit "Der Detektiv auf dem Sterbebett" das einzige echte Highlight der letzten "Sherlock Holmes"-Staffel vor mir zu haben. Was mich insofern im Vorfeld doch etwas verwunderte, als ich jetzt nicht unbedingt der größte Fan der Vorlage bin. Die Story an sich war zwar schon ganz nett, dort musste sich Watson allerdings wie ein inkompetenter Volltrottel aufführen. Es ist allen Beteiligten, und nicht zuletzt natürlich Autor T.R. Bowen, hoch anzurechnen, dass es ihnen gelungen ist, dieses riesige Manko der Vorlage auszumerzen. Ganz im Gegenteil macht Holmes am Ende sogar nochmal deutlich, dass er Dr. Watson ganz bewusst nicht näher an sich ranlassen wollte (unter dem Vorwand, dass er nicht will, dass er sich ansteckt), als er zu viel Respekt vor seiner Kompetenz als Arzt hat, und wusste, dass er die Scharade sonst durchschauen würde. Jedenfalls ist es dank dieser Anpassung an der Vorlage gelungen, genau jenen Aspekt der mir die Kurzgeschichte doch ansatzweise verdorben hatte, auszumerzen.
Das Endergebnis hat in der Tat alles gehalten, was ich mir aufgrund der hohen IMDB-Wertung von ihm versprochen habe. Denn wo die Vorlage für mich zu den Schwachpunkten aus "Seine Abschiedsvorstellung" zählte – eben wegen dem erwähnten Kritikpunkt rund um die Darstellung von Dr. Watson – sollte sich "Der Detektiv auf dem Sterbebett" tatsächlich nach längerem wieder einmal als ein echtes (spätes, und potentiell eben leider auch letztes) Highlight der Serie darstellen. So ist T.R. Bowens Adaption generell (auch abseits der Watson-Thematik) überaus gelungen. Die Vorlage ist ja insofern recht dünn, als die Geschichte erst an jenem Moment einsetzt, wo eine panische Mrs. Hudson Dr. Watson holt, um den vermeintlich sterbenden Sherlock Holmes zu behandeln. Insofern musste sich T.R. Bowen hier einiges ausdenken, um die ersten zwei Drittel der Episode – bis seine Adaption eben diesen Punkt in der Geschichte erreicht – auszudenken, und eben das ist ihm hervorragend gelungen. Alles, was hier auf seinen Mist gewachsen ist, fügt sich stimmig in die Story aus der Kurzgeschichte ein, und stellt auch eine echte Bereicherung für diese dar. Angefangen beim Besuch von Victors besorgter Ehefrau Adelaide, über die wirklich interessante Dinner-Szene, bis hin zu jenem entscheidenden Moment, wo Sherlock – davon überzeugt, dass dieser beim Tod seines Cousins seine Hände im Spiel hatte – Culverton Smith vor Zeugen verflucht, und schwört, ihn zur Strecke bringen zu wollen. Eben damit lockt er ihn dann schließlich in die Falle, und bringt ihn dazu, sich mit einem Anschlag auf den Meisterdetektiv selbst zu belasten. Ja selbst das Geständnis an Holmes fühlt sich hier überzeugend an. Jonathan Hyde verleiht der Figur genau die nötige Arroganz, so dass es nicht einfach nur plausibel, sondern vielmehr zwingend erscheint, dass Culverton den Detektiv auf dem Sterbebett wissen lassen muss, dass er sich die Krankheit nicht zufällig eingefangen hat, sondern vielmehr von ihm – vermeintlich – ausgetrickst wurde.
Generell waren die schauspielerischen Leistungen hier wieder hervorragend. Neben dem gerade lobend erwähnten Jonathan Hyde möchte ich insbesondere auch noch Susannah Harker als Adelaide, Hugh Bonneville als Victor, sowie natürlich die beiden Dauerbrenner Edward Hardwicke als Doktor Watson und Jeremy Brett als Sherlock Holmes erwähnen. Vor allem letzterer läuft hier, nach einigen zwar immer noch ausgezeichneten, aber nicht mehr ganz so herausragenden Performances, nochmal zu absoluter Höchstform auf. Die Produktionsqualität ist auch hier wieder gewohnt hoch. Positiv fand ich zudem den Wechsel auf das 16:9-Format – zu einer Zeit, als die entsprechenden Fernseher erst langsam damit begannen, in privaten Haushalten Fuß zu fassen. Die Musik von Patrick Gowers fiel mir hier ebenfalls wieder einmal positiv auf. Die letzte wesentliche Stärke liegt dann in der hochwertigen Inszenierung durch Sarah Hellings, welcher der dank Bowens Adaption aufgewerteten Geschichte voll und ganz gerecht wird.
Fazit:
"Der Detektiv auf dem Sterbebett" hat erfreulicherweise gehalten, was ich mir aufgrund der hohen IMDB-Wertung (und trotz meiner eher kritischen Meinung im Hinblick auf die Vorlage) von ihr versprochen habe. T.R. Bowen merzt nicht einfach nur meinen größten Kritikpunkt an der Kurzgeschichte – einen extrem begriffsstutzigen Dr. Watson, der ernste Zweifel an seiner Befähigung als Arzt aufkommen lässt – aus, sondern schafft es, die Vorlage sinnvoll zu ergänzen, und so enorm aufzuwerten. Im Vergleich zu einigen früheren Folgen (und Filmen) fühlte sich "Der Detektiv auf dem Sterbebett" nie zu lang und vor allem auch unnötig gestreckt an. Culverton erweist sich zudem als herrlich verschlagener Gegenspieler. Und trotz seines zunehmend angeschlagenen Gesundheitszustands läuft Jeremy Brett in seiner Paraderolle als Sherlock Holmes hier noch einmal zur Höchstform auf. Die allerbesten Episoden der Serie mögen für "Der Detektiv auf dem Sterbebett" zwar außer Griffweite bleiben. Nach einigen schwächeren, enttäuschenden und bestenfalls mittelmäßigen Abenteuern war es allerdings sehr schön, zu sehen, wie die Serie zum Ende noch – zum vielleicht letzten Mal – zu alter Stärke zurückfindet.