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Peter Davids Romanadaption scheitert am Drehbuch Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 06 Mai 2025
 
Titel: "Fantastic Four"
Bewertung:
Autor: Peter David
Übersetzung: -
Umfang: 384 Seiten (E)
Verlag: Del Rey (E)
Veröffentlicht: 24. Mai 2005 (E)
ISBN: 978-1-416-50980-1 (E)
Kaufen: Taschenbuch (E)
 

Kurzinhalt: In Kürze wird ein kosmischer Sturm knapp an der Erde vorbeiziehen. Der Wissenschaftler Reed Richards ist davon überzeugt, dass dessen Erforschung große medizinische Fortschritte mit sich bringen und der Menschheit helfen könnte. Als die NASA seinen Vorschlag, ein Raumschiff ins All zu schicken, ablehnt, wendet er sich zähneknirschend an seinen alten Rivalen Victor Von Doom. Dieser erklärt sich tatsächlich dazu bereit, das Unterfangen mit seinem Unternehmen zu unterstützen, allerdings stellt er dafür eine Bedingung: Er möchte sich dem Flug anschließen. Neben ihnen sind auch noch der hitzköpfige Johnny Storm, dessen Schwester (und Reeds Ex-Freundin) Sue, sowie Reeds bester Freund Ben Grimm mit von der Partie. Dann jedoch kommen sie dem Sturm näher als erwartet und erwünscht. Als sie von ihm getroffen werden, verändert die Strahlung ihre DNS – mit so ungeahnten wie teilweise auch unerwünschten Nebenwirkungen. Reed Richards kann auf einmal jedes Körperteil beliebig lang strecken. Sue Storm kann sich unsichtbar machen, und Schutzschilde erschaffen. Johnny Storm verwandelt sich auf Kommando in eine lebende Fackel. Am Schlimmsten hat es jedoch Ben Grimm erwischt, denn während die anderen ihre Fähigkeiten steuern können, hat er sich dauerhaft in eine Art großen, menschenförmigen Felsen verwandelt…

Review: Der erste (ok, genau genommen eigentlich ja zweite, aber die Roger Corman/Bernd Eichinger Ko-Produktion erblickte ja nie offiziell das Licht der Welt) "Fantastic Four"-Film mag zwar nicht die Katastrophe wie der Versuch einer Neuauflage im Jahr 2015 gewesen sein, ist aber selbst was den Superheldengenre-Output der 0er-Jahre betrifft definitiv unterdurchschnittlich einzustufen. Insofern näherte ich mich zugegebenermaßen von Beginn an dieser Romanadaption mit einer gewissen Skepsis. Andererseits prangert mit Peter David der Name von meinem insgesamt wohl Lieblings-Lizenz-Autoren auf dem Cover. Dessen Romane zu einigen anderen Marvel-Filmen aus der Zeit, wie "Spider-Man" und "Hulk" (die ich mir in Kürze auch nochmal vorknöpfen werde) habe ich auch mehr als zwanzig Jahre später immer noch in bester Erinnerung. Ich hoffte somit, dass es ihm gelingen würde, auf das doch eher mäßige Drehbuch aufzubauen, und mit seinem Humor, seinem Schreibstil und einer Vertiefung der Charaktere den Film übertreffen zu können – doch es sollte leider nicht sein. Zuerst einmal: Einer meiner größten Kritikpunkte am Film waren ja die ganzen Anspielungen auf die spätere Verwandlung der fantastischen Vier (und Victor Von Doom): Reed Richards dehnt sich zu sehr in alle Richtungen, Sue Storm fühlt sich unsichtbar, Ben Grimm ist solide wie ein Stein, Johnny ein Hitzkopf, und so weiter), die ich einfach nur mega-peinlich fand. Nun hatte ich die Hoffnung, David würde das auch so sehen, und diese Elemente dementsprechend so weit als möglich herunterspielen und irgendwo im Text verstecken, so dass es einem im Idealfall gar nicht auffällt. Stattdessen macht er das genaue Gegenteil, und legt vielmehr noch eins (und zwei und drei) drauf. Beispiel gefällig? "Ben may well have been stone, but Victor's face was a mask." So geht das – zumindest im ersten Drittel – fast die ganze Zeit. Bei manchen mag es tatsächlich so witzig-ironisch ankommen, wie es gedacht war. Ich fand's einfach nur zum Haare raufen.

Generell war das Drehbuch von "Fantastic Four" ja jetzt nicht wirklich das Gelbe vom Ei. Einerseits, weil man sich nie so recht entscheiden konnte, ob man jetzt lustig oder ernst sein will. Und andererseits, weil man sich den Figuren zu oberflächlich widmete, als dass man eine echte Bindung zu ihnen aufbauen und bei ihrer Verwandlung so richtig mit ihnen mitfiebern würde. Am besten ergeht es, im Film wie im Roman, noch Ben Grimm. Alle anderen hinterließen bei mir aber kaum einen Eindruck, und wie im Film tat ich mir hier insbesondere auch mit Reed Richards enorm schwer (was auch zeigt, dass es nicht nur an Ian Gruffords blasser Performance lag, sondern ihn halt auch das Material im Stich ließ). Peter Davids Roman mag hier aufgrund der größeren Möglichkeiten von Büchern, sich dem Innenleben der Figuren zu widmen, zwar eine Spur besser abschneiden, geht diesbezüglich aber auch nicht in die Vollen. Ja, es ist etwas mehr und damit besser als im Film, doch auch er bleibt leider recht oberflächlich. Die Story ist zudem halt relativ dünn. Es passiert hier letztendlich nicht viel. Selbst bei den klassischen origin stories hat man üblicherweise am Ende dann nochmal eine große Herausforderung, bei der sich der Held oder die Helden beweisen müssen. Bei "Fantastic Four" wirkt das fast schon wie ein Nebengedanke; egal ob im Film oder hier im Roman, der Showdown mit Dr. Doom ist viel zu kurz und unspektakulär, und als Finale nach diesem ganzen Aufbau eine einzige Enttäuschung. Es wirkt eher wie das Ende des zweiten Akts, statt das große Finale. In diesem Fall ist David zwar kein Vorwurf zu machen – immerhin war seine Aufgabe, das Drehbuch zu adaptieren, und nicht, es komplett umzuschreiben – dennoch leidet letztendlich halt auch sein Roman darunter.

Immerhin, Peter David ist grundsätzlich ein sehr guter Autor, und wenn er sich nicht gerade in den ach-so-lustigen Anspielungen auf das weitere Schicksal der Figuren verliert, gibt es auch durchaus wieder die eine oder andere Formulierung, die mich zum Schmunzeln brachte. So wie der Film ist auch der Roman flott erzählt, und lässt somit keine Langeweile aufkommen. Insgesamt sehe ich beide Umsetzungen des Drehbuchs – Roman und Film – letztendlich auf dem gleichen (in diesem Fall halt leider recht mäßigem) Niveau. Letzterer profitiert davon, dass Action natürlich immer auf der Leinwand/dem Fernseher spannender zu verfolgen ist (wobei es David durchaus gut versteht, eine solche bildlich und damit packend zu beschreiben; zudem ist es für seine Adaption dann wiederum fast schon wieder hilfreich und positiv, dass die Action im Film sehr rar gesät ist). Dafür bin ich halt nun mal einfach ein Freund von Peter Davids Schreibstil, und fand, dass er auch hier insgesamt einen guten Job bei der Adaption gemacht hat. An seine eigenen, deutlich besseren Werke wie eben "Spider-Man" und "Hulk" (denen ich mich im Laufe des Jahres auch noch zuwenden werde) – die allerdings auch von vornherein mehr Tiefgang boten als die Drehbuch-Vorlage zu "Fantastic Four" – kommt er mit dieser Adaption, die stellenweise doch etwas lieblos dahingeschludert wirkt, aber bei weitem nicht heran.

Fazit: Peter David zählt zu meinen absoluten Lieblingsautoren wenn es um Lizenzromane oder Romanadaptionen von Filmen bzw. Drehbüchern geht. Insofern hatte ich die Hoffnung, dass es ihm gelingen würde, mit seinem Roman eine dem Film überlegene Version der Geschichte zu präsentieren. Das sollte sich leider nicht erfüllen. Teilweise leidet das Gesamtergebnis natürlich unter Schwächen des Skripts, die sich von ihm nur schwer hätten ausmerzen lassen, wie z.B. die Struktur der Geschichte, sowie die insgesamt recht dünne Story. "Fantastic Four" wirkt von vornherein wie eine Erzählung, welcher der letzte Akt fehlt; ein Aufbau ohne markanten Höhepunkt (der Showdown mit Dr. Doom ist dafür einfach entschieden zu wenig). Enttäuscht war ich aber, dass er einen meiner größten Kritikpunkte am Film/Drehbuch – die erzwungenen Anspielungen auf die spätere Verwandlung/Kräfte der fantastischen Vier (und Dr. Doom) – nicht etwa möglichst überspielt, sondern vielmehr durch zusätzliche entsprechende Referenzen sogar noch deutlich verstärkt. Und auch wenn er im Vergleich zum Film bei den Figuren zumindest ein bisschen mehr in die Tiefe geht, so bleibt auch er sehr – und für meinen Geschmack auch zu – oberflächlich. Einzig Ben Grimms tragische Geschichte hinterlässt zumindest ein bisschen Eindruck; für die anderen Figuren nahm er sich hier aber einfach nicht ausreichend zeigt. Und so pendelt sich letztendlich – entgegen meiner Hoffnung/Erwartung, und damit eben auch zu meiner großen Enttäuschung – seine Adaption auf dem mäßigen Niveau des Films ein.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2005 Pocket Star)





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