Kurzinhalt:
1957: Indiana Jones und sein Kollege und Freund George "Mac" McHale sind gerade bei einer Ausgrabung in Mexico, als sie von einer Gruppe Russen entführt werden. Diese bringen sie daraufhin zur Area 51, wo die US-Regierung streng geheime Artefakte lagert. Dort soll Indy ihnen dabei helfen, einen Kristallschädel vermeintlich außerirdischen Ursprungs zu finden, den er vor ein paar Jahren untersucht hat. Dr. Jones bleibt keine andere Wahl, als ihrer Forderung nachzugeben, nutzt jedoch die Aufregung nach dem Fund des Kristallschädels, um zu fliehen. Nachdem einem Verhör durch Agenten kehrt er wieder zum Marshall College zurück – wo er jedoch schon bald suspendiert wird, da man ihn verdächtigt, ein Kommunist zu sein, und mit den Russen zusammenzuarbeiten. Kurz darauf sucht ihn Mutt Williams auf, ein junger Mann, der ihn um Hilfe bittet: Sein Adoptivvater, Professor Oxley, ist verschollen. Da Indy ihn kennt, und Oxley ebenfalls Archäologe ist, und zuletzt auf der Suche nach der sagenumwobenen Stadt Akator – auch als El Dorado bekannt – war, hofft Mutt nun auf seine Hilfe. Indiana Jones willigt ein, und gemeinsam reisen sie nach Peru, um Oxleys Fährte aufzunehmen…
Review:
"Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" zählt, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade zu den Lieblingsfilmen der Reihe. Nachdem ich persönlich nach meiner Erstsichtung (in den USA) noch recht angetan war, musste er auch bei mir in weiterer Folge ein bisschen Federn lassen (auch wenn ich mich nach wie vor nicht zu jenen zählen würde, die ihn völlig ablehnen). Einige der von vielen verorteten Schwächen des Films finden sich natürlich notgedrungen in der Romanadaption von James Rollins wieder. So spießt sich die Idee rund um Außerirdische auch hier irgendwie mit den vorangegangenen (filmischen) Abenteuern, wobei ich weniger ein Problem mit den Besuchern in der Urzeit der Menschheit hatte, als dem unmittelbaren Auftritt am Ende der Geschichte. Und den Versuch, sich mit "das sind keine Außerirdischen, sondern interdimensionale Wesen" herauszureden, fand ich im Roman ebenso albern, wie im Film. Auch die berühmt-berüchtigte Kühlschrank-Szene ist im Buch um nichts besser wie im Film; eher im Gegenteil, da wir hier auch mit dem vor dem Atompilz stehenden Indy auf eines der eindringlichsten Bilder des Films verzichten müssen (welches diesen Blödsinn fast schon wieder wert war). Ein Kritikpunkt, der im Vergleich zu dort hier immerhin nur mehr in abgeschwächter Form auftritt, ist dafür Mutt Williams. Ich bin kein grundsätzlicher Kritiker von Shia LaBeouf, und finde es wenn dann eher bedauerlich, dass der nach einigen vielversprechenden Auftritten zu Beginn seiner Karriere irgendwie komplett falsch abgebogen ist. Aber für Mutt Williams war er einfach eine Fehlbesetzung, und hat doch eher genervt. James Rollins gelang es nun, durch die Betrachtung des Innenlebens der Figur deutlich mehr Sympathie für Mutt zu wecken, als das Shia (zumindest bei mir) vergönnt war. Und nicht zuletzt profitiert seine Romanfassung von "Kingdom of the Crystal Skull" davon, dass es keine künstlich aussehenden CGI-Effekte gibt, bzw. die optische Gestaltung des Films generell ein bisschen im Widerspruch zur Original-Trilogie steht.
Was im direkten Vergleich zum Film ebenfalls auffällt ist, dass Marion hier längst nicht so fröhlich und vergnügt ist, sondern die Charakterisierung ihrer Darstellung aus "Jäger des verlorenen Schatzes" deutlich näher ist. Sie ist – durchaus berechtigt – sauer auf Jones, und lässt ihn das auch deutlich spüren. Die Buch-Marion hat jedenfalls um einiges mehr Pfeffer, als ihre Version aus dem Film; auch das ist somit ein Aspekt, wo ich die Romanversion besser fand. Vor allem aber sticht an seiner Romanadaption von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" vor, dass er hier eben auch wirklich eine Adaption vorlegt. Hier wird nicht einfach nur das Drehbuch wiedergegeben, wie dies Größtenteils bei den Romanfassungen zu den ersten drei Teilen der Fall war. Stattdessen nimmt es James Rollins als Ausgangspunkt, um es im Zuge dieser Adaption um viele neue Momente zu erweitern, und generell was Story und Figuren betrifft in die Tiefe zu gehen. Insofern ist seine Adaption für mich auch die Einzige, die sich wirklich wie ein Roman, und nicht einfach nur die Wiedergabe eines Drehbuchs, liest – womit zugleich der Mehrwert bei seiner Buchversion ungleich größer ist, als bei den Vorgängern. In einem rund 350 Seiten langen Roman lässt sich nun mal eine ungleich umfangreichere und komplexere Geschichte erzählen, als in einem zweistündigen Film. Dies zeigt sich nicht nur in so netten, die Story insgesamt aufwerteten Momenten wie den Prolog rund um Francisco de Orellana, sowie Indy und Max bei der Ausgrabung in Mexico, sondern auch der genaueren Betrachtung des Innenlebens der Figuren, wobei hier wie erwähnt vor allem Mutt enorm profitiert, da wir insbesondere über ihn und sein Leben vor der Geschichte hier deutlich mehr erfahren, als im Film. Dadurch wirken eben auch so Momente wie mit dem verwirrten Professor Oxley hier deutlich stärker. Aber auch Indy wird von Rollins sehr gut eingefangen; gerade auch im Hinblick darauf, dass er mittlerweile eben auch keine zwanzig oder auch nur dreißig mehr ist. Wie gesagt: An einzelnen Kritikpunkten an der grundlegenden Story kann natürlich auch er nichts ändern. Aus meiner Sicht hat er mit seiner Adaption aber das Optimum aus der Vorlage herausgeholt.
Fazit:
"Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädel" ist die erste Indy-Romanadaption, die ich stärker einschätzen würde als den Film. James Rollins versteht es deutlich besser als seine Vorgänger, nicht einfach nur das Drehbuch nachzuerzählen, sondern es "nur" als Grundlage zu verwenden, und mit einigen interessanten zusätzlichen Szenen, vor allem aber einer tiefergehenden Betrachtung der Figuren, darauf aufzubauen. Davon profitiert insbesondere Mutt Williams, der hier deutlich sympathischer rüberkommt als im Film; aber auch Indy selbst spendiert er einige nette, reflektierende Momente. Und nicht zuletzt ist seine Marion jener aus "Jäger des verlorenen Schatzes" näher, als der vergnügt-unbeschwerten Variante aus dem Film. Sein Roman profitiert darüber hinaus davon, dass es hier keine CGI-Effekte und keinen optischen Bruch im Vergleich zu den Vorgängern zu verkraften gibt. An der grundsätzlichen Story konnte allerdings natürlich auch er nichts ändern; wer mit dieser, und insbesondere den Aliens/interdimensionalen Wesen nichts anfangen konnte, wird somit auch mit dem Buch nicht glücklich werden. Für mich stellt James Rollins Roman aber jedenfalls die beste Adaption eines "Indiana Jones"-Films dar.