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Star Wars: Flucht der Rebellen Drucken E-Mail
10 Kurzgeschichten aus dem Expanded Universe Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 24 Juli 2023
 
Titel: "Flucht der Rebellen"
Originaltitel: "Tales from The Empire"
Bewertung:
Herausgeber: Peter Schweighöfer
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 416 Seiten
Verlag: Blanvalet (D), Bantam Spectra (E)
Veröffentlicht: 14. November 2003 (D), 03. November 1997 (E)
ISBN: 978-3-442-24234-7
Buch kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review: Bei meiner möglichst chronologischen Betrachtung des neuen "Star Wars"-Kanons lege ich nun, nachdem ich "Das Imperium schlägt zurück" erreicht habe, eine kurze Pause ein. Denn die "From a Certain Point of View"-Anthologie zu Episode V rief mir nicht nur die Kurzgeschichtensammlungen zu den drei OT-Filmen ("Sturm über Tatooine", "Kopfgeld auf Han Solo", "Palast der dunklen Sonnen") wieder in Erinnerung. Mir fiel zudem ein, dass ich damals bei der Betrachtung der Legends-Veröffentlichungen zwei Anthologien, die aus ausgewählten Geschichten aus dem "Star Wars Adventure" Journal bestanden, ausgelassen habe, nämlich die von Herausgeber Peter Schweighöfer zusammengestellten Sammlungen "Flucht der Rebellen" und "Kampf um die Neue Republik". Im Gegensatz zu den anderen drei Legends-Anthologien gibt es dabei zumindest bei den in "Flucht der Rebellen" versammelten Geschichten keinen direkten Bezug zu den Filmen, aber auch nicht zueinander. Letzteres ergibt sich wohl unweigerlich aus der Entstehungsgeschichte – eben als Beiträge zu einem monatlichen Magazin, die eben ganz bewusst voneinander unabhängig sein sollten. Allerdings geht damit halt eine der Stärke der ersten drei Kurzgeschichtensammlungen verloren. Dafür hat "Flucht der Rebellen" aber auch einen entscheidenden Vorteil: Im Gegensatz zu den drei gerade erwähnten, aber auch den "From a Certain Point of View"-Anthologien, sind die hier versammelten Geschichten nicht auf einen bestimmten Film beschränkt. Tatsächlich umfassen die Stories einen Zeitraum von fünfzehn Jahren (jeweils fünf Jahre vor bzw. zehn Jahre nach der Schlacht von Yavin). Eben diese sehr unterschiedlichen Settings und Ansätze machen die Sammlung enorm abwechslungsreich. Dafür muss man allerdings auf Auftritte aus den Filmen bekannter Figuren verzichten. Bei "Flucht der Rebellen" stehen entweder völlig neue Charaktere, oder aber aus dem Expanded Universe bekannte Figuren im Mittelpunkt. Die Geschichten selbst wurden teilweise von erfahrenen "Star Wars"-Autor:innen wie Timothy Zahn, Kathy Tyers und Michael A. Stackpole, teilweise aber auch von Fans, die Geschichten zur Veröffentlichung im "Adventure Journal" eingereicht haben, verfasst.

Werfen wir nun nach dieser allgemeinen Betrachtung einen Blick auf die einzelnen Geschichten. Den Anfang macht Timothy Zahn, der mit "Erster Kontakt" gleich ein kleines Highlights der Sammlung beisteuert. Wobei ich zugegebenermaßen nicht ausschließen kann, dass in meinem Fall sowohl diese Story, als auch spätere Geschichten rund um Legends-Figuren, davon profitierten, dass ich mit eben diesem viele schöne Erinnerungen verbinde, und (abseits des in den Kanon erhobenen Thraws) gerade auch Charaktere die Talon Karrde, Mara Jade oder den später in Erscheinung tretenden Corran Horn sehr vermisst habe. Insofern war es von vornherein schon mal nett, einen mir bislang unbekannten Schwenk aus dem Leben von Talon Karrde zu lesen – und dabei auch gleich noch sein erstes Aufeinandertreffen mit Mara Jade mitzuerleben. Eben darin lag dann auch das eigentliche Highlight von "Erster Kontakt". Da verschmerzt man es auch, dass die Story an sich jetzt nicht wirklich etwas Besonderes ist. "Der Pakt von Bakura"-Autorin Kathy Tyers wirft mit ihrer Geschichte "Tinians Probe" einen Blick auf die brutalen Machenschaften des Imperiums. So arbeiten Tinian und ihre Familie an einer neuen Panzerung für Sturmtruppen – doch als man das Ergebnis vorstellt, lässt der Moff ihre Familie hinrichten, um sich die neue Technologie exklusiv unter den Nagel zu reißen. Dank der experimentellen neuen Rüstung, die sie zu Demonstrationszwecken angezogen hatte, sowie der Hilfe ihres treuen Freundes Daye, gelingt Tinian als Einzige die Flucht. Während sie sich versteckt hält, und darauf vorbereitet, den Planeten – und damit ihre Heimat – für immer hinter sich zu lassen, erfährt sie, dass die Fabrik zusammen mit allen Unterlagen in die Luft geflogen ist; das Werk von Daye, der sie im Glauben lässt, dabei selbst ums Leben gekommen zu sein. "Tinians Probe" war der Auftakt von gleich mehreren Abenteuern, die Tinian im weiteren Verlauf des "Adventure Journals" erlebt hat. Eben das ist dann auch der eine große Haken: Die Story wirkt wie das erste Kapitel einer größeren Geschichte – die man dann aber halt leider nicht zu Lesen bekommt.

"Der letzte Ausweg" wurde von Patricia A. Jackson geschrieben. An ihr gefiel mir in erster Linie die Figur des vermeintlichen Jedi-Ritters Brandl, der sich in weiterer Folge als etwas ganz anderes herausstellt. Eine Offenbarung, die von Jackson u.a. mit dem Einsatz des Macht-Würgegriffs sehr gut angeteasert wurde. Nicht ganz so spannend fand ich den Schmuggler Ross, der auf mich doch ein bisschen wie maue Solo-Kopie wirkte, während ich bei seiner KI unweigerlich an Lando Calrissian und Vuffi Ra aus "Rebell des Sonnensystems" denken musste. Insgesamt hat mich ihre Story aber gut unterhalten. In "Verpasste Chance" saß mit Michael A. Stackpole wieder ein erfahrener "Star Wars"-Autor hinter den Tasten. Er orientiert sich an Timothy Zahns "Erster Kontakt", und legt ein Prequel zur "X-Wing"-Reihe vor. Im Mittelpunkt steht dabei – no na – Corran Horn, und im Verlauf des Abenteuers werden wir erleben, wie dieser schließlich für die Sonderstaffel rekrutiert wird. Insgesamt eine nette kleine Story, die ich mir, wenn ich mir seine "X-Wing"-Romane das nächste Mal vorknöpfe, wohl als eine Art Prolog voranstellen werde. Die wichtigste der hier versammelten Geschichten sind für mich aber nicht diese – zwar nette, aber letztendlich nicht wirklich essentielle – Prequels, sondern vielmehr "Rückzug von Coruscant". Mit ihr schließt Laurie Burns nämlich eine wichtige Lücke im Legends-Kanon, die mich persönlich schon immer gestört hat. So zeigen u.a. die "X-Wing"-Romane, wie die Neue Republik Coruscant erobert, die erste Zahn-Trilogie zeigt dann unter anderem den dortigen neuen Senat – und unmittelbar auf "Der letzte Befehl" folgt dann "Dark Empire", wo das Imperium auf einmal die Kontrolle über den Stadtplaneten hat. Hä? Des Rätsels Lösung liegt natürlich darin, dass die Comics und die Romane in der Frühzeit des "Expanded Universe" unabhängig voneinander entstanden sind. Dass Laurie Burns hier nun Abhilfe schafft, fand ich absolut klasse. Aber auch die Story selbst, rund um eine Kurierin, die von der Neuen Republik rekrutiert wird, um wichtige Daten durch die imperiale Blockade zu schmuggeln, wusste zu gefallen. Der Mini-Auftritt von Mara Jade war dann das Tüpfelchen auf dem i.

An "Eine Frage des Blickwinkels" von Charlene Newcomb stach für mich in erster Linie die – sich natürlich aus dem Obi-Wan-Zitat ergebende – Ähnlichkeit des Originaltitels "A Certain Point of View" mit den neuen Kanon-Anthologien zu den OT-Filmen hervor. Die Story selbst, die auf einem Luxusliner angesiedelt ist, hat mich hingegen nur bedingt angesprochen. Möglicherweise hat man auch einfach ähnliche Geschichten, in denen dem Imperium treu ergebene Personen aufgrund persönlicher Erfahrungen dazu gezwungen sind, ihre Überzeugung zu hinterfragen– egal nun im Legends- oder im Kanon-Bereich – zu oft (und oftmals auch besser) gelesen. "Glanz und Gloria" rund um eine Söldnertruppe, der sich Brixie Ergo als neue Sanitäterin anschließt, wollte mich ebenfalls nicht so recht begeistern. Leider gelang es Tony Russo auf den wenigen Seiten nicht, mich eine Bindung zu den Figuren aufbauen zu lassen, weshalb auch die eine oder andere weitere Entwicklung die gewünschte emotionale Wirkung bei mir verfehlte. "Drachentöter" von Angela Philips hatte für mich dann ein bisschen einen "Wilder Raum"-Touch; vermutlich, weil eine noch sehr junge Splicerin in Mittelpunkt steht. Für die YA-Zielgruppe sicherlich ein nettes kleines Abenteuer, für mich als Erwachsenen aber doch etwas zu banal, und in Teilbereichen auch unglaubwürdig. "Gewissenskonflikt" war dann ein weiteres großes Highlight der Sammlung für mich. Darin geht es um eine Ärztin, die für die Rebellion arbeitet, und eine Einsatztruppe bei einer heiklen Mission begleiten soll. Denn: Es geht darum, in ein Gefängnis der Imperialen einzubrechen, wo ein hochrangiges Mitglied der Rebellion verhört und gefoltert wird. Dieser war aufgrund einer Erkrankung schon davor medizinisch angeschlagen. Natürlich wird man versuchen, ihn mit ihrer Hilfe lebend aus der Einrichtung zu befreien. Im schlimmsten Fall wird man ihn aber lieber töten, als dass er weiter in imperialer Gefangenschaft bleibt, und dort möglicherweise früher oder später doch noch etwas ausplaudert. Eben dies wirft die Protagonistin in einen moralischen Konflikt, der mich enorm angesprochen hat. Dass die Story – als einzige (und für "Star Wars" ja doch eher ungewöhnlich) aus der Ich-Perspektive geschrieben ist, verstärkte meine Bindung zur Figur nochmal zusätzlich.

Den Abschluss bildet dann die vierteilige Novelle "Abstecher nach Corellia", die abwechselnd von Timothy Zahn und Michael A. Stackpole geschrieben wurde. Dementsprechend werden hier nicht nur einige von ihnen erfundene Figuren reaktiviert, sie treffen meines Wissens auch zum ersten Mal zusammen. Konkret ist hier die Rede von Admiral Thrawn – der sich hier unter der mandalorianischen Rüstung von Jodo Kast versteckt (was dann wohl auch die Rechtfertigung für – vermeintlich – Boba Fett auf dem Cover sein dürfte) – und Corran Horn; letzterer ist hier wieder in Begleitung seines Vaters Hal unterwegs. Im weiteren Verlauf der Geschichte treffen wir u.a. auf Zekka Thyne, Maximilan Veers, sowie zuletzt auch noch Darth Vader. Vor allem die dort geschilderte Begegnung zwischen Vader und Thrawn, wo letzterer dem Dunklen Lord der Sith Veers (der dann ja in "Das Imperium schlägt zurück" eine wichtige Rolle spielen sollte) für höhere Dienste empfahl, stach dabei für mich hervor. Aber auch davor war die Geschichte schon sehr unterhaltsam. Die beiden sind und bleiben nun mal meine Lieblings-"Star Wars"-Autoren; schon allein das macht "Abstecher nach Corellia" zweifellos zu einem Highlight. Jedenfalls war auch diese Geschichte eine, an die ich wenn ich eines Tages wieder in die Welt der "Expanded Universe"-Romane zurückkehren sollte, denken werde, da sie ein weiteres interessantes und lohnenswertes Prequel zu den Abenteuern der beiden Autoren darstellt, welches zwar für deren Verständnis definitiv nicht notwendig ist, für mich aber definitiv eine Bereicherung darstellt. Abschließend muss ich jedoch an der Anthologie in einem wesentlichen Punkt nochmal Kritik üben: Aus den Stories selbst geht die zeitliche Einordnung leider nicht hervor; diese muss man bei Interesse selbst im Internet recherchieren. Mir hat dies den Einstieg in die jeweilige Geschichte teilweise unnötig erschwert; gerade auch, weil wir im Verlauf der Anthologie zeitlich doch ordentlich hin- und herspringen. Eine kurze, anfängliche Info direkt unter Titel und Autor:in, die sich der etablierten, sich an der Schlacht von Yavin orientierenden Zeitrechnung bedient, hätte hier Abhilfe schaffen können.

Fazit: Wie üblich bei solchen Sammlungen schwankt die Qualität der einzelnen Geschichten bei "Flucht der Rebellen" mitunter etwas – wobei wohl jeder seine oder ihre eigenen Höhe- und Tiefpunkte küren wird. Im Vergleich zu den ersten drei Anthologien ergibt sich zwar der Nachteil, dass es diesmal keine direkten Verbindungen zwischen den Geschichten gibt; dafür bietet "Flucht der Rebellen" aufgrund der völlig unterschiedlichen Settings zugegebenermaßen mehr Abwechslung. Als Fan und Veteran des Expanded Universe erfreut man sich zudem an der Rückkehr von einigen bekannten Gesichtern, insbesondere natürlich bei jenen Geschichten, die von Timothy Zahn und Michael A. Stackpole beigesteuert wurden – und die perfekt als Prologe zu ihren beliebten "Erben des Imperiums"- bzw. "X-Wing"-Reihen funktionieren. Aber auch die meisten nicht-professionellen Autor:innen schlagen sich mehr als wacker. Und nicht zuletzt jene Geschichte, mit der man die riesige Kontinuitätslücke zwischen "Der letzte Befehl" und "Dark Empire" im Hinblick auf die Rückeroberung Coruscants durch das Imperium schließt. Zugegeben waren bei "Flucht der Rebellen" zwar auch ein paar doch eher belanglose Geschichten dabei, die mir nicht lange in Erinnerung bleiben werden. Und nicht zuletzt, dass es zu Beginn keine klare zeitliche Einordnung zu den Geschichten gibt, hat mich doch ziemlich gestört. Die bisherigen zu den Filmen entstandenen Anthologien des neuen Kanons werden von "Flucht der Rebellen" aber ganz klar deklassiert.

Bewertung: 4/5 Punkten
Christian Siegel





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