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The Empire Strikes Back: From a Certain Point of View Drucken E-Mail
40 Kurzgeschichten rund um Episode V Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 25 Juni 2023
 
Titel: "The Empire Strikes Back: From a Certain Point of View"
Bewertung:
Autor: Diverse
Übersetzung: -
Umfang: 576 Seiten
Verlag: Del Rey (E)
Veröffentlicht: 10. November 2020 (E)
ISBN: 978-0-59315-774-9 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review (kann Spoiler enthalten): In "From a Certain Point of View" wird die Geschichte von "Star Wars – Episode V: Das Imperium schlägt zurück" in vierzig Kurzgeschichten aufgerollt. Dabei konzentriert man sich größtenteils auf Randfiguren, wirft jedoch gelegentlich auch einen Blick auf wichtige Nebencharaktere wie z.B. Yoda. Im gesamten ergibt sich so ein Kaleidoskop aus vierzig verschiedenen Perspektiven, aus denen die Ereignisse des zweiten "Star Wars"-Films erzählt werden. Wie schon beim Vorgänger, der die Geschehnisse aus Episode IV von gewissen Standpunkten aus betrachtete, muss sich auch der konzeptionell idente Release zu "Das Imperium schlägt zurück" dabei in erster Linie den Vergleich zum ähnlich gelagerten Legends-Roman "Kopfgeld auf Han Solo" gefallen lassen. Dort erfuhren wir in insgesamt fünf Kurzgeschichten mehr über die Kopfgeldjäger, die von Darth Vader mit der Suche nach dem Millennium Falken beauftragt wurden. Einer der Vorteile im direkten Vergleich liegt dabei auf der Hand: Bei "nur" fünf Geschichten bleibt im Vergleich zu vierzig natürlich deutlich mehr Platz für die einzelnen Erzählungen übrig, weshalb man dort im Hinblick auf die (Vor-)Geschichte der einzelnen Kopfgeldjäger deutlich mehr ins Detail gehen konnte. Darüber hinaus gab es dort mit Kevin J. Anderson einen verantwortlichen Redakteur, der dafür sorgte, dass die Geschichten ineinander stimmig bleiben, und es teilweise sogar direkte inhaltliche Überschneidungen zueinander gibt; weshalb "Kopfgeld auf Han Solo" letztendlich eben mehr war, als "nur" die Summe seiner Teile. Demgegenüber fokussiert sich "From a Certain Point of View" meist auf bestimmte, kurze Ereignisse, und schildert diese im Vergleich zum Film aus einer anderen Perspektive – wobei die einzelnen Erzählungen nicht nur nicht aufeinander aufbauen, sondern sich auch hier teilweise sogar leicht widersprechen. Dementsprechend steht weniger die Vertiefung von Nebenfiguren, als vielmehr von einzelnen Momenten, im Mittelpunkt. Und wie schon beim Vorgänger gelingt eben dies aus meiner Sicht leider mit doch sehr unterschiedlichem Erfolg.

Der zweite "From a Certain Point of View"-Band erwischte dabei aus meiner Sicht insofern nicht gerade einen guten Start, als ich insbesondere die ersten hier versammelten Geschichten doch ziemlich uninteressant fand. Den Anfang macht "Eyes of the Empire" von Kiersten White. Darin geht es um eine imperiale Offizierin, die als erste Lebenszeichen auf Hoth entdeckt – dann jedoch, nachdem sie die Leichen der Rebellen sieht, entschließt, einen ähnlichen Bericht zu Dagobah nicht weiterzugeben. Ich verstehe, was die Autorin hier beabsichtigte, jedoch: Der Gedanke, dass Yoda auf Dagobah nur wegen ihr nicht gefunden wurde, gefiel mir nicht, und gab dieser bislang unbekannten Figur zu viel Bedeutung. "Hunger" von Mark Oshiro ist dann aus der Sicht des Wampas erzählt. Mich persönlich hat die Art und Weise, wie er hier versucht, diesen zu vermenschlichen, und gar im Hinblick auf die Vertreibung seiner Familie zum Helden zu machen, nicht wirklich überzeugt; ihr mögt das anders sehen. "Ion Control" von Emily Skrutskie erzählt dann eben von der Rebellenoffizierin an der Ionenkontrolle. Für mich war die Geschichte allerdings ziemlich belanglos; und auch die Idee einer Wette rund um Han und Leia hat mich nicht wirklich überzeugt. "A Good Kiss" von C.B. Lee erzählt dann von einem sogenannten "Runner", der verschiedene Dinge, Berichte usw. durch die Tunnel Hoths transportiert. Aus seiner Sicht ein unwichtiger Job, würde er doch viel lieber an vorderster Front kämpfen. Im Zuge der Evakuierung erkennt er dann allerdings, dass auch er einen wertvollen Beitrag zur Rebellion leistet. Mir war das zu banal und uninteressant. "She Will Keep Them Warm" von Delilah S. Dawson ist dann die zweite Geschichte aus Sicht eines Tieres, in diesem Fall jener Tauntaun, der bei Hans Suche nach Luke verstirbt. Auch hier: Ich verstehe, was man damit erreichen will, und ich bin ja ebenfalls durchaus tierlieb. Ich tue mir aber halt immer schwer, wenn man Tieren allzu menschliche Eigenschaften andichtet – wie es eben auch hier wieder geschieht.

Falls ihr nicht mitgezählt habt: Wir hatten somit nun fünf Geschichten, die mich allesamt nicht wirklich angesprochen und/oder interessiert haben. Mit "Heroes of the Rebellion" von Amy Ratcliffe geht es leider nahtlos so weiter. Eine Reporterin der Rebellen würde gerne ein Interview mit Han, Luke oder Leia führen – erkennt dann aber während der Evakuierung von Hoth, dass alle Rebellen Helden sind. Und ja, eh; trotzdem war das so aufgesetzt, dass ich doch ziemlich mit den Augen rollen musste. "Rogue Two" erzählt dann die Geschichte von jenem Piloten, der Hans Notsignal empfängt. Tatsächlich zählte die Story von Gary Whitta aus diesem schwachen Einstiegsfeld noch zu meinen Favoriten, was jedoch nur bedingt als Lob zu verstehen ist. Zumal es mir ab hier dann mit der ständigen Wiederholung von Jyn Ersos Worten "Rebellions are built on hope" etwas zu viel wurde (was die verschiedenen Autorinnen und Autoren natürlich nicht davon abhielt, ihn auch in nachfolgenden Geschichten wie z.B. "Beyond Hope" wieder und wieder zu verwenden). Und auch hier gab es mit jener Szene, wo Leia auf alle Piloten setzt (bei der Frage, wem es gelingen wird, Luke und Han zu retten) wieder einen Moment, der mich mit den Augen rollen ließ. "Kendal" von Charles Yu war dann ebenfalls eine der besseren Geschichten aus dem ersten Viertel, und rollt die letzten Momente von Ozzells Leben aus seiner Perspektive auf. Eine der wenigen Stories, die uns zudem auch mehr über eine der Nebenfiguren aus Episode V erfahren ließ. "Against All Odds" von R.F. Kuang dreht sich um Lukes glücklosen Schützen Dak, der bei der Schlacht von Hoth getroffen wird und stirbt. Von dem her eigentlich sehr ähnlich zur Ozzell-Story, nur dass ich diese Story leider wiederum ziemlich uninteressant fand, da es Kuang im Gegensatz zu Yu nicht gelang, mir die Figur näherzubringen. "Beyond Hope" von Michael Moreci erzählt dann die Geschichte von zwei Soldaten in den Gräben von Hoth. Insofern eine der besseren Geschichten, da man in diesem Fall das Schicksal der Figuren nicht kannte, und dementsprechend mit ihnen mitfieberte.

Trotzdem, das erste kleinere Highlight folgte dann erst mit "The Truest Duty". Zuerst einmal sei festgehalten: Dass mir die zehn gerade genannten Autor:innen nichts sagen, bedeutet nicht zwingend, dass diese nicht bereits bekannt, etabliert und erfolgreich wären. Aber, ganz ehrlich: Schriftstellerisch war der Sprung von den ersten zehn Geschichten zu "The Truest Duty" von Christie Golden derart groß, dass zumindest ich den Eindruck hatte, die Stories davor wären von Fans – und damit Amateuren – geschrieben worden. Und dabei bin ich im Allgemeinen noch nicht mal der größte Fan von Golden, und fand "The Truest Duty" auch inhaltlich jetzt nicht unbedingt übermäßig interessant. Was den Schreibstil betrifft, stellte die Story jedoch alle davor geschriebenen deutlich in den Schatten, und stach dementsprechend positiv hervor. Wobei die qualitative Atempause insofern nur von kurzer Dauer war, als "A Naturalist on Hoth" von Hank Green dann gleich wieder aufs mäßige Niveau der ersten zehn Geschichten zurückfiel. Sorry, aber mir gab das einfach nichts. "The Dragonsnake Saves R2-D2" von Katie Cook ist generell nur ein einseitiger Comic – und als solcher eigentlich nicht wirklich bewertbar. "For the Last Time" von Beth Revis wiederum kann die durchaus beachtliche – wenn auch alles andere als lobenswerte – Auszeichnung für sich in Anspruch nehmen, dass ich mich schon wenige Tage nachdem ich sie gelesen habe überhaupt nicht mehr daran erinnern kann. Auch eine Leistung. "Rendezvous Point" von Jason Fry ist dann ein bisschen ein zweischneidiges Schwert. Grundsätzlich fällt mal positiv auf, dass er sich mit Wedge Antilles auf eine doch etwas wichtigere Figur konzentriert. Vor allem aber gelang es ihm aus meiner Sicht sehr gut, Stil und Ton der "X-Wing"-Reihe aus dem Legends-Universum einzufangen.

Bedauerlicherweise – zumindest in meinen Augen – war er dabei allerdings Allston näher als dem von mir bevorzugten Stackpole; vor allem aber tat ich mir mit der Ausdrucksweise insofern teilweise schwer, als einige der hier verwendeten Redewendungen nicht einfach nur zu irdisch, sondern auch dem zeitgenössischen englischen Sprachgebrauch zu verankert waren. Zumindest mir fällt es schwer, zu glauben, dass man vor langer Zeit in einer weit weit entfernten Galaxis "You're certifiable" oder "I give you a raincheck" gesagt haben soll. Darüber hinaus hätte ich es stärker gefunden, wenn er es der einen Pilotin, die nicht ins Geschwader wollte, weil sie eigentlich niemand töten will, mit der direkten Bedrohung für Wedge nicht so leicht gemacht hätte, ihre Prinzipien zu verraten, sondern es einfach "nur" in ihrer Hand gelegen wäre, ob das Shuttle entkommt oder nicht. Immerhin war "Rendezvous Point" aber unterhaltsam, und auch durchaus packend. "The Final Order" litt dann in erster Linie unter dem Schreibstil, der leider überhaupt nicht meins war. Seth Dickinson versucht hier auf Teufel komm raus, lustig zu sein, der Humor hat bei mir aber leider überhaupt nicht gezündet. "Amara Kel's Rules for TIE Pilot Survival (Probably)" von Django Wexler war dann soweit ok. Er erinnerte mich ein bisschen an "An Incident Report" von Daniel M. Lavery aus dem FACPOV-Sammelband zu "Star Wars". Auch hier ist der Ton ein humorvoller, wobei mir der hier verfolgte satirisch-schwarzhumorige Zugang im Gegensatz zu "The Final Order" durchaus gefallen konnte. Und zum Ende hin wird's dann auch nochmal ordentlich spannend. Mit "The First Lesson" von Jim Zub gab es dann in der bereits achtzehnten Geschichte endlich das zweite richtige Highlight. Bis zu einem gewissen Grad liegt das sicherlich daran, dass diese Story nicht aus Sicht einer unwichtigen Nebenfigur geschrieben ist, sondern vielmehr von Yoda handelt (wobei auch das nicht immer etwas heißen muss, wie die spätere Obi-Wan-Story zeigen wird). Darüber hinaus fand ich die Geschichte aber auch sehr gut geschrieben, und gefiel mir nicht zuletzt der Einblick in Yodas Persönlichkeit, den wir dort erhielten.

Auf ein Highlight folgt sogleich das Nächste – und auch diesmal geht es wieder um eine wichtige Figur: "Disturbance" schildert, wie Imperator Palpatine auf eine Erschütterung der Macht aufmerksam wird, und so auch die Identität des Piloten, der den Todesstern vernichtete, erfährt. Mike Chen – dessen (erst später geschriebener) Roman "Bruderschaft" mir ja auch sehr gut gefallen konnte – fängt die Persönlichkeit von Palpatine aka Darth Sidious sehr gut ein, bietet uns einen faszinierenden Einblick in dessen Gedankenwelt, und lässt uns vor allem auch an einem für die Saga wichtigen Moment, der im Film nur erwähnt wurde, teilhaben. "Disturbance" ist eine der raren Geschichten aus dieser Sammlung, welche tatsächlich eine Ergänzung und damit Aufwertung der filmischen Vorlage darstellen. Leider war es das aber dann auch wieder für einige Zeit, was die Highlights aus dieser Anthologie betrifft. "This Is No Cave" von Catherynne M. Valente fand ich persönlich größtenteils furchtbar, angefangen vom Konzept, eine Geschichte aus Sicht des Asteroiden-Wurms zu erzählen, über den Inhalt an sich, bis hin zur mich nicht überzeugenden Offenbarung, dass der Asteroidengürtel voller solcher Wesen war. Sorry, aber das war nichts. "Lord Vader Will See You Now" wiederum ist dann eine jener banalen Geschichten, die zwar auf der einen Seite nicht weh tun, andererseits aber auch nichts zum Gelingen dieser Sammlung, oder auch des Films, beitragen. Von einem namhaften Autor wie John Jackson Miller hätte man sich eigentlich erwartet, dass sein Beitrag positiv aus der Masse hervorsticht; das war leider nicht der Fall. Immerhin war sie aber auch kein Reinfall wie die Geschichten davor – und danach, denn auch mit der von Tracy Deonn in "Vergence" präsentierten Idee, die Höhle auf Dagobah wäre ein intelligentes Wesen, konnte ich überhaupt nichts anfangen. Da gefiel mir die ursprüngliche Idee aus Legends, dass dort mal ein dunkler Jedi gestorben wäre, und seither die dunkle Seite der Macht dort stark wäre, ungleich besser.

"Tooth and Claw" von Michael Kogge dreht sich um Bossk, und ich will ganz ehrlich sein: Die Story ist nicht grundsätzlich schlecht, wenn ich auch den Twist hinter der Identität seines vermeintlichen Erzfeindes doch eher entbehrlich fand. Aber: Gerade auch all die Kopfgeldjäger-Geschichten leiden unweigerlich unter dem sich aufdrängenden Vergleich mit "Kopfgeld auf Han Solo". Und auch wenn ich dort die Bossk-Story als Schwächste empfand, habe ich sie doch immerhin besser als "Tooth and Claw" in Erinnerung. "STET!" von Daniel José Older über 4-LOM und Zuckuss war dann leider überhaupt nicht meins. Schlimm genug, dass hier letztendlich nur die Story eines einzelnen Meetings in einer Cantina erzählt wird, was inhaltlich nicht wirklich interessant ist – ich konnte vor allem auch mit dem Ansatz, dass wir hier die von einem Droiden editierte Story eines Journalisten lesen, überhaupt nichts anfangen. Tatsächlich hat mich dieser Aufbau, mit den ständigen Kommentaren und Einschüben, sogar richtiggehend genervt. Ne, danke. "Wait for It" über Boba Fett war mir dann nicht nur von Zoraida Córdova mit zu vielen irdischen Begriffen gespickt (wie z.B. "Lord Huff and Puff"), er schien mir auch die Stimme der Figur nicht wirklich stimmig einzufangen. Kleinere Kontinuitätsfehler wie bei der Aussage der imperialen Offiziere auf der Brücke (ein nicht entdeckter Tippfehler?), oder auch Bobas Aussage, dass Mace Windu der "Jedi, dem die Flucht gelang" sei (weil er ihn nach dem Mord an seinem Vater nicht aufgehalten hat) – was insofern irritiert, als dieser ja ein paar Jahre später sehr wohl ums Leben kam, und nicht etwa noch irgendwo in der weit, weit entfernten Galaxis herumstreift – halfen dann ebenso nicht, wie die sehr belanglose Story. "Standard Imperial Procedure" von Sarwat Chadda dreht sich dann wieder um eine völlig unwichtige Figur aus dem Hintergrund. Unglücklich fand ich auch den Namen seines Kollegen Peet gewählt – weil zumindest ich musste da unweigerlich an Admiral Piett denken. Vor allem aber gefiel mir die Idee nicht, dass jemand an Bord des Sternenzerstörers den Millennium Falken an der Hülle entdeckt hatte – und Han & Co. nur wegen dem Eingreifen von Boba Fett nicht aufgeflogen sind.

"There Is Always Another" von Mackenzi Lee dreht sich dann um Obi-Wan Kenobi – und hätte damit das Potential besessen, ein weiteres Highlight der Sammlung zu werden. Das genaue Gegenteil ist der Fall. Ich weiß nicht, aus der Sicht welcher Figur Lee seine Geschichte hier erzählt hat, aber Obi-Wan war es nicht. Zumindest nicht, wenn ich nach der Ausdrucksweise gehe. Selbst der deutlich lebhaftere, jüngere Obi-Wan Kenobi von Ewan McGregor hat sie nie auch nur ansatzweise so flapsig ausgedrückt, wie es von der Figur hier, die angeblich Kenobi sein soll, der Fall ist; von Alec Guinness deutlich gesetzteren Interpretation ganz zu schweigen. Da hilft es auch nicht, wenn einzelne Gedanken tatsächlich nicht einmal schlecht und/oder uninteressant sind. Aber gerade auch, wenn ich eine Geschichte aus der Ich-Perspektive einer bekannten Figur erzähle, muss es mir nun mal gelingen, dessen "Stimme" einzufangen – und was das betrifft, scheitert Mackenzi Lee auf derart brutale Art und Weise, dass man sich ernstlich fragen muss, ob der jemals in seinem Leben einen "Star Wars"-Film gesehen hat. "Fake It Till You Make It" von Cavan Scott dreht sich um Jaxxon T. Tumperakki – eine Figur, die man soweit ich weiß im Film selbst gar nicht zu Gesicht bekommt. Darüber hinaus hat auch der Anfangsgag, wo er uns zu verkaufen versucht, wir würden eine Story aus Sicht von Lando Calrissian lesen, bei mir nicht gezündet. Davon abgesehen war die Geschichte aber soweit ganz unterhaltsam geschrieben – wenn auch, wie leider die meisten der hier versammelten Stories, sehr belanglos. "But What Does He Eat?" von S.A. Chakraborty dreht sich dann um eine weitere Figur, die wir im Film nicht zu Gesicht bekommen haben, nämlich eine devaronianische Köchin, die das Abendessen für Darth Vader und seine Gäste zubereiten soll. Die kurz aufkommende Idee, sein Essen zu vergiften, war nicht uninteressant, davon abgesehen aber eine weitere unwichtige Story. Gleiches gilt für "Beyond the Clouds" von Lilliam Rivera, wo es ebenfalls um eine im Film nicht erwähnte/gezeigte Figur geht. Wieder: Grundsätzlich ist die Story nicht schlecht, aber mir fehlte hier der Bezug zu "Das Imperium schlägt zurück".

"No Time for Poetry" von Austin Walker dreht sich dann endlich wieder mal um aus den Film bekannte Figuren – allerdings mit Dengar & IG-88 eben wiederum um zwei Kopfgeldjäger, die im Legends-Release "Kopfgeld auf Han Solo" deutlich ausführlicher und aus meiner Sicht auch generell interessanter und gelungener beleuchtet wurden (insbesondere IG-88, dessen Geschichte dort ja mein Highlight war). An das kommt man hier nicht mal ansatzweise heran; zudem war mir der Ton auch hier teilweise wieder etwas zu flapsig, und als solcher nicht wirklich zu "Star Wars" passend. In "Bespin Escape" geht es dann ein weiteres Mal um eine völlig unbekannte und in meinen Augen leider auch unwichtige Figur; darin beschreibt Martha Wells, wie eine Ugnaught die Evakuierung ihres Clans vorantreibt. Auch diese Story animierte mich eher zum Schulterzucken. "Faith in an Old Friend" von Brittany N. Williams zählte grundsätzlich zu den interessanteren der hier enthaltenen Geschichten, geht man doch darauf ein, dass L3-37 in "Solo: A Star Wars Story" mit dem Computer des Millennium Falken verbunden wurde. Zweifellos gut geschrieben und mit einzelnen starken Momenten; für mich als jemand, der "Solo" für den schlechtesten "Star Wars"-Film aller Zeiten hält, waren die Bezüge darauf aber halt nicht wirklich ein Pluspunkt. "Due on Batuu" von Rob Hart ist dann die x-te belanglose Story rund um die Evakuierung der Wolkenstadt. Keine Ahnung, was die ganzen Autor:innen daran gar so faszinierte, ich fand es leider zunehmend öde. "The Witness" von Adam Christopher bot hier zugegebenermaßen insofern eine wohltuende Ausnahme, als Deena Lorn bei ihren Versuchen, von Bespin zu entkommen, Zeugin des Duells zwischen Vader und Luke wird. Generell war die Story deutlich packender geschrieben, und damit insgesamt interessanter, als die ganzen anderen. Uneingeschränkt begeistert war ich allerdings insofern nicht, als Christopher sich in Geschichte offenbar auf die – mittlerweile wieder veraltete – "Special Edition"-Version bezieht, da Lorn Lukes Schrei vernimmt. Hätte da das Lektorat nicht aufpassen und nachbessern können?

Generell wäre es mir lieber gewesen, man hätte nur diese Geschichte, und von mir aus noch eine zweite, mit unterschiedlichen Perspektiven zur Evakuierung drin gelassen, und sich für den Rest etwas anderes/originelleres einfallen lassen. Dies gilt u.a. auch gleich für die nächste Geschichte, "The Man Who Built Cloud City" von Alexander Freed, die zwar grundsätzlich ebenfalls gut geschrieben ist, wo es aber – ihr ahnt es schon - wieder um die Evakuierung geht. Zu dem Zeitpunkt war ich's einfach nur mehr leid. Angesichts dieser Aussage könnt ihr euch wohl auch schon denken, was ich von "The Backup Backup Plan" von Anne Toole hielt, in der es – man glaubt es kaum, ganz etwas Neues – darum geht, wie Tal Veridian (wer?!) zusammen mit ein paar Tibanna Gas-Minenarbeitern aus der Wolkenstadt entkommt. Diese Autor:innen sind aber auch ein einfallsreiches Völkchen! "Right-Hand Man" von Lydia Kang ist dann aus der Sicht jenes medizinischen Droiden geschrieben, der Lukes neue, mechanische Hand anbrachte (und ihn auch davor bereits auf Hoth nach dem Wampa-Angriff versorgte) – und war nicht nur aufgrund des Schauplatzwechsels (endlich!), sondern auch des Inhalts und der Schreibweise eine willkommene Abwechslung. Zwar nicht auf Augenhöhe mit den zuvor erwähnen Highlights rund um Yoda und Palpatine, aber definitiv eine der besseren Geschichten, welche die Sammlung insgesamt aufwertet. Ganz im Gegenteil zu Tom Anglebergers "The Whills Strike Back", wo er wie schon bei "Star Wars" – zumindest für mich – daran scheitert, eine ironische Verballhornung auf den Lauftext zu schreiben. Denn nicht nur, dass ich seinen Humor nicht lustig fand, seine Kritik wirkte auf mich auch (neuerlich) ziemlich herablassend, und nicht etwa als wertschätzendes Necken. Damit sorgt er für einen dürftigen – angesichts der durchschnittlichen Qualität der hier versammelten Geschichten aber auch irgendwie passenden – Abschluss.

Fazit: Schon von der "From a Certain Point of View"-Kurzgeschichtensammlung zu "Star Wars" war ich wenig begeistert; jener zu "The Empire Strikes Back" gelang es aber leider sogar nochmal, diese zu unterbieten. Viel zu wenige Highlights stehen hier viel zu vielen belanglosen Geschichten, die mich nur mäßig interessieren konnten, gegenüber. Darüber hinaus gab es in meinen Augen dann auch noch den einen oder anderen Totalausfall, wie z.B. "There Is Always Another" von Mackenzi Lee. Wie man die Story aus der Sicht von Obi-Wan Kenobi – die eigentlich zu den Highlights hätte zählen sollen, ja müssen – derart versemmeln kann, werde ich nie verstehen. Es hilft auch nicht, dass im letzten Drittel Stories rund um die Evakuierung der Wolkenstadt Überhand nehmen – was vielleicht aus ein bis zwei Perspektiven ganz nett hätte sein können, aber doch bitte schön nicht aus gefühlt zwanzig. Und wie schon beim ersten Band widersprechen sich die einzelnen Geschichten dann auch noch teilweise, weshalb sie – im Gegensatz zum konkurrierenden Legends-Release "Kopfgeld auf Han Solo" letztendlich mehr, statt weniger, als die Summe ihrer Teile sind. Dafür sind die Geschichten hier zugegebenermaßen sehr abwechslungsreich, was die Chance erhöht, dass einem zumindest ein paar Stories wirklich gut gefallen. In meinem Fall war die entsprechende Erfolgsquote beim zweiten FACPOV-Band aber leider zu gering.

Bewertung: 2/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2020 Del Rey, gestaltet von Will Staehle)





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