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Rendezvous mit Rama Drucken E-Mail
Ein außerirdisches Raumschiff gibt Rätsel auf Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 01 Mai 2023
 
Titel: "Rendezvous mit Rama"
Originaltitel: "Rendezvous with Rama"
Bewertung:
Autor: Arthur C. Clarke
Übersetzung: Roland Fleissner
Umfang: 244 Seiten (E, ohne Anhang)
Verlag: Heyne (D), Gollancz (E)
Veröffentlicht: 1973 (E)
ISBN: 978-3-453-32290-5 (D), 978-0-553-28789-9 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Im Jahr 2131 entdeckt das Spaceguard-Programm – welches nach dem katastrophalen Sturz eines Asteroiden auf die Erde eingerichtet wurde – ein großes Objekt, welches durch unser Sonnensystem fliegt. Ursprünglich hält man es für einen weiteren Asteroiden. Als man jedoch eine unbemannte Sonde losschickt, um es zu untersuchen und Bilder zur Erde zu übertragen, wird deutlich, dass der riesige, fünfzig Kilometer lange und 20 Kilometer breite Zylinder künstlichen Ursprungs sein muss. Somit handelt es sich um die erste Begegnung der Menschheit mit einem Objekt, dass von einer außerirdischen Zivilisation geschaffen wurde. Man stellt ein Team zusammen, welches unter dem Kommando von Bill Norton mit der Endeavour losfliegt, um Rama – so der Name, dem man dem fremden Raumschiff gegeben hat – zu erkunden. Das Zeitfenster dafür ist mit nur wenigen Wochen sehr knapp bemessen – dann jedoch wird Rama der Sonne zu Nahe kommen, als dass die Endeavour dem Schiff gefahrlos folgen könnte. Bill Norton und sein Team tun – unter aller gebotener Vorsicht – ihr Möglichstes, um in der kurzen Zeit so viele Geheimnisse von Rama wie möglich zu ergründen…

Review: Vor ziemlich genau fünfzig Jahren hat der zu diesem Zeitpunkt bereits angesehene Science Fiction-Autor Arthur C. Clarke – der u.a. auch die Romanvorlage zu Stanley Kubricks "2001 – Odyssee im Weltraum" geliefert hat – ein weiteres Meisterwerk des Genres veröffentlicht. In "Rendezvous mit Rama" spekuliert er darüber, wie die erste Begegnung der Menschheit mit einer außerirdischen Intelligenz aussehen könnte. Dabei verfolgt er bewusst einen möglichst wissenschaftlichen Ansatz. Dementsprechend treffen wir hier auch keine außerirdischen Wesen per se, mit denen wir uns noch dazu sofort problemlos unterhalten können, sondern eben auf ein von eben solchen vor Jahrtausenden auf den Weg geschicktes Artefakt. Allein diesen Ansatz fand ich schon sehr spannend und interessant, da er sich vom Gros der betreffenden SF-Erzählungen abhebt. Aber auch davon abgesehen ist die Schilderung hier sehr sachlich und realistisch, angefangen bei der Entdeckung des Objekts, über die Reaktionen, als sich Ramas wahre Natur offenbart, bis hin zur Entsendung eines (im Vergleich zur aktuellen Raumfahrt deutlich größeren) Shuttles, um das Weltschiff zu untersuchen. Nachdem mich bereits der Beginn enorm gepackt hat, dreht "Rendezvous mit Rama" für mich dann so richtig auf, als die Endeavour das Schiff erreicht, und die Astronauten Rama zum ersten Mal betreten. Zwar gebe ich zu, dass die Beschreibungen mein Vorstellungsvermögen teilweise überstiegen, insbesondere im Hinblick auf das himmlische Meer. Insofern hätte ich mir da und dort Illustrationen gewünscht – auch wenn die natürlich tendenziell die eigene Fantasie eher einschränken. In jedem Fall war ich von den Beschreibungen des Inneren von Rama wirklich fasziniert, angefangen von der Größe des Objekts, die Clarke sehr anschaulich vermittelt, über die Entdeckung der Gebäude und künstlichen, vermeintlich von einer KI gesteuerten Lebewesen, bis hin zur Entwicklung, die Rama aufgrund der zunehmenden Nähe zur Sonne durchläuft.

Traditionelle Spannung hält sich dabei zugegebenermaßen für längere Zeit eher in Grenzen, was mich jedoch in keinster Weise gestört hat; davon war ich von der faszinierenden Schilderung Ramas viel zu vereinnahmt. Und in weiterer Folge wird mit der einen oder anderen Krise dann schließlich auch dafür gesorgt. Zuerst damit, dass der zu einer Expedition zum südlichen Kontinent aufgebrochene Jimmy Pak auf dem Weg zurück abstürzt, und geborgen werden muss. Vor allem aber dann mit dem Angriff der Merkurianer auf Rama, mit der Arthur C. Clarke auch die niederen Instinkte der Menschheit scharf kritisiert. Und auch der Clou am Ende, wo der Autor geschickt mit unserer Vorstellung spielt, der Mittelpunkt des Universums zu sein, hatte es mir angetan. Wie auch, dass Rama letztendlich den Großteil seiner Geheimnisse auf dem Flug aus unserem Sonnensystem wieder mit sich mitnimmt. "Rendezvous mit Rama" lädt nun mal eher dazu ein, die Fantasie des Lesers anzuregen, und sich seine eigenen Gedanken darüber zu machen, was es mit diesem außergewöhnlichen außerirdischen Artefakt auf sich hat; sprich, Clarke ist eher an den Fragen denn an Antworten interessiert. Manchen Leser mag dies frustrieren, ich hingegen mag es durchaus, wenn Mysterien auch mal Mysterien bleiben dürfen (weshalb ich zugegebenermaßen auch im Hinblick auf die weiteren drei Romane, die wohl doch so manches aufklären werden, fast ein bisschen zögerlich bin), und halte letztendlich auch dies nur für realistisch. Lediglich einen Punkt würde auch ich "Rendezvous mit Rama" als (kleinen) Kritikpunkt anrechnen: In seiner Faszination mit Rama verliert Clarke ein bisschen die Figuren aus den Augen. Im Vergleich zu Rama selbst werden diese nämlich kaum erforscht, und bleiben bis zuletzt sehr eindimensional. Man merkt recht deutlich, dass sich Clarke letztendlich für sie nicht wirklich interessiert, und sie als Mittel zum Zweck sieht, um die Geschichte zu erzählen. Als großes Manko empfand ich jedoch auch dies nicht.

Fazit: "Rendezvous mit Rama" ist die überaus realistische Schilderung des Aufeinandertreffens der Menschheit mit einem von einer außerirdischen Zivilisation erschaffenen Artefakt. Ich fand alles hieran faszinierend, angefangen bei der Entdeckung von Rama, über die Erkundung des Inneren, bis hin zu den Veränderungen, die das Weltschiff auf dem Weg zur Sonne zunehmend durchmacht. Aber auch die Erforschung des Schiffes durch Commander Norton wird sehr sachlich und wissenschaftlich fundiert geschildert. Und auch wenn sich Clarke mit Spannungsspitzen eher zurückhält, und sich eher auf das Wunder von Rama konzentriert, sind die trotzdem vorhandenen entsprechenden Momente ebenfalls sehr gelungen – wobei für mich vor allem der von Merkur ausgehende Angriff auf Rama hervorstach, wo Arthur C. Clarke auch die niederen Instinkte der menschlichen Natur an den Pranger stellt. Zugegebenermaßen sind die Figuren in all dem doch eher nur Mittel zum Zweck, und kommen nur bedingt zur Geltung. Ich persönlich war von der Beschreibung von Rama – und den Ereignissen rund um dessen Erforschung – jedoch viel zu sehr in Beschlag genommen, als dass ich mich daran sonderlich gestört hätte.

Bewertung: 4.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2014 Heyne)





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