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Ransom in göttlicher Mission auf der Venus Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Montag, 27 Februar 2023
 
Titel: "Perelandra"
Originaltitel: "Perelandra"
Bewertung:
Autor: C.S. Lewis
Übersetzung: Walter Brumm
Umfang: 271 Seiten (D)
Verlag: Ueberreuther (D), The Bodley Head (E)
Veröffentlicht: 1958 (D), 1943 (E)
ISBN: 978-0-0071-5716-7 (E)
Kaufen: Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Ein paar Jahre nach seiner Rückkehr vom Mars wird der Sprachwissenschaftler Dr. Elwin Ransom von den Oysara auf eine göttliche Mission zur Venus geschickt – wobei er sich anfänglich nicht sicher ist, worin diese eigentlich genau besteht. Auf unserem Schwesterplaneten angekommen findet er sich auf einer über das Meer gleitenden Insel wieder – und trifft schließlich auf eine Frau, die sich als die Königin des Planeten herausstellt. Es gelingt ihm, sich mit ihr in der alten Sprache des Sonnensystems zu unterhalten, und ihr einige Dinge von der Erde zu erzählen. Die beiden unterhalten sich mehrere Tage lang angeregt und ungestört – bis auf einmal ein weiteres Schiff landet. In diesem befindet sich Professor Weston, der jedoch nicht mehr er selbst ist. Vielmehr hat der Teufel selbst von ihm Besitz ergriffen. Dieser setzt nun alles daran, damit sich der biblische Sündenfall, der sich auf der Erde zugetragen hat, auch hier wiederholt, in dem die Frau ein absolutes – und vermeintlich sinnloses – Gesetz von Maleldil bricht. Dr. Ransom erkennt, dass er deshalb zur Venus geschickt wurde, um eben dies zu verhindern – scheint jedoch dem großen Verführer in allen Belangen unterlegen zu sein…

Review: Wenn ihr die Inhaltsangabe gelesen habt, und mich mittlerweile gut genug kennt, um zu wissen, dass ich überzeugter Atheist bin, dürftet ihr euch in etwa denken können, wie "Perelandra" bei mir angekommen ist. Denn: Es tut mir leid, aber im Gegensatz zum (von wenigen mir ein bisschen Bauchschmerzen bereitenden) faszinierenden Vorgänger "Jenseits des schweigenden Sterns" tat ich mir mit "Perelandra" leider zunehmend schwer. Und dabei hat der Roman eigentlich noch sehr vielversprechend begonnen. Die phantasievolle Schilderung der Planetenoberfläche und/oder dem Leben auf der Venus vermochte mich wieder ebenso zu faszinieren, wie Lewis' in "Jenseits des schweigenden Sterns" präsentierten Vision vom Mars. Damit, dass all dies natürlich wissenschaftlich in keinster Weise gedeckt ist, hatte ich auch hier wieder kein Problem. Seine Beschreibung von der Venus regt die Fantasie an, und versetzt einen im Hinblick auf die Wunder, die das Universum bereithält, in Staunen. Auch die Begegnung mit der Königin war anfänglich noch durchaus interessant, insbesondere im Hinblick auf ihre völlig unterschiedlichen Lebensweisen und -erfahrungen, und wie Ransom sie langsam "älter" macht. Mit der Ankunft von Weston ging es dann allerdings leider stetig – und rapide – bergab. Zuerst einmal: Sorry, aber es tut mir nun mal enorm schwer, einen Roman ernst zu nehmen, der die in der Bibel erzählte Schöpfungsgeschichte für bare Münze nimmt. Eigentlich ist diese ja gerade auch im Hinblick auf den Sündenfall ja eigentlich auch schon als Analogie schlimm genug. Menschen streben nach Wissen und Weisheit, und werden dafür bestraft und aus dem Paradies verbannt. WTF?! Die dahinterliegende Message gefällt mir nun echt überhaupt nicht. Aber gut, wenn das die Werte sind, die man propagieren will, von mir aus. Aber tatsächlich zu glauben, dass sich alles was in der Bibel steht genau so zugetragen hat?! Es tut mir leid, aber das kann ich einfach von vornherein nicht ernst nehmen.

Noch schwerer als das wiegen jedoch die zunehmend problematischen bis hin zu richtiggehend sexistischen (Unter-)Töne, die sich bei "Perelandra" einschleichen. Das beginnt schon dabei, dass sich die Verführung zum Ungehorsam just auf eine weibliche Figur bezieht, so als ein solcher bei diesem Geschlecht ganz besonders schlimm. Geht über die Klassifikation freigeistiger Frauen als Hexen und Perverse (ich mein, echt jetzt?). Bis hin zur einem Nebensatz, wo Ransom entrüstet von Frauen erzählt, die lieber selbst hungern, als ihrem Mann etwas zu kochen, wenn dieser nach Hause kommt. Ja bist du denn deppert. Das Problem ist dabei weniger, dass mit Ransom eine Figur in diesem Roman diese Gedanken äußert, als dass man vielmehr den Eindruck hat, dass er als Sprachrohr für C.S. Lewis dient, und der Leser eigentlich auf seiner Seite stehen und diese Ansichten teilen soll. In dieser Hinsicht erweist sich "Paleandrea" leider als reaktionäre Propaganda der schlimmsten Sorte. Jedenfalls gab es im Verlauf des Romans zahlreiche Textstellen, die mir doch ordentlich sauer aufgestoßen sind. Doch es ist nicht nur die Aussage hinter dem Roman, ich fand ich ihn weiterer Folge auch zunehmend schleppend bis geradezu ermüdend erzählt. Genau genommen gilt das eigentlich schon von Anfang an. Weder Ransoms Ankunft auf der Venus noch seine ersten Gespräche mit der Königin hätten eigentlich in dieser Ausführlichkeit geschildert werden müssen. Mit der Ankunft von "Weston" wurde es dann jedoch immer schlimmer. Im Mittelteil ist der Roman von einer vermeintlich nicht enden wollenden philosophischen Diskussion geprägt. Aber auch der nachfolgende Kampf zwischen Ransom und Weston, Ransoms darauffolgende Rückkehr an die Oberfläche der Venus, sowie das Finale mit König und Königin, und den beiden "Engeln", fand ich jeweils viel zu ausgedehnt und zugleich schleppend erzählt. Dies findet seinen Höhe- bzw. eher Tiefpunkt dann schließlich in einer seitenlangen Predigt, in der jeder Absatz mit "Blessed be He!" abgeschlossen wird. Es ist schon lange her, dass ich so nah dran war, meinen Kindle entnervt in die Ecke zu schleudern, oder aber zumindest ein paar Seiten zu überspringen. Spätestens an dieser Stelle hat C.S. Lewis meine Geduld dann endgültig überstrapaziert.

Fazit: "Perelandra" ist religiöse Propaganda im Science Fiction-Gewand. Damit hätte ich vielleicht mit etwas gutem Willen noch leben können. Schwer tat ich mir hingegen mit dem Plädoyer für blinden Gehorsam, dem starken sexistischen Einschlag, sowie der dahinkriechenden Erzählweise. Nach einem noch durchaus faszinierenden Beginn ertränkt C.S. Lewis den Roman in philosophischen Diskussionen. Aber auch der Showdown zwischen Ransom und Weston war mir viel zu ausgedehnt. Von der abschließenden Predigt der Engel ganz zu schweigen. Wer stark religiös ist, und vielleicht auch die Bibel – und deren Erzählung der Schöpfungsgeschichte – beim Wort nimmt, statt diese "nur" als Analogie zu verstehen, darf auf meine Wertung locker 1-2 Punkte draufschlagen. Allen anderen kann ich hingegen – leider – nur raten, den Mittelteil der Perelandra-Trilogie zu meiden.

Bewertung: 1/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2003 Scribner)





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