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Star Wars: From a Certain Point of View Drucken E-Mail
Kurzgeschichtensammlung zum 40. Jubiläum Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Sonntag, 19 Dezember 2021
 
Titel: "Star Wars: From a Certain Point of View"
Bewertung:
Autor: Diverse
Übersetzung: -
Umfang: 496 Seiten
Verlag: Del Rey (E)
Veröffentlicht: 03. Oktober 2017 (E)
ISBN: 978-0-34551-147-8 (E)
Buch kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Inhalt & Review (kann Spoiler enthalten): In "From a Certain Point of View" wird die Geschichte von "Star Wars – Episode IV: Eine neue Hoffnung" in vierzig Kurzgeschichten aufgerollt. Dabei konzentriert man sich größtenteils auf Randfiguren, bzw. maximal prominente Nebencharaktere wie Obi-Wan Kenobi. Jede der Geschichten stammt von – mindestens – einem anderen Autor bzw. einer Autorin, vereinzelt wirkten auch gleich zwei an einer Story mit. Das Ergebnis ist ein Kaleidoskop aus vierzig verschiedenen Perspektiven, aus denen die Ereignisse des ersten Star Wars-Films erzählt werden. Mich persönlich erinnerte dieses Konzept ein bisschen an die Kurzgeschichtensammlungen zur Original-Trilogie, die jeweils den Nebenfiguren aus dem betreffenden Film Leben einhauchten: "Sturm über Tatooine" über die diversen Besucher in der Cantina von Mos Eisley, "Kopfgeld auf Han Solo", mit Geschichten über die von Darth Vader beauftragten Kopfgeldjäger, sowie "Palast der dunklen Sonnen" über die Lebewesen, die sich in Jabbas Palast tummelten. Dieses Buch hier muss sich somit in erster Linie den Vergleich mit "Sturm über Tatooine" gefallen lassen – und zieht dabei, von der individuellen Qualität der Geschichten abgesehen, leider recht klar und deutlich den kürzeren. Denn: Die drei besagten Novellensammlungen zur Original-Trilogie hatten mit Kevin J. Anderson eine Art übergeordnete Autorität. Anderson, als Herausgeber der Bücher genannt, sorgte nicht nur dafür, dass diese in sich stimmig blieben, es gab auch immer wieder Überschneidungen zwischen den einzelnen Novellen. Eben diese machten die drei Bücher zu mehr als nur die Summe ihrer Teile. Bei "From a Certain Point of View" hatten die insgesamt 43 Mitwirkenden hingegen völlig freie Hand. Sie mussten weder darauf achten, dass ihre Story zu dem passt, was die anderen schreiben, noch waren inhaltliche Überschneidungen gewünscht. Somit steht und fällt alles mit den einzelnen Geschichten – und auch hier ist das Urteil, wie für so eine Anthologie nicht ungewöhnlich, sehr durchwachsen. Es gibt vereinzelte Highlights, zugleich ein paar Geschichten, mit denen ich überhaupt nichts anfangen konnte – und der Rest befindet sich irgendwo dazwischen, wobei der überwiegende Teil der Stories für mich im unscheinbaren Mittelmaß zu Hause waren. Trotzdem will ich mir aber die Arbeit antun, auf jede Geschichte individuell einzugehen, und jeweils zumindest 1-2 kurze Sätze zu verlieren.

Den Anfang macht "Raymus" von Garry Whitta, wo wir quasi den Übergang von "Rogue One" zu "Eine neue Hoffnung" direkt miterleben. Die Story gibt uns zumindest einen kurzen Einblick in die Persönlichkeit und das Leben des Tantive IV-Kommandant Raymus Antilles, und war als solcher ein netter Einstieg. Christie Goldens "The Bucket" zeigt uns dannd ie Gefangennahme von Prinzessin Leia aus der Sicht eines Sturmtrupplers. Ich bin sonst zumeist nicht ihr größter Fan, aber wie sie hier diesen unbekannten Soldaten vermenschlicht, fand ich durchaus gelungen. Ken Lius "The Sith of Datawork" ist dann eine zwar humorvolle, aber doch sehr eigenwillige Geschichte über die Bürokratie im Imperium, die mir vom Grundgedanken her besser gefiel als in der Ausführung, und die für mich auch nur bedingt zum bekannten "Star Wars"-Universum passen wollte. Zudem ist sie die erste von mehreren Geschichten, wo sich die AutorInnen scheinbar dazu genötigt sahen, irgendwelche Dinge aus dem Film (über-)zu erklären. Mit "Stories in the Sand" von Griffin McElroy konnte ich dann leider nicht wirklich etwas anfangen. Auch hier meint man, erklären zu müssen, warum der Speicher von R2D2 nicht von den Jawas gelöscht wurde, etwas, dass sich bislang wohl noch kaum jemand gefragt haben dürfte. "Reirin" von Sabaa Tahir erzählt eine Geschichte aus Sicht einer jungen Tusken Räuberin. Diese Story fand ich sehr belanglos; zumal sie in einen Abschlussgag rund um die wahre Natur des von ihr behüteten Schatzes mündete, dessen Bedeutung sich mir irgendwie überhaupt nicht erschloss. Rae Carsons "The Red One" ist wieder eine Erklärbär-Geschichte. Statt dass es einfach Zufall (oder der Wille der Macht) gewesen wäre, dass die R4-Einheit defekt ist, stilisiert sie den Droiden zu einem der Helden der Geschichte, opfert sich R4 doch quasi, damit R2D2 seine Mission erfüllen kann. Das Happy End entzog seiner vermeintlichen Aufopferung aber leider jegliche potentielle Bedeutung. "Rites", von John Jackson Miller, gibt uns dann die zweite Geschichte aus Sicht eines Tusken Räubers. Auch hier meint man, erklären zu müssen, warum sie vor dem Schrei des Krayt-Drachen davongelaufen sind. Gerade auch bei der zweiten Story rund um das gleiche Volk machte sich zudem die fehlende Abstimmung der AutorInnen negativ bemerkbar. Und insgesamt war die Story, wenn auch nicht schlecht, sehr banal und unauffällig.

Nun folgt jedoch mit "Master and Apprentice" von Claudia Gray, die den gleichnamigen Roman zu Qui-Gon Jinn und Obi-Wan Kenobi geschrieben hat, eines der absoluten Highlights der Anthologie. Das Gespräch zwischen dem verstorbenen Meister und seinem früheren Schüler, kurz bevor "Ben" zusammen mit Luke nach Mos Eisley aufbricht, war einfach nur wunderbar. Es füllt tatsächlich eine kleine Lücke in der Kontinuität, verbindet die Prequels stärker mit der Original-Trilogie, und ist vor allem auch wunderbar geschrieben. Schon allein Obi-Wans Zitat "I have been little more than a shadow waiting to become a Jedi Knight again." machte mir – nachdem ich zuvor zunehmend unsicher wurde, ob ich mit den Kurzgeschichten hier nicht vielleicht doch zu hart ins Gericht gehe – deutlich, dass es eben doch nicht an mir, sondern den Stories davor lag. Jedenfalls: Auch wenn ich viele Geschichten in dieser Anthologie für entbehrlich halte, aber "Master and Apprentice" ist eine absolute Pflichtlektüre für alle "Star Wars"-Fans. Leider folgte eben darauf mit "Beru Whitesun Lars" von Meg Cabot einer der frustrierendsten Beiträge dieser Sammlung. Weil eigentlich fand ich die Idee, eine Geschichte auch aus der Perspektive von Owen oder eben auch Beru zu erzählen, wundervoll. Aber doch bitte nicht so, mit einer Erzählung von Beru aus dem Jenseits. Sorry, aber abseits von Jedi-Meistern die eins mit der Macht wurden, kann ich mich auf so ein Konzept einer Nachwelt im "Star Wars"-Universum einfach nicht einlassen. Und dann doch dieses "Danke dass ich meine Geschichte erzählen durfte" am Ende, quasi vom Himmel aus. Ne, sorry, aber das ging für mich gar nicht. Danach folgt nun quasi jener Teil, der direkt mit "Sturm über Tatooine" konkurriert, das es eben um die diversen Personen/Lebewesen in der Cantina geht. Den Anfang macht "The Luckless Rodian". Das auffälligste daran war, dass Han hier nicht einfach nur zuerst, sondern allein schießt, so wie in der guten alten Fassung von "Star Wars". Und auch wenn es mich selbst auch ärgert, dass George Lucas das in weiterer Folge verändert hat, so ist "Die beiden schießen gleichzeitig" nun mal mittlerweile Kanon, und von einer Kurzgeschichte, die darauf aufbaut, erwarte ich mir, dass sie das – unabhängig von den persönlichen Befindlichkeiten der Autorin Renée Ahdieh, oder auch einem Großteil der Fangemeinde – respektiert.

"Not for Nothing" von Mur Lafferty war von der Grundidee eines Kapitels aus der Biographie von einem der Mitglieder der Cantina-Band ja eigentlich ganz witzig. Leider hat sich mit dem Hinweis, Jabba wäre im Palast gestorben (statt auf seiner Barge), ein peinlicher Fehler eingeschlichen; zudem hat mich die Idee, dass die Band erst wenige Stunden vor den schicksalhaften Ereignissen in der Bar anheuerte, nicht wirklich überzeugt. Und vor allem bei den Geschichten in der Cantina macht sich dann leider teilweise bemerkbar, dass sich die AutorInnen nicht abgestimmt haben, weshalb sich einzelne Details widersprechen. In "We Don't Serve Their Kind Here" macht sich Chuck Wendig daran, zu erklären, warum Wuher keine Droiden mag. Und das ist grundsätzlich mit dem Flashback in die Klonkriege sehr gut und schlüssig erklärt. Das Problem ist nur: Woher ist nur der Barkeeper, nicht der Inhaber. "The Kloo Horn Cantina Caper" von Kelly Sue DeConnick und Matt Fraction war dann leider überwiegend nicht meins. Der Humor hat für mich größtenteils nicht gezündet (wobei ich vor allem die "Game of Thrones"-Anspielung unpassend fand; aber auch Luke Skywalker als "teenage farm girl" war für mich ein humoristischer Rohrkrepierer), vor allem aber war die Geschichte viiiiel zu lang. Sehr bald fand ich das einfach nur mehr öde und anstrengend, und habe mich letztendlich durchgequält. Danach hätte ich eigentlich gedacht, schlimmer geht's nimmer – und dann kam "Added Muscle" von Paul Dini. Die Story ist aus der Sicht von Boba Fett geschildert – nur sorry, aber das was er da schreibt, klingt nach allen möglichen Leuten, nur nicht nach Boba Fett. Dass sich jemand, der immerhin ein paar Folgen von "Clone Wars" geschrieben hat, derart im Ton vergreift, überrascht dann doch. Immerhin, wenn schon sonst nichts, war sein Beitrag zumindest kurz, und dementsprechend der Schmerz rasch vorbei. "You Owe Me a Ride" von Zoraida Córdova stellt die Tonnika-Schwestern in den Mittelpunkt, und von der Grundidee her war das ganz nett, und auch solide geschrieben. Leider nur passierte irgendwie in der Story nichts von Belang, weshalb sie, vielleicht mit Ausnahme der letzten Seite, sehr überflüssig wirkt. Dankenswerterweise folgte nun mit "The Secrets of Long Snoot" wieder ein kleines Highlight der Anthologie. Geschrieben von Delilah S. Dawson, wirft die Story einen Blick auf den vermeintlich bösen "Long Snoot", der Luke und Obi-Wan an die Sturmtruppler verriet. Wie es der Autorin hier gelang, mein Mitgefühl von ihm zu wecken, fand ich wirklich toll.

"Born in the Storm" von Daniel José Older war dann ein bisschen eine durchwachsene Angelegenheit. Auf die Idee, dass ein Sturmtruppler so einen Bericht wirklich abschicken würde (davon ausgehend, dass das eh nie jemand lesen wird), konnte ich mir zwar nur schwerlich einlassen, dafür war die Story zumindest witzig geschrieben. "Laina" wurde dann von niemand geringerem als Will "Wesley Crusher" Wheaton beigesteuert; das allein fand ich schon spannend. Seine Story war aber noch dazu wirklich gut, wobei ich insbesondere das Ende (Stichwort Alderaan) herzzerreißend fand. "Fully Operational" rollt dann die Besprechung an Bord des Todessterns aus der Sicht eines Anwesenden auf. Zwar grundsätzlich nicht schlecht, bietet sie keine nennenswerten neuen Erkenntnisse, und wirkt dementsprechend etwas redundant. In "An Incident Report" von Daniel M. Lavery beschwert sich Motti bei seinen Vorgesetzten darüber, von Vader gewürgt worden zu sein. Na ja. "Change of Heart" von Elizabeth Wein, über einen der Sturmtruppler, die beim Leias Verhör durch Großmoff Tarkin anwesend war, bietet dann ebenfalls wenig Neues und/oder erhellendes, und schließt damit diese kleine imperiale Trilogie der Belanglosigkeit ab. Darauf folgt mit "Eclipse" ein weiteres absolutes Highlight der Sammlung. Nun hatte zugegebenermaßen dieses Segment aufgrund des Inhalts – nämlich die Zerstörung Alderaans aus der Sicht von Bail und Breha Organa zu erzählen – von vornherein das Potential, zu begeistern, nur ein solches muss man auch erstmal ausschöpfen können. Und eben dies gelang Madeleine Roux hervorragend. Für mich ist "Eclipse" jedenfalls nach "Master and Apprentice" die zweite absolute Pflichtlektüre der Anthologie (aus – zu diesem Stand – zweiundzwanzig). "Verge of Greatness" von Pablo Hidalgo ist dann ein weiterer gelungener Eintrag. Aus der Sicht von Wilhuff Tarkin geschrieben, bietet uns die Story einen netten kleinen Einblick in seine Gedanken, nachdem er das Kommando über den Todesstern übernommen hat (mit einem netten Abschlussgag rund um Direktor Krennic). "Far too Remote" ist dann einfach nur ein einzelnes Comic-Bild, wo ich den Gag noch dazu nicht sonderlich lustig fand. Aber ja, in fünf Sekunden "gelesen", und ebenso schnell wieder vergessen – und tat zumindest nicht weh.

In "The Trigger" von Kieron Gillen machte ich nun zum ersten Mal Bekanntschaft mit Aphra, eine Figur, die ja in ihrer eigenen Comicreihe Abenteuer rund um die Original-Trilogie erlebt, die ich mir nun allerdings erst in weiterer Folge vorknöpfen werde. Die Story selbst war soweit ganz nett, gut geschrieben (ich mochte vor allem "I think you're mistaking being clever for being smart."), und Aphra macht einen vielversprechenden Eindruck, insofern bin ich jetzt auf die Comics durchaus schon gespannt. "Of MSE-6 and Men" – ein gar furchtbares Wortspiel – sticht dann in erster Linie mit der Schilderung der wohl ersten homosexuellen Liebschaft im "Star Wars"-Universum hervor. Davon abgesehen fand ich die Story, aus der Sicht eines Maus-Droiden, aber wenig berauschend. Ähnliches gilt für "Bump" von Ben Acker und Ben Blacker, die mir leider, obwohl erst vor wenigen Tagen gelesen, überhaupt nicht mehr in Erinnerung ist. Das sagt irgendwie auch schon alles. Gleiches gilt übrigens für die direkt nachfolgende Story "End of Watch" von Adam Christopher. So gesehen muss man den Versuch der Autoren, imperialen Offizieren ein Gesicht bzw. eine Persönlichkeit zu verleihen, wohl als gescheitert betrachten. "The Baptist" von Nnedi Okorafor war dann sehr eigenwillig. Zwar keinesfalls schlecht, konnte ich mit den übernatürlichen Fähigkeiten der Dianoga – auch wenn diese wohl Machtbedingt sein sollen – wenig anfangen. Und auch, worin Omis Mission bestand, die sie erfüllt hat – woraufhin sie Luke los ließ – war mir irgendwie nicht klar. Immerhin hinterließ ihre Story aber, im Gegensatz zu den beiden zuvor, Eindruck. "Time of Death" von Cavan Scott ist dann ein weiteres kleines Highlight (sprich, nicht ganz auf dem Niveau von "Master and Apprentice" oder "Eclipse", aber nah dran). Er schildert hier die letzten Momente im Leben von Obi-Wan Kenobi, und dies auf höchst gelungene Art und Weise. Einzig, dass auch er meinte, wieder etwas extra erklären zu müssen – nämlich den Grund, warum Obi-Wan ihn nur Darth nannte, und nicht Anakin – störte mich ein wenig. "There Is Another" bei Gary D. Schmidt gefiel mir dann in erster Linie mit der Idee, dass Yoda seine Hoffnungen eigentlich auf Leia, statt auf Luke, gerichtet hatte. Kein Freund war ich aber von der Offenbarung, dass Yodas Stab ursprünglich nur ein Scherz war, damit man ihn unterschätzt. Ich verstand die Szene in "Angriff der Klonkrieger" immer so, dass er hier auf die Macht zurückgreifen musste, und er sie sonst nicht für so banale Dinge wie besser gehen zu können verwendet, weil das eigennützig wäre. Und ehrlich gesagt gefällt mir diese Interpretation besser, als das, was Schmidt hier behauptet. Immerhin, der Hintergrund von Yodas Decke war ausgesprochen nett.

Auftritt Ian Doescher. Dieser bringt seit 2013 zusammen, von dem wir bis dahin nicht wussten, dass es zusammen gehört: "Star Wars" und William Shakespeare. Für "From a Certain Point of View" steuert er nun eine kurze Monolog-Szene rund um Palpatine bei, nachdem dieser ihn über den Tod von Obi-Wan unterrichtet hat. Streng genommen passt sein Stil ja nicht wirklich zum Rest der Anthologie, und ich verstehe jeden, der seinen Beitrag für einen Fremdkörper halte. Und ich weiß, dass ich mir hier bis zu einem gewissen Grad selbst widerspreche, weil ich eben dies bei einigen früheren Geschichten, die sich in meinen Augen im Vergleich zum ersten "Star Wars"-Film "im Ton vergriffen" haben, kritisierte. Aber sorry, ich mag seine Shakespeare-Adaptionen nun einmal, und habe dementsprechend auch diese Kurzgeschichte sehr genossen. "Palpatine" war zugleich auch der letzte Beitrag, der aus der Masse hervorgestochen ist. Alle weiteren Geschichten, welche die Schlacht von Yavin IV bzw. den Angriff auf den Todesstern aus der Sicht verschiedener Rebellen behandeln, fand ich nämlich wenig bemerkenswert. Beginnend mit "Sparks" von Paul S. Kemp über einen Y-Flügler-Piloten (und seinen Droiden) – im Übrigen der einzige Fall, wo ich eine (Über)Erklärung begrüßte (erfahren wir hier doch, warum die Rebellen immer den elendslangen Graben entlangflogen, und damit das Risiko eingingen, sich abschießen zu lassen), "Duty Roster" von Jason Fry über einen Piloten, der Wedge Antilles zum Verwechseln ähnlich sieht, und der den Angriff auf den Todesstern – sehr zu seinem Missfallen – von der Basis aus verfolgen muss (wobei sich Fry beim Com-Geplapper im Vergleich zum Film ein paar Freiheiten nimmt), bis hin zu "Grounded" von Greg Rucka, über eine Mechanikerin, die ebenfalls den Angriff vom Boden aus verfolgt. Vor dieser gibt es noch "Desert Son" von Pierce Brown; von der Story an sich her zwar auch wenig bemerkenswert, profitiert diese immerhin davon, dass mit Biggs Darklighter eine uns bekannte Figur im Mittelpunkt steht. Insgesamt fand ich aber die Idee, den Angriff aus vier Neben-Perspektiven zu verfolgen, wobei sich notgedrungen doch vieles wiederholte, eher nicht so gelungen.

"Contingency Plan" von Alexander Freed beschäftigt sich mit der Frage, wo Mon Mothma eigentlich war, bzw. warum sie den Angriff auf den Todesstern nicht ebenfalls von der Basis auf Yavin IV aus verfolgte. Auch dies ist einer der wenigen Fälle, wo ich es begrüße, dass man eine potentielle Logiklücke schließt – zumal die Erklärung, die Freed hierfür findet, auch voll und ganz überzeugen kann. "The Angle" von Charles Soule über Lando Calrissian wirkte auf mich dann eher aufgesetzt. Im Gegensatz zum Rest ist die Story hier nur äußerst lose mit der Handlung des Films verknüpft. Es hilft auch nicht, dass die die Erzählung wenig interessant fand. Und die Idee, die Rebellen hätten den Angriff auf den Todesstern irgendwie gefilmt, hat mich auch nicht überzeugt; man sollte meinen, die hatten alle Hände voll damit zu tun, das Ding zu vernichten. Als ich das Autorinnenduo der vorletzten Geschichte, "By Whatever Sun", las – nämlich E.K. Johnston und Ashley Eckstein – hoffte ich kurz, es würde sich um eine Novelle rund um Ahsoka handeln. Stattdessen steht eine unbekannte Pilotin der Rebellen im Mittelpunkt, aus deren Perspektive die Medaillenzeremonie am Ende erzählt wird. Auch hier hält sich der Erkenntnisgewinn in sehr argen Grenzen, zudem fand ich's doch ziemlich belanglos. Zum Abschluss gibt es dann mit Tom Anglebergers "Whills" noch einmal eine ordentliche Niete. Er versucht auf Sith komm raus, lustig zu sein, es bleibt aber leider beim Versuch. Zumal es auf mich auch nie ironisch-wertschätzend, sondern vielmehr zynisch-spottend rüberkam. End denkbar unwürdiger Abschluss einer doch ziemlich durchwachsenen Anthologie.

Fazit: Aus stolzen vierzig Kurzgeschichten – passend zum vierzigsten Jubiläum des Films – gelang es gerade mal zwei, mich wirklich zu begeistern. "Master and Apprentice" von Claudia Gray und "Eclipse" von Madeleine Roux waren absolut großartig, und aus meiner Sicht allein schon den Preis für die Anthologie wert. Es gab dann auch durchaus noch ein paar Geschichten, die ansatzweise in der gleichen Liga spielten, wie z.B. "Verge of Greatness" von Pablo Hidalgo, oder "Time of Death" von Cavan Scott. Zugleich aber leider auch ein paar, mit denen ich rein gar nichts anfangen konnte. So vergreift sich Paul Dini in seiner Geschichte in "Added Muscle" irgendwie völlig im Ton; das klingt wie was weiß ich wer, aber sicher nicht wie Boba Fett. "Beru Whitesun Lars" frustrierte mich mit dem übernatürlichen Konzept einer Nachricht aus dem Jenseits. "The Kloo Horn Cantina Caper" war einfach viel zu lang, und auch vom Schreibstil her nervig bis anstrengend. Und "Whills" ein unwürdiger Abschluss, der auf mich zynisch-spottend wirkte, statt wie wohl gedacht ironisch-wertschätzend. Der Rest bewegt sich von belanglos und unauffällig über ok bis hin zu gut. Insgesamt bietet "From a Certain Point of View" somit wenig Licht, und doch einiges an Schatten. Die völlig freie Hand, welche die AutorInnen hatten, zusammen mit den von vornherein nicht gewünschten Überschneidungen (ja teilweise widersprechen sich die Geschichten sogar) machen "From a Certain Point of View" – im Gegensatz zur überlegenen Legends-Konkurrenz "Sturm über Tatooine" über die Besucher der Cantina – dann schließlich eher zu weniger, denn mehr, als die Summe seiner Teile.

Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
(Cover © 2017 Del Rey, gestaltet von Will Staehle)





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