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Die Jäger des Wüstenplaneten Drucken E-Mail
Fortsetzung der Saga von Frank Herberts Erben Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Dienstag, 25 Mai 2021
 
Titel: "Die Jäger des Wüstenplaneten"
Originaltitel: "Hunters of Dune"
Bewertung:
Autoren: Brian Herbert & Kevin J. Anderson
Übersetzung: Bernhard Kempen
Umfang: 688 Seiten (D)
Verlag: Heyne (D), Tor Books (E)
Veröffentlicht: 04. Juni 2007 (D), 22. August 2006 (E)
ISBN: 978-3-453-52289-3 (D), 0-7653-1292-1 (E)
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Murbella hat die Orden der Bene Gesserit und der Geehrten Mütter verschmolzen, um sich auf den Angriff des noch unbekannten Feindes vorzubereiten. Doch ehe sie sich diesem zuwenden kann, muss sie erst die Aufstände gegen ihre neue Ordnung niederschlagen. Duncan, Sheena und Miles fliehen indes mit ihrem Nicht-Schiff durchs All. Doch wann immer sie in den Normalraum springen, drohen sie in die Fänge des nach wie vor unbekannten Feindes zu geraten. Während ihrer Jahre auf der Flucht starten sie dann schließlich ein neues Ghola-Programm, mit dem sie u.a. Paul Atreides wieder zum Leben erwecken. Unter anderem ihm soll in der kommenden, alles entscheidenden Schlacht gegen den Feind eine entscheidende Rolle zukommen. Doch auch an anderer Stelle werden Gholas aus lang vergangenen Zeiten gezüchtet. Denn die rebellischen Geehrten Mütter erschaffen nicht nur ebenfalls einen Ghola von Paul Atreides, sondern auch von Baron Harkonnen. Nach Jahren der Suche gelingt es dem Nicht-Schiff von Duncan & Co. dann schließlich, die Wärter der Futars zu finden. Doch das vermeintliche Paradies stellt sich schon bald als Falle des Feindes heraus…

Review: "Die Ordensburg des Wüstenplaneten" war nie als Finale der "Dune"-Saga gedacht – was sich schon allein daran zeigt, dass das Buch in einem großen Cliffhanger mündete. Vielmehr steckte Frank Herbert mitten in den Vorbereitungen zu einem siebenten und letzten Roman der Reihe, als er verstarb. Nachdem sein Sohn Brian sowie der erfahrene Science Fiction-Autor Kevin J. Anderson (der u.a. Romane zum "Legends"-Universum von "Star Wars" beigesteuert hatte) sein Erbe antraten, beschlossen sie allerdings, nicht unmittelbar an die Saga anzuknüpfen und diese Lücke zu füllen, sondern gingen vielmehr erstmal in der Zeit zurück. Ihre erste Trilogie war ein Prequel zum allerersten "Dune"-Roman, ihre zweite ging sogar noch weiter in die Vergangenheit zurück, und rollte die Geschichte des Butlers Dschihad auf. Erst danach wagten sie sich ans Projekt, auf Basis von Frank Herberts Notizen dessen "Dune"-Saga abzuschließen. Da "Jäger" unmittelbar an "Ordensburg" anschließt, habe ich mich entschieden, die Prequel-Romane erstmal hintanzustellen, und direkt mit der Fortsetzung weiterzumachen. Rückblickend war das in zweierlei Hinsicht eventuell keine so gute Idee. Einerseits wird zum Ende hin klar, dass "Die Jäger des Wüstenplaneten" quasi an die Trilogie rund um den Butlers Dschihad anknüpft. Vor allem aber ist der stilistische Bruch wohl gerade auch, wenn man von Frank Herberts letzter Erzählung zur Fortsetzung von seinem Sohn Brian sowie Kevin J. Anderson springt, besonders eklatant. Zuerst die beiden Trilogien einzuschieben, hätte diesen Eindruck eventuell etwas abgeschwächt. Denn: Die beiden schreiben doch ziemlich oberflächlich, und sind sehr handlungsorientiert; teilweise hat das fast schon ein bisschen was von einem Drehbuch mit Regieanweisungen. Das unterscheidet sich von Frank Herberts üblicher Schreibweise dann halt doch extrem.

Und ja, ich weiß – und stehe auch dazu – dass ich selbst an seinem Stil teilweise Kritik geübt habe. Das eine oder andere Mal hat er es aus meiner Sicht im Hinblick auf die philosophischen Diskussionen und die erzählerische Tiefe da und dort doch übertrieben, und die Handlung im direkten Vergleich stark vernachlässigt. Insbesondere in "Der Gottkaiser des Wüstenplaneten" habe ich ja kritisiert, dass mir insgesamt zu wenig passiert ist, und sich der Roman doch ziemlich gezogen hat. Und auch die beiden weiteren Bände waren mir teilweise etwas zu ausschweifend. Und doch machte dieser ganz eigene Erzählstil, der mich an Tolkien erinnerte, die "Dune"-Bücher zu etwas Besonderem (auch wenn es wie gesagt nicht immer 100%ig für mich funktioniert haben mag). Und das ist ein Bruch, der sich halt eben, wenn man "Jäger" unmittelbar nach "Ordensburg" liest, ganz besonders stark bemerkbar macht. Zumal Frank Herberts "Dune"-Romane auch recht fordernd waren, und vom Leser Konzentration erforderten. "Jäger" hingegen liest sich leicht und locker, und wird wohl niemanden vor große Verständnisprobleme stellen (tatsächlich fand ich vielmehr, dass da und dort einiges unnötig übererklärt wird, um sicherzustellen, dass auch wirklich jeder Leser mitkommt; mit so etwas hat sich Frank Herbert nie aufgehalten). Jedenfalls brauchte ich doch eine Weile, um mich an diesen neuen, doch deutlich schlichteren Erzählstil zu gewöhnen. Zumal sich "Die Jäger des Wüstenplaneten" jetzt auch nicht unbedingt durch eine ungemein komplexe Handlung auszeichnen würde. Zwar verstehe ich die Notwendigkeit, das in einem eigenen Roman zu erzählen, insofern, als sich die Geschichte über mehrere Jahre (genauer gesagt: mehr als ein Jahrzehnt) zieht. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass sie sich da und dort doch anstrengen mussten, um allen Protagonisten in dieser Zeit etwas Sinnvolles zu tun zu geben (vor allem Murbellas Kampf gegen die Rebellion wirkte auf mich eher überflüssig, wie Füllmaterial). Letztendlich ist "Die Jäger des Wüstenplaneten" aber in erster Linie knapp 700 Seiten Setup fürs (hoffentlich) große Finale.

Etwas unschlüssig bin ich mir auch, was ich von der Wendung rund um die Gholas von Paul Atreides, Chani, Baron Harkonnen und so weiter halten soll. Die beiden abschließenden Bücher der Saga, "Jäger" und "Sandwürmer", beruhen ja auf den Notizen und einem Entwurf von Frank Herbert – doch ich muss gestehen, es fällt mir sehr schwer, zu glauben, dass dieser tatsächlich vor hatte, diese alten, längst beiseitegelegten Figuren wieder zurückzubringen. In all seinen Romanen ist er, mit der einzigen Ausnahme Duncan Idaho, der so irgendwie das Bindeglied war, immer forsch nach vorne geschritten. Klar bedingte die Vergangenheit immer die Gegenwart, wie es ja in der Wirklichkeit auch ist, doch figurentechnisch hat er nie davor gescheut, das Alte hinter sich zu lassen. Dass er tatsächlich geplant haben soll, die früheren Protagonisten zurückzubringen und so den Kreis zu "Dune" zu schließen; ich weiß nicht. Auf mich wirkte das sehr wie Fan-Service, oder genauer gesagt: Wie Fan Fiction. Das ist etwas, was in einem Fan zutraue, sich als Fantasie-Geschichte zusammenzureimen, weil er seine alten Helden so vermisst. Aber gut möglich, dass ich dem Autoren-Duo hier unrecht tue. So oder so, ich denke, ich hätte es vorgezogen, wenn man sich diesen Kniff gespart und auch weiterhin auf die "gegenwärtigen" Figuren fokussiert hätte. Dass Brian Herbert und Kevin J. Anderson darüber hinaus die Angewohnheit haben, Dinge überzuerklären, um sicherzustellen, dass auch wirklich jeder Leser mitkommt, habe ich ja auch schon erwähnt. Dazu gesellt sich dann noch, dass es zwei Wendungen gibt, die längst nicht so überraschend und/oder schockierend waren, wie mir das von den Autoren gedacht schien. So hatte ich mir auch schon ohne Vorwissen rund um die Butler-Dschihad-Trilogie schon gedacht, dass es sich um Maschinen und/oder künstliche Intelligenzen handeln könnte (wenn mir auch natürlich die Erwähnung ihrer beiden Namen hier erstmal noch nichts sagte; ich werde die Vorgeschichte zu einem späteren Zeitpunkt nachholen). Vor allem aber: Da stolpern die mit Duncans Nicht-Schiff "zufällig" auf genau jenen Planeten, auf dem die Wärter der Futars befinden, und niemand, wirklich niemand, kommt das verdächtig vor, bzw. hat die Idee, dass es sich bei denjenigen, welche die Futars gezüchtet haben, um die geehrten Mütter zu jagen, vielleicht eventuell möglicherweise um genau jenen Feind handeln könnte, vor dem diese geflohen sind? Puh. Und sowas schimpft sich Mentat!

Zugegeben, das liest sich jetzt alles dramatischer als es eigentlich ist. Was ich den beiden, trotz des halt sehr starken Stilbruchs jedenfalls zugutehalten muss: Man merkt jedenfalls, dass sie sich ausführlich mit dem Epos beschäftigen und wirklich Mühe gegeben haben, aus den Andeutungen der Vorgänger, sowie Frank Herberts Notizen, zu extrapolieren, wo die Reise hingehen sollte. Es wirkt auch alles logisch und schlüssig, und von der schon erwähnten Ausnahme der Gholas früherer Figuren abgesehen fällt es mir nicht schwer, zu glauben, dass dies ziemlich genau dem entspricht, was (Frank) Herbert ursprünglich für den weiteren Verlauf seiner Saga geplant hatte. Auch die Figuren schienen sie mir allesamt sehr gut einzufangen. Und die Handlung hat mich ebenfalls durchaus angesprochen. Da gab es schon einige interessante und neben den schon erwähnten etwas gar vorhersehbaren auch einzelne durchaus überraschende Entwicklungen. Hier würde ich insbesondere alles rund um Doria ins Treffen führen. Die Strafe, dass sie Belladonas Geist in sich aufnehmen muss, war ja schon hart genug, aber dass sie dann schon im nächsten Kapitel wo sie auftritt von einem Sandwurm verschlungen wird, hatte ich so definitiv nicht erwartet. Generell muss ich sagen: Auch wenn sich wie gesagt insgesamt jetzt nicht so viel getan hat, und wir am Ende (abseits der gezüchteten Gholas) nicht wesentlich woanders stehen als nach "Ordensburg", aber gut unterhalten hat mich die Story hier schon. Ja, auf den ersten Seiten war der "neue Stil" doch ein bisschen ein Kulturschock, und es dauerte, bis ich mich an die sehr handlungsorientierte Erzählweise (auf Kosten der erzählerischen Tiefe) eingestellt hatte, dafür bin ich in einer Art durch die Seiten geflogen, die sich bei den Vorgängern doch nur sporadisch eingestellt hat. Sprich: Man muss trotz aller berechtigter Kritik auch die Vorteile daran sehen. Vor allem aber ist es "Die Jäger des Wüstenplaneten" gelungen, nun mein Interesse am Abschluss der Saga zu wecken, bzw. meine diesbezügliche Vorfreude anzuheizen.

Fazit: Ich gebe zu, wenn man "Jäger" so wie ich unmittelbar auf "Ordensburg" liest, erfordert der starke Bruch zwischen Frank Herberts Schreibstil und jenem seiner Erben schon eine Umstellung. Es dauerte seine Zeit, bis ich mich darauf eingestellt hatte; denn wo Frank Herbert sehr in die Tiefe gegangen ist (oftmals durchaus auf Kosten der Handlung), sind Brian Herbert und Kevin J. Anderson sehr plotorientiert, wobei das Pendel bei ihnen wiederum für meinen Geschmack teilweise zu sehr in Richtung Oberflächlichkeit ausschlägt. Zudem bin ich persönlich sehr skeptisch, ob es echt Frank Herberts Plan entsprach, die Helden des ersten Teils wieder zum Leben zu erwecken. Und einzelne Entwicklungen waren etwas gar vorhersehbar. Dennoch will ich "Die Jäger des Wüstenplaneten" nicht schlechtreden. Ja, mir fehlte hier teilweise das spezielle Flair, welches Herbert eingebracht hat, aber es ist ja nicht so, als hätte ich an seinen Romanen nie etwas auszusetzen gehabt, bzw. als hätte er es in meinen Augen da und dort mit seinem ausschweifenden Erzählstil nicht übertrieben. "Jäger" liest sich definitiv schneller, flüssiger und irgendwie auch leichter. Der Roman war jedenfalls – obwohl sich genau genommen wenig wirklich Essentielles tut – sehr kurzweilig. Vor allem aber bin ich definitiv der Ansicht: Selbst eine stilistisch doch recht stark abweichende Fortsetzung ist besser, als gar keine. Zumal "Ordensburg" ja nie als Schlusspunkt von Frank Herberts Erzählung rund um den Wüstenplaneten gedacht war. Das sollte man – trotz aller berechtigter Kritik – nicht aus den Augen verlieren.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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