Kurzinhalt:
Seit über dreitausendfünfhundert Jahren herrscht Leto II Atreides als Gottkaiser des Wüstenplaneten nun schon über die Galaxis. Seine lange Lebensspanne – die notwendig war, um den von ihn angestrebten goldenen Pfad auf den Weg zu bringen, der zugleich die einzige Zukunftsvision darstellt, in der die Menschheit überlebt – verdankt er seiner Transformation. Denn nach der Verschmelzung mit den Sandforellen verwandelt er sich nun langsam in einen Sandwurm; lediglich sein Gesicht und seine Arme sind von seiner menschlichen Gestalt noch übrig. Sein Plan – und u.a. auch sein Zuchtprogramm, mit dem er die Atreides-Linie, da er selbst keine Kinder mehr zeugen kann, am Leben erhält – erreicht nun die kritische Phase. Er will eine Person erschaffen, die von Sehern nicht erfasst werden kann, und meint, dass es sich beim jüngsten Spross seines Programms, Siona, um eben diese handeln könnte. Siona ist die Tochter von Moneo, seinem Majordomo und zugleich engstem Vertrauten. Darüber hinaus genoss er über all die Jahrtausende weg auch immer die Gesellschaft von Duncan Idaho, ließ er doch nachdem diese – meist auf gewalttätige Art und Weise – verschieden, immer neue Gholas züchten. Doch Leto herrscht mit eiserner Hand, und hat sich insbesondere mit der Art und Weise, wie er sein Melange-Monopol verwaltet, nicht nur Freunde gemacht. Und so kommt es immer wieder zu Intrigen und Anschlägen gegen ihn. Gegen den jüngsten Plan scheint er aber machtlos zu sein: Denn obwohl er weiß, dass die junge Hwi Noree gezielt gezüchtet wurde, um ihn zu umgarnen, kann er es doch nicht verhindern, sich in sie zu verlieben – selbst, wenn diese Liebe seinen Untergang bedeuten wird…
Review:
Irgendwie wollte mich "Der Gottkaiser des Wüstenplaneten" nicht so recht packen. Die ersten drei Romane der Reihe hatten immer irgendetwas, was für mich hervorgestochen ist. Klar war insbesondere auch der ersten teilweise schon die Spur zu lang, und hat sich stellenweise etwas gezogen, aber die Story war episch genug, um mich dennoch zu packen. Beim zweiten war ich dann ja überhaupt durchgehend fasziniert. Und der dritte Roman war aufgrund der vielen verschiedenen Figuren und Plots ebenfalls abwechslungsreich und kurzweilig. Diesmal hatte ich hingegen das Gefühl, dass Frank Herbert zwar eine Grundidee hatte – ihm aber nicht wirklich eine Handlung dazu eingefallen ist. Es ist eigentlich recht früh offensichtlich, wo das hinführt – genauer gesagt, dass der Roman mit dem Tod von Leto II enden wird. Aber, leider: Bis zu diesem entscheidenden Ereignis tut sich irgendwie nicht wirklich viel. Es gibt ein paar philosophische Diskussionen über das Regieren, und generell sind die Interaktionen zwischen Leto und Moneo, Duncan und/oder Hwi teilweise nicht uninteressant. Die Handlung an sich ist allerdings recht dünn. Gelegentlich macht Leto einen Ausflug, wo es dann zu einem Anschlag kommt, den er überlebt. Dieses Muster widerholt sich mehrmals, bis er es zuletzt dann halt eben nicht mehr überlebt. Ein weiterer Punkt ist wohl: Auch wenn man wie gesagt früh ahnt, wo die Reise hingeht, so scheint es dennoch – zumindest, soweit es die Figuren betrifft – kein klares Ziel zu geben. Im ersten "Dune"-Roman strebte Paul nach Rache. Im zweiten versuchte er, das schlimme Schicksal dass er in seiner Zukunft sah irgendwie abzuwenden. Im dritten kämpften seine Kinder ums Überleben, und schlug Leto II dann eben schließlich den Weg zum besagten, goldenen Pfad ein. Aber hier? Hier gilt es letztendlich "nur", eben diesen Weg beizubehalten. Und die Absicht von Siona und Duncan, ihn zu ermorden, rückt viel zu spät in den Fokus. Erschwerend kommt nun noch hinzu, dass ich auch die Nebenplots, wie z.B. rund um Duncan Idaho, nicht übermäßig mitreißend fand. Und so plätschert die Handlung im überwiegenden Teil des Buchs ohne Spannung und/oder klare Motivation der Figuren dahin. Wie gesagt, das heißt nicht, dass es zwischendurch nicht interessante (philosophische) Gedanken gäbe, oder der Roman nicht gut geschrieben sei. Schriftstellerisch hat Herbert von "Kinder" zu "Gottkaiser" sicherlich nichts verlernt. Und auch die inhärente Tragik, dass sich Leto II hier zum Wohle der Menschheit zum "Schurken" aufschwingt, hat zweifellos ihren Reiz. Dass sich "Der Gottkaiser des Wüstenplaneten" insgesamt aber wesentlich länger angefühlt hat als "Die Kinder des Wüstenplaneten", obwohl er ja eigentlich etwas kürzer ist, ist halt kein gutes Zeichen.
Fazit:
Nach drei sehr guten Romanen war "Der Gottkaiser des Wüstenplaneten" das erste Buch der Reihe, mit dem ich mir doch eher schwer tat. Zwar ist auch dieses Buch wieder grundsätzlich gut geschrieben, bietet ein paar interessante philosophisch-politische Gedanken, die Interaktionen zwischen Leto II und den Leuten rund um ihn herum waren teilweise ganz nett, und zum Ende hin kam dann tatsächlich ein bisschen Spannung auf. Insgesamt ist "Der Gottkaiser des Wüstenplaneten" aber einfach zu viel Buch für zu wenig Handlung, weshalb er sich für mich leider doch ordentlich gezogen hat.
Bewertung: 2.5/5 Punkten
Christian Siegel
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