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Spaceballs: The Book Drucken E-Mail
Kindgerecht-verharmloste Nacherzählung des Films Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 04 April 2020
 
Titel: "Spaceballs: The Book"
Bewertung:
Autor Jovial Bob Stine, nach dem Drehbuch von Mel Brooks, Thomas Meehan & Ronny Graham
Umfang: 122 Seiten (E)
Verlag: Scholastic (E)
Veröffentlicht: Juni 1987 (E)
ISBN: 978-0-590-41226-4 (E)
Kaufen: Das Buch ist nur mehr gebraucht über Ebay & Co. erhältlich.
 

Kurzinhalt: Vor einem langen, langen Time Warp, in einer ganz, ganz, ganz weit entfernten Galaxie, lebte einst eine Rasse skrupelloser Wesen bekannt als die… Spaceballs! Kapitel Elf: Die hinterhältigen Anführer des Planeten Spaceballs, die ihre kostbare Atmosphäre unachtsam verschwendet haben, hecken einen geheimen Geheimplan aus, mit dem sie ihrem friedfertigen Nachbarplaneten Druidia die Luft stehlen wollten. Heute findet die Hochzeit von Prinzessin Vespa statt. Vor ihren ahnungslosen Augen verborgen – aber für uns natürlich völlig sichtbar – lauert die Gefahr in den Sternen…

Wenn ihr das hier lesen könnt, braucht ihr keine Brille!


Review: Wusstet ihr, dass es eine Romanadaption zu Mel Brooks "Spaceballs" – anerkanntermaßen der besten Parodie aller Zeiten – gibt? Ja, ich auch nicht. Allerdings bin ich seit einiger Zeit in einer – passenderweise als "Spaceballs: The Facebook Group" betitelten – Fangruppe, und dort wurde ich vor ein paar Wochen auf die Existenz des Buchs aufmerksam gemacht. Als Riesenfan des Films musste ich den natürlich haben – was in Zeiten des Internets zum Glück auch keine große Herausforderung mehr ist. Also rasch Ebay angeworfen, eine vertretbar bepreiste gebrauchte Ausgabe in gutem Zustand gekauft, und 1-2 Wochen später landete das gute Stück auch schon in meinem Postkasten. Die erste Überraschung erwartete mich dann aber gleich mal nach dem Auspacken: Denn "Spaceballs: The Book" ist – wortwörtlich – eine äußerst dünne Angelegenheit. Gerade einmal 122 Seiten umfasst das Büchlein. Ich hab in meiner Schulzeit so manche Reclam-Hefte gelesen (selten freiwillig), die dicker waren! Der Grund dafür wird mit einem Blick auf den Verlag deutlich, der das Buch aufgelegt hat – richten sich die Veröffentlichungen im Scholastic-Verlag doch in erster Linie an Kinder, und sollen diesen auf einfache Art und Weise ermöglichen, lesen zu lernen. Damit einher gehen auch gleich zwei weitere wesentliche Punkte, die man vor dem Kauf des Buchs beachten sollte: So ist die Sprache doch recht einfach gehalten, und wird die Handlung aus dem Film relativ schnörkellos wiedergegeben. Wer hier ein vor Wortwitz nur so übersprudelndes Comedy-Feuerwerk Marke Pratchett oder Adams erwartet, deren Bücher allein durch deren gewitzt-lustigen Schreibstil und zahlreiche amüsante Beschreibungen viel Humor verströmen, ist bei "Spaceballs: The Book" somit definitiv an der falschen Stelle.

Der zweite Aspekt, den es zu beachten gilt, ist, dass die Geschichte im Vergleich zum Film leider deutlich verharmlost wurde. Zur Erinnerung: In den USA hat man es ja nicht so mit Schimpfworten, und findet diese – und jegliche auch nur ansatzweise Erotik – wesentlich schlimmer, als Gewalt. Ich werde mich Zeit meines Lebens daran erinnern, wie ein Schulfreund und ich bei unserem dreieinhalbwöchigen USA-Aufenthalt nach der Matura (bei jener Gastfamilie, die wir in der vierten Klasse Oberstufe besucht hatten) in der Videothek waren, und uns "Blade" ausborgten, und Shannon, unsere "Gastmutter", unsicher war, ob sich ihr zehnjähriger Junge das ansehen soll. Nicht etwa wegen dem ganzen vergossenen Blut und/oder der Gewalt, sondern weil ganz zu Beginn im Auto ein Blowjob angedeutet wird. Beim gleichen Besuch stieß ich im Nachtprogramm (der Jetlag ist ein Hund) zufällig auf eine Ausstrahlung von "Spaceballs", und bin natürlich drangeblieben (es war das erste Mal, dass ich den Film im englischen Original sah). Und obwohl es sich um eine Wiederholung nach Mitternacht handelte, war dort z.B. die Arschloch-Szene rausgeschnitten. Womit wir nach diesem kleinen Exkurs auch wieder zurück bei "Spaceballs: The Book" wären. Dort wurde die besagte Szene zwar nicht geschnitten, die Arschlöcher aber in Idioten umgetauft. Und auch sonst wurde so ziemlich alles, was sich im Film an gewagterem Humor befindet, entfernt. Dass Lord Helmchen den Strahl seines Rings auf die, nun, Spaceballs seiner Leute richtet? Die Szene, wo er mit Puppen ein erotisches Techtelmechtel zwischen sich und Prinzessin Vespa nachstellt? Dass die Weltall-Putze auf einmal nicht mehr saugt, sondern bläst? All das sucht man hier vergeblich. Auch der Flammenwerfer wurde gestrichen. Die Wüste wird nicht durchkämmt (und dabei dementsprechend natürlich auch "nicht mal Scheiße" gefunden, sondern vielmehr jeder Stein umgedreht. Auch die komplette Diner-Szene wurde – da wohl selbst in der verharmlosten Form ein Alien, das aus einem Brustkorb bricht, zu explizit gewesen wäre – entfernt. Und so manche Änderung wirkt überhaupt völlig willkürlich. So fehlt hier z.B. das Lichtschwert-Duell, und der Einsatz von Spocks Nervengriff wurde durch einen Kirk-artigen Karateschlag ersetzt. All diese Kürzungen/Änderungen nehmen dem Buch letztendlich im Vergleich zum Film leider doch einiges an Reiz – und auch Humor.

Es ist ein beeindruckender Beleg dafür, wie verdammt gut der Film – und das Drehbuch – sind, dass "Spaceballs" selbst in dieser reduzierten und zensierten Buch-Form, wo einerseits einige Gags der Schere zum Opfer gefallen sind, und andererseits die wunderbar überzeichneten schauspielerischen Leistungen, die "Star Wars" in nichts nachstehenden Effekte, die starke Inszenierung, und der köstliche Score von John Morris fehlen, immer noch funktioniert. Hauptverantwortlich dafür ist wohl, dass sich "Spaceballs" eben nicht damit begnügt, eine Parodie bzw. einen Gag nach dem anderen mehr oder weniger zusammenlanglos aneinanderzureihen, sondern diese vielmehr in einen vernünftigen Rahmen eingebettet wurden. Oder, anders ausgedrückt: Der Film erzählt eine Geschichte, die grundsätzlich auch ohne die parodistischen Elemente funktionieren würde. Und genau das ist dann auch, wovon "Spaceballs: The Book" profitiert. Selbst ohne so manchen Gag, den man schmerzlich vermisst, vermag die Story immer noch zu unterhalten. Generell möchte ich Jovial Bob Stines Arbeit an der Romanadaption nicht grundsätzlich schlecht reden. Es ist aufgrund des Verlags anzunehmen, dass weder die Streichungen noch die sehr kurz gehaltene und literarisch wenig anspruchsvolle Nacherzählung der Geschichte auf seinen Mist gewachsen sind, und innerhalb der ihm auferlegten Beschränkungen macht er seine Sache alles andere als schlecht. Es beginnt schon überaus vielversprechend, gelingt es ihm doch sehr gut, den visuellen Gag mit dem scheinbar endlosen Raumschiff ins literarische Format zu übertragen. In weiterer Folge präsentiert er dann zudem so manchen Gag, der im Film gefehlt hat – wobei ich natürlich nicht beurteilen kann, ob diese im Drehbuch waren und dann herausgeschnitten wurden, oder tatsächlich auf seinen Mist gewachsen sind. Besonders die Idee, dass Prinzessin Vespa sich denkt, dass irgendwo da draußen ihr Märchenprinz auf sie wartet, und man daraufhin zu einem Sternenbild schwenkt, wo in der Tat "Irgendwo" zu lesen ist, fand ich lustig. Im Gegensatz zum Film steht Yoghurt dann später auch auf, um seine Knie zu schonen. Wohl seine beste Idee war es aber, statt mit der Hochzeit und einem in die Flitterwochen fliegenden Winnebago mit "Just Married"-Nummernschild auf dem Planeten der Affen – und damit einem der besten Gags des Films ("There goes the planet!") – zu enden.

Fazit: Als großer Fan von "Spaceballs" war mir als ich zufällig erfuhr, dass 1987 doch tatsächlich eine Romanadaption des Films erschienen ist, klar: Den muss ich haben/lesen! Nach einem ersten Schock ob der geringen Seitenzahl war ich auf den ersten Seiten von Jovial Bob Stines Adaptierung noch durchaus angetan. Danach setzte jedoch zunehmend die Enttäuschung ein. Denn nicht nur, dass es sich hier um eine schlichte Nacherzählung der Geschichte des Films handelt – sprich, Stine sich nicht bemüht, auf die Vorlage aufzubauen, und seine Romanversion durch zusätzliches Material aufzuwerten – aufgrund der Hauptzielgruppe des Buchs (junge Leser) muss man zwar nicht nur im Hinblick auf die Länge und die sprachliche Komplexität Abstriche machen, sondern zugleich auf so manch zensierten Gag verzichten, was einen halt gerade auch als großer Fan des Films schmerzt, und der Erzählung doch einiges an Reiz und Humor raubt. Jedenfalls war ich in weiterer Folge doch etwas enttäuscht, wie viele tolle Szenen aus dem Film hier leider fehlen. Das ist halt gerade auch als großer Fan der Vorlage schon sehr schade. Allerdings: Zum Glück ist die Story der Vorlage gut genug, um auch den Verlust einzelner Gags verkraften zu können. Zumal die Adaption von Stine ja auch nicht grundsätzlich schlecht ist, und es ihm durchaus gelingt, einige visuelle Gag auf clevere Art und Weise ins Buch herüberzuretten, und er zumindest gelegentlich doch auch mit eigenen lustigen Ideen aufwarten kann. Und so bereue ich es, trotz einer leichten Enttäuschung sowie der Tatsache, dass das Buch dem Film zweifellos nicht das Wasser reichen kann, keineswegs, mir diese Version der Geschichte vorgeknöpft zu haben.

Bewertung: 3/5 Punkten
Christian Siegel





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