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Rolands schleppende Suche nach Waffenbrüdern Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 16 März 2019
 
Titel: "Drei"
Originaltitel: "The Drawing of the Three"
Bewertung:
Autor: Stephen King
Übersetzung: Joachim Körber
Umfang: 592 Seiten
Verlag: Heyne (D)
Veröffentlicht: 2003 (D), 1988 (E)
ISBN: 978-3-453-87557-5
Kaufen: Taschenbuch (D), Kindle (D), Taschenbuch (E), Kindle (E)
 

Kurzinhalt: Nach seinem Palaver mit dem Mann in Schwarz verschlägt es Roland Deschain an einen Strand, wo er erschöpft zusammenbricht. Er erwacht erst wieder, als krabbenförmige Wesen aus dem Meer kommen und beginnen, ihn zu verspeisen – dabei verliert er zwei Finger seiner rechten Hand. Danach schleppt er sich, nach wie vor fiebrig und erschöpft, über den Strand, um schließlich auf eine Tür im Sand zu stoßen. Als er diese öffnet, findet er sich in einem Flugzeug wieder. Zuerst irritiert und schockiert, beginnt er die Sinneseindrücke erst langsam zu verstehen. Dabei wird ihm zunehmend klar, dass der die Welt aus der Perspektive eines anderen Mannes erlebt – und auch die Fähigkeit hat, diesen quasi zu übernehmen und seinen Körper zu steuern. Der Mann stellt sich als der heroinsüchtige Eddie Dean heraus, der Drogen nach New York schmuggeln soll. Roland hilft ihm dabei, nicht von der Flughafensicherheit dabei erwischt zu werden, und danach auch beim Showdown mit dem Dealer, dem er die Drogen übergeben sollte. Danach begleitet ihn Eddie durch die Tür. Gemeinsam schreiten sie den Strand weiter ab, ehe sie auf eine zweite Tür stoßen. Doch die Frau, die sich dahinter verbirgt, ist schizophren – wobei die eine Persönlichkeit nichts von der anderen weiß…

Review: Zwischen der Veröffentlichung des ersten und des zweiten Bands der "Dunkle Turm"-Reihe liegen gerade einmal fünf Jahre – die sich jedoch als prägend für den damals noch jungen Autor erweisen sollten. Denn wo "Schwarz" ein doch eher untypischer King-Roman ist, hatte er bei "Drei" seine Stimme und seinen Stil gefunden. Nun bin ich ja grundsätzlich durchaus Fan seiner Schreibe, und abseits des untypischen "Schwarz" gibt es noch einige klassische, typische King-Romane, die für mich über jeden Zweifel erhaben sind (allen voran das – bis auf die unnötige Gruppenbumsszene – Meisterwerk "Es"). Doch wo dort die teils ausschweifende Erzählweise und die ausführliche Charakterisierung durch ein paar ungemein packende Momente (aufgrund seines Talents, spannende Gruselszenen zu schreiben) angereichert werden, fehlt bei "Drei" – der eben doch eher Fantasy- als Horrorroman ist – letzteres. Das Ergebnis ist ein Roman, der seinen Horror-Meisterwerken aus meiner Sicht doch unterlegen ist, weil eine ihrer größten Stärken fehlt. Weil seinem oftmals unnötig ausschweifenden Schreibstil (und ja, ich weiß, es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, wenn das grad von mir kommt, der sich in seinen Reviews auch gerne mal länger auslässt) stehe ich doch eher ambivalent gegenüber. So auch hier. Der erste Teil war da halt wesentlich kürzer und knackiger. Generell hat mich dieser mit dem ersten Einblick in diese fremde Welt, und der Vorstellung von Roland und seiner Reise, fasziniert. Während diesmal vielmehr die Personen im Mittelpunkt stehen, die er hier "rekrutiert", und die sich seiner Suche nach dem dunklen Turm anschließen. Und die stammen nun mal aus unserer gewöhnlichen, normalen Welt – die ich halt längst nicht so interessant und faszinierend wie jene finde, die Roland in "Schwarz" durchstreifte.

Nun bedeutet all das nicht, dass "Drei" ein schlechter Roman wäre. King hat zweifellos ein Gespür für interessante, vielschichtige und vor allem auch durchaus problemgebeutelte Figuren – wie er hier eindrucksvoll unter Beweis stellt. Schon allein Eddie Dean ist alles andere als ein klassischer Held: Ein kaputter Drogensüchtiger, der ohne Rolands Hilfe beim Schmuggel aufgeflogen wäre, hier jedoch für seine Sucht einen schweren Preis zahlen muss. Ich habe solche "redemption"-Geschichten ja überaus gerne, weshalb mir Eddies weitere Entwicklung sehr gut gefallen hat. Aber auch Detta/Odetta Holmes ist eine spannende Figur. Ich bin zwar in Psychologie nicht bewandert genug um einschätzen zu können, wie realistisch die Darstellung einer schizophrenen Persönlichkeit ist (auf mich wirkt es offen gestanden ein bisschen "Hollywood"), aber es schafft für ihren Teil des Romans zweifellos eine interessante Ausgangssituation. Positiv zweifellos auch, wie King hier in die Vergangenheit der USA zurückspringt und sowohl die Diskriminierung der afroamerikanischen Bevölkerung als auch die damalige Bürgerrechtsbewegung aufgreift. Die Geschehnisse hinter der dritten Tür fielen für mich im direkten Vergleich dann aber leider ab. Die Verknüpfung zur Vorgeschichte sowohl zu Odetta als auch Jake fühlte sich konstruiert an, und generell merkt man gerade auch bei diesem Teil, um wie viel härter und kompromissloser "Schwarz" war. Ich hätte es z.B. wirklich stark gefunden, wenn Roland, nachdem er ihn im ersten Teil der Reihe fallen ließ, hier nun im Körper von Jack Mort dafür hätte sorgen müssen, dass Jake in der "normalen" Welt überhaupt erst starb, woraufhin es ihn dann in Rolands Welt verschlug. Stattdessen nutzt King die Gelegenheit, um Roland Jakes Leben vielmehr retten zu lassen, und ihn damit nachträglich zu rehabilitieren (und halt auch ein potentielles Kontinuitätsloch aufzureißen). Ganz ehrlich: Da war mir der mutig-freche frühe King (der unter dem Pseudonym Richard Bachmann ja u.a. auch die knallharten Thriller "Todesmarsch" und "Menschenjagd" geschrieben hat) lieber.

Fazit: Als ich die damals noch sieben Romane der Reihe gelesen habe, war "Drei" mein unliebster Teil der Reihe – und es scheint so, als würde sich dieser Eindruck nun bei meiner Zweitlesung bestätigen. Ich fand den ersten Teil einfach wesentlich interessanter und faszinierender, aber auch härter und kompromissloser. Schon allein die Tatsache, dass er zu einem Großteil in "unserer" Welt spielt, nimmt ihm im Vergleich zum Vorgänger viel an Reiz. Hinzu kommt, dass Stephen King als Autor in den dazwischenliegenden Jahren zu sich selbst gefunden und den Stil, den er seither praktisch unentwegt durchzieht, gefunden hat. Sprich: Ausschweifende Schilderungen von Umgebung, Ereignissen und Persönlichkeiten, und eine ausgedehnte Handlung, die sich da und dort auch schon mal ziehen kann – vor allem auch, wenn wie im vorliegenden Fall die spannend-gruseligen Elemente fehlen, die viele seiner Horrorklassiker so aufwerteten. Schlecht ist "Drei" aber trotzdem nicht. Dafür ist Stephen King, was das Schriftstellerische an sich betrifft, nun mal einfach ein zu guter Autor. Zumal die Neuzugänge – Eddie und Odetta/Detta/Susannah – durchaus interessant sind. Auch die sich aus den Türen in unsere Welt ergebenden Zeitsprünge werteten den Roman für mich auf. Und zwischendurch gab es auch immer wieder ein paar durchaus spannende oder sonstwie gelungene Momente. Im Vergleich zum mich auch heute immer noch begeisternden "Schwarz" ist "Drei" aber halt schon eine ziemliche Enttäuschung.

Bewertung:2.5/5 Punkten
Christian Siegel





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