Originaltitel: They Reminisce Over You Episodennummer: 2x13 Bewertung: Weltweite Internet-VÖ: 22. Juni 2018 (Netflix) Drehbuch: Cheo Hodari Coker Regie: Álex García López Hauptdarsteller:
Mike Colter als Luke Cage,
Simone Missick als Misty Knight,
Theo Rossi als Hernan Alvarez/Shades,
Gabrielle Dennis als Tilda Johnson,
Mustafa Shakir als John McIver/Bushmaster,
Steven Rider als Blake Tower,
Alfre Woodard als Mariah Dillard.
Gastdarsteller:
Kevin Mambo als Sheldon,
Karen Pittman als Deputy Chief Priscilla Ridley,
Danny Johnson als Benjamin Donovan,
John Clarence Stewart als Alex Wesley,
Heather Alicia Simms als Ingrid Mackintosh,
Justin Swain als Detective Mark Bailey,
Annabella Sciorra als Rosalie Carbone,
Sean Ringgold als Sugar,
Jeremiah Richard Craft als Dave Griffith,
Tijuana Ricks als Thembi Wallace,
Delissa Reynolds als Kalinda Potter,
Joy Lynn Jacobs als Judge Amanda Garmon,
Sedly Bloomfield als Joel Spurlock,
Marcus Choi als Eric Hong,
Louie Gasparro als Anibal Izqueda,
Harold Surratt als Robert,
Ivan Moore als Joe,
Thomas Silcott als Larry u.a.
Kurzinhalt:
Mariah wird der Prozess gemacht. Um die Anzahl an Leuten die gegen sie aussagen können so klein wie möglich zu halten, setzt sie auf all ihre früheren Mitarbeiter – inklusive Shades – ein Kopfgeld aus. Damit drohen der Staatsanwaltschaft schon bald sämtliche Zeugen auszugehen, bis nur mehr Aussage gegen Aussage steht – was einen Freispruch aus berechtigtem Zweifel begünstigen würde. Bevor es zur Verhandlung kommt, erhält sie aber zuerst mal Besuch von ihrer Tochter Tilda, sowie ihrem Widersacher Luke Cage. Dieser sieht sich mit der Herausforderung konfrontiert, die steigende Kriminalitätsrate und die Gangkriege, die im durch Mariahs Abgang entstandenen Machtvakuum selbst in bislang sicheren Gegenden und am hellichten Tag ausgefochten werden, unter Kontrolle zu bringen. Letztendlich sieht er sich, um dieses Ziel zu erreichen, zu einem überaus ungewöhnlichen Schritt genötigt…
Review:
Bei der Besprechung – und Bewertung von "They Reminisce Over You" ist aus meiner Sicht strikt zwischen dem Weg und dem Ziel zu unterscheiden. Letzteres konnte mir überwiegend sehr gut gefallen. Hier stach u.a. der Tod von Mariah hervor. Ich mag es nun mal, wenn sich Serien nicht davor scheuen, den Status Quo auf markante Art und Weise zu verändern, weshalb ich diese Entwicklung schon mal für sich genommen begrüße. Hinzu kommt nun noch, dass ich finde, dass Mariah am Ende ihrer Nützlichkeit angelangt war. Ich hätte echt nicht gewusst, was sie mit ihr in der dritten Staffel noch hätten anstellen wollen, und auf eine "Orange is the New Black"-Variante mit Mariah in der Hauptrolle hätte ich nun wirklich keine Lust gehabt. Oder noch schlimmer, wenn sie freigekommen wäre und die ganze Chose wieder von vorn angefangen hätte. Insofern passt es schon, dass man ihre Geschichte auf diese Art und Weise zu einem Abschluss gebracht hat. Noch besser als das gefiel mir aber, dass Luke Cage am Ende der Besitzer von Harlem's Paradise wird, und auch das durch Mariahs Verhaftung und späteren Tod entstandene Machtvakuum füllt – und somit zum neuen (Gangster-)König von Harlem wird. Weil das hat einerseits eine gewisse, herrliche Ironie, verschafft "Luke Cage" vor allem aber eine überaus interessante und vielversprechende Ausgangssituation für eine allfällige dritte Staffel.
Jedoch, oh weh oh weh, bei der Umsetzung haperte es teilweise leider doch gewaltig. So war leider alles rund um Mariahs Ableben viel zu offensichtlich. Bereits wenn sich Tilda die Soße herrichtet, war mir klar, wo das hingeht. Dann der auffällige Lippenstift, der Kuss… eigentlich erwartete ich da gleich, dass Mariah zusammenbricht, aber natürlich mussten sie damit warten, bis Luke Cage hereinkommt, um den beiden noch eine letzte gemeinsame Szene mit auf den Weg zu geben. Mir erschien das alles leider sehr konstruiert – wobei ich zumindest dankbar war, dass man jetzt nicht auf die Idee kam, Luke könnte hinter ihrer Ermordung stecken. Was nun seine Rolle als neuer König von Harlem betrifft, so fand ich leider den Weg dorthin alles andere als überzeugend. "They Reminisce Over You" schaffte es leider nicht, mir plausibel zu vermitteln, warum dieser Schritt unbedingt notwendig war. Zumal ich den Ausbruch der Gewalt zu Beginn der Folge doch sehr übertrieben dargestellt fand. Auch hier wären wir wieder beim Stichwort "konstruiert". Das wirkte auf mich einfach alles enorm erzwungen. Cheo Hodari Coker wusste, wo er Luke Cage am Ende haben wollte – scheiterte in meinen Augen aber daran, diese Entwicklung nachvollziehbar und glaubwürdig zu gestalten. Sehr verkrampft auch die Szene am Ende, als er Claire einfach so ungesehen fortschickt. Und lasst mich bitte erst gar nicht von der Kopie der Szene aus "Der Pate" anfangen, als sie die Tür vor Misty zumachen. Sowas kannst du in einer Parodie und/oder Komödie bringen, aber doch nicht in einem derart hochdramatischen Moment, der offenkundig völlig ernst gemeint war. Mir hingegen fiel es da echt schwer, mir das Lachen zu verkneifen – was ja wohl eher nicht die gewünschte Reaktion gewesen sein dürfte. Noch schlimmer – bzw. unfreiwillig komischer – war allerdings Tildas Gesangseinlage. Bitte schön wer macht sowas? Ein eigenes Lied über die gerade ermordete Mutter dichten, sich ans Klavier setzen und zu spielen und singen anfangen?! Sorry, mir erschien das völlig hirnrissig – und vor allem auch an dieser Stelle absolut unpassend. Und lasst mich erst gar nicht mit dem aufgesetzten "Make Harlem great again!"-Spruch anfangen. Wie gesagt, die Ausgangssituation für die dritte Staffel finde ich überaus vielversprechend. Der Weg dorthin war im Falle von "They Reminisce Over You" aber überaus steinig.
Fazit:
Die Ausgangssituation für die dritte Staffel halte ich für äußerst interessant und vielversprechend – weshalb ich mich auch, obwohl ich von den ersten beiden Seasons jetzt nicht unbedingt begeistert war, auf diese jetzt schon freue. Auch den endgültigen Abschied von Mariah empfand ich als positiv. Der Weg dorthin war jedoch in beiden Fällen überaus steinig. Alles rund um Mariah war ungemein vorhersehbar, und litt zudem unter der kitschig-aufgesetzt-unpassenden Gesangseinlage von Tilda, die ihre soeben vergiftete Mutter besingt. Auch, dass sich Luke hier nun zum Gangsterboss aufschwingt, wollte mir nicht einleuchten. Zumal man aus meiner Sicht auf eine langsame Entwicklung – bzw. seinen Verfall (getreu dem Motto "Macht korrumpiert") – viel zu rasch abhandelt, wie z.B. wenn er am Ende Claire wegschickt. Das schlimmste war aber die Kopie der letzten Einstellung von "Der Pate". Sowas kannst in einer Parodie bringen, aber doch bitte nicht, wenn du willst, dass der Zuschauer hier voll drin ist und ob dieser Entwicklung besorgt/bedrückt/was auch immer ist. Stattdessen konnte ich mir vielmehr ein Lachen zur schwer verkneifen. Insgesamt war "They Reminisce Over You" leider ein eher unversöhnlicher Abschluss der zweiten Staffel – die insgesamt betrachtet aber dennoch eine deutliche Steigerung zur ersten darstellte.