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Furchtbarer Auftakt zur zweiten Trilogie Kategorie: Literatur & Comics - Autor: Christian Siegel - Datum: Samstag, 11 August 2018
 
Titel: "Foundation's Fear"
Deutscher Titel: "Der Aufstieg der Foundation"
Bewertung:
Autor: Gregory Benford
Umfang: 605 Seiten (inkl. Nachwort)
Verlag: Harper Collins
Veröffentlicht: 1997
ISBN: 978-0-06-105638-3
Kaufen: Taschenbuch (E), Kindle (D)
 

Kurzinhalt: In Kürze soll Hari Seldon zum neuen Ersten Minister des Imperiums ernannt werden, nachdem Demerzel abgedankt ist. Doch auch wenn er von Imperator Cleon präferiert wird, ist er nicht der einzige Kandidat auf dem Posten. Vor allem Lamurk wettert gegen den Mathematiker, und hinterfragt, was gerade ihn dazu auszeichnet, diesen hohen politischen Posten zu füllen. In seinem Bestreben, zu verhindern, dass Hari Seldon zum Ersten Minister ernannt wird, schreckt er selbst vor Attentaten nicht zurück. In diesen unsicheren Zeiten, die Hari und seine Frau Dors letztendlich auch dazu bewegen, Trantor kurzzeitig den Rücken zu kehren, muss sich Hari nicht nur mit seinen politischen Gegnern auseinandersetzen, sondern auch Cleon I. dabei beraten, wenn es darum geht, den Verfall des Imperiums zu verlangsamen, hat sich einer Krise rund um künstliche Intelligenzen zu stellen, und versucht in all dem Chaos seine Theorie zur Psychohistorie voranzubringen, in der er die einzige Hoffnung auf Rettung des Imperiums sieht…

Review: Ok, ich gebe unumwunden zu: "Foundation's Fear" hatte bei mir von Anfang an einen schweren Stand – ohne etwas dafür zu können. Weil wenn ich in einem Wikipedia-Eintrag über Isaac Asimovs "Foundation"-Reihe auf einen Hinweis zur zweiten Trilogie stoße und mir diese kaufe, ohne mich vorab darüber zu informieren, ist das natürlich nicht Gregory Benfords Schuld. Fakt ist halt aber, dass ich mir aufgrund eben dieser Bezeichnung als zweite "Foundation"-Trilogie, sowie der Genehmigung durch Asimovs Nachlass, eigentlich erwartete, dass diese an seine "Foundation"-Romane anknüpfen würde. Immerhin blieben auch nach "Foundation and Earth" noch rund 350 Jahre des Seldon-Plans offen. Stattdessen handelt es sich jedoch zumindest bei "Foundation's Fear" mal um ein weiteres Prequel, dass zwischen "Prelude to Foundation" und "Forward the Foundation" angesiedelt ist. Schon allein in dieser Einordnung sehe ich ein enormes Problem, denn letztendlich halte ich Hari Seldons Vor- bzw. Lebensgeschichte mit den besagten beiden Romanen von Isaac Asimov ausreichend erzählt. "Prelude to Foundation" zeigt uns, wie er die ersten Schritte bei der Entwicklung seiner Theorie machte, und "Forward the Foundation" schloss dann die Lücke zwischen diesem sowie dem ersten Roman der "Foundation"-Trilogie. Hier jetzt krampfhaft noch ein weiteres Abenteuer zwischen die ersten beiden Prequels zu quetschen, war aus meiner Sicht schon allein vom Konzept her keine gute Idee. Noch mehr als daran störte ich mich letztendlich aber an der Umsetzung. Denn leider fühlte sich "Foundation's Fear" trotz der Verwendung der Figuren (oder zumindest ihrer Namen) und der grundlegenden Eckpunkte des Universums für mich sowohl vom Schreibstil als auch dem Inhalt her nie wie ein weiterer Teil der "Foundation"-Reihe an.

So findet man in "Foundation's Fear" zahlreiche Elemente und Ideen, die sich für mich nicht stimmig ins bekannte Foundation-Universum einfügen lassen. So las ich hier vom ersten Mal von Wurmlöchern, die angeblich für interstellare Reisen von entscheidender Bedeutung sein sollen. Komisch nur, dass man dann von ihnen in Asimovs Romanen nie gelesen hat. Sehr schwer tat ich mir auch mit den Simulationen historischer Persönlichkeiten von der Erde, nämlich Voltaire und Joan d'Arc. Wenn die Erde tatsächlich im Reich der Mythen und Legenden untergegangen ist und keine verlässlichen Aufzeichnungen über den Ursprungsplaneten der Menschheit existieren, wie kann es dann derart detaillierte holographische Abbildungen dieser beiden bekannten historischen Persönlichkeiten geben? Das passt für mich nicht zusammen. Generell war das jener Teil des Romans, der am stärksten wie ein Fremdkörper wirkte – und so, als hätte hier Benford eine Idee für eine eigene Erzählung (die vielleicht von seinem Haus- und Hof-Verlag abgelehnt wurde?) genommen und hier nun verarbeitet. Man merkt, dass er historisch sehr interessiert ist und es ihm vor allem auch der Kontrast dieser beiden Persönlichkeiten angetan hat – aber wenn ich in einem fremden Universum spiele sollte ich mich halt schon anpassen, mich dem was zuvor kam unterordnen, und die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückstecken. Darüber hinaus stachen für mich auch die Tiktoks hervor – automatische Maschinen, die von ihrer mangelnden Intelligenz abgesehen nicht wesentlich von jenen Robotern zu unterscheiden sind, die laut "Prelude to Foundation" nur mehr Sagengestalten sind. Davon, dass Dors wahre Natur hier plötzlich auch einigen von Seldons politischen Konkurrenten bewusst ist, ganz zu schweigen. Hat Benford eigentlich je einen "Foundation"-Roman gelesen, oder war es ihm einfach egal?

Die Figuren sind leider auch teilweise nicht wiederzuerkennen; vor allem Hari Seldon. Zum Ende hin vollbringen zudem sowohl er als auch Daneel Taten, die ich mit ihren Figuren ebenfalls nur schwerlich in Einklang bringen konnte. Und überhaupt, laut Asimov haben sich die beiden nach "Prelude to Foundation" nicht mehr getroffen – was Benford natürlich nicht davon abhält, sie hier trotzdem wieder zusammen zu zeigen. Wie gesagt: Man hat echt den Eindruck, dass Benford die Foundation-Reihe nur aus kurzen, Wikipedia-artigen Zusammenfassungen kannte, und daraufhin dann einfach ohne Rücksicht auf Verluste sein Ding durchgezogen hat. Womit wir dann auch schon beim letzten entscheidenden Kritikpunkt wären: Denn selbst wenn ich die ganzen Widersprüche zur "Foundation"-Reihe ausblende, sagt mir "Foundation's Fear" inhaltlich kaum zu. Der Einstieg ist noch halbwegs ok, sobald dann aber mal Voltaire Joanne D'Arc auftauchen, geht der Roman rapide den Bach runter. Für Geschichtsfanatiker mag das einen gewissen Reiz haben, ich hingegen wär fast eingeschlafen. Das nachfolgende Kapitel, wo Hari Seldon gefühlte fünfzig Seiten lang durch den imperialen Palast gejagt wird, leidet dann vor allem unter der mangelnden Spannung, da eh jeder Leser weiß, dass ihm nichts passieren kann. Am schlimmsten war aber das nachfolgende Kapitel mit den Pans, bei denen es sich scheinbar um eine Art Affen handelt, und in deren Haut Hari und Dors schlüpfen. Diesen Teil des Romans fand ich wirklich nervig und anstrengend. Das darauffolgende Kapitel stellt dann die nicht wirklich ins Foundation-Universum passenden Wurmlöcher in den Mittelpunkt, war davon abgesehen aber nicht einmal so schlecht. Der Rest auf Trantor war dann jedoch wieder sehr unspannend, und bot den besagten, zu Hari/Daneel nicht wirklich passenden Massen-Exodus. Insofern war "Foundation's Fear" somit leider auch inhaltlich überwiegend nicht wirklich meins. Vor allem aber: Mit fast 600 kleingedruckten Seiten ist "Foundation's Fear" ganz einfach entschieden zu lang. Was für mich das Lesen des Romans leider zunehmend zu einer fast herkulischen Aufgabe machte.

Fazit: Ein englischsprachiger Rezensent hat es auf amazon sehr schön zusammengefasst: Dieses Buch ist schlecht. Aber nicht etwa, weil es nicht von Asimov geschrieben wurde, sondern, weil es ganz einfach schlecht ist. Ich hatte bis jetzt keinen Roman von Gregory Benford gelesen (zumindest nicht wissentlich) – und bin nach diesem Debakel auch nicht übermäßig motiviert, daran etwas zu ändern (wenn ich mir auch wohl eines Tages zumindest noch "Timescape" vorknöpfen werde). Schon als eigenständiger Roman hätte mir "Foundation's Fear" kaum zugesagt, aber als offiziell abgesegnete Fortführung von Isaac Asimovs Lebenswerk ist er in meinen Augen eine absolute Katastrophe. Die Figuren sind kaum wiederzuerkennen, es gibt einen ziemlich großen Kontinuitätsfehler rund um Hari und Daneel, vor allem aber stellt Benford hier zahlreiche Elemente vor (Wurmlöcher, Sims, Tiktoks), die sich nicht mit Asimovs früheren Werken in Einklang bringen lassen. Aber auch davon abgesehen war "Foundation's Fear" inhaltlich kaum nach meinem Geschmack, wobei neben der zerfahrenen Handlung, der mangelnden Spannung, und der insgesamt viel zu großen Seitenzahl die Abschnitte rund um Voltaire und Joan D'Arc, sowie das grauenhafte Kapitel rund um die Pans, hervorstachen. Einzelne halbwegs interessante Ideen sowie das zwar sich nur bedingt stimmig in den Foundation-Zyklus einfügende, aber zumindest für sich genommen spannende Kapitel rund um die Flucht durch die Wurmlöcher boten jeweils nur kurzzeitige Erleichterung. Davon abgesehen fand ich "Foundation's Fear" aber einfach nur mühsam, und habe ich mich stellenweise richtiggehend durchgequält. Möglich, dass sich das Blatt mit den nachfolgenden beiden Romanen der zweiten "Foundation"-Trilogie noch wendet, vorerst aber mal kann ich allen Isaac Asimov-Fans nur raten, einen weiten Bogen um diese authorisierte "Fortsetzung" zu machen.

Bewertung: 1/5 Punkten
Christian Siegel






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